Leckringhausen

Leckringhausen
Stadt Wolfhagen
Koordinaten: 51° 18′ 13″ N, 9° 8′ 46″ O
Höhe: 313 m ü. NN
Fläche:1,05 km²[1]
Einwohner:43 (1. Jan. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte:41 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Februar 1971
Postleitzahl:34466
Vorwahl:05692
Panorama Leckringhausen

Leckringhausen ist ein Stadtteil von Wolfhagen im nordhessischen Landkreis Kassel.

Geographie

Leckringhausen liegt etwa fünf Kilometer südlich der Kernstadt Wolfhagen an der Kreisstraße K 105 und am Ofensteinwasser. Die Wüstungen Zabenhausen und Alveringhausen befinden sich westlich des Dorfs im Wolfhager Stadtwald.

Geschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Leckringhausen erfolgte unter dem Namen Leckringhausen im Jahr 1209und befand sich zu dieser zeit im Besitz des Fritzlarer Petersstiftes.[1] Im Jahr 1264 wird Leckringhausen als Lekerinchusen erwähnt und ist zu dieser Zeit ein Meierhof des Klosters Aroldessen.[3] Im Jahr 1354 pachtete die Stadt Wolfhagen den Hof in Lyekerinchusen vom Kloster Aroldessen und kaufte ihn dann im Jahr 1415. Im Jahre 1475 wurde die Eigentumsfrage zwischen den Klöstern Aroldessen und Höhnscheid durch einen Schiedsspruch zu Gunsten des letzteren entschieden. Der Verkauf an Wolfhagen wurde blieb hiervon unberührt, die Stadt blieb im Besitz des Hofes.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wird der Ort vorerst nicht mehr erwähnt und scheint eine Wüstung geworden zu sein. Erst 1699 wurde an gleicher Stelle durch Landgraf Carl von Hessen-Kassel ein Hugenottendorf gegründet. Die in Frankreich wegen ihres Glaubens verfolgten Hugenotten fanden hier eine neue Heimat. Im Jahr 1706 war der erste Kirchenbau fertiggestellt. Noch bis zum Jahr 1824 wurde der Gottesdienst in französischer Sprache gehalten. Die Evangelische Kirchengemeinde gehört heute zum Kirchspiel Wolfhagen.

Im 18. Jahrhundert war die Strumpfwirkerei ein bedeutendes Gewerbe in Leckringhausen.[4] Die Wetterfahne der ev. Kirche zu Leckringhausen zeigt neben dem hessischen Löwen einen Strumpfwirker.

Zum 1. Februar 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Leckringhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Wolfhagen eingemeindet.[5][6] Für Leckringhausen wurde, wie für alle nach Wolfhagen eingegliederten Gemeinden, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]

Hugenotten und ihre Kirche

Hugenottenkirche Leckringhausen

Am 17. Juni 1699 kamen Glaubensflüchtlinge – 14 französische Familien mit ihrem Pfarrer – nach Leckringhausen und fanden hier eine neue Heimat. Nach Hausbau und Existenzgründung wurde die kleine Saalkirche von 1768 bis 1774 gebaut. Das Kircheninnere ist schlicht gehalten. Die Hugenotten hatten keinen Altar, sondern einen Abendmahlstisch. Der Gottesdienst wurde bis ca. 1824 in französischer Sprache gefeiert. Im Mittelpunkt standen das Wort Gottes und seine Auslegung. Es gab nur einstimmigen Gesang ohne Instrumentalbegleitung. Erst im 19. Jahrhundert wurde ein Harmonium, im 20. Jahrhundert eine Orgel angeschafft. Ein Hängeleuchter mit den Namen der vier im Ersten Weltkrieg Gefallenen der Gemeinde wurde nach Entwurf von Alfred Vocke von dem Schlossermeister Konrad Opfermann in Wolfhagen geschaffen. Eine Kirchenrenovierung mit einer Orgelerweiterung wurde 2009 abgeschlossen.

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Leckringhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Leckringhausen 42 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 6 Einwohner unter 18 Jahren, 18 zwischen 18 und 49, 9 zwischen 50 und 64 und 9 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 21 Haushalten, davon 12 Singlehaushalte, 3 Paare ohne Kinder und 6 Paare mit Kindern. In 6 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 12 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • 1699: 14 Familien
  • 1747: 14 Haushaltungen
Leckringhausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
  
105
1840
  
108
1846
  
115
1852
  
113
1858
  
116
1864
  
104
1871
  
89
1875
  
87
1885
  
97
1895
  
88
1905
  
79
1910
  
63
1925
  
66
1939
  
62
1946
  
119
1950
  
130
1956
  
78
1961
  
77
1967
  
68
1970
  
62
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
42
2014
  
47
2020
  
43
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1970[1]; Stadt Wolfhagen[13][2]; Zensus 2011[12]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885:97 evangelische (100 %) Einwohner
• 1961:70 evangelische (91 %), drei katholische (4 %) Einwohner

Literatur

  • Heinrich Reimer (Hrsg.): Historisches Ortslexikon für Kurhessen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen). Elwert, Marburg 1974, S. 296.
  • Literatur über Leckringhausen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks

Commons: Leckringhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Leckringhausen, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 27. März 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Einwohnerzahlen im Haushaltsplan 2020. In: Webauftritt. Stadt Wolfhagen, abgerufen im September 2020.
  3. HStAM Bestand Urk. 74 Nr. 490 In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen).
  4. Franz-Anton Kadell: Die Hugenotten in Hessen-Kassel. Hrsg.: Historische Kommission für das Grossherzogtum Hessen, Hessische Historische Kommission Darmstadt (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bände 40-41). Darmstadt/Marburg 1980, ISBN 3-88443-127-7, S. 506 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Zugl.: Münster (Westfalen), Univ., Philos. Fak., Diss., 1980).
  5. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 411.
  7. Hauptsatzung. (PDF; 149 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Wolfhagen, abgerufen im September 2020.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 67 f. (MDZ Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10021517~SZ%3D275~doppelseitig%3D~LT%3DMDZ%20Digitalisat~PUR%3D).
  11. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 71.
  12. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 86, archiviert vom Original am 5. Dezember 2020;.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/statistik.hessen.de
  13. Einwohnerzahlen im Haushaltsplan 2015. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Wolfhagen, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2016.

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