Landkreis Delitzsch (Provinz Sachsen)

Siegelmarke Amt-Zwochau Kreis-Delitzsch

Der Landkreis Delitzsch, ursprünglich Kreis Delitzsch, war ein Landkreis, der in der preußischen Provinz Sachsen, der SBZ und im Land Sachsen-Anhalt der DDR zwischen 1816 und 1952 bestand. Er grenzte im Westen an den Saalkreis, im Norden an den Kreis Bitterfeld, im Osten an den Kreis Torgau und im Süden an die sächsischen Amtshauptmannschaften – ab 1. Januar 1939 „Landkreise“ – Leipzig und Grimma. Kreisstadt war Delitzsch.

Verwaltungsgeschichte

Preußen

Bei den preußischen Verwaltungsreformen nach dem Wiener Kongress wurde zum 1. Oktober 1816 aus den altsächsischen Ämtern Delitzsch und Eilenburg, drei Exklaven des Amts Bitterfeld, einem anteilig zu den Ämtern Leipzig und Schkeuditz gehörigen Ort, je einer Exklave des Amts Schkeuditz bzw. Leipzig sowie den fünf preußisch gewordenen Dörfern des stiftmeißnischen Amtes Wurzen der Kreis Delitzsch im Regierungsbezirk Merseburg in der preußischen Provinz Sachsen eingerichtet.[1] Das Landratsamt war in Delitzsch.

Im Jahre 1900 gehörten zum Kreis Delitzsch drei Städte, 155 Landgemeinden und 40 Gutsbezirke. 1945 gehörten – unverändert – die drei Städte Delitzsch, Eilenburg und Landsberg sowie 137 weitere Gemeinden zum Landkreis.

Zum 30. September 1929 wurden im Kreis Delitzsch entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen nach zehnjährigen Auseinandersetzungen alle selbständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt. Am 1. Oktober 1937 wechselte die Gemeinde Ennewitz aus dem Kreis Merseburg in den Kreis Delitzsch und wurde in die Gemeinde Glesien eingegliedert. Nach der Auflösung der Provinz Sachsen zum 1. Juli 1944 gehörte der Kreis ein knappes Jahr lang zur neuen Provinz Halle-Merseburg. Im April 1945 wurde das Kreisgebiet durch alliierte Streitkräfte besetzt. Die zunächst eingerückten US-Amerikaner zogen sich im Juni/Juli 1945 hinter die vereinbarte Zonengrenze zurück und übergaben das Kreisgebiet an die Rote Armee.

SBZ/DDR

Der nunmehr Landkreis Delitzsch genannte Kreis wurde nach der Auflösung Preußens 1947 Teil des neuen Landes Sachsen-Anhalt. Zum 31. August 1950 fand in der DDR eine erste Gebietsreform statt:

Im Rahmen der DDR-Kreisreform von 1952 wurde der Raum Delitzsch grundlegend neu gegliedert:

  • Der Ostteil des Landkreises Delitzsch ging zusammen mit Teilen der Landkreise Bitterfeld und Torgau im neuen Kreis Eilenburg auf.
  • Die verbleibenden Gemeinden bildeten zusammen mit der Gemeinde Wiesenena, die 1950 in den Saalkreis gewechselt war, einen neuen, kleineren Kreis Delitzsch.
  • Die Kreise Delitzsch und Eilenburg wurden dem neuen Bezirk Leipzig zugeordnet.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
181634.514[2]
184347.800[3]
187157.460[4]
189062.612[5]
190069.485[5]
191076.398[5]
192582.085[5]
193385.370[5]
193988.364[5]
1946118.858[6]

Landräte

Kommunalverfassung

Der Kreis Delitzsch gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Nach Einführung der Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881 waren zur Bündelung von Verwaltungsaufgaben auf dem Lande 35 Amtsbezirke eingerichtet worden, die zwischen zwei und mehr als zwölf Gemeinden umfassten.

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Die Einteilung in Amtsbezirke blieb bestehen.

Städte und Gemeinden

Stand 1945

Der Kreis Delitzsch umfasste 1945 drei Städte und 137 weitere Gemeinden:[5]

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden

  • Droyßig, 1936 zu Zwebendorf
  • Emsdorf, 1936 zu Sietzsch
  • Flemsdorf, 1936 zu Zwochau
  • Gördenitz, 1934 zu Pohritzsch
  • Groß Krostitz und Klein Krostitz, in den 1920er Jahren zur Gemeinde Krostitz zusammengeschlossen
  • Groß Kyhna und Klein Kyhna, 1936 zur Gemeinde Kyhna zusammengeschlossen
  • Güntheritz, 1939 zu Güntersmark
  • Hinterstadt, 1856 zu Eilenburg[7]
  • Hohenleina, 1939 zu Krostitz
  • Kömmlitz, 1936 zu Schladitz
  • Leipziger Steinweg, 1856 zu Eilenburg[7]
  • Nockwitz, in den 1920er Jahren zu Glesien
  • Mensdorf, 1936 zu Mörtitz
  • Roitzschgen, 1936 zu Gütz
  • Sand, 1856 zu Eilenburg[7]
  • Schladitz b Zwochau, 1936 zu Zwochau
  • Scholitz, 1936 zu Badrina
  • Schwätz, 1936 zu Gollma
  • Schweiditz, in den 1920er Jahren zu Glesien
  • Siedersdorf, 1936 zu Lohnsdorf
  • Stennewitz, 1936 zu Naundorf b. Reideburg
  • Tal, 1856 zu Eilenburg[7]
  • Torgauer Vorstadt, 1856 zu Eilenburg[7]
  • Wölls-Petersdorf, 1936 zu Gütz
  • Zscheppelende, 1856 zu Eilenburg[7]

Ortsnamen

1937 wurde in einigen Orten das anlautende C durch K ersetzt:

  • Cletzen → Kletzen
  • Collau → Kollau
  • Cospa → Kospa
  • Cossen → Kossen
  • Crensitz → Krensitz
  • Creuma → Kreuma
  • Cupsal → Kupsal

Weblinks

  • Landkreis Delitzsch Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 14. April 2014.

Einzelnachweise

  1. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Merseburg 1816, S. 333.
  2. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Merseburg, S. 345 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. Handbuch der Provinz Sachsen. Rubachsche Buchhandlung, Magdeburg 1843, Neustadt-Magdeburg, S. 191 (Digitalisat [abgerufen am 6. Juni 2016]).
  4. Königlich Statistisches Büro Preußen (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen. Verlag d. Königl. Statist. Bureaus, Berlin 1873 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  5. a b c d e f g Michael Rademacher: Landkreis Delitzsch. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Volkszählung 1946
  7. a b c d e f Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Merseburg 1856, S. 140.

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Siegelmarke
Titel: Amt - Zwochen Kreis - Delitzsch
Beschreibung: blau, weiß, geprägt
Ort: Zwochen

Größe: 4 cm