Leistungsexkursion

Eine Leistungsexkursion, auch Leistungsexkurs genannt, eines Kernreaktors besteht darin, dass die geregelt ablaufende Kernspaltungskettenreaktion sich durch eine Fehlfunktion oder Fehlsteuerung auf eine (Wärme-)leistung oberhalb der Auslegungsgrenze verstärkt. Dies löst normalerweise eine Reaktorschnellabschaltung aus. Erfolgt die Abschaltung jedoch nicht, kann die erzeugte Leistung die Sicherheitsreserven des Kühlkreislaufs übersteigen, so dass die Temperatur im Reaktor auf gefährliche Werte ansteigt und Zerstörungen die Folge sind.

Bei der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl kam es durch eine Reihe von Bedienungsfehlern zusammen mit besonderen Eigenschaften des verwendeten Reaktortyps RBMK (zum Beispiel positiver Dampfblasenkoeffizient) zu einer nicht beherrschbaren, plötzlichen Leistungsexkursion, die zur Zerstörung des Reaktors mit Kernschmelze und Freisetzung großer Mengen von radioaktivem Material führte.[1]

Eine Analogie bei chemischen Reaktionen stellt das „thermische Durchgehen“ dar, die Überhitzung einer exothermen chemischen Reaktion oder einer technischen Apparatur aufgrund eines sich selbst verstärkenden, Wärme produzierenden Prozesses.

Siehe auch

Literatur

  • A. Ziegler, H.-J. Allelein (Hrsg.): Reaktortechnik: Physikalisch-technische Grundlagen. 2. Auflage, Springer 2013, ISBN 978-3-642-33846-5, Seite 345, Seite 559

Einzelnachweise

  1. R. H. Zahoransky (Hrsg.): Energietechnik. 6. Auflage, Springer Vieweg 2013, ISBN 978-3-8348-2279-6, Seite 112