Lateralsystem

Lateralsystem in der Region A (Le Palais, Frankreich): Von See (im Bild: rechts) kommende Schiffe lassen Rot an Backbord („links“) und Grün an Steuerbord („rechts“)

Das Lateralsystem (von lateral (lat.) = seitlich) ist wie das Kardinalsystem eins der beiden Kennzeichnungssysteme für Fahrwasser in der internationalen Seeschifffahrt. Das Lateralsystem legt eine seitliche Markierung der Fahrwasser fest, die mittels Seezeichen erfolgt. Die Seezeichen der Backbordseite und der Steuerbordseite unterscheiden sich voneinander durch ihre Form (oder die Form ihrer Toppzeichen), durch Farbgebung und durch Nummerierung; Führer von Wasserfahrzeugen (zum Beispiel Schiffe) können so erkennen, ob sie ein Seezeichen rechts oder links passieren müssen, um im Fahrwasser zu fahren.

Das Gremium, welches die Kennzeichnung von Fahrwassern international festlegt und damit auch das Lateralsystem, ist die IALA. Sie hat für das Lateralsystem weltweit die Regionen A und B festgelegt, deren Seezeichen sich in Farbgebung und Nummerierung, nicht aber in ihrer Form unterscheiden.

Überblick: Form, Farbe, Nummerierung

Im Lateralsystem werden Farbe, Form (oder Form des Toppzeichens) und Nummerierung zur Unterscheidung von Steuerbord- und Backbordseite genutzt. Sehr verbreitet ist die farbliche Unterscheidung. Die Nummerierung wird vor allem bei längeren Fahrwassern (zum Beispiel Zufahrten zu Häfen oder Kanälen) eingesetzt.

  • Form des gesamten Seezeichens oder des Toppzeichens (Zeichen oben am Seezeichen): stumpf oder spitz, meist als Zylinder oder Kegel ausgeführt; die Zuordnung der Form zu den Fahrwasserseiten ist international einheitlich: für von See kommende Schiffe rechts (Steuerbord) spitz und links (Backbord) stumpf. Insbesondere im Watt werden Stangen durch Besen mit der Spitze nach oben (Steuerbord) oder unten (Backbord) markiert. Spierentonnen und Pricken finden sich an der Backbordseite des Fahrwassers.
  • Farbe: roter oder grüner Anstrich des Seezeichens oder von Teilen des Seezeichens; bei Leuchtfeuern (beleuchteten Seezeichen) außerdem rote oder grüne Beleuchtung (grüne Feuer wirken auf große Entfernung allerdings aus physikalischen Gründen oft weiß und werden ggf. erst beim Näherkommen als grün erkennbar); Zuordnung zu Steuer- und Backbord unterschiedlich in Region A und B
  • Nummerierung: gerade Zahlen oder ungerade Zahlen (das heißt, falls verwendet, sind die ersten Seezeichen des Fahrwassers in der Regel „1“ und „2“, dann wird weitergezählt); Zuordnung zu Steuer- und Backbord unterschiedlich in Region A und B

Ein laterales Seezeichen kann alle diese Merkmale tragen, beispielsweise eine grüne, spitze Tonne mit ungerader Zahl (System A). Ein nur grünes oder nur spitzes Seezeichen erfüllt aber den gleichen Zweck. Die Kombination der Merkmale dient der leichteren Unterscheidung bei verschiedenen Sichtverhältnissen oder aus der Ferne, aber auch der leichteren Kommunikation an Bord (Nummerierung) usw.

Die Unterscheidung von Region A und B

Region A

Einteilung der Welt in die Regionen A und B

Region A umfasst Europa, Australien, Neuseeland, Afrika und weite Teile Asiens (das heißt, Asien außer den Philippinen, Japan und Korea).

Seezeichen sind von See kommend:

  • an Steuerbord grün, mit spitzen (kegelförmigen) Toppzeichen, mit ungeraden Ziffern durchnummeriert
  • an Backbord rot, mit stumpfen (zylinderförmigen) Toppzeichen, mit geraden Ziffern durchnummeriert

Beispiele schwimmender Seezeichen gem. Lateralregion A

BackbordSteuerbord

Bezeichnung von Fahrwassern

Bei der Bezeichnung eines Fahrwassers in der Region A folgt man einer festgelegten Betonnungsrichtung. Die Hauptrichtung einer Hafenzufahrt, eines Flusses oder eines Wasserweges ist als von See kommend festgelegt.

Bei Fahrwassern, die nicht in einen Hafen oder ähnliches führen, gilt diejenige Seite als Steuerbordseite des Fahrwassers, die ein aus westlicher Richtung (einschließlich Nord, ausschließlich Süd) kommendes Fahrzeug an Steuerbord hat.

Region B

Übersicht über die Seezeichen im Lateralsystem B
Backbord-Seezeichen der San Juan Islands, USA (System B), mit ungerader Zahl („5“) auf grünem, stumpfem/quadratischem Schild

Region B umfasst Nordamerika, Südamerika sowie die Philippinen, Japan und Korea.

Es verwendet die Farbgebung und Nummerierung genau andersherum, behält aber die Toppzeichen (einlaufend Stb: rot, gerade und spitze Toppzeichen, einlaufend Bb: grün, ungerade und stumpfe Toppzeichen) bei.

Seezeichen sind von See kommend:

  • an Steuerbord rot, mit spitzen (kegelförmigen) Toppzeichen, mit geraden Ziffern durchnummeriert
  • an Backbord grün, mit stumpfen (zylinderförmigen) Toppzeichen, mit ungeraden Ziffern durchnummeriert

Beispiele schwimmender Seezeichen gem. Lateralregion B

BackbordSteuerbord

Code nach IHO-S-57

Die Codierung für elektronische Seekarten ist durch die IHO in der Norm IHO-S-57 festgelegt:

Region A, backbord (rot):IALA-1; CATLAM-1; COLOUR-3; TOPSHP-5, COLOUR-3
Region A, steuerbord (grün):  IALA-1; CATLAM-2; COLOUR-4; TOPSHP-1, COLOUR-4
 
Region B, backbord (grün):IALA-2; CATLAM-1; COLOUR-4; TOPSHP-5, COLOUR-4
Region B, steuerbord (rot):IALA-2; CATLAM-2; COLOUR-3; TOPSHP-1, COLOUR-3

Mitte-Fahrwasser-Zeichen oder Ansteuerungstonne

Die Mitte eines Fahrwassers wird durch ein Mitte-Fahrwasser-Zeichen (engl.: safe water mark) markiert. Dieses ist weiß-rot vertikal gestreift und kann einen roten Ball als Toppzeichen haben. Es ist als Kugel-, Baken- oder Spierentonne oder als Stange gebaut. Es kann auch als seewärtige Begrenzung eines durch rote und grüne Tonnen markierten Fahrwassers dienen. Dann wird es auch „Ansteuerungstonne“ genannt.

Fahrwasserteilungstonne

Beispiel für die Kennzeichnung der Backbordseite

Zweigt von einem durchgehenden Fahrwasser ein anderes Fahrwasser ab oder mündet in dieses ein, so muss eines der ausgelegten Seezeichen auf der Backbordseite des durchgehenden, aber auf der Steuerbordseite des abzweigenden oder einmündenden Fahrwassers liegen oder umgekehrt. Hierzu werden Tonnen verwendet, die die Charakteristika der übrigen Tonnen dieser Seite des durchgehenden Fahrwassers aufweisen, aber mit einem horizontalen Farbring der anderen Farbe versehen sind, also (im Betonnungssystem A):

  • auf der Backbordseite des durchgehenden Fahrwassers rote Stumpf-, Leucht- oder Spierentonnen oder Stangen mit einem waagerechten grünen Band und einem roten Zylinder als Toppzeichen (Stangen auch mit Besen aufwärts)
  • auf der Steuerbordseite des durchgehenden Fahrwassers grüne Spitz- oder Leuchttonnen oder Stangen mit einem waagerechten roten Band und einem grünen Kegel (Spitze oben) als Toppzeichen (Stangen auch mit Besen abwärts)[1]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Laterale Betonnung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Axel Bark: Segelführerschein BR und Sportbootführerschein See. mit offiziellen Prüfungsfragen. 18. Auflage. Delius Klasing, Bielefeld 1992, ISBN 3-7688-0734-7, S. 31 f.

Auf dieser Seite verwendete Medien

ATON - Road Signs of the Waterway.png
Aids to Navigation — Road Signs of the Waterway (Visual Buoyage)
Le Palais arrivee bateau (1).jpg
Autor/Urheber: Remi Jouan, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Le Palais arrivee du bateau
IALA red mark.png
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Pbz~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lateral mark in IALA A for port side, in IALA B for starboard.
Fahrwassertonne lateralMark amrum may2013 26AH1.jpg
Autor/Urheber: Wiki-observer, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Rot-grün-rote Fahrwassertonne 26 AH 1 nahe der deutschen Nordseeinsel Amrum.
IALA isolated danger.png
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Pbz~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Isolated danger mark in IALA system.
Elbtonne 40 01 (RaBoe).jpg
Autor/Urheber: Ra Boe, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Elbtonne 40
Norderney tonnenhof.jpg
Autor/Urheber: Diese Datei wurde mit Commonist hochgeladen., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Tonnenhof des Wasser- und Schifffahrtsamt Emden auf Norderney
IALA safe water.png
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Pbz~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Safe water mark in IALA system.
IALA red turn mark.png
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Pbz~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lateral mark in IALA A for turn right, in IALA B for turn left.
Betonning-VS5 detail.JPG
Autor/Urheber: Ante ante, cropped by User:Ibn Battuta, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Buoy VS5 in the Vliestroom near Vlieland (the Netherlands)
Recuing the sailing vessel adventuress buoy.jpg
Backbord-Seezeichen (System B) in der Wasp Passage, San Juan Islands, Washington, USA
IALA green turn mark.png
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Pbz~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lateral mark in IALA A for turn left, in IALA B the shape is the same, but the colors are in inverse order
IALA green mark.png
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Pbz~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lateral mark in IALA A for starboard side, in IALA B for port.
IALA world distribution.PNG
Lateralsystem der IALA mit Region A (gelb) und B (grün)