Leifers

Leifers
(italienisch Laives)
Wappen
Wappen von Leifers
Wappen von Leifers
Karte
Staat:Italien
Region:Trentino-Südtirol
Provinz:Bozen – Südtirol
Bezirksgemeinschaft:Überetsch-Unterland
Einwohner:
(VZ 2011/31.12.2022)
16.933/18.183
Sprachgruppen:
(laut Volkszählung 2011)
27,99 % deutsch
71,50 % italienisch
0,51 % ladinisch
Koordinaten46° 26′ N, 11° 20′ O
Meereshöhe:227–1550 m s.l.m. (Zentrum: 255 m s.l.m.)
Fläche:24,25 km²
Dauersiedlungsraum:11,0 km²
Fraktionen:Leifers, Seit, Steinmannwald, St. Jakob
Nachbargemeinden:Bozen, Branzoll, Deutschnofen, Pfatten
Postleitzahl:39055
Vorwahl:0471
ISTAT-Nummer:021040
Steuernummer:80003880210
Bürgermeister (2024):Giovanni Seppi

Leifers ([ˈlaɪ̯fɐs]; italienisch Laives[1]) ist eine Stadt mit 18.183 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) im Südtiroler Unterland in Italien.

Leifers ist die nach Einwohnern viertgrößte und seit ihrer Erhebung 1985 jüngste der acht Städte Südtirols. Zudem ist sie nach Bozen die Gemeinde mit dem größten Anteil an Einwohnern mit italienischer Muttersprache.

Geographie

Blick über Leifers (im Vordergrund) nach Norden Richtung Bozen; ganz rechts am Bildrand sind einige Höfe der Bergfraktion Seit erkennbar

Das 24,25 km² große Stadtgemeindegebiet von Leifers erstreckt sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Landeshauptstadt Bozen im Unterland, einem Abschnitt des Etschtals im Süden Südtirols. Das auf dem Schwemmkegel des Brantenbachs gewachsene Stadtzentrum Leifers (230–290 m s.l.m.), die im 20. Jahrhundert entstandene Wohnsiedlung Steinmannwald (230–310 m) und das direkt an der Stadtgrenze zu Bozen im Norden gelegene St. Jakob (240 m) bilden eine Siedlungskette auf der orografisch linken (östlichen) Talseite. Die flachen Talgründe, die intensiv landwirtschaftlich genutzt sind, werden u. a. vom Leiferer Graben und Landgraben entwässert. Im Westen, wo das Gemeindegebiet stellenweise die Etsch und den Mündungsbereich des Eisack erreicht, grenzt Leifers an Pfatten, im Süden an Branzoll. Im Osten erhebt sich das zu den Fleimstaler Alpen gezählte Regglberger Plateau, das von Leifers aus durch das tief eingeschnittene Brantental gegliedert wird und die Gemeindegrenze zu Deutschnofen trägt. Dort finden auf mittelgebirgigen Hängen hoch über der Talsohle die verstreuten Höfe des historischen Viertels Breitenberg (550–850 m) und der Fraktion Seit (620–1090 m) Platz.

Geschichte

Der Schwemmkegel in Leifers war bereits in der Eisenzeit besiedelt. Bei Bauarbeiten konnten ab den 1980er Jahren die Spuren mehrerer kleinere Siedlungen freigelegt werden, die der Fritzens-Sanzeno-Kultur, deren Angehörige in griechischen und römischen Quellen als Räter bezeichnet werden, aus der Latènezeit zugeordnet wurden. Die ältesten menschlichen Spuren in Leifers gehen sogar bis auf die Mittelsteinzeit zurück.[2] Die Siedlung bestand bis in die Römerzeit.[3] Bei den Grabungen wurden mit Hilfe von Trockenmauern errichtete Terrassen entdeckt, die darauf schließen lassen, dass hier Wein angebaut wurde.[4] Das ebenfalls in der Eisenzeit genutzte Gräberfeld in der Nachbargemeinde Pfatten liegt in Luftlinie sechs Kilometer entfernt.

Auf dem „Peterköfele“ genannten Hügel hinter dem heutigen Stadtzentrum entstand vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Burg Liechtenstein. Die abgesehen von der Kapelle St. Peter heute nur noch in spärlichen Mauerresten erhaltene Anlage wurde wohl bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert aufgelassen.[5] Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort Leifers im Jahr 1237 („Leiuers“).[6] 1288 ist im Tiroler landesfürstlichen Urbar Graf Meinhards II. von Tirol-Görz „in Leiuers“ der „hof bi der Aiche“ verzeichnet.[7] Ab 1333 ist der Herkunftsname „Leiferser“ auch in Bozen bezeugt.[8] Nach der Bozner Landgerichtsordnung von 1487 war Leifers eines der zahlreichen Viertel des Landgerichts Gries-Bozen, dem als Hauptleute die beiden Leiferer Hans Stadler und Ulrich Lochmann vorstanden.[9]

Zu einer Gemeinde wurde Leifers formell im Jahr 1819, stand jedoch weiterhin unter der Aufsicht des Magistratsbezirks Bozen.[10] Erst durch dessen Aufteilung 1849 wurde Leifers (gleichzeitig mit den Gemeinden Gries und Zwölfmalgreien) zu einer Landgemeinde mit relevanten Selbstverwaltungsbefugnissen.

Aufgrund der Nähe zur Stadt Bozen und den günstigeren Wohnangeboten in Leifers zogen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Tausende Einwohner hierher; das rasche Bevölkerungswachstum führte 1985 zur Erhebung von Leifers zur jüngsten Stadt Südtirols.[11] Die rasche Entwicklung vom landwirtschaftlich geprägten Dorf zur Satellitenstadt machte erhebliche Investitionen in die Infrastruktur nötig.

Ortsname

Das Toponym Leifers kann auf lateinisch clivaria ‚Abhänge, Ort in Hanglage‘ zurückgeführt werden und geht vermutlich auf die rätische und römerzeitliche Besiedlung des Ortes zurück.[12]

Demographie

Die heutige Einwohnerschaft der Stadt kann der Sprache und Herkunft nach in fünf Hauptgruppen unterteilt werden:

  • traditionelle deutschsprachige Gruppe
  • traditionelle italienischsprachige Gruppe (historische italienischsprachige Minderheit im Südtiroler Unterland, welche vor allem im 19. Jahrhundert aus Welschtirol einwanderte)
  • in den letzten Jahrzehnten zugewanderte deutschsprachige Gruppe (vor allem aus dem restlichen Südtirol)
  • in den letzten Jahrzehnten (über Bozen) zugewanderte italienischsprachige Gruppe, die zahlenmäßig die bedeutendste ist
  • Migranten bzw. Neubürger aus europäischen und außereuropäischen Ländern

Nach der Volkszählung 2011 rechnen sich 71,50 % der Einwohner zur italienischen Sprachgruppe, 27,99 % zur deutschen und 0,51 % zur ladinischen Sprachgruppe.[13]

Anzahl Einwohner und Verteilung der Sprachen
JahrEinwohnerzahlSprachgruppen[14][15][16][17][18]
DeutschItalienischLadinisch
18900184848,23 %51,77 %-
19000251364,69 %35,31 %-
19100304087,74 %12,26 %
192103192
193104363
193604865
195106208
196108403
197110.15425,46 %74,42 %0,12 %
198112.57731,59 %68,11 %0,30 %
199113.70730,16 %69,34 %0,50 %
200115.09529,07 %70,42 %0,51 %
201116.93327,99 %71,50 %0,51 %
Verteilung der Einwohner auf die Fraktionen zum 31. Dezember 2019[19]
LeifersSt. JakobSteinmannwaldSeitGesamt
11776366925688718100

Bildung

Die deutschsprachigen Bildungsangebote umfassen auf dem Gemeindegebiet die zwei Grundschulen im Hauptort Leifers und in St. Jakob, sowie die Mittelschule in Leifers. Diese werden von einem Schulsprengel verwaltet, dem auch die zwei Grundschulen der Nachbargemeinden Branzoll und Pfatten angeschlossen sind.[20]

Für die italienische Sprachgruppe gibt es drei Grundschulen im Hauptort Leifers, in Steinmannwald und in St. Jakob, sowie die Mittelschule im Hauptort. Diese sind in einem Schulsprengel zusammengeschlossen, dem auch die Grundschule der Nachbargemeinde Pfatten angehört.

Politik

Bürgermeister seit 1952:[21]

  • Alfred Gerber: 1952–1956
  • Ennio Janeselli: 1956–1960
  • Eduard Weis: 1960–1964
  • Armando Polonioli: 1964–1969
  • Orlando Pristerá: 1969–1975
  • Carlo Gioia: 1975–1981
  • Ruggero Galler: 1981–1993
  • Claudio Pasetto: 1993–1998
  • Ruggero Galler: 1999–2005
  • Giovanni Polonioli: 2005–2010
  • Liliana Di Fede: 2010–2015
  • Christian Bianchi: 2015–2023
  • Giovanni Seppi: seit 2024

Verkehr

Für den Kraftverkehr ist Leifers in erster Linie durch die SS 12 erschlossen, die das Gemeindegebiet durchquert. Die ursprünglich die Ortszentren der Leiferer Siedlungskerne durchquerende bzw. berührende Straße wurde zwischen 2001 und 2014 in einem Umfahrungsprojekt neu trassiert: 2001–2005 wurde der um St. Jakob herumführende Tunnel verwirklicht, 2007–2009 der Abschnitt bei Steinmannwald talwärts verlegt und 2008–2014 erfolgte der Bau des 2900 Meter langen Umfahrungstunnels für das Leiferer Stadtzentrum.

Die zur Gemeinde gehörenden Flächen an der Etsch erreichen stellenweise die A22, deren nächstgelegene Ein- und Ausfahrt sich in Bozen befindet. Die Brennerbahn verläuft bei Leifers mitten durch die Talsohle und bietet am Bahnhof Leifers eine Zugangsstelle. Der Flughafen Bozen liegt teilweise auf Leiferer Gemeindegebiet. Zudem führt die Radroute 1 „Brenner–Salurn“ an Leifers vorbei.

Leifers war bis 1948 durch die Straßenbahn Bozen an die Landeshauptstadt angebunden.

Sehenswürdigkeiten

  • St. Jakob in der Au, spätromanisch-gotischer Kirchenbau und alte Pfarrkirche von St. Jakob
  • Neue Pfarrkirche Leifers: Ein besonderes Wahrzeichen der Stadt Leifers ist der im Jahr 2004 nach Entwurf der Meraner Architekten Höller & Klotzner errichtete Zubau zur alten Kirche.[22] Die alte Kirche wurde aber nicht abgerissen, sondern an der Nordwand an drei Stellen (wo sich früher zwei Beichtstühle und der Seiteneingang befanden) geöffnet. Das neue Kirchenschiff wurde im 90-Grad-Winkel angebaut. Der Kirchturm stammt aus dem Jahr 1250, die Kirche wird 1386 in einer Urkunde erstmals schriftlich erwähnt. Seit 1787 steht in der Leiferer Pfarrkirche das Weißensteiner Gnadenbild, eine 16 cm hohe Pietà aus Alabaster.
  • Kapelle St. Peter am Köfele: Die in ihren Ursprüngen hochmittelalterliche Kapelle auf dem „Peterköfele“ hoch über Leifers war einst Teil der weitgehend abgegangenen Burg Liechtenstein. Burg und Kapelle lagen an der alten Wegeverbindung auf den östlich vorgelagerten Bergrücken des Regglbergs (ehemaliges Gericht Deutschnofen). Die historischen Kirchenrechnungen von St. Peter aus den Jahren 1542–1818 werden vom Stadtarchiv Bozen unter der Signatur Hss. 940–1002 verwahrt.[23]

Persönlichkeiten

  • Hans Lunger (1938–2022), Politiker
  • Matteo Bianchi (* 2001), Radsportler – in Leifers aufgewachsen

Literatur

  • Richard Staffler: Die Hofnamen von Zwölfmalgreien und Leifers. Bozner Jahrbuch für Geschichte, Kultur und Kunst 1952, Innsbruck, Wagner 1952. (online)
  • Georg Tengler (Red.): Vom Dorf zur Stadt Leifers: Anfänge – Entwicklung – Chancen. Leifers 1998 (online).
Commons: Leifers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Leifers – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. IPA: /'lajves/
  2. Alberto Alberti, Lorenzo Dal Ri: Archäologie des Gemeindegebiets von Leifers. In: Georg Tengler (Red.): Vom Dorf zur Stadt Leifers: Anfänge – Entwicklung – Chancen. Leifers 1998, S. 48.
  3. Siti archeolgici – Laives. In: alpiantiche.unitn.it. Abgerufen am 18. August 2022 (italienisch).
  4. Franco Marzatico: La seconda età del ferro. In: Michele Lanzinger, Franco Marzatico, Annaluisa Pedrotti (Hrsg.): Storia del Trentino. Band 1: La preistoria e la protostoria. il Mulino, Bologna 2000, ISBN 88-15-08369-3, S. 501.
  5. Stefan Demetz: Liechtenstein. In: Magdalena Hörmann-Weingartner (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Band 10: Überetsch und Südtiroler Unterland. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2011. ISBN 978-88-8266-780-1, S. 317–321.
  6. Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 1. Athesia, Bozen 1995. ISBN 88-7014-634-0, S. 219.
  7. Oswald Zingerle: Meinhards II. Urbare der Grafschaft Tirol (Fontes rerum Austriacarum II/45). Wien: F. Tempsky 1890, XIX, 168.
  8. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 1. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2005, ISBN 88-901870-0-X, S. 261, Nr. 487.
  9. Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 191–192, Nr. 1230.
  10. Beda Weber: Die Stadt Bozen und ihre Umgebungen, Bozen 1849, Eberle, S. 326.
  11. Leifers im Tirol Atlas des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck, abgerufen am 2. Februar 2014
  12. Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte. Band 1. Bozen, Athesia 1995, S. 219. ISBN 88-7014-634-0
  13. Volkszählung 2011, astatinfo Nr. 38 vom Juni 2012, abgerufen am 28. Januar 2013.
  14. Oskar Peterlini: Autonomie und Minderheitenschutz in Trentino-Südtirol. Wien 1997, S. 66.
  15. noch als Gemeinde Mittewald - Gemeindelexikon VIII, Tirol und Vorarlberg 1900, S. 16
  16. Die amtliche Bürgerzahl und die Sprachgruppen in Südtirol nach Gemeinde und Bezirk - Volkszählung 1981, S. 21
  17. Südtirol in Zahlen (Bozen 1994), S. 15
  18. Volkszählung 2001. Berechnung des Bestandes der drei Sprachgruppen in der Provinz Bozen-Südtirol, S. 6
  19. Statistisches Jahrbuch 2019 der Stadtgemeinde Leifers, abgerufen am 16. Jänner 2021
  20. Schulsprengel Leifers. Südtiroler Bürgernetz, abgerufen am 26. Oktober 2014.
  21. Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.
  22. Andreas Hempel: Architektur in Südtirol. München: Callwey Verlag 2008.
  23. Hannes Obermair: Multiple Vergangenheiten – Sammeln für die Stadt? Das Bozener Stadtarchiv 3.0. In: Philipp Tolloi (Hrsg.): Archive in Südtirol: Geschichte und Perspektiven / Archivi in Provincia di Bolzano: storia e prospettive (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Band 45). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 2018, ISBN 978-3-7030-0992-1, S. 211–224, Bezug S. 214.

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Pineta e Laives.jpg
Veduta di Laives e Pineta - Ansicht von Leifers und Steinmannwald - Panorama of Laives and Pineta
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Positionskarte der Gemeinde Leifers in Südtirol.
Laives, acero americano centenario.jpg
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pianta monumentale a Laives
Fossa di Laives.jpg
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Fossa di Laives al confine tra il comune di Vadena e il comune di Laives
Rio Vallarsa.jpg
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Der Brantenbach in Leifers
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Untersteiner Hof bei Leifers
CoA civ ITA Leifers-Laives.png
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Wappen der italienischen Gemeinde Leifers

Cappella di San Pietro - Peterköfele - Laives (BZ).jpg
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Diese Datei zeigt das Baudenkmal mit der Nummer 15699 in Südtirol.
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Leifers mit Blick in Richtung Bozen (Bildmitte).