Latschin-Korridor
Der Latschin-Korridor (armenisch Լաչինի միջանցքLatschini midschanzk'), benannt nach der Stadt Laçın (armenisch Berdsor), ist eine Gebirgsregion innerhalb der De-jure-Grenzen von Aserbaidschan. Durch ihn hindurch führt eine Straße von Armenien nach Bergkarabach und dessen Hauptstadt Stepanakert, die bis 2017 auch die einzige asphaltierte Straße zwischen diesen Gebieten darstellte[1]. Der Korridor ist daher von hoher strategischer Bedeutung für die Region.
1992 bis 2020
Während des Bergkarabachkrieges kam die Region im Mai 1992 unter die Kontrolle der karabachischen Streitkräfte. Aus aserbaidschanischer Sicht blieb das Gebiet weiterhin Teil des Rayons Laçın innerhalb Aserbaidschans, von der international nicht anerkannten Republik Arzach wurde es von da an als Teil der Provinz Kaschatach verwaltet.
In einer Stellungnahme gegenüber den Vereinten Nationen sagte der Minister für Auswärtige Angelegenheiten von Aserbaidschan, Elmar Məmmədyarov, am 18. September 2005:
“It is the issue of communication of the Armenians living in the Nagorno-Karabakh region of Azerbaijan with Armenia and that of the Azerbaijanis living in the Nakhchivan region of Azerbaijan with the rest of the country. We suggest the using of the so-called Lachin corridor – which should be called "Road of Peace" - by both sides in both directions provided that security of this road will be ensured by the multinational peacekeeping forces at the initial stage.”
„Es ist eine Frage der Kommunikation der Armenier, die in der Region Berg-Karabach von Aserbaidschan mit Armenien und den Aserbaidschanern in der Region Nachitschewan von Aserbaidschan zusammenleben mit dem Rest des Landes. Wir empfehlen eine Nutzung des sogenannten Latschin-Korridor - sie sollte eine "Straße des Friedens" werden - und für beide Seiten in beide Richtungen zur Verfügung gestellt werden, deren Straße in der Anfangsphase von multinationalen Friedenstruppen gesichert wird.“[2]
Der Korridor war mehrfach Gegenstand von Verhandlungen zur Lösung des Konflikts, so 2009 als Verbindung eines autonomen Bergkarabach mit Armenien in den Prinzipien von Madrid der Minsk-Gruppe der OSZE.
Seit 2020
Im Krieg um Bergkarabach 2020 war der Korridor eines der strategischen Ziele Aserbaidschans, konnte jedoch nicht militärisch unter Kontrolle gebracht werden. Das Waffenstillstandsabkommen vom 9. November 2020 sieht vor, dass der Korridor von 5 km Breite um die Verbindungsstraße nicht an Aserbaidschan übergeben wird und russische Truppen stationiert werden, um den Verkehrsweg zwischen Stepanakert und Armenien zu sichern.[3] Am 12. November 2020 nahmen russische Truppen ihre Beobachtungstätigkeit auf,[4] am 17. November wurde der Korridor unter dem Schutz der russischen Friedenstruppen geöffnet.[5] Sie kontrollieren die Orte Laçın und Zabukh, die als einzige nicht zurück unter aserbaidschanische Kontrolle gegeben wurden. Dennoch wurden sie im November 2020 von den meisten ihrer Bewohner verlassen.[6] Diese protestierten am 7. Dezember auf den Straßen Jerewans, da Unklarheit über den zukünftigen Status des Korridors und die Sicherheit von dessen Bewohnern bestehe.[7]
Da die Straße von Goris nach Stepanakert auch durch das nun aserbaidschanisch kontrollierte Şuşa führt, ist als Teil des Abkommens auch die Herstellung einer neuen Verbindungsstraße unter Umgehung des aserbaidschanischen Gebiets geplant. Dafür ist zunächst die Bestimmung der neuen aserbaidschanisch-arzachischen Grenze um Şuşa nötig, wofür bereits Vorbereitungen angelaufen sind.[4] Bis zur Fertigstellung der Straße werden Fahrten zwischen Stepanakert und Armenien durch Şuşa von russischen Friedenstruppen begleitet. Für diesen Zweck werden zwei oder drei Mal am Tag Konvois gebildet.[8] Im Juni 2022 bestätigte der armenische Premierminister Paschinjan, dass mit Fertigstellung der neuen Straße zwischen Armenien und Bergkarabach die bisher im Korridor liegenden Ortschaften unter die Kontrolle von Aserbaidschan fallen werden, während der Bereich um die neue Straße dann von russischen Friedenstruppen kontrolliert wird.[9]
Einzelnachweise
- ↑ Tigran Petrosyan: Von Armenien nach Bergkarabach: Acht Kontrollen bis Stepanakert. In: Die Tageszeitung: taz. 11. Januar 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. Februar 2021]).
- ↑ VN-Generalversammlung 2005 (PDF; 26 kB)
- ↑ tagesschau.de: Krieg um Bergkarabach: Ein historischer Tag im Südkaukasus. Abgerufen am 11. November 2020.
- ↑ a b Кавказский Узел: New road from Nagorno-Karabakh to Armenia requires border demarcation. 12. November 2020, abgerufen am 22. November 2020 (englisch).
- ↑ Murad Gazdiev: We just filmed Azerbaijani and Armenia troops ... In: Twitter. RussiaToday, 17. November 2020, abgerufen am 21. November 2020 (englisch).
- ↑ Кавказский Узел: Azerbaijani authorities begin setting up posts in Lachin District. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
- ↑ Кавказский Узел: Yerevan protesters demand to clarify status of Berdzor and two villages. 7. Dezember 2020, abgerufen am 7. Dezember 2020 (englisch).
- ↑ Кавказский Узел: Baku analysts explain peacemakers' role in Lachin Corridor. 14. November 2020, abgerufen am 22. November 2020 (englisch).
- ↑ Ani Avetisyan, Ismi Aghayev: Pashinyan confirms the city of Lachin to be handed to Azerbaijan. In: OC Media. 28. Juni 2022, abgerufen am 4. Juli 2022 (amerikanisches Englisch).
Koordinaten: 39° 36′ 36″ N, 46° 32′ 38,4″ O
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Autor/Urheber: Ліонкінг, Lizenz: CC BY-SA 3.0
A view of the city. Berdzor, Republic of Mountainous Karabakh (Artsakh).
Autor/Urheber: Golden, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Map of the 5km wide Lachin corridor after the 2020 Nagorno-Karabakh ceasefire agreement