Larry Townsend

Larry Townsend (* 27. Oktober 1930; † 29. Juli 2008) war ein US-amerikanischer Autor (Sachbücher, Romane) mit Schwerpunkt BDSM. Kultstatus errangen besonders die beiden Bücher Run Little Leather Boy (1970) und The Leatherman’s Handbook (1972).

Leben

Townsend war in der ersten Hälfte der 1950er Jahre im Air Intelligence Service der US-amerikanischen Air Force in Deutschland stationiert. 1956 kehrte er in die USA zurück und begann sein Studium an der University of California in Los Angeles.

In den 1960er Jahren war er zunächst drei Jahre Offizieranwärter der Air Force. Er wechselte dann zur Jugendarbeit für schwer erziehbare Heranwachsende in Forstcamps und arbeitet schließlich als Psychologe an einem geheimen Industrieprojekt. In dieser Zeit konnte er wegen der allgemeinen gesellschaftlichen Umstände, aber auch wegen seiner Arbeitgeber seiner Passion, der homoerotischen Schriftstellerei, nur heimlich nachgehen.

Diese Umstände begannen sich im Rahmen der aufkommenden Liberalisierung, der entstehenden politischen amerikanischen Schwulenbewegung und der Stonewall-Demonstrationen im Sommer 1969 zu verändern. Der Kleinverlag Greenleaf Classics in San Diego war so mutig und wagte 1970, das Buch Song of the Loom mit – das nach damaligen Maßstäben explizite Hardcore-Formulierungen enthielt (Sex, Bondage, Domination, BDSM) – zu veröffentlichen. Und plötzlich fand zum Erstaunen der Beteiligten keine Zensur mehr statt. Rückblickend war das der Durchbruch für pornografische Literatur der schwulen Lederszene. Auch der Postversand schwuler und pornografischer Bücher und Zeitschriften wurde ab Mitte der 1970er Jahre staatlicherseits nicht mehr blockiert. Dies ermöglichte Townsend nun sein schriftstellerisches Schaffen.

Ende Juli 2008 verstarb der Autor in seinem Haus oberhalb des Sunset Strip in Los Angeles.

Werk

Townsend, nun angehender Journalist, veröffentlichte 1970/71 bei Greenleaf Classics 13 s/m-orientierte Novellen, darunter: Run Little Leather Boy und Run No More.

Parallel schrieb er an dem Manuskript für ein ungewöhnliches Sachbuch: The Leatherman’s Handbook, dem weltweit ersten systematischen Leitfaden für schwule Ledermänner und S/M-Fetisch. Es erschien 1972 im US-amerikanischen Verlag Olympia Press. Das Buch wurde unter der Abkürzung „TLH“ zur Sensation und einem internationalen Erfolg. Eine zweite Auflage erschien 1974, eine dritte dann im Verlag LeSalon 1978/79 mit einem aktualisierten Vorwort und einem Fachindex. Statt einer vierten Auflage entstand 1981 eine komplette Neufassung in verändertem Diktus unter dem Titel: The Leatherman’s Handbook II im Verlag Mandate. Davon erschien die zweite Auflage 1983. In der dritten Auflage 1989 wurde erstmals das damals neue Themas Aids erwähnt – mit entsprechenden Warnungen für einschlägige sexuelle Praktiken. Das Buch erschien 1993, 1995 und 2000 in jeweils aktualisierten Neuauflagen. Beide TLH-Bücher erwiesen sich als Welterfolg. Daher wurde 1997, zum 25-jährigen Jubiläum des ersten Handbuchs, eine spezielle The Leatherman’s Handbook – Silver Jubilee Edition gedruckt.

Wegen der unverändert hohen Nachfrage kam auch das zweite Handbuch zum 20-jährigen Jubiläum 2001 als Sonderausgabe (The Leatherman’s Handbook II – New Millennium Edition) auf den englischsprachigen Markt. Gleichzeitig erschien eine deutsche Fassung im Berliner Querverlag als Das Lederhandbuch II mit einem Titelbild des deutschen Fotografen Henning von Berg.

Gute Kritiken erhielt Townsends monatliche Kolumne Leather Notebook, die von 1980 bis 1992 im Fetischmagazin Drummer erschien und die er bis zu seinem Tod 2008 im Magazin Honcho fortsetzte. Sein letzter Roman Time Masters wurde im April 2008 veröffentlicht.

Insgesamt hat Townsend Dutzende s/m-orientierter Sachbücher, Romane und Kurzgeschichten verfasst und gilt besonders in den USA als renommierter Kultautor.

Literatur (Auszug)

  • Run, Litte Leather Boy. 1971, ohne ISBN.
  • The Other Traveller 1971. Ohne ISBN.
  • 2069 oder Freunde auf Alpha Centauri. Carré-Verlag Köln (ca. 1980), ohne ISBN.
  • Meister und Gegenspieler. 1. Auflage. Pullenreuth 1992, ISBN 978-3-88677-951-2; 2. Auflage: Berlin 2003, ISBN 978-3-86187-331-0.
  • Meister gegen Schwachkopf. Pullenreuth 1992, ISBN 978-3-88677-954-3.
  • Der Geköpfte. Köln 1996, ISBN 978-3-932117-25-1.
  • Heiße Fälle für Sherlock Holmes. Berlin 1997, ISBN 978-3-86187-040-1 (englischer Originaltitel: The sexual adventures of Sherlock Holmes).
  • Der Todeskuß. Köln 1997, ISBN 978-3-932117-34-3.
  • Das Lederhandbuch. Querverlag, Berlin 1998, ISBN 978-3-89656-032-2 (englischer Originaltitel: The Leatherman’s Handbook. 1. Auflage. Olympia Press, 1972, ISBN 1-881684-19-9).
  • Das Lederhandbuch II. Querverlag, Berlin 2001, ISBN 3-89656-068-9 (englischer Originaltitel: The Leatherman’s Handbook II. 1981, ISBN 0-503-09999-6).
  • Meister seines Faches. Berlin 2003, ISBN 978-3-86187-834-6 (englischer Originaltitel: One for the master, two for the fool).

Weblinks