Leibniztempel

Leibniztempel im Georgengarten

Der Leibniztempel im Georgengarten in Hannover ist ein Pavillonbau, der von 1787 bis 1790 zu Ehren des in Hannover tätigen Bürgers und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) errichtet wurde. Er gilt als das erste öffentliche Denkmal in Deutschland für einen Nichtadeligen. Der offene, überdachte Rundtempel aus Sandstein mit zwölf ionischen Säulen trägt in vergoldeten Lettern die Inschrift „Genio Leibnitii“.

Geschichte

Kopie der Leibniz-Büste im Leibniztempel
Der Leibniztempel am Waterlooplatz, um 1825
Um 1858: Leibniztempel in der Adolfstraße, Stahlstich nach Wilhelm Kretschmer

Der Leibniztempel (auch Leibniz-Monument genannt) wurde nach einem Entwurf des hannoverschen Hofrats Johann Daniel Ramberg geschaffen und 1790 geweiht. Der Tempel wurde als malerischer Point de vue errichtet. Er stand ursprünglich auf einem Hügel auf dem heutigen Waterlooplatz. Damals war dies ein dem Leineschloss vorgelagerter Parade- und Exercierplatz. 1935/36 wurde der Leibniztempel vom Waterlooplatz an seinen heutigen Standort im Georgengarten transloziert.

Vom Leibniztempel ging die Adolfstraße aus und verband die Stadt Hannover mit dem damaligen Garten- und Villenvorort Linden. Die Straße legte man im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts in der Calenberger Neustadt an, von wo sie zum Schwarzen Bären über die bis dahin einzige Ihmebrücke führte.

In der Mitte des Tempels befand sich auf einem Sockel die Leibniz-Büste aus Carrara-Marmor, die der irische Bildhauer Christopher Hewetson in Italien geschaffen hatte. Die Büste war aus Mitteln des ZN-Ordens finanziert und wurde 1789 erstmals im Haus des hannoverschen Staatsmanns August Wilhelm Rehberg aufgestellt. Die Büste wurde von Charlotte Kestner gepriesen. Zum Schutz vor Vandalismus versetzte die Stadt Hannover die Büste 1986 in das Technologie-Centrum Hannover (TCH), das ehemalige Verwaltungsgebäude der Continental AG an der Vahrenwalder Straße. Am 1. Juli 2010 als dem Geburtstag von Leibniz wurde eine aus Beton gegossene[1] Kopie der Leibniz-Büste im Leibniztempel aufgestellt. 2013 fand die Original-Büste einen neuen Standplatz im Museum Schloss Herrenhausen.

Siehe auch

Literatur

  • Wilhelm Totok, Carl Haase (Hrsg.): Leibniz – Sein Leben, sein Wirken, seine Welt. Hannover 1966, S. 88.
  • Ingrid Weibezahn: Das Leibnizdenkmal in Hannover, Geschichte Herkunft und Wirkung. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte, Band 11, 1972, S. 191–248.
  • Eva Benz-Rababah in: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 213 (unter „Georgengarten“).

Weblinks

Commons: Leibniztempel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heike Schmidt: Leibniz-Büste schwer beschädigt. In: haz.de. 31. August 2012, abgerufen am 12. August 2017.

Koordinaten: 52° 23′ 12,62″ N, 9° 42′ 17,15″ O

Auf dieser Seite verwendete Medien

Leibnizbüste Leibniztempel.jpg
Kopie der Leibnizbüste (im Leibniztempel Hannover) des irischen Bildhauers Christopher Hewetson
Leibniztempel monument Georgengarten Nordstadt Hannover Germany.jpg
Autor/Urheber: Christian A. Schröder (ChristianSchd), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Leibniztempel im Georgengarten, Stadtteil Nordstadt von Hannover.
Friederikenschlösschen Archiv Leibnizetempel 1825.jpg
Friederikenschlösschen, Leibniztempel, Archiv
Adolfstrasse und Leibnitzens Denkmal in Hannover Kretschmer E. Höfer G. G. Lange 1857.jpg
Original-Stahlstich

"Adolfstrasse und Leibnitzens Denkmal in Hannover" - so der Untertitel dieses Stahlstichs, der spätestens 1858 herausgekommen sein dürfte in dem Buch "Das Königreich Hannover und das Herzogthum Braunschweig..." von Dr. Otto von Heinemann, Druck und Verlag von Gustav Georg Lange, Darmstadt.

So falsch der angegebene Name von Leibniz im Untertitel des Stiches, so falsch dürfte auch der abgekürzte Vorname des Schöpfers der ursprünglichen Zeichnung sein: Mit großer Sicherheit handelt es sich nicht um "C. Kretschmer", sondern um den in der Calenberger Neustadt geborenen, hannoverschen Zeichenlehrer Wilhelm Kretschmer.

Die Adolfstraße ist benannt nach Herzog Adolph Ferdinand von Cambridge (1774-1850), dem jüngsten Bruder des Königs Ernst August I. von Hannover. Sie wurde - gemeinsam mit der Molthanstraße und der Kommandanturstraße - erst im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts angelegt anstelle eines Teils der ehemaligen Stadtbefestigung. Erst nach einer Teil-Zuschüttung des Grabens am "Adolfswalls" begann hier die Besiedelung, zunächst mit Militärbauten, dann auch mit anspruchsvollen Wohngebäuden. Am Ende der Strasse steht noch der Leibniztempel an seinem ursprünglichen Platz an der Esplanade des Waterlooplatzes, der 1936 in den Georgengarten versetzt wurde. Im Hintergrund sieht man die Aegidienkiche.

Durch die Luftangriffe auf Hannover im Zweiten Weltkrieg wurden die 3 Wohnhäuser zerstört, bis heute ist dort nur ein großer umzäunter, unbefestigter Parkplatz. Im Zuge von "Hannover City 2020 +", einem großangelegtem Umgestaltungsvorhaben der Stadt Hannover mit Bürgerbeteiligung für große Teile der Innenstadt, soll auch dieser leere Platz umgestaltet werden. Hierzu haben zahlreiche Architekten-Büros bereits Skizzen eingereicht. Die Ausstellung dieser Zwischenergebnisse im Neuen Rathaus endete am 26. März 2010. Der städtebauliche-landschaftsplanerische Ideenwettbewerb soll bis Sommer 2010 abgeschlossen sein.