Lansoprazol

Strukturformel
Strukturformel von Lansoprazol
Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
NameLansoprazol
Andere Namen
  • 2-({[3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)-2-pyridinyl]methyl}sulfinyl)-1H-benzimidazol (IUPAC)
  • 2-[(RS)-({[3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)pyridin-2-yl]methyl}sulfinyl)]-1H-benzimidazol
SummenformelC16H14F3N3O2S
Kurzbeschreibung
  • farblose Kristalle[1]
  • weißes oder bräunliches Pulver[2]
  • polymorph[2]
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer103577-45-3
EG-Nummer645-308-1
ECHA-InfoCard100.173.220
PubChem3883
ChemSpider3746
DrugBankDB00448
WikidataQ254296
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A02BC03

Wirkstoffklasse

Protonenpumpenhemmer, Ulkustherapeutika

Wirkmechanismus

Hemmung der Protonen-Kalium-Pumpe

Eigenschaften
Molare Masse369,36 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[3]

Schmelzpunkt

168–170 °C (Zersetzung)[1]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser, löslich in wasserfreiem Ethanol, sehr wenig löslich in Acetonitril[2]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]

Achtung

H- und P-SätzeH: 315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​305+351+338 [3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Lansoprazol ist eine chemische Verbindung und ein Arzneistoff, der gegen Sodbrennen (wie es beispielsweise mit einer Speiseröhrenentzündung (Ösophagitis) einhergehen kann) eingesetzt wird. Er vermindert die Salzsäureproduktion im Magen, so dass der pH-Wert des Magensafts ansteigt.[4] Lansoprazol wirkt als Protonenpumpenhemmer[5], indem die Protonen-Kalium-Pumpe der Fundusdrüsen blockiert wird.[4] Lansoprazol wird als Medikament unter vielen verschiedenen Handelsnamen verkauft.

Geschichte

Lansoprazol wurde 1984 von Takeda Pharmaceutical patentiert und wird seit 1992 in der Medizin angewendet.[6] Es trug den Entwicklungsnamen AG 1749.[7] Das ursprüngliche Patent ist mittlerweile erloschen; es wurden aber bezüglich der Formulierungen neue Patente angemeldet.[8]

Stereochemie

Das Molekül beinhaltet genau ein Stereozentrum, welches am Schwefel-Atom lokalisiert ist (das übrige freie Elektronenpaar fungiert aus Sicht der Stereochemie als vierte Bindung). Lansoprazol ist ein Racemat (1:1-Gemisch der beiden Enantiomere). Die Enantiomere von Lansoprazol werden auch als Dexlansoprazol[9] und Levolansoprazol[10] bezeichnet.

Gewinnung und Darstellung

Lansoprazol wurde erstmals 1990 von Kubo et al. synthetisiert. Als Edukt wird [3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)-2-pyridinyl]methanol[11] eingesetzt. Der Alkohol wird mit Thionylchlorid in Chloroform in situ in ein Chlorid umgewandelt und dieses dann mit 2-Mercaptobenzimidazol im Basischen (Natriummethanolat in Methanol) nucleophil substituiert. Der zweite Schritt ist die Oxidation des Thioethers zum Sulfinyl mit meta in Chloroform. Das Produkt kann zur Aufreinigung aus einem Gemisch aus Aceton, Diethylether und n-Hexan umkristallisiert werden.[1]

Synthese von Lansoprazol

Anwendung

Die Indikation ist ein endoskopisch oder radiographisch bestätigtes Magengeschwür, sowie die damit in Verbindung stehende Infektion durch Helicobacter pylori. Üblich in diesem Anwendungsgebiet ist die Kombination mit Amoxicillin und / oder Clarithromycin. Sowohl als akute Medikation als auch zur Nachbehandlung der Geschwüre wird Lansoprazol eingesetzt.[4] Daneben kommt es auch bei gastroösophagealem Reflux und beim Zollinger-Ellison-Syndrom zum Einsatz. Bei letzterem ist in der Regel eine längere Behandlung notwendig.[12]

Lansoprazol wird oral eingenommen. Die Wirkung setzt in wenigen Stunden ein und hält bis zu mehreren Tagen an. Um Komplikationen vorzubeugen sollte eine möglichst kurze Behandlungsdauer mit möglichst geringer Dosierung gewählt werden.[4] Eine typische Dosierung ist einmal täglich 15–30 mg.[13]

Anwendungsbeschränkungen

Die Kontraindikationen beschränken sich im Wesentlichen auf die Unverträglichkeit der Arznei oder eines Bestandteils der Formulierung.[4] Die Sicherheit der Anwendung bei Schwangeren und während des Stillens ist unklar.[14]

Nebenwirkungen

Schwere

Häufige

Unregelmäßig

Seltene und sehr seltene

Hierunter sind folgende beschrieben:[15]

Wechselwirkungen

Lansoprazol wechselwirkt mit Theophyllin, mit Stoffen des Antipyrin-Typs und möglicherweise mit der hormonellen Empfängnisverhütung.[16]

Handelspräparate

Einzelnachweise

  1. a b c K. Kubo, K. Oda, T. Kaneko, H. Satoh, A. Nohara: Synthesis of 2-[[(4-fluoroalkoxy-2-pyridyl)methyl]sulfinyl]-1H-benzimidazoles as antiulcer agents. In: Chemical and Pharmaceutical Bulletin. Band 38, Nr. 10, 1990, S. 2853–2858, doi:10.1248/cpb.38.2853.
  2. a b c Monographie „Lansoprazol“, European Pharmacopoeia 10th Edition (Ph. Eur. 10.0), EDQM Council of Europe, 2019.
  3. a b c Datenblatt Lansoprazole bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 1. Mai 2022 (PDF).
  4. a b c d e f Lansoprazole Monograph for Professionals. In: Drugs.com. Archiviert vom Original am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
  5. Comparative effectiveness of proton pump inhibitors. In: Therapeutics Initiative. Archiviert vom Original am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
  6. J. Fischer, C. R. Ganellin: Analogue-based Drug Discovery. Hrsg.: John Wiley & Sons. 2006, ISBN 978-3-527-60749-5, S. 445.
  7. J. Fischer, C. R. Ganellin: Analogue-based Drug Discovery. Hrsg.: John Wiley & Sons. 2006, ISBN 978-3-527-60749-5, S. 102.
  8. Generic Prevacid Availibilty. In: Drugs.com. Archiviert vom Original am 3. Mai 2022; abgerufen am 3. Mai 2022 (englisch).
  9. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Dexlansoprazol: CAS-Nummer: 138530-94-6, EG-Nummer: 688-930-9, ECHA-InfoCard: 100.215.667, PubChem: 9578005, ChemSpider: 7852369, DrugBank: DB05351, Wikidata: Q5268339. (2-[(R)-{[3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)pyridin-2-yl]methan}sulfinyl]-1H-benzimidazol, (R)-(+)-Lansoprazol).
  10. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Levolansoprazol: CAS-Nummer: 138530-95-7, PubChem: 9578006, ChemSpider: 7852370, Wikidata: Q27277903. (2-[(S)-{[3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)pyridin-2-yl]methan}sulfinyl]-1H-benzimidazol, (S)-(–)-Lansoprazol).
  11. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu [3-Methyl-4-(2,2,2-trifluorethoxy)-2-pyridinyl]methanol: CAS-Nummer: 103577-66-8, EG-Nummer: 428-200-7, ECHA-InfoCard: 100.102.659, PubChem: 11229760, ChemSpider: 9404808, Wikidata: Q111820292.
  12. B. I. Hirschowitz, J. Mohnen, S. Shaw: Long-term treatment with lansoprazole for patients with Zollinger-Ellison syndrome. In: Alimentary Pharmacology and Therapeutics. Band 10, Nr. 4, 1996, S. 507–522, doi:10.1046/j.1365-2036.1996.10152000.x.
  13. a b Rote Liste® Service GmbH (Hrsg.): ROTE LISTE 2022. Band 62. Rote Liste® Service GmbH, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-946057-74-1, S. 1021–1022.
  14. Lansoprazole Use During Pregnancy. In: Drugs.com. 1. Mai 2022, archiviert vom Original am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
  15. a b Lansoprazole capsule, delayed release pellets. In: DailyMed. Archiviert vom Original am 1. Mai 2022; abgerufen am 1. Mai 2022 (englisch).
  16. U. A. Meyer: Metabolic interactions of the proton-pump inhibitors lansoprazole, omeprazole and pantoprazole with other drugs. Band 8, 1996, S. 21–25, doi:10.1097/00042737-199610001-00005.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Lansoprazol Synthese.svg
Synthese von Lansoprazol nach Kubo et al. 1990
Lansoprazole.svg
Skeletal formula of lansoprazole (original brand name Prevacid)—a proton pump inhibitor. Created using ACD/ChemSketch 10.0 and Inkscape.