Illustrirte Zeitung

1844: gegenüber der Erstausgabe ist der Kopf der Illustrirten Zeitung noch nahezu unverändert

Die Illustrirte Zeitung erschien vom 1. Juli 1843 bis zum September 1944 im Verlag J. J. Weber in Leipzig.

Verleger und Herausgeber war Johann Jacob Weber. Mitbegründer, technischer Leiter und Verbindungsmann zu den Holzschnittkünstlern in Leipzig und Berlin war von 1843 bis 1845 der Leipziger Buchhändler und Verleger Carl Berendt Lorck.

Geschichte

Erstausgabe der Illustrirten Zeitung vom 1. Juli 1843
1856: Der veränderte Kopf berücksichtigt auch die baulichen Veränderungen der Stadt
1861: Im Vordergrund links ist ein neues Gebäude zu erkennen – das Museum der bildenden Künste
Typische doppelseitige „Vogelschau“, hier am Beispiel der Stadt Hannover im Jahr 1872 nach Vorlage von Carl Grote
Titel vom 20. April 1911 mit einem von Hermann Schaper entworfenen Herold mit den Wappen von Hannover, dem Sachsenross und dem Reichsadler. Das Heft war im „Einzelverkauf nur durch den Hannoverschen Anzeiger“ der Verlagsgesellschaft Madsack zu haben.

Zunächst als Lizenzausgabe der 1842 in England gegründeten Zeitschrift The Illustrated London News herausgegeben war sie nach deren Vorbild und dem der L’Illustration (Paris) die erste illustrierte Zeitschrift in Deutschland.

Die Zeitschrift war das „Flaggschiff“ des Unternehmens und kann zugleich als Urmutter aller späteren „Bilderblätter“ angesehen werden. Zudem war diese neue Art Zeitschrift in Bezug auf die für solch kostspielige Experimente eher ungünstige Zeit ein wagemutiger, aber erfolgreicher Versuch, der sich in hervorragenden Verkaufserfolg entwickelte.[1]

Die Technik der Holzstich-Illustrationen für damalige Verhältnisse zur Perfektion zu entwickeln, war für den Verleger J. J. Weber im Jahr 1843 der eigentliche Anreiz zur Gründung einer illustrierten Zeitschrift. Im Laufe der folgenden Jahre gliederte er ein xylographisches Atelier an, das 1849–1857 von Robert Kretschmer, 1857–1860 von dem Maler Ernst Hartmann aus Berlin, 1860–1870 von dem Maler Anton „Tony“ Muttenthaler (1820–1870) aus München und 1870–1901 von Fritz Waibler geleitet wurde.

Weber erwarb 1858 nach Kretschmers Tod dessen Atelier. 1860 gründete er für seine Verlagswerke eine eigene Druckerei – den Druck der Illustrirten Zeitung behielt allerdings bis zum Jahrhundertende F. A. Brockhaus.

Ihr enormer Einsatz an Bildern und Bildreportagen, die durch den Einsatz eigener Bildkorrespondenten möglich wurde, macht die Illustrirte Zeitung durch ihre lange Laufzeit von einem Jahrhundert zu einer wichtigen Quelle an Materialien zur Geschichte und Kultur, sowie der Politik und des Alltagslebens. Sie bietet damit ein einmaliges Bildarchiv mit über 300.000 Illustrationen, die eindrucksvoll Berichte über das zeitgenössische politische, wissenschaftliche, kulturelle und literarische Leben dieser Zeit liefern.

Mit der in der Illustrirten Zeitung erstmals eingeführten Eingliederung des Bildes in die Textseite erhöhte sich die Aussagekraft der bisher nur sprachlich vermittelten Inhalte oder Informationen.

Sechs Monate nach Erscheinen betrug die Auflage 7.500 Exemplare, drei Jahre nach ihrer Gründung stieg sie auf 11.000 Exemplare, die Rekordauflage lag bei etwa 100.000.

„1868 konterte die Leipziger Illustrierte Zeitung zu ihrem 25-jährigen Bestehen im Rückblick auf die Vorbehalte der Verdummung durch Illustrationen mit einer Gegendarstellung unter der Überschrift ‚Illustration als Hebel der Volksbildung‘, daß das Interesse und die Aufmerksamkeit der Leser erst durch die Abbildungen auf den Text gelenkt würden.“

Bernd Weise: Aktuelle Nachrichtenbilder „Nach Photographien“[2]

Die Illustrirte Zeitung veröffentlichte 1883 das erste gedruckte Foto, die Darstellung eines Gralsbechers, in einem deutschen Presseorgan. Es war eine gerasterte Fotografie (Autotypie), die nach dem Verfahren von Georg Meisenbach hergestellt wurde.

Der Aufstieg und Erfolg des Nationalsozialismus wurde mit einem positiv ästhetisierenden Bildmaterial durch die Illustrirte Zeitung begleitet.

Die Zeitschrift brachte es im Laufe ihres Erscheinens auf mehr als 5000 Ausgaben, die über einen Zeitraum von 100 Jahren kultur- und literaturhistorische, sowie gesellschaftspolitische Informationen und Entdeckungen und Erkenntnisse aus Wissenschaft und Technik archivierten.

Sie stellte im September 1944 mit der 5041. Nummer ihr Erscheinen ein. Im Dezember desselben Jahres erschien ein letztes Sonderheft mit dem Titel Der europäische Mensch.

Schachkomposition

Die Illustrirte Zeitung war von großer Bedeutung für die Entwicklung der modernen Schachkomposition in Deutschland, da die durch Karl Julius Simon Portius betriebene Schachspalte als damals einziges Organ des deutschen Schachlebens weithin beachtet wurde. Mehrere theoretisch bedeutende Schachprobleme wurden hier besprochen oder erschienen hier erstmals, beispielsweise 1854 das Nowotny-Thema. In der Schrift Das Indische Problem stellten Johannes Kohtz und Carl Kockelkorn 1903 die Bedeutung von Portius’ Arbeit heraus.

Mitarbeiter

Bekannte Autoren

Auch einige namhafte Politiker schrieben Artikel für die Illustrirte Zeitung. Unter ihnen befinden sich:

Illustratoren

Das Nachrichtenwesen im Deutschen Heere,
Titel der Illustrirten Zeitung von 1918,
signiert von Karl Albrecht;
Nr. 3911 vom 13. Juni 1918, Kriegsnummer 202

Literatur

  • Wolfgang Weber: Johann Jakob Weber. Der Begründer der illustrierten Presse in Deutschland. Lehmstedt, Leipzig 2003, ISBN 3-937146-03-2.
  • Joachim Wachtel (Hrsg.): Facsimile Querschnitt durch die Leipziger Illustrirte Zeitung. Scherz Verlag, München/Bern/Wien 1969.
Commons: Illustrirte Zeitung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Illustrirte Zeitung – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Harald Fischer Verlag – Illustrirte Zeitung (Memento vom 9. Juli 2004 im Internet Archive)
  2. In: Charles Grivel u. a. (Hrsg.): Die Eroberung der Bilder. Photographie in Buch und Presse 1816–1914, München 2003, S. 98.
  3. Julien Reitzenstein: Himmlers Forscher. Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im „Ahnenerbe“ der SS. Schöningh Verlag, Paderborn 2014, S. 48: „Der spätere Reichsgeschäftsführer des SS-Ahnenerbe Wolfram Sievers war vom 15. April bis 1. Oktober 1933 Mitglied der Geschäftsleitung des Verlages J.J. Weber und leitete als solcher die Ilustrirte Zeitung.“

Auf dieser Seite verwendete Medien

1911-04-20 Illustrirte Zeitung S. 0000a Herold Wappen Hermann Schaper Hannoverscher Anzeiger Madsack.jpg
Sonder-Titel-Umschlag zur Illustrirten Zeitung,, Nummer 3538, hundertsechsundreissigster Band, vom 20. April 1911 mit dem Titel Hannover und Grenzgebiete; Vierfarb-Druck des (leicht eingerissenen und fleckigen) Titelbildes nach Vorlage des Malers Hermann Schaper mit der Abbildungs eines Heroldes mit den Wappen der Stadt Hannover und des (Nieder-)Sachsenrosses sowie dem gekrönten Reichsadler (?). Unten auf der Seite der Zusatz:

„Einzelverkauf dieser Nummer nur durch den „Hannoverschen Anzeiger“, A. Madsack & Co., Hannover. Bestellungen nimmt jede Buchhandlung entgegen.“

Das Blatt hat die Maße circa DIN A3, wurde nach dem Scan elektronisch optisch etwas aufgehellt und an den Seitenrändern beschnitten, um unterhalb der Maximalgröße von 100 Megabit je hochgeladener Datei zu bleiben, jedoch als digitale Schenkung an alle Menschen in höchstmöglicher Qualität angeboten werden zu können. Das gesamte originale Heft wurde am 9. Dezember 2014 der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek, Herrn Direktor Georg Ruppelt als Schenkung dargeboten, nachdem es zuvor jedoch noch vollständig digitalisiert und Zug um Zug vollumfänglich über Commons für alle Menschen verfügbar gemacht werden soll. Die Schenkung soll das Original in die richtigen, "in gute Hände" bringen und die gegenseitige Kooperation weiter ausbauen. Dank an Stephan Mielke vom hannoverschen Guelphen Kabinett Antiquariat für die Unterstützung in Form eines riesigen Preisnachlasses, dank an den Freundeskreis Hannover für die Zurverfügungstellung des DIN A3-Scanners und die stete Unterstützung zum Ausbau von Wikipedia, und Dank auch an die vielen ungenannten zum Wohle der Allgemeinheit Mitwirkenden, auch die Helferinnen und Helfer in und um das Wikipedia-Büro Hannover ...
3911 Illustrirte Zeitung, Kriegsnummer 202, Karl Albrecht, Das Nachrichtenwesen im Deutschen Heere.jpg
Im Ersten Weltkrieg veröffentlichte die Illustrirte Zeitung in ihrer Nummer 3911 vom 13. Juni 1918, zugleich die Kriegsnummer 202, unter anderem Artikel zum Leit-Titel

„Das Nachrichtenwesen im Deutschen Heere

Das Titelblatt zeigt drei bewaffnete Soldaten im Felde bei der Verlegung von Kabeln zur Nachrichtenübermittlung. Das Blatt ist signiert mit

Karl Albrecht 18

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Illustrirte Zeitung.jpg
Erstausgabe der 'Illustrirten Zeitung' 1843
Illustrierte zeitung 1861.png
Cover "Illustrirte Zeitung", 1861
Hannover aus der Vogelschau 1872.jpg
Titel: Hannover aus der Vogelschau. Nach einer Aufnahme von C. Grote gezeichnet von K. Winkler.

Illustrirte Zeitung Nr. 1515 vom 13. Juli 1872, Seiten 32 bis 33 (Vorderseite)

Doppelseite; Format des ganzen Blattes circa 52,8 cm x 38,4 cm (circa DIN A2).

Anlaß: "Viertes Deutsches Bundesschießen" in Hannover vom 13. bis 21. Juli 1872.

Auf der linken Rückseite (Seite 31) ein Text für die anreisenden Schützen und Besucher mit einer kurzen historischen Beschreibung Hannovers, Beschreibung der Gebäude sowie einer verkleinerten, erläuternden Illustrations-Skizze der Vogelschau mit einer Legende der dargestellten Gebäude.

Mein ausdrücklicher Dank für die finanzielle, technische und personelle Unterstützung bei Tag und bei Nacht, den Scans und die digitale Aufbereitung der Dateien an die Angestellten der Firma CopyStork, Hannover, Körnerstraße 3.

Das Original dieses Blattes wurde am 23. Oktober 2013 der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek - Niedersächsische Landesbibliothek, zu Händen Herrn Direktor Dr. Georg Ruppelt gestiftet ...