Lehengütingen

Lehengütingen
Koordinaten: 49° 6′ 22″ N, 10° 18′ 19″ O
Höhe: 484 (464–487) m ü. NHN
Einwohner:219 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung:1. Juli 1970
Postleitzahl:91626
Vorwahl:09857
Dorfansicht von Westen

Lehengütingen ist ein Gemeindeteil des Marktes Schopfloch im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).

Geographie

Das Pfarrdorf liegt 0,5 km östlich von der Wörnitz und ist von Acker- und Grünland mit vereinzeltem Baumbestand umgeben. 0,5 km nordöstlich befinden sich das Pfarrhölzchen und der Häcker- und Hackenweiher, 0,5 km südlich liegt das Froschholz. Die B 25 führt nach Schopfloch (1,8 km nördlich) bzw. nach Dinkelsbühl (4,1 km südlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Dickersbronn (1,1 km östlich) und nach Waldhäuslein (1,8 km westlich). Westlich des Ortes verläuft die Bahnstrecke Nördlingen–Dombühl.[2]

Geschichte

1488 wurde eine Kapelle errichtet, die dem heiligen Wendelin und Sixtus geweiht wurde. 1494 wurde für die Kapelle von der Bevölkerung eine ewige Messe gestiftet. Die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach übten das Kirchenpatronat aus und setzten in Lehengütingen 1524 den ersten evangelischen Pfarrer ein.[3]

Die Fraisch über Lehengütingen wurde sowohl vom ansbachischen Oberamt Feuchtwangen als auch vom oettingen-spielbergischen Oberamt Dürrwangen beansprucht. Die Reichsstadt Dinkelsbühl wollte sie auf ihre Anwesen geltend machen. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Feuchtwangen. 1732 gab es 13 Anwesen. Außerdem gab es 1 Kirche, 1 Pfarrhaus, 1 Schulhaus und 1 Hirtenhaus. Grundherren waren

  • das Kastenamt Feuchtwangen: 1 Gut, 1 Gütlein; die Abgaben gingen an die Pfarrei Lehengütingen
  • das Klosterverwalteramt Auhausen des Oberamtes Wassertrüdingen: 3 Halbhöfe, 1 Gütlein, 1 Häuslein;
  • das Oberamt Dürrwangen: 1 Gütlein;
  • die Reichsstadt Dinkelsbühl: 1 Hof, 1 Halbhof, 2 Gütlein;
  • 1 Tafernwirtschaft mit Back- und Braurecht war Freieigen.[4]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es weiterhin 13 Anwesen zuzüglich der kommunalen und kirchlichen Gebäude. Die grundherrliche Verteilung sah wie folgt aus:

  • Fürstentum Ansbach (Kastenamt Feuchtwangen: 1 Schmiede, 1 Häuslein; Klosterverwalteramt Auhausen: 1 Halbhof, 2 Lehengüter, 1 Lehengütlein)
  • Fürstentum Oettingen-Spielberg (Oberamt Dürrwangen: 1 Gütlein)
  • Reichsstadt Dinkelsbühl (Reichalmosenpflege: 1 Hofgut; Spital: 1 Hofgut; die dinkelsbühler Bürger Bühlmeyer und Rothmund: 1 Hofgut)
  • Freieigen (1 Taverne mit Back- und Braurecht).[5][6]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Feuchtwangen.[7]

1806 kam Lehengütingen an das Königreich Bayern. Mit dem Gemeindeedikt wurde Lehengütingen dem 1809 gebildeten Steuerdistrikt Schopfloch zugeordnet. Zugleich entstand die Ruralgemeinde Lehengütingen, zu der Dickersbronn, Flinsberg, Franzenmühle, Froschmühle, Gersbronn, Goschenhof, Hellenbach, Kemmleinsmühle, Köhlau, Lehenbuch, Lohe, Neuses und Pfaffenhof gehörten.[8] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurden vier Ruralgemeinden gebildet:

  • Dickersbronn mit Franzenmühle und Köhlau
  • Hellenbach mit Froschmühle, Gersbronn, Kemmleinsmühle, Lohe und Pfaffenhof
  • Lehengütingen mit Lehenbuch
  • Neuses mit Flinsberg und Goschenhof.[9][10]

Die Gemeinde Lehengütingen war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Dinkelsbühl zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Dinkelsbühl (1919 in Finanzamt Dinkelsbühl umbenannt, seit 1973 Finanzamt Ansbach). Die Verwaltung übernahm 1862 das neu geschaffene Bezirksamt Dinkelsbühl (1939 in Landkreis Dinkelsbühl umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Dinkelsbühl (1879 in das Amtsgericht Dinkelsbühl umgewandelt, das seit 1973 eine Zweigstelle des Amtsgerichtes Ansbach ist).[7] Die Gemeinde hatte 1961 eine Gebietsfläche von 3,754 km².[11] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde diese am 1. Juli 1970 nach Schopfloch eingemeindet.[12] Mit der Auflösung des Landkreises Dinkelsbühl im Jahr 1972 kam Lehengütingen an den Landkreis Ansbach.[7]

Baudenkmäler

  • evangelisch-lutherische Pfarrkirche, ehemalige Chorturmkirche des 15. Jahrhunderts mit angefügtem Langhaus im Stil der Neurenaissance von 1878/81; mit Ausstattung
  • Haus Nr. 3: Pfarrhaus, zweigeschossiger Walmdachbau mit Rundbogenportal und seitlichem eingeschossigem Remisenanbau, bez. 1915
  • Gasthaus zur Goldenen Krone; vermutlich noch 17. Jh. Zweigeschossig, mit steilem Satteldach, traufseitig vorkragendes Obergeschoss (drei zu vier Fenster) und Giebel verputztes Fachwerk[13]

Bodendenkmal

  • Mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde im Bereich der Pfarrkirche

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Lehengütingen

Jahr181818401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner173202198170195185184181189190192184174187197208188184168237217197182172
Häuser[14]3135353735403335
Quelle[15][16][17][17][18][17][19][17][17][20][17][17][21][17][17][17][22][17][17][17][23][17][11][24]

Ort Lehengütingen

Jahr001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner116147136127121125140162140137219
Häuser[14]2225272530252653
Quelle[15][16][18][19][20][21][22][23][11][24][1]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 331 (Digitalisat).
  2. Lehengütingen im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  3. G. Stieber: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach, S. 551.
  4. Nach der Vetterischen Beschreibung des Oberamtes Feuchtwangen von 1732 (s. a. Lehengütingen (Grundherrschaft) auf der Website geschichte-feuchtwangen.de).
  5. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 438.
  6. Johann Bernhard Fischer: Lehengütingen. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 188 (Digitalisat). (= J. K. Bundschuh, Bd. 3, Sp. 310.) Hiernach gab es 13 Untertansfamilien, von denen 9 feuchtwangisch waren.
  7. a b c T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 569.
  8. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 532.
  9. T. Neumeyer: Dinkelsbühl: der ehemalige Landkreis, S. 537f.
  10. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 29 (Digitalisat).
  11. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 763 (Digitalisat).
  12. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 448.
  13. A. Gebeßler: Stadt und Landkreis Dinkelsbühl, S. 165. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
  14. a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  15. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 53 (Digitalisat). Für die Gemeinde Lehengütingen zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Lehenbuch (S. 53).
  16. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 74 (Digitalisat).
  17. a b c d e f g h i j k l m n Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 168, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  18. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1001, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  19. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1166, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  20. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1099 (Digitalisat).
  21. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1164 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1201 (Digitalisat).
  23. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1038 (Digitalisat).
  24. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 171 (Digitalisat).

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