Larissa Bender

Larissa Bender (* 1958 in Köln) ist eine deutsche Übersetzerin für arabische Literatur, Dozentin für Arabisch, Lektorin und Journalistin. Für ihr kultur- und bildungspolitisches Engagement wurde sie 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Leben und Schaffen

Larissa Bender studierte Islamwissenschaft, Ethnologie, Soziologie und Kunstgeschichte in Köln und Berlin. Weiterhin studierte sie Arabisch auch im Rahmen eines Aufenthalts in Damaskus, Syrien.[1] Bender übersetzt arabische Literatur und Sachtexte vorwiegend aus Syrien, Irak, Ägypten und dem Libanon. Sie ist Dozentin für Hocharabisch sowie den syrischen Levante-Dialekt an der Universität zu Köln.[2] Zusätzlich arbeitet sie als freie Journalistin, Moderatorin, Lektorin für arabische Literatur und Gutachterin für arabische Romane. Dabei fungiert sie als Expertin für arabische Kultur, Literatur, Politik und Gesellschaft.[3] Als eine der bekanntesten Übersetzerinnen arabischer Literatur ins Deutsche hat sie enge Beziehungen zu vielen syrischen Schriftstellern. Bender übersetzt auch arabische Literatur von aus Syrien geflüchteten Autoren. Bis zum Ausbruch der syrischen Revolution reiste sie regelmäßig nach Syrien und bezeichnet das Land als ihre „zweite Heimat“.[4]

Larissa Bender setzt sich für das Übersetzen als Kunstform ein und leitete mehrere Male die deutsch-arabische Übersetzerwerkstatt des Deutschen Übersetzerfonds, ein Programm für Übersetzer aus beiden Sprachräumen.[5] Zu den Herausforderungen beim Übersetzen aus dem Arabischen zählen laut Bender die nicht immer eindeutige Schrift (Vokale, die sich unter bestimmten Bedingungen in Konsonanten wandeln oder andere Funktionen erfüllen), mehrdeutige Begriffe und die arabische Syntax mit ihrer bevorzugten Verwendung von Verbalsubstantiven und Partizipien sowie verschiedenen Arten von Relativsätzen. Denn Übersetzen sei immer ein künstlerischer Akt, der ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen in die jeweiligen Sprachen voraussetzt.[6]

Bender ist Vorstandsmitglied des Vereins Weltlesebühne, einem Zusammenschluss von Übersetzern aus Berlin, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Köln und Zürich, dessen Veranstaltungsprojekte sich der Vermittlung von internationaler Literatur und ihrer Übersetzung widmen.[7]

Ehrenamtliche Tätigkeiten

Bender engagiert sich in den Bereichen der interkulturellen Literatur und Jugendarbeit und leitet regelmäßig Workshops zu den Themen Islam, Übersetzung und Integration. Sie ist Gründerin beziehungsweise Gründungsmitglied zahlreicher Vereine. Dazu gehören das Netzwerk Kölner Syrienhilfe zur Unterstützung syrischer/arabischsprachiger Geflüchteter in Köln, der Verein Najda-Now International e.V. für die Versorgung von syrischen Binnenflüchtlingen, der Verein Dialog Orient-Okzident e.V. zur Förderung und Verbreitung der Kultur aus dem nahöstlichen Raum sowie der Verein Kindernotbrücke e.V. zur Unterstützung von Hilfsprojekten im Irak und der Begleitung irakischer verletzter Kinder in Deutschland.

Für ihr kultur- und bildungspolitisches Engagement wurde Bender am 2. Oktober 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ausgezeichnet, welches die höchste Anerkennung für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen und Verdienste um das Gemeinwohl der Bundesrepublik Deutschland ist.[8]

Mitgliedschaften und Jurytätigkeit

Mitgliedschaften

Jurytätigkeit

  • 2017 Mitglied der Jury Literarisches Schreiben für die 4. Ausschreibung von Ettijahat - Independent Culture zur Förderung syrischer Künstler im Jahr 2017
  • 2011 Mitglied der Jury des 3. Deutsch-Arabischen Übersetzerpreises des Goethe-Instituts Kairo, der im November 2011 in Kairo verliehen wurde
  • 2010 Mitglied der Jury des 1. Deutsch-Arabischen Übersetzerpreises des Goethe-Instituts Kairo, verliehen im März 2010 in Leipzig[9]

Werke

Eigene Publikationen

  • Larissa Bender (Hrsg.): Syrien: Der schwierige Weg in die Freiheit. Dietz Verlag, Bonn 2012, ISBN 978-3801204334

Benders Publikation Syrien: Der schwierige Weg in die Freiheit (2012) beschäftigt sich mit den Ereignissen des Bürgerkriegs in Syrien seit 2011 bis zum Sommer 2012. Syrische und deutsche Autoren analysieren die Geschichte des Landes, die politischen Akteure, die Rolle der Frauen, der Künstler und der Religionen. Das Buch beschreibt, wie die syrische Bevölkerung nach Jahrzehnten der Herrschaft des diktatorischen Regimes, seit dem Jahr 2000 in zweiter Generation von Staatspräsident Baschar al-Assad geführt, die Barriere der Angst überwand und den Kampf für Freiheit und Menschenwürde aufnahm.[11]

  • Larissa Bender (Hrsg.): Innenansichten aus Syrien: Innenansichten aus Syrien. Edition Faust, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3981589375

In ihrem Buch Innenansichten aus Syrien (2014) lässt Bender syrische Schriftsteller, Filmschaffende, Theaterleute und bildende Künstler zu Wort kommen. Einerseits haben der Krieg und seine Zerstörung die Menschen dazu gezwungen, sich voll mit dem täglichen Überleben zu beschäftigen, andererseits ist in Gebieten des Islamischen Staats Kunst absolut verboten. Trotz dieser schwierigen Voraussetzungen hat sich ein für Syrien beispielloser künstlerischer Aufbruch ausgebildet. Zahlreiche Schriftsteller innerhalb und außerhalb des Landes versuchen, durch ihre Kunst den Krieg und die Unterdrückung zu verarbeiten und die psychischen und gesellschaftlichen Veränderungen seit Beginn der Revolution festzuhalten. Diesen Künstlern gibt Bender in ihrem Werk eine Bühne.[12]

Übersetzungen (Auswahl)

  • Najat Abed Alsamad: Kein Wasser stillt ihren Durst (2023)
  • Basma Abdel Aziz: Das Tor (2020)
  • Mazen Maarouf: Ein Witz für ein Leben (2020)
  • Hamed Abboud: In meinem Bart versteckte Geschichten (2020)
  • Mustafa Khalifa: Das Schneckenhaus (2019)
  • Dima Wannous: Die Verängstigten (2018)
  • Ghayath Almadhoun: Ein Raubtier namens Mittelmeer (2018)
  • Hamed Abboud: Der Tod backt einen Geburtstagskuchen (2017)
  • Niroz Malek: Der Spaziergänger von Aleppo (2017)
  • Rosa Yassin Hassan: Eine fatale Sprayaktion: Die Geschichte dreier Freunde in Syrien (2017)
  • Fadhil Al-Azzawi: Der Letzte der Engel (2014)
  • Abdalkader Al-Dschanabi: Vertikale Horizonte: Von Bagdad nach Paris (1997)

Übersetzung von Hörspielen

  • 2014: Jabbour Douaihy: Morgen des Zorns – Bearbeitung und Regie: Barbara Liebster (Hörspielbearbeitung – NDR)
  • 2017: Mudar Alhaggi: Barsach – Bearbeitung und Regie: Erik Altorfer (Original-HörspielDeutschlandradio)
  • 2020: Mudar Alhaggi, Wael Kadour: Die Toten haben zu tun – Regie: Erik Altorfer (Originalhörspiel – Deutschlandradio)

Übersetzte Autoren (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Larissa Bender. Unionsverlag, archiviert vom Original am 25. September 2020; abgerufen am 25. September 2020.
  2. Lehrbeauftragte und Tutoren. Universität zu Köln, archiviert vom Original am 3. März 2021; abgerufen am 3. März 2021.
  3. Larissa Bender [Deutschland]. In: Internationales Literaturfestival Berlin 2015 / Autor*innen. Archiviert vom Original am 27. Januar 2021; abgerufen am 27. Januar 2021.
  4. Joachim Scholl: Übersetzerin Larissa Bender: Neue Lust an arabischer Literatur. In: Deutschlandfunk Kultur. 12. Februar 2018, archiviert vom Original am 11. August 2020; abgerufen am 11. August 2020.
  5. Bundesverdienstkreuz an Larissa Bender. In: Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e. V. (Hrsg.): Übersetzen. Nr. 1, April 2019, ISSN 1868-6583, S. 4.
  6. Larissa Bender: Zum Übersetzen aus dem Arabischen. In: Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V. (Hrsg.): Übersetzen. Nr. 1, April 2013, ISSN 1868-6583, S. 1 (zsue.de [PDF]).
  7. Weltlesebühne - Kontakt. In: Weltlesebuehne. Archiviert vom Original am 24. September 2020; abgerufen am 24. September 2020.
  8. Bundesverdienstkreuz für Larissa Bender und Anne Birkenhauer. In: Literaturuebersetzer. VdÜ, archiviert vom Original am 7. Mai 2021; abgerufen am 7. Mai 2021.
  9. a b Über mich. In: Larissa Bender. Archiviert vom Original am 13. Juni 2021; abgerufen am 12. Juni 2021.
  10. Mitgründer:innen. Archiviert vom Original am 18. Juli 2022; abgerufen am 13. Juli 2022.
  11. Einblicke in den Aufstand in Syrien. In: Welt-Sichten. 8. Februar 2013, archiviert vom Original am 4. August 2016; abgerufen am 4. August 2016.
  12. Beatrix Novy: Syrische Künstler: Ohne Hoffnung können wir nicht arbeiten. In: Deutschlandfunk. 6. September 2014, archiviert vom Original am 21. Oktober 2020; abgerufen am 21. Oktober 2020.
  13. Übersetzte AutorInnen. In: Larissa Bender. Archiviert vom Original am 16. Juni 2021; abgerufen am 16. Juni 2021.