Landtagsgebäude Nordrhein-Westfalen
Das Landtagsgebäude Nordrhein-Westfalen (auch genannt: Haus des Landtages) befindet sich in der Nähe des heutigen Medienhafens an der Stromstraße im Regierungsviertel der Landeshauptstadt Düsseldorf. Das Gebäude ist Sitz des Landtages Nordrhein-Westfalens.
Geschichte
Bis zum Bezug des neuen Landtags 1988 an der Stromstraße diente das Ständehaus von März 1949 an als Sitz des Landtages. Von Anfang an waren die Verhältnisse dort beengt, so dass es Pläne gab, an das Ständehaus anzubauen. Diese Pläne wurden jedoch auf Betreiben einer Bürgerinitiative mit Rücksicht auf die Denkmalwürdigkeit des Altbaus und des ihn umgebenden Parks (Kaiserteich, Schwanenspiegel) fallen gelassen. Der Düsseldorfer Architekt und Stadtplaner Edmund Spohr regte an, einen Landtagsneubau am sogenannten Rheinknie zu errichten und dafür den Berger Hafen aufzugeben. Im 19. Jahrhundert hatten dort ein Rhein-Freibad und die Departemental-Irrenanstalt zu Düsseldorf gelegen.
Für diesen Standort lobte der Landtag 1979 einen bundesweiten Wettbewerb aus, der 58 Entwürfe ergab. Die Jury des Wettbewerbs, die unter der Leitung von Günter Behnisch tagte, vergab den ersten Preis an den Entwurf des Architekturbüros Eller, Moser, Walter + Partner. Dieses Büro hatte in den 1980er Jahren bereits Erfahrungen in der Konzeption von Versammlungsstätten als Baukomplex von Rundbauten gesammelt – bei den sogenannten „Keksdosen“ der heutigen Universität Duisburg-Essen auf dem Campus in Duisburg-Neudorf, die dort zu Markenzeichen avancierten.[1] Am 30. April 1981 fasste der Hauptausschuss des Landtags auf der Grundlage des Architekturwettbewerbs den Beschluss, den Neubau zu errichten.[2]
Der Neubau dauerte von 1981 bis 1988. Am 2. Oktober 1988 erfolgte die Einweihung. Das Gebäude war nach Bremen und Stuttgart das dritte Landtagsgebäude, das in der Nachkriegszeit neu erbaut wurde. Die Baukosten beliefen sich auf 280 Millionen Mark. Der Neubau des Landtags Nordrhein-Westfalen bildete den Anstoß zu einer grundlegenden Umgestaltung seiner Umgebung durch die Projekte Rheinufertunnel, Rheinuferpromenade und Rheinpark Bilk. Im Mai 2010 wurde ein Anbau mit 84 neuen Büros fertiggestellt. Der 725 Quadratmeter große Plenarsaal wurde ab Sommer 2012 barrierefrei und klimatisiert. Heute zeichnen sich die Umrisse eines Regierungsviertels ab, dessen Mittelpunkt der Landtag ist.
Geplant wird ein Anbau auf der Seite des Rheinturms, da der Bedarf an Büros und Sitzungssälen gestiegen ist. Dieser Bau soll sich in die bestehende Park- und Architekturlandschaft einfügen, sich insbesondere durch ringförmige Strukturen an die Architektur des Landtagsgebäudes anlehnen. Ein Entwurf des Leipziger Architektenbüros Schulz und Schulz setzte sich 2020 im Wettbewerb gegen 33 weitere Teilnehmer durch.[3][4]
Architektur
Das Landtagsgebäude wurde nach einem Entwurf der Architekten Fritz Eller, Erich Moser, Robert Walter + Partner im Stil des Strukturalismus in einer „gesamten kreisenden Struktur“[5] erbaut. Das dem Entwurf zugrunde liegende „Spiel mit Kreisen“ soll – so die Architekten – zum Ausdruck bringen, dass bei dem Parlament „die Räder ineinandergreifen wie bei einer Uhr“.[6] Bei einer Sicht von oben zeigt sich die besondere Wirkung der Kreisformen. Kreise und Kreissegmente prägen die Architektur des Gebäudekomplexes: In der Mitte steht der kreisrunde Plenarsaal.[5] Um den Plenarsaal gruppieren sich „wie Satelliten“[5] die ebenfalls kreisrunden Sitzungssäle. In „weiteren Kreisen“[5] sind dazwischen Besucheraufzug, Abgeordnetenrampe und Ausschusssäle eingesetzt. Als Dreiviertelskreis[5] öffnet sich der Haupteingang des Landtags zu einem Vorplatz. Dieser Bereich, der fließend in die Rheinuferpromenade überleitet, ist mit der Skulptur Tzaphon des israelischen Bildhauers Dani Karavan gestaltet, die in Form einer großen runden Gusseisenscheibe mit der strukturalistischen Architektur des Parlamentsgebäudes korrespondiert.[7] Der Gebäudekomplex wird abgeschlossen durch Flügel mit Abgeordnetenbüros in Form von Kreissegmenten.
Der Gegensatz zwischen großflächigen transparenten Fassaden aus Glas und Kupfer sowie von massiv wirkenden Pfeiler- und Mauerstrukturen, die mit Sandsteinplatten verkleidet sind, kennzeichnet das äußere Erscheinungsbild. Den Plenarsaal bedeckt ein konzentrisches Faltdach mit Fensterbändern. Es wird getragen von kupferumhüllten monumentalen Stahlfachwerkträgern, die über der Mitte des Plenarsaals zusammenlaufen. Die offene, moderne Architektur mit reduzierter Formensprache und Materialwahl betont Funktionalität und Nähe zu den Bürgern. Diesen bietet der Bau Informationsbereiche und im Plenarsaal eine Tribüne für mehr als 336 Zuschauer. Fast alle für den Landtag, die Abgeordneten und die Landtagsverwaltung erforderlichen Räume sind – anders als zuvor im Ständehaus – in einem einzigen Gebäudekomplex untergebracht. Der taghelle Plenarsaal, in dem helles Holz dominiert, wurde ursprünglich für 214 Abgeordnete konzipiert. Die Innenarchitektur des Plenarsaals mit ihrer kreisrunden Anordnung der Sitze wurde zusammen mit der im Landtag von Rheinland-Pfalz Vorbild für den Bonner Plenarsaal und denjenigen des Berliner Reichstag.[8][9][10][11] Die Plastik Landeswappen Nordrhein-Westfalen, eine 1988 von Ferdinand Kriwet geschaffene abstrakt-strukturalistische Darstellung eines sich seriell wiederholenden Wappens Nordrhein-Westfalens aus farbig behandelten runden Metallstiften, gestaltet als künstlerisches Ausstattungselement die Rückwand des Parlamentspräsidiums.
Der Landtag verfügt über eine nicht öffentliche Tiefgarage mit 787 Parkplätzen auf zwei Ebenen und ein ebenfalls nicht öffentliches Restaurant mit 380 Sitzplätzen im Innen- und Außenbereich.
Einen virtuellen Rundgang durch das Gebäude bietet der Landtag über seine Homepage an.[12]
Weblinks
- Landtag.nrw.de: Baugeschichte, abgerufen am 4. Dezember 2021
- Ein Parlament baut sein Haus In: Bauforum 24/1989 (Video, 20:06 min.)
- Frank Beilenhoff und Michael Osterhaus: Video-Rundgang. Blick in den Landtag. In: WAZ NewMedia (Hrsg.): Im Westen. Essen. 18. Januar 2008 (5:24 min.)
Einzelnachweise
- ↑ Rundbauten der Uni Duisburg – Keksdosen für Forschung und Lehre. Artikel vom 9. Februar 2014 im Portal derwesten.de, abgerufen am 27. August 2016
- ↑ Haus des Landtags, Webseite im Portal landtag.nrw.de, abgerufen am 27. August 2016
- ↑ Ringförmiger Anbau: Landtag NRW plant Vergrößerung. In: WDR. 24. November 2020, abgerufen am 24. November 2020.
- ↑ Blick in die Zukunft, Webseite vom 10. Oktober 2023 im Portal landtag.nrw.de, abgerufen am 15. April 2024
- ↑ a b c d e Roland Kanz, Jürgen Wiener (Hrsg.): Architekturführer Düsseldorf. Dietrich Reimer, Berlin 2001, ISBN 3-496-01232-3, S. 80, Objektnr. 109
- ↑ Die Abgeordneten im Glashaus: Der Neubau des Landtages in Nordrhein-Westfalen. Artikel vom 5. September 1988 im Portal spiegel.de, abgerufen am 27. August 2016
- ↑ Archivierte Kopie ( des vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Landtag NRW (Hrsg.): Haus des Landtags
- ↑ Manfred Sack: Architektur: Das neue Landtagsgebäude von Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Das Haus des Souveräns. Eine schwierige große Aufgabe – glücklich gelöst. In: Die Zeit, 16. September 1988 Nr. 38.
- ↑ Der Spiegel: Die Abgeordneten im Glashaus. Der Neubau des Landtages in Nordrhein-Westfalen. 6/36. 5. September 1988.
- ↑ Drei-Scheiben hoch, hoch, hoch! Fritz Eller wird siebzig. BauNetz Media GmbH, 28. Februar 1997, abgerufen am 7. Dezember 2009.
- ↑ Virtueller Rundgang
Koordinaten: 51° 13′ 8″ N, 6° 45′ 49″ O
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Plenarsaal im Landtag Nordrhein-Westfalen am 2.November 2017
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Landtag von Nordrhein-Westfalen, Blick vom Fernsehturm Rheinturm.
Landtag Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Germany
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Innenbereich des Landtages Nordrhein-Westfalen
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Düsseldorf, Marina Düsseldorf
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Düsseldorf, Landtag, Saal für Ausschüsse
Autor/Urheber: Olaf Kosinsky, Lizenz: CC BY 3.0
Flug mit einem Oktocopter im Plenarsaal des Landtages von Nordrhein-westfalen
Stich von Joseph Maximilian Kolb nach einem Gemälde von Ludwig Rohbock. Rheinwerft Düsseldorf Neustadt um 1855. Private Badeanstalten, mit auf Flößen befestigten Rhein-Badezellen, wurden nach 1846 im damaligen "Neustadt-Bereich" am Rhein befestigt. In Höhe des Fürstenwalls wurde ein weiteres Rhein-Freibad gebaut, was jedoch viel öffentliches Ärgernis auf sich zog, da die Patienten der nahegelegenen Departement-Irrenanstalt sich zu sehr darüber "aufregten".