Landquart (Fluss)

Landquart

Daten
GewässerkennzahlCH: 313
LageRätische Alpen

Schweiz Schweiz

FlusssystemRhein
Abfluss überRhein → Nordsee
UrsprungZusammenfluss von Vereinabach und Verstanclabach am Silvrettamassiv
46° 51′ 6″ N, 9° 57′ 15″ O
Quellhöhe1340 m ü. M.[2]
Mündungbei Landquart GR in den AlpenrheinKoordinaten: 46° 58′ 8″ N, 9° 33′ 1″ O; CH1903: 760672 / 204137
46° 58′ 8″ N, 9° 33′ 1″ O
Mündungshöhe513 m ü. M.[2]
Höhenunterschied827 m
Sohlgefälle22 ‰
Länge38 km[3] (mit Vereinabach 54 km)
Einzugsgebiet615 km²[4]
Abfluss am Pegel Felsenbach[5]
AEo: 614 km²
Lage: 4,9 km oberhalb der Mündung
NNQ (2010)
MNQ 1926–2016
MQ 1926–2016
Mq 1926–2016
MHQ 1926–2016
HHQ (2005)
3,17 m³/s
15,9 m³/s
24,3 m³/s
39,6 l/(s km²)
39,2 m³/s
391 m³/s
Linke NebenflüsseArieschbach, Furnerbach, Schranggabach
Rechte NebenflüsseSchlappinbach, Schanielabach, Schraubach, Taschinasbach
Die Landquart unterhalb der Klus

Die Landquart unterhalb der Klus

Die Landquart ist ein 38 km (mit Vereinabach 54 km) langer Fluss im Schweizer Kanton Graubünden und ein rechter Nebenfluss des Rheins. Sie entwässert das Prättigau in nordwestlicher Richtung.

Name

Der Fluss wird 1050 erstmals unter dem Namen ad fluvium langorum und um 1300 als Langwar erwähnt, mit der Schreibung Landquart seit 1344. Der Ortsname ist 1274 als de Lankwat belegt. Greule (2014) führt den Flussnamen Langwar auf das Keltische zurück, von einem Adjektiv langwros "flink, schnell". Daneben sei der Ortsname Lankwat zurückzuführen auf althochdeutsch lang-wat "langgestreckte durchwatbare Stelle". In der spätmittelalterlichen Form Landquart hätten sich diese beiden Benennungsmotive dann vermischt.[6] Zum althochdeutschen Flurnamen besteht eine Parallele im Hofnamen Landquart in Berg SG (Bezirk Rorschach), belegt 1257 als in Lancwaton.[7]

Geographie

Quellbäche

Die Landquart entsteht am Silvrettamassiv auf einer Höhe von 1340 m ü. M. aus dem Zusammenfluss von Vereinabach und Verstanclabach.

Vereinabach

Der Vereinabach ist der 10,7 km lange, südliche und linke Quellbach der Landquart. Er hat ein Einzugsgebiet von 53,23 km² und einen mittleren Abfluss von 2,70 m³/s. Er ist länger, hat ein grösseres Einzugsgebiet und einen stärkeren mittleren Abfluss (MQ) als der Verstanclabach und ist somit der hydrologische Hauptstrang des Flusssystems Landquart.

Er entsteht im Zusammenfluss von Jöribach und Süser Bach. Der Jöribach ist der längere Quellbach und kommt von den Jöriseen herab, während das Quellgebiet des Süser Bachs im Bereich des Vereinapasses liegt. Weniger als einen Kilometer unterhalb des Zusammenflusses mündet von rechts der Vernelabach, der aus dem Vernelagletscher entspringt, und der den längsten Quellast des Vereinabaches darstellt.

Der Name Vereina gilt als "vordeutsch", seine Deutung ist aber unsicher. Der Name wiederholt sich im Safiental (Erstbeleg Farayna 1512), erste Nennung der Alp im Vereinatal, als Allp frayna 1549. Daneben liegt wohl derselbe Name vor in den Bezeichnungen Valvarengias (Vuorz), Valvarena (Laax) und Val Varaina (Vaz) und Alp Ivraina (Zernez). Der Name des Nebentals Vernela ist eine Verkleinerungsform. Es gab verschiedene Deutungsversuche, romanisch von Ferraria "Eisenbergwerk", Vorago, Voragine "Abgrund", oder aber von keltisch von einem *Verenos, *Verena mit einer Bedeutung "hoch, darüber" (so J. U. Hubschmied 1947, dagegen aber Pokorny 1950[8]) oder allenfalls von einem keltischen Pflanzennamen, hiber "Giftkresse", oder eburo "Eibe",[9] oder aber von einer keltischen Bezeichnung der Erle.[10] Volksetymologisch wurde der Name dann auch mit "Verena" verbunden.[11]

Verstanclabach

Der Verstanclabach ist der 10,2 km lange, östliche und rechte Quellbach der Landquart. Er hat ein Einzugsgebiet von 41,32 km² und einen mittleren Abfluss von 2,66 m³/s.

Er entspringt westlich des Silvrettagletschers und nördlich der Verstanclagruppe auf einer Höhe von 2434,3 m ü. M.

Weiterer Verlauf

Die vereinigte Landquart fliesst zunächst westwärts durch Grünland, zieht dabei an Monbiel vorbei und erreicht dann nach etwa 5,5 km die in einem breiten Talkessel liegende und zur politischen Gemeinde Klosters gehörende Fraktion Selfranga, wo ihr auf ihrer linken Seite der aus dem Süden kommende Stützbach zufliesst.

Sie durchfliesst die Ortschaft Klosters in nordwestlicher Richtung und nimmt dann westlich von Klosters Dorf von rechts den von Nordosten heraneilenden Schlappinbach auf.

Sie passiert nun zunächst die Fraktion Mezzaselva auf der rechten Seite und das Dorf Serneus auf der linken, fliesst dann nun mehr und mehr nach Westen abdrehend an der Fraktion Saas im Prättigau vorbei und erreicht etwas später die Gemeinde Küblis, wo sie von rechts durch den Schanielabach gespeist wird. Bei der Fideriser Fraktion Strahlegg läuft ihr von der linken Seite der Arieschbach zu. Sie zieht nun nord-nordwestwärts an der politischen Gemeinde Jenaz vorbei und wird dann bei deren Ortsteil Pragg linksseitig vom Furnerbach gestärkt. Die Landquart nimmt danach bei Schiers auf der rechten Seite den Schraubach und bei Grüsch auf der gleichen Seite den Taschinasbach auf. Kurz danach fliesst ihr auf der anderen Seite der Schranggabach zu.

Die Landquart mündet schliesslich beim nach ihr benannten Ort Landquart GR im Churer Rheintal auf einer Höhe von 513 m ü. M. von rechts in den dort aus den Süden heranziehenden Alpenrhein. Ihr etwa 38 km langer Lauf endet ungefähr 827 Höhenmeter unterhalb ihres Ursprungs, sie hat somit ein mittleres Sohlgefälle von etwa 22 ‰.

Einzugsgebiet

Das 618 km² grosse Einzugsgebiet der Landquart liegt in den Rätischen Alpen und wird durch sie über den Rhein zur Nordsee entwässert.

Es grenzt

  • im Norden und Osten an das Einzugsgebiet der Ill, die in den Rhein mündet;
  • im Südosten an das des Ens (Inn), der in die Donau mündet;
  • im Süden an das der Susasca, die in den En mündet;
  • im Südwesten an das des Landwassers, das über die Albula in den Hinterrhein entwässert und
  • im Westen an das der Plessur, die in den Rhein mündet.

Das Einzugsgebiet besteht zu 29,7 % aus bestockter Fläche, zu 37,5 % aus Landwirtschaftsfläche, zu 2,0 % aus Siedlungsfläche und zu 30,7 % aus unproduktiven Flächen.

Die Flächenverteilung

Die mittlere Höhe des Einzugsgebietes beträgt 1793,6 m ü. M., die minimale Höhe liegt bei 515 m ü. M. und die maximale Höhe bei 3233 m ü. M.[12]

Zuflüsse

Die wichtigsten Zuflüsse sind der Schanielabach, der Schraubach und der Taschinasbach.

Quellbäche und Zuflüsse der Landquart ab 10 km Länge

Quellbäche und Zuflüsse der Landquart[Z 1]
NameGKZLageLänge
in km
EZG
in km²
MQ
in m³/s
Mündungs­ort
Koordinaten
Mündungs­höhe
in m
Bemerkungen
VereinabachCH000340links0010,70000053,23000002,7000 Welt-Icon bei Garfiun, Klosters1339,800000Hauptquellarm
VerstanclabachCH002655rechts010,20000041,32000002,6600 Welt-Icon bei Garfiun, Klosters1339,800000Nebenquellarm
GarfiunbachCH005604rechts002,10000002,8100  Welt-Icon bei Garfiun, Klosters1335,500000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
FraschmardennbachCH528428rechts002,00000002,1900  Welt-Icon bei Baretschrüti, Klosters1324,200000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
FraschmardinbachCH002654rechts001,60000001,0600  Welt-Icon bei Auelti, Klosters1293,300000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
Inner ChinnCH002653links0002,20000002,9900  Welt-Icon bei Monbiel, Klosters1250,700000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
WerribachCH528779links0001,80000001,2000  Welt-Icon bei Rütland, Klosters1225,600000
StützbachCH000336links0009,60000026,78000000,8800 Welt-Icon bei Klosters Platz1178,200000
TalbachCH525352rechts002,00000002,3500  Welt-Icon bei Rivabord, Klosters Platz1139,300000
SchlappinbachCH000328rechts013,20000043,23000001,6800 Welt-Icon bei Klosters Dorf1018,500000
DrostobelCH002647links0003,50000002,2800  Welt-Icon bei Sunnibergbrücke, Klosters1000,100000Gewässername von Flurbezeichnung abgeleitet
SaasalpbachCH002646rechts005,30000005,7400  Welt-Icon bei Serneus958,100000Alternativnamen: Alpbach und Gross Alpbach
ParzelvabachCH002645links0004,00000004,39000000,1400 Welt-Icon bei Serneus941,200000Alternativname: Usser Cunscharuolbach
FluebachCH527980rechts001,80000001,3400  Welt-Icon bei Pagrüeg, Serneus933,300000
CunterluzitobelbachCH520363links0007,20000005,16000000,1900 Welt-Icon bei Joschena, Saas im Prättigau919,400000Oberlaufname: Schiferbach
TrochenbachCH524749rechts001,40000002,4800  Welt-Icon bei Geissegga, Saas im Prättigau911,000000
CasolfCH002644links0006,10000004,88000000,1700 Welt-Icon bei Saas im Prättigau893,700000
SagenbachCH002643rechts003,50000003,0000  Welt-Icon bei Saas im Prättigau873,800000Alternativname: Sagabach
SchwarzbachCH002642links0005,10000005,75000000,1900 Welt-Icon bei Conters im Prättigau864,900000
SchanielabachCH000327rechts016,10000063,45000002,4100 Welt-Icon bei Küblis798,800000Alternativname: Schanielenbach
ArieschbachCH002633links0008,50000021,66000000,8300 Welt-Icon bei Strahlegg, Fideris778,100000
FurnerbachCH000355links0011,80000040,69000001,3700 Welt-Icon bei Pragg-Jenaz703,200000Alternativname: Furner Bach
BuchnerbachCH002627rechts005,40000006,62000000,1800 Welt-Icon bei Lunden684,600000Alternativname: Buochner Tobel
SeebachCH521441rechts004,50000002,7700  Welt-Icon bei Vorderlunden, Lunden677,800000
SchraubachCH000329rechts013,50000064,91000002,4300 Welt-Icon bei Schiers643,300000Alternativname: Schraubbach oder Schrabach
TersierbachCH002613rechts003,70000006,38000000,1800 Welt-Icon bei Tersier, Schiers619,600000
PendlabachCH002614links0003,90000004,19000000,1300 Welt-Icon bei Grüsch593,900000Alternativname: Pendlatobel
TaschinasbachCH000348rechts013,90000065,39000002,6800 Welt-Icon bei Grüsch584,900000Alternativname: Schmittnerbach
SchranggabachCH002600links0012,00000033,99000001,0400 Welt-Icon bei Seewis-Pardisla582,800000
Landquart[Z 2]038,00000615,26000024,3000 bei Landquart51300000Mündet in den Alpenrhein

Anmerkungen zur Tabelle

  1. Von der Quelle zur Mündung. Daten von Swisstopo (map.geo.admin.ch)
  2. Die Daten der Landquart zum Vergleich

Prättigau

Das Prättigau ist das etwa 40 km lange Tal der Landquart. Der höchste Punkt des Prättigaus ist das Verstanclahorn (3297 m ü. M.).

Hydrologie

Abflussdaten

Beim Pegel Felsenbach beträgt die mittlere Abflussmenge (MQ) der Landquart 24,3 m³/s.

Der modellierte monatliche mittlere Abfluss (MQ)
der Landquart am Pegel Felsenbach in m³/s
[5]

Hochwasser

Das mittlere Jahreshochwasser der Landquart beträgt 189,92 m³/s. Die höchste jemals gemessene Jahresspitze wurde 2005 registriert und betrug 391 m³/s.[13]

Tabelle der Hochwasser-Wahrscheinlichkeiten für die Landquart
an der letzten Messstelle
vor dem Zusammenfluss mit dem Alpenrhein

Eintrittswahrscheinlichkeit von Jahreshochwasserwerten (HQn)
Messperiode 1921–2012 [14]
Messstelle: Landquart - Felsenbach – 2150
Jährlichkeit (Jahre)25203050100
Abfluss (m³/s)176241285352384428
Anmerkung zu HQn: die Zahl entspricht dem Hochwasserdurchfluss (HQ = Hochwasserquantität) in m³/s, der sich – im Mittel – mit der angegebenen Jährlichkeit (n = Anzahl der Jahre) wiederholt.

Geschichte

Bis 1870 wurde auf der Landquart Holz geflösst, und zwischen 1889 und 1903 entstanden in Klosters, Malans, Landquart und Grüsch Elektrizitätswerke. Der spätere Bau der Wasserkraftwerke Küblis, Klosters und Schlappin im Auftrag der Bündner Kraftwerke AG (heute Repower AG) von 1920 bis 1927 war von grosser volkswirtschaftlicher Bedeutung für das Prättigau.

Brücken

Bündelti Brücke über die Landquart bei Klosters

Auf ihrem Weg wird die Landquart von rund 50 Brücken überspannt, die bedeutendsten sind die Landquartbrücke Klosters (Trog- und Hubbrücke), die RhB-Landquartbrücke IV (Spannbetonfachwerkbrücke), die Sunnibergbrücke (Extradosed-Brücke), die Landquartbrücke Dalvazza (einzige Vierendeel-Brücke der Schweiz) und die Landquartbrücke Au (Stabbogenbrücke). Beim Hochwasser im August 2005 wurden etliche Brücken weggeschwemmt oder beschädigt und mussten ersetzt werden.

Weblinks

Commons: Landquart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Landquart ist der Grenzfluss zwischen den Rätikon und den Plessuralpen
  2. a b Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
  3. Auswertungen zum Gewässernetz. (XLSX) BAFU, Dezember 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Juni 2018; abgerufen am 9. August 2017 (Auflistung Fliessgewässer der Schweiz >30km).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bafu.admin.ch
  4. Topographische Einzugsgebiete der Schweizer Gewässer: Gebietsauslässe. Abgerufen am 30. Mai 2019.
  5. a b Messstation Felsenbach 1926–2016 (PDF) Bundesamt für Umwelt BAFU
  6. Albrecht Greule, Deutsches Gewässernamenbuch: Etymologie der Gewässernamen und der zugehörigen Gebiets-, Siedlungs- und Flurnamen (2014), S. 297. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  7. ortsnamen.ch 4018842
  8. Julius Pokorny, Zeitschrift für romanische Philologie, 66–67 (1950), 431.
  9. A. Schorta (Hrsg.), Rätisches Namenbuch Band 2 (1964), 891.
  10. Karl Kurt Klein, Eugen Thurnher , Germanistische Abhandlungen Innsbruck (1959), 312.
  11. Julius Studer, Schweizer Ortsnamen (1896), 234.
  12. Topographische Einzugsgebiete Schweizer Gewässer: Landquart
  13. Hochwasserwahrscheinlichkeiten (Jahreshochwasser), Landquart - Felsenbach. (PDF) Bundesamt für Umwelt BAFU, Abteilung Hydrologie, abgerufen am 29. Januar 2014.
  14. Messstelle: Landquart - Felsenbach (2150) , auf BAFU Hydrodaten

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Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Escher Landquart.jpg
bei Landquart am 13. Februar 1818, Aquarell von Hans C. Escher von der Linth
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Schlappinbach in Klosters mit Gondel der Madrisa-Bahn
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Landquart Flussmündung in den Alpenrhein, Landquart GR
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Landquart Quelle: Zusammenfluss von Vereinabach und Verstanclabach, Klosters-Serneus GR
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Landquart bei Landquart
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Bündelti Brücke über die Landquart, Klosters GR
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Die Landquart in der Klus
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de:Schraubach in Schiers