Laufrolle (Panzer)

Unterschiedliche Laufrollensysteme von Panzerkettenlaufwerken

Bei einem kettengetriebenen Fahrzeug, insbesondere bei Panzern, ist die Laufrolle der Teil des Panzerkettenlaufwerks, auf dem das Fahrzeug steht und bewegt wird. Meist sind Laufrollensysteme bei Panzer mit Federung und/oder weiteren Laufrollen ausgestattet. Ohne den Einsatz von Laufrollen ist ein Kettenantrieb bei Fahrzeugen unmöglich.

Geschichte

Im Zusammenhang mit den ersten, von Holt entworfenen kettengetriebenen Traktoren wurde auch die Laufrolle entwickelt. Lauf- und Stützrollen sorgen für die Spannung der Kette zwischen Führ- und Antriebsrolle. Dabei befinden sich die Laufrollen am Boden und sind als einzige Rollen gefedert. Die Federung kann durch Drehstabfedern, Blattfedern oder auch Schraubenfedern erfolgen, wobei die Drehstabfederung, besonders bei militärisch genutzten Fahrzeugen, am weitesten verbreitet ist. In allen Fällen bewegen sich die Laufrollen unabhängig voneinander und gewährleisten eine hohe Geländegängigkeit. Laufrollen bestehen im Allgemeinen aus zwei Teilen: einem äußeren und einem inneren Rad. Im Zwischenraum dieser beiden Räder werden die Ketten von an ihren einzelnen Gliedern befestigten Zähnen geführt, damit die Kette nicht abspringen kann. Durch die Kombination aus Lauf- und Stützrollen wird die Kette unter Spannung gehalten, um nicht abgeworfen zu werden.

Laufrollensysteme

Britischer Churchill-Panzer mit Holt-Caterpillar-Laufwerk. Die zahlreichen kleinen Laufrollen sind einzeln aufgehängt.

Holt Caterpillar

Dieses System wird heute nicht mehr von Panzern verwendet. Es war eines der ersten Laufrollensysteme überhaupt. Das Holtsystem besteht aus je zwei Laufrollen auf einer kurzen Achse, die durch einen beweglichen Träger geführt wird. Dieser wird durch einen Torsionsstab gefedert. Solche Laufrollensysteme findet man heute noch bei Baumaschinen von Caterpillar.

Überlappende Laufrollen (Schachtellaufwerk)

(c) Bundesarchiv, Bild 101I-635-3965-28 / Hebenstreit / CC-BY-SA 3.0
Laufwerk eines Tiger-Panzers: Um eine der ganz innen liegenden Laufrollen zu wechseln, mussten insgesamt 13 Rollen demontiert werden.

Die deutschen Ingenieure verwendeten in diversen Zugkraftwagen (Sd.Kfz. 6 bis Sd.Kfz. 11), den leichten und mittleren Schützenpanzern (Sd.Kfz. 250 und Sd.Kfz. 251) und Kampfpanzern (Panther, Tiger und Tiger II) ein Schachtellaufwerk. Dabei sind Laufrollen außen und innen versetzt angeordnet, was die Geländegängigkeit erhöht. Nachteil der Konstruktion war der erhöhte Wartungsaufwand: zum Wechseln einer beschädigten inneren Rolle mussten erst die beiden äußeren Laufrollen (teilweise auch mehr) abgenommen werden, was viel Zeit in Anspruch nahm. Ferner erwies sich die Konstruktion im Krieg gegen die Sowjetunion als sehr problematisch, da bei den dortigen tiefen Temperaturen der über Nacht zwischen den Rollen gefrorene Schnee bzw. Schlamm die Laufrollen blockierte und das Fahrzeug damit bewegungsunfähig machte.

Laufrollensysteme mit Rollenwagen

Weite Verbreitung fanden auch Systeme, die durch einen Federmechanismus gekoppelte nebeneinander liegende Laufrollen, sogenannte Rollenwagen, verwendeten. Typische Vertreter waren der US-amerikanische M4 Sherman, der zwei unterschiedliche Systeme aufwies, die sich durch die Ausrichtung des Federweges unterschieden (HVSS = Horizontal Volute Spring Suspension – Horizontalkegelfederung und VVSS = Vertical Volute Spring Suspension – Vertikalkegelfederung), sowie der deutsche Panzerkampfwagen IV.

Das Laufwerk des T-34/85 - interessant hierbei das völlige Fehlen der Stützrollen.

Laufrollensysteme ohne Stützrollen

Paradebeispiel für dieses Verfahren ist der T-34. Seine Laufrollen sind so konstruiert, dass sie gleichzeitig als Stützrollen fungieren.

Siehe auch: Christie-Laufwerk

Einzeln aufgehängte Laufrollen

In modernen Kampfpanzern, wie etwa dem Leopard 2, werden die Laufrollen einzeln mit einer Drehstabfederung aufgehängt. Dieses System verbindet die Geländegängigkeit der überlappenden mit der schnellen Wechselbarkeit einzeln aufgehängter Laufrollen.

Literatur

  • Roger Ford: Panzer von 1916 bis heute. Karl Müller Verlag, Erlangen, ISBN 3-86070-676-4.
  • Philip Terwhit: Panzer. Neuer Kaiserverlag, Klagenfurt 2005, ISBN 3-7043-3197-X.
  • Fred Koch: Waffen-Arsenal Band 172 - Laufwerke und Ketten Deutscher Kampfpanzer 1935-1945, Podzun-Pallas-Verlag GmbH 1998, ISBN 3-7909-0629-8

Weblinks

Commons: Laufwerkssysteme von Militärfahrzeugen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Bundesarchiv Bild 101I-635-3965-28, Panzerfabrik in Deutschland.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 101I-635-3965-28 / Hebenstreit / CC-BY-SA 3.0
Das Foto ist im Henschelwerk III Kassel-Mittelfeld entstanden. Nur dort wurde der Tiger gebaut. Annotiert: Demontageabfolge der Räder um ein innerstes Rad zu erreichen.
AMCP 706-355 P 11-15 F 11-7 Tank Suspensions.png
Panzer Laufwerke, systematische Übersicht, Quelle: Figure 11-7, Page 11-15, Document AMCP 706-355 (February 1965). ENGINEERING DESIGN HANDBOOK. AUTOMOTIVE SERIES. THE AUTOMOTIVE ASSEMBLY
Leaf spring bogie suspension, UK (AMCP 706-355).png
Panzer Laufwerk mit Blattfeder Quelle: Figure 11-7, Page 11-15, Document AMCP 706-355 (February 1965). ENGINEERING DESIGN HANDBOOK. AUTOMOTIVE SERIES. THE AUTOMOTIVE ASSEMBLY
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VVSS-Laufrollenwagen späterer Ausführung eines US-amerikanischen Panzers M4 Sherman mit angebauter Stützrolle und Gleitblech
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HVSS-Laufrollenwagen eines US-amerikanischen Panzers M4 Sherman
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Rollenwagen eines deutschen Panzerkampfwagens IV
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A Japanese Type 95 Ha-Go tank on display at the 2013 Australian War Memorial open day
Laufwerk Panzer V.JPG
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Detail des Laufwerks des Panzer V (Panther) im Deutschen Panzermuseum Munster.