Langenhain (Wehretal)

Langenhain
Gemeinde Wehretal
Koordinaten:51° 9′ N, 10° 2′ O
Höhe: 250 (227–278) m ü. NHN
Fläche:10,68 km²[1]
Einwohner:640 (2023) ca.[1]
Bevölkerungsdichte:60 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. April 1972
Postleitzahl:37287
Vorwahl:05651

Langenhain ist ein Ortsteil der Gemeinde Wehretal im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis.

Geographie

Das Straßendorf Langenhain liegt an den Westausläufern des waldreichen Hundsrückens im Tal der Wehre, ca. 5 km südsüdwestlich von Eschwege und 2,6 km südöstlich der Gemeindeverwaltung in Reichensachsen. Die Kirche liegt nördlich der Durchgangsstraße in exponierter Lage. Die jüngere Siedlungsentwicklung erfolgte entlang der nördlich parallel zur Hauptstraße verlaufenden Weinbergsstraße.[2] Das Gebiet des Ortsteils besteht aus der Gemarkung Langenhain, im äußersten Südosten des Gemeindegebiets, mit einer Fläche von 1068 Hektar[1], davon sind 501 Hektar Wald.[2]

In der Gemarkung liegen die folgenden aktuellen und historischen Siedlungsplätze:

  • Hof Blaue Kuppe[3]
  • Wüstung Blumenthal[4]
  • Forsthaus Hundsrück[5]
  • Wüstung Hermsdorf[6]
  • Wüstung Lautenbach[7]
  • Domäne Lautenbach[8]

Die Ortslage befindet sich auf 227 bis 278 m ü. NHN und der höchste Punkt ist der Hundsrück mit 478 Meter Höhe an der nordöstlichen Gemarkungsgrenze zu Eschwege. An den Ortsteil Langenhain grenzen, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn, Wehretal-Reichensachsen und die Stadt Eschwege, im Nordosten ebenfalls die Stadt Eschwege, im Nordosten die Gemeinde Weißenborn, im Süden die Ringgauer Ortsteile Röhrda und Datterode und Westen Wehretal-Reichensachsen. Durch den Ort beläuft, von Reichensachsen kommend, die Kreisstraße 7, die am östlichen Ortsrand auf die Landesstraße 3424 trifft. Diese verbindet Eschwege im Süden mit Weißenborn im Südosten.

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Langenhain erfolgte unter dem Namen Langenhagen im Jahr 1236.[2] Weitere Erwähnungen erfolgten unter den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Langenhayn (1332), Haghen (1343), Hayn an deme Hundsrucke (1365), Hain (1696), Langen-Hain und Langen-Hagen (später).

Das Dorf hatte bereits früh eine Kirche, denn 1253 wird ein Pleban genannt, 1492 eine Kirche. im Jahr 1332 übertrug Heinrich genannt von Honsten, Burgmann in Boyneburg, den Augustinern zu Eschwege zu ewigem Besitz die von ihm zu Lehen gehenden Gefälle im Dorfe Langenhain. Das Augustinerkloster Eschwege war der wichtigste Grundherr in Langenhain. Nach Aufhebung des Klosters im Zuge der Reformation fielen die Güter in Langenheim an die von Boyneburg-Hohenstein. Im Jahr 1438 empfingen die Brüder Hermann und Hans Diethe von Landgraf Ludwig von Hessen ihre Gülten und Zinsen in Langenhain als Mannlehen.[2] Die Gerichtsbarkeit über den Ort lag, bis zu deren Aussterben 1792, bei den Herren von Boyneburg, denen in einem Vertrag von 1602 die Landgrafschaft Hessen-Kassel hier sogar die peinliche Gerichtsbarkeit überließ. Kirchenpatrone waren die von Boyneburg-Hohenstein, von deren Erben das Patronat 1803 dem Landesherrn überlassen wurde. Ursprünglich zum Amt Eschwege gehörig, kam der adlige Ort 1654 zum landgräflichen Amt Bischhausen.[2] Ab 1821 gehörte Langenhain zum Kreis Eschwege.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. April 1972 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Langenhain im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Wehretal eingegliedert.[9] Für den Ortsteil Langenhain wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[10]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, denen Langenhain angehört(e):[2][11]

Gerichte

Die Gerichtsbarkeit über Langenhain wurde im Mittelalter durch das Gericht Boyneburg ausgeübt. Nach langen Rechtstreirigkeitden zwischen der Herren von Boyneburg kam es 1449 zu einem Vergleich, und ab 1460 hielten die von Boyneburg die Burg und den dazu gehörigen ehemaligen Reichsbesitz als landgräflich-hessisches Erblehen. Mit dem Aussterben der Herren von Boyneburg-Hohenstein 1792 ging das Gericht an das Kurfürstentum Hessen, die es dem Amt Bischhausen zuschlug.

Die weitere Zuständigkeit entwickelte sich wie folgt:[2]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Langenhain 588 Einwohner. Darunter waren 3 (0,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 93 Einwohner unter 18 Jahren, 216 zwischen 18 und 49, 147 zwischen 50 und 64 und 135 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 258 Haushalten. Davon waren 63 Singlehaushalte, 84 Paare ohne Kinder und 84 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 126 Haushaltungen lebten keine Senioren.[14]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]

  • 1585: 20 Haushaltungen mit circa 100 Einwohnern
  • nach 1648: noch circa 30 Einwohner (Kriegsverwüstung)
  • 1747: 39 Haushaltungen
Langenhain: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2023
Jahr  Einwohner
1834
  
298
1840
  
327
1846
  
384
1852
  
420
1858
  
448
1864
  
458
1871
  
390
1875
  
419
1885
  
452
1895
  
446
1905
  
431
1910
  
450
1925
  
468
1939
  
487
1946
  
641
1950
  
673
1956
  
626
1961
  
612
1967
  
632
1970
  
627
1987
  
647
2000
  
?
2011
  
588
2023
  
593
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: bis 1987[2]; Gemeinde Wehretal[1]; Zensus 2011[14]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1885:436 evangelische (= 100 %) Einwohner
• 1961:525 evangelische (= 85,78 %), 76 katholische (= 12,46 %) Einwohner

Religion

Kirchengebäude[2]

in den Jahren 1492 und 1530 wurde eine Kirche in Langenhain erwähnt. Die evangelische Kirche ist ein 1837 von Johann Friedrich Matthei errichteter Saalbau im Typus der reformierten Querkirchen mit weitgehend erhaltener Ausstattung der Bauzeit. Die Orgel stammt von 1908 und 1960 wurde die Kirche renoviert.

Bekenntniswechsel[2]

Der erster gekannte evangelischer Pfarrer war Johann Stein um das Jahr 1556. Er war ein ehemaliger katholischer Priester.

Pfarrzugehörigkeit[2]
  • Kirchenpatrone waren die Herren von Boyneburg-Hohenstein, von deren Erben das Patronat 1803 dem Landesherrn überlassen wurde.
  • Im 16. Jahrhundert hatte Langenhain ein Vikariat, zeitweise auch einen eigenen Pfarrer.
  • Nach der Reformation hat Langenhain eine Protestantische Pfarrei bis 1637, seitdem hat der Ort mit einigen Unterbrechungen Filialort von Reichensachsen.
  • 1986 wird Langenhain aus dem Kirchspiel Reichensachsen aus- und in das Kirchspiel Oetmannshausen eingegliedert.

Politik

Für Langenhain besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Langenhain) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[10] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 65,0 %. Alle Kandidaten gehörten der Liste „Wir für Langenhain“ an.[15] Der Ortsbeirat wählte Klaus Holger Wennemuth zum Ortsvorsteher.[16]

Wirtschaft und Infrastruktur

Persönlichkeiten

  • Heinrich Vaupel (1805–1875), Bürgermeister und Mitglied der kurhessischen Ständeversammlung

Fußnoten

Anmerkungen

  1. Trennung von Justiz (Justizamt Eschwege) und Verwaltung.
  2. Weitere Gerichte siehe Justizwesen im Königreich Westphalen

Einzelnachweise

  1. a b c d Gemarkung Langenhain. In: GEOindex. Abgerufen im August 2025.
  2. a b c d e f g h i j k l m n Langenhain, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 2. Juli 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Blaue Kuppe, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Mai 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Blumenthal, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 10. Mai 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  5. Forsthaus Hundsrück5711, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Hermsdorf, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 10. Mai 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  7. Lautenbach, Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 11. September 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Lautenbach (Domäne), Werra-Meißner-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. April 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 389 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  10. a b Hauptsatzung. (PDF; 104 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Wehretal, abgerufen im September 2020.
  11. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 7 f. (online bei Google Books).
  13. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August, S. 72 f. (kurhess GS 1821)
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 58 und 115, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  15. Ortsbeiratswahl Langenhain. In: Votemanager. Gemeinde Wehretal, abgerufen im August 2025.
  16. Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Gemeinde Wehretal, abgerufen im August 2025.

Literatur

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