Landkreis Saaz

Verwaltungskarte des Reichsgaus Sudetenland

Der deutsche Landkreis Saaz bestand in der Zeit zwischen 1938 und 1945 im vom Deutschen Reich annektierten Sudetenland bzw. Reichsgau Sudetenland. Er umfasste am 1. Januar 1945:

Verwaltungsgeschichte

Vor dem Münchner Abkommen vom 29. September 1938 gehörten die politischen Bezirke Rakovnik und Žatec zur Tschechoslowakei. In der Zeit vom 1. bis 10. Oktober 1938 besetzten deutsche Truppen das Sudetenland. Der zu Deutschland gekommene Teil des politischen Bezirkes Rakonitz – ohne die gleichnamige Stadt – umfasste Teile des Gerichtsbezirks Rakonitz. Der politische Bezirk Saaz umfasste die Gerichtsbezirke Postelberg und Saaz. Seit dem 20. November 1938 führten beide politischen Bezirke die Bezeichnung „Landkreis“. Sie unterstanden bis zu diesem Tage dem Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst Walther von Brauchitsch, als Militärverwaltungschef.

Tags darauf wurde der Landkreis Saaz und Teile von Rakonitz förmlich in das Deutsche Reich eingegliedert und kam zum Verwaltungsbezirk der Sudetendeutschen Gebiete unter dem Reichskommissar Konrad Henlein.

Sitz der Kreisverwaltung wurde die Stadt Saaz.

Ab dem 15. April 1939 galt das Gesetz über den Aufbau der Verwaltung im Reichsgau Sudetenland (Sudetengaugesetz). Danach wurden der Landkreis Saaz und Teile von Rakonitz in den neuen Regierungsbezirk Eger des Reichsgaues Sudetenland eingegliedert. Sitz des Regierungspräsidenten war Karlsbad.

Nach der Neugliederung der teilweise zerschnittenen Kreise im Sudetenland zum 1. Mai 1939 blieb der Landkreis Saaz in seinen bisherigen Grenzen erhalten. Er wurde um den gesamten Restkreis Rakonitz erweitert.

Der Landrat Johann Czapka erschoss sich am 10. Mai 1945, als die Rote Armee Saaz besetzte.

Seit Mai 1945 gehörte das Gebiet zunächst wieder zur Tschechoslowakei. Die Mehrheit der Deutschen wurde aufgrund der Beneš-Dekrete vertrieben.[1] Seit 1993 ist es ein Teil der Tschechischen Republik.

Landräte

1939–1945: Johann Czapka

Kommunalverfassung

Bereits am Tag vor der förmlichen Eingliederung in das Deutsche Reich, nämlich am 20. November 1938, wurden alle Gemeinden der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, welche die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Es galten fortan die im bisherigen Reichsgebiet üblichen Bezeichnungen, nämlich statt:

  • Ortsgemeinde: Gemeinde,
  • Marktgemeinde: Markt,
  • Stadtgemeinde: Stadt,
  • Politischer Bezirk: Landkreis.

Gemeinden

Gemeinden im Landkreis Saaz:[2]

  • Bezdiek – Bezděkov
  • Dobritschan – Dobřicany
  • Drahomischl – Drahomyšl
  • Dreihöf – Záhori
  • Dubschan – Dubcany
  • Groß Lippen – Lipno
  • Groß-Tschernitz – Velká Černoc
  • Horatitz – Horetice
  • Holtest – Holedeč
  • Kaunowa – Kounov
  • Klitschin – Kličin
  • Klein Holletitz – Holedeček
  • Klutschkau – Klucek
  • Kutterschin – Chuderin
  • Libeschitz, Marktgemeinde – Liběšice
  • Liebotschan – Libočany
  • Litschkau – Ličkov
  • Lippenz – Lipenec
  • Lischan – Lišany
  • Michelob, Marktgemeinde – Měcholupy
  • Miltschowes – Milceves
  • Miloschitz – Milošice
  • Münitz – Minice
  • Netschenitz – Nečemice
  • Nehasitz – Nehasice
  • Neusattel – Nové Sedlo
  • Ploscha – Blažim
  • Pressern – Březany
  • Pröhlig – Přivlaky
  • Reitschowes – Radičeves
  • Ribnian – Rybinany
  • Salesel – Zálezly
  • Saluschitz – Zálužice
  • Satkau – Sádek
  • Schaboglück – Žabokliky
  • Schellesen – Železná
  • Schießelitz – Žiželice
  • Schünau – Cinov
  • Sedschitz – Sedcice
  • Sellowitz – Selibice
  • Seltsch – Želec
  • Stankowitz – Staňkovice
  • Stecknitz – Stekník
  • Straupitz – Stroupeč
  • Swojetin – Svojetín
  • Teschnitz – Deštnice
  • Tattina – Tatinná
  • Trnowan – Trnovany
  • Tscheraditz – Čeradice
  • Tscheskonitz – Treskonice
  • Trusenz – Truzenice
  • Tronitz – Stránky
  • Tuchorschitz – Tuchořice
  • Twerschitz – Tvršice
  • Weberschan – Břvany
  • Wedruschitz – Větrušice
  • Welchau – Velichov
  • Weletitz – Veletice
  • Wellhütten – Lhota
  • Welmschloß – Velemyšleves
  • Widobl – Vidovle
  • Wischkowa – Výškov
  • Wittosess – Bitozeves

Ortsnamen

Es galten die bisherigen Ortsnamen weiter, und zwar in der deutsch-österreichischen Fassung von 1918.

Siehe auch

  • Rolf Jehke: Landkreis Saaz. Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874 – 1945. In: www.territorial.de. 11. März 2007;.

Einzelnachweise

  1. Franz-Josef Sehr: Vor 75 Jahren in Obertiefenbach: Die Ankunft der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2021. Limburg 2020, ISBN 3-927006-58-0, S. 125–129.
  2. Petr Prášil, Jan Řánek, Jaroslav Rychtařík: Žatecko na starých pohlednicích (Saaz und Umgebung auf alten Ansichtskarten), Verlag Hostivice 2005, ISBN 80-86914-00-3.

Koordinaten: 50° 20′ N, 13° 33′ O

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Verwaltungskarte von Reichsgau Sudetenland in Jahr 1944. Quelle GIS Data digitisierte aus Karte des Deutschen Reiches 1:100 000 und Karte von Mitteleuropa 1:300k. Etwa Karte Quellen bei WIG (www.mapywig.org).
Reichsgau Sudetenland Coat of Arms.svg
Coat of Arms of the German "Reichsgau Sudetenland", 9.9.1940-1945