Landtagswahl in Lippe 1933
Die Landtagswahl in Lippe vom 15. Januar 1933 war die Wahl zum 5. Landtag in Lippe, einem Kleinstaat der Weimarer Republik. Die NSDAP ging aus der Wahl als stärkste Kraft hervor.
Vorgeschichte
Der zur Landtagswahl in Lippe stattfindende Wahlkampf war der letzte freie vor der Machtergreifung der NSDAP. Nach dem vielbeachteten Stimmenrückgang der Nationalsozialisten bei den Reichstagswahlen am 6. November 1932 gab Adolf Hitler Ende Dezember 1932 die Vorgabe heraus, die erste Wahl im neuen Jahr als Signal zu nutzen, um den Machtanspruch propagandistisch zu unterlegen. Die Landtagswahl in Lippe, als „Entscheidungsschlacht am Teutoburger Wald“[3] hochstilisiert, sollte die Wende zur deutschen Entscheidung oder, wie die Nazis sagten, zum „Durchbruchswahlkampf“ werden.
Unter anderen Umständen wäre die Wahl in Lippe völlig unbedeutend gewesen; durch die Vorzeichen bekam sie allerdings ein besonderes Gewicht. In der letzten Phase des Wahlkampfs vom 3. bis 14. Januar 1933 wurden alle NSDAP-Größen in den Wahlkampf geschickt. Als Redner traten Göring, Goebbels, Frick und Prinz August Wilhelm auf. Hitler selbst hielt 17 Reden in elf Tagen. Die Abschlusskundgebung fand am 14. Januar 1933 vor 15.000 Menschen in Bad Salzuflen statt. Daneben wurde die Auflage der NS-Zeitung Lippischer Kurier während des Wahlkampfes von 3.000 auf 30.000 hochgetrieben. Es wurden mehr als 48.000 Broschüren der NSDAP verteilt. Zudem gab es Plakatwerbung sowie durch die Orte fahrende Lautsprecherwagen mit Hausbesuchern. Die Wahlkampfsprüche hatten teilweise lokale Bezüge. Unter Verwendung der Arminius- bzw. Hermannsdenkmalsthematik stand der nationalsozialistische Wahlkampf ganz unter der Parole „Macht frei das Hermannsland!“
Wahlergebnis
Der NSDAP gelang am 15. Januar 1933 schließlich gegenüber der vorangegangenen Landtagswahl vier Jahre zuvor ein Stimmenzuwachs von über 36.300 auf fast 39.100 und wurde damit stärkste Kraft mit 39,5 %.[1] Trotz einer ähnlichen Wahlbeteiligung wurde jedoch der Stimmenanteil von 41,1 %, den die NSDAP bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 in Lippe erzielte, nicht erreicht.[4][5] Der Wahlsieg in Lippe ebnete Hitler indirekt den Weg in die Reichskanzlei. Nachdem der Druck auf Kanzler Kurt von Schleicher durch den regionalen Erfolg erhöht wurde und er zurücktrat, wurde Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt.
Die Lippische Landesregierung wurde vom 7. Februar 1933 an durch die beiden NSDAP-Parteimitglieder Ernst Krappe und Adolf Wedderwille sowie den parteilosen Heinrich Klöpper gestellt. Deutschlandweit ging dies nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler unter. Der Malermeister Adolf Wedderwille aus Lage war Spitzenkandidat der Partei und spielte in den folgenden Jahren als Kreisleiter der NSDAP die entscheidende Rolle in Lippe.
Partei | Stimmen | Stimmen % | Sitze | +/- |
---|---|---|---|---|
NSDAP | 39.064 | 39,5 % | 9 | +9 |
SPD Lippe | 29.827 | 30,1 % | 7 | −2 |
KPD | 11.047 | 11,2 % | 2 | +1 |
DNVP | 6.009 | 6,1 % | 1 | −2 |
EVD | 4.525 | 4,6 % | 1 | +1 |
DVP | 4.380 | 4,4 % | 1 | −2 |
Sonstigea | 4.089 | 4,1 % | 0 | −5 |
Für die gewählten Abgeordneten siehe die Liste der Mitglieder des Landtages (Freistaat Lippe) (5. Wahlperiode).
Sozialökonomische Struktur der Abgeordneten
Der Frauenanteil der Abgeordneten betrug 0 %. Erstmals seit 1919 war in einem lippischen Landtag keine Frau mehr vertreten. Die weitaus überwiegende Zahl der Abgeordneten, nämlich 16 von 26, stammte aus den Städten, lediglich 38,5 % der Abgeordneten stammte aus den Landgemeinden. Mit 7 Abgeordneten oder 26,9 % kamen überproportional viele Abgeordnete aus Detmold. Nach Berufsgruppen ergab sich folgende Verteilung:
Berufsgruppe | Zahl Abgeordnete |
---|---|
Selbstständige | 7 |
Beamte | 4 |
Angestellte | 7 |
Arbeiter | 6 |
Pensionäre und Rentner | 1 |
Sonstige | 1 |
Literatur
- Andreas Ruppert, Hansjörg Riechert: Herrschaft und Akzeptanz – Der Nationalsozialismus in Lippe während der Kriegsjahre. Analyse und Dokumentation. Hrsg.: Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv Detmold (= Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, Reihe C: Quellen und Forschungen. Band 41). Leske + Budrich, Opladen 2008, ISBN 978-3-89918-020-6, S. 337.
- Jutta Ciolek-Kümper: Wahlkampf in Lippe. Die Wahlkampfpropaganda der NSDAP zur Landtagswahl am 15. Januar 1933. Verlag Dokumentation, München 1976, ISBN 3-7940-4024-4.
- Reinhard Wulfmeyer: Lippe 1933 Die faschistische Machtergreifung in einem deutschen Kleinstaat. Bielefeld, 1987.
- Hans Hüls: Wähler und Wahlverhalten im Land Lippe während der Weimarer Republik. (= Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe. 22). Detmold 1974, S. 111.
Weblinks
- Gregor Taxacher: Hitlers Sieg in Lippe. Politik, Westdeutscher Rundfunk
- Theodor Helmert-Corvey: Nationalsozialismus - Wahl in Lippe. Internet-Portal „Westfälische Geschichte“, Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Einzelnachweise
- ↑ a b c Valentin Schröder: Weimarer Republik 1918–1933. Landtagswahlen. Freistaat Lippe. Wahlen in Deutschland, 23. Juli 2015, abgerufen am 28. November 2023.
- ↑ a b Andreas Gonschior: Der Freistaat Lippe. Landtagswahl Januar 1933. Andreas Gonschior, abgerufen am 28. November 2023.
- ↑ Franz Meyer: Die Juden in Bad Salzuflen und Schötmar zwischen rechtlicher Gleichstellung und gesellschaftlicher Ausgrenzung. In: „Bad Salzufler Jahrbuch 1998“, Seite 115.
- ↑ Landtagswahl im Freistaat Lippe. Internet-Portal „Westfälische Geschichte“, abgerufen am 31. Oktober 2021: „Gegenüber der Reichstagswahl vom November 1932 gewinnt die NSDAP zwar 4,7 Prozentpunkte hinzu, bleibt jedoch trotz des gigantischen Propagandaaufwands um 1,6 Prozentpunkte unter dem Ergebnis der Reichstagswahl vom Juli 1932.“
- ↑ Valentin Schröder: Weimarer Republik 1918-1933. Reichstagswahlen. Lippe. Wahlen in Deutschland, 28. Oktober 2020, abgerufen am 31. Oktober 2021.
- ↑ Wolf Scherzer: Als Durchbruchsschlacht im Teutoburger Wald in Geschichte eingegangen – Lippe vor genau 55 Jahren: NSDAP stärkste Partei bei Landtagswahlen. Hrsg.: Lippische Landeszeitung. Nr. 13. Detmold 16. Januar 1988.
Koordinaten: 51° 56′ 11,9″ N, 8° 52′ 23,9″ O
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