Landkreis Bitterfeld (Provinz Sachsen)

Der Landkreis Bitterfeld, bis 1939 Kreis Bitterfeld, war ein Landkreis, der zwischen 1816 und 1952 in Preußen, der SBZ und der DDR bestand. Das Gebiet des ehemaligen Landkreises liegt heute in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Saalekreis und Wittenberg in Sachsen-Anhalt sowie im Landkreis Nordsachsen in Sachsen.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Mit den preußischen Verwaltungsreformen nach dem Wiener Kongress wurde zum 1. Oktober 1816 der Kreis Bitterfeld im Regierungsbezirk Merseburg in der preußischen Provinz Sachsen eingerichtet. Der neue Kreis setzte sich im Wesentlichen aus den ehemals sächsischen Ämtern Bitterfeld, Düben, Gräfenhainichen und Zörbig zusammen.[1] Das Landratsamt war zunächst in Roitzsch und wurde 1827 nach Bitterfeld verlegt.

Norddeutscher Bund / Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und seit dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Bitterfeld entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Bitterfeld entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Am 1. April 1942 wurden Gebietsaus- und -einschlüsse zwischen Preußen und dem Land Anhalt beseitigt. Dabei gab es folgende Umgliederungen:

Nach der Auflösung der Provinz Sachsen zum 1. Juli 1944 gehörte der Kreis zur neuen Provinz Halle-Merseburg, Regierungsbezirk Merseburg. Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die amerikanischen Alliierten Streitkräfte besetzt.

Sowjetische Besatzungszone / Deutsche Demokratische Republik

Der Landkreis Bitterfeld wurde 1950 um die Gemeinden Bobbau, Jeßnitz und Raguhn des Landkreises Dessau-Köthen und die Gemeinde Döbern des Landkreises Delitzsch vergrößert; gleichzeitig trat der Landkreis Bitterfeld die Gemeinden Kütten (mit Drobitz), Mösthinsdorf, Kösseln, Ostrau (mit Werderthau) und Plötz an den Saalkreis ab.

Im Zuge der Verwaltungsreform von 1952 wechselten die Stadt Gräfenhainichen sowie die Gemeinden Gossa, Gremmin, Gröbern, Jüdenberg, Krina, Möhlau, Schköna, Schwemsal, Söllichau, Tornau und Zschornewitz aus dem Landkreis Bitterfeld in den neuen Kreis Gräfenhainichen. Die Gemeinden Authausen, Durchwehna, Görschlitz und Kossa wechselten in den Kreis Eilenburg im Bezirk Leipzig. Die Stadt Bad Düben kam zunächst zum Kreis Gräfenhainichen, wurde aber noch im gleichen Jahr dem Kreis Eilenburg zugeordnet. Die verbliebenen Städte und Gemeinden bildeten den Kreis Bitterfeld, der wie auch der Kreis Gräfenhainichen dem Bezirk Halle zugeordnet wurde.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
181627.676[2]
184340.835[3]
187148.189[4]
189057.145[5]
190067.036[5]
191076.548[5]
192595.219[5]
1933104.960[5]
1939118.843[5]
1946162.303[6]

Kommunalverfassung

Der Landkreis Bitterfeld gliederte sich in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigen Auflösung – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Wappen Landkreis Bitterfeld, 1939

Landräte

Wappen

Das Wappen wurde am 15. Februar 1939 durch das Preußische Staatsministerium verliehen und für den späteren Landkreis Bitterfeld am 28. Februar 1995 zur Weiterführung durch das Ministerium des Innern bestätigt.

Blasonierung: „Geviert; Feld 1 und 4: in Silber drei rote Seeblätter, Feld 2: in Gold ein schwarzer, rotbewehrter Löwe, Feld 3: in Gold zwei blaue Pfähle.“

Die Wappengestaltung geht auf die historische Zugehörigkeit des Kreisgebiets ein. Die drei Seerosenblätter greifen das Wappen der Grafschaft Brehna auf, der Meißner Löwe deutet die einstige sächsische Zugehörigkeit an und die zwei „Landsberger Pfähle“ symbolisieren die Markgrafschaft Landsberg. Das Wappen wurde vom Magdeburger Staatsarchivrat Otto Korn gestaltet.

Städte und Gemeinden

Stand 1945

Der Landkreis Bitterfeld umfasste 1945 fünf Städte und 69 weitere Gemeinden:[5]

Im Landkreis lag außerdem der gemeindefreie Gutsbezirk Dübener Heide.

Vor 1945 aufgelöste oder ausgeschiedene Gemeinden

  • Alaunwerk Schwemsal, 1936 zu Düben
  • Goltewitz, 1942 zum Landkreis Dessau-Köthen
  • Grötz, 1928 zu Löberitz
  • Kitzendorf, 1930 zu Brehna
  • Möhlau, Tannepöls und Zöberitz, 1936 zur Gemeinde Großzöberitz zusammengeschlossen
  • Möst b. Ostrau und Hinsdorf, 1936 zur Gemeinde Mösthinsdorf zusammengeschlossen
  • Möst b. Schierau, 1942 zum Landkreis Dessau-Köthen
  • Pösigk, 1942 zum Landkreis Dessau-Köthen
  • Priorau, 1942 zum Landkreis Dessau-Köthen
  • Quetz und Dölsdorf, 1931 zur Gemeinde Quetzdölsdorf zusammengeschlossen
  • Repau, 1942 zum Landkreis Dessau-Köthen
  • Rodigkau, 1928 zu Löberitz
  • Salzfurth und Capelle, 1936 zur Gemeinde Salzfurtkapelle zusammengeschlossen
  • Schierau, 1942 zum Landkreis Dessau-Köthen
  • Schrenz und Siegelsdorf, 1928 zur Gemeinde Schrenzsiegelsdorf zusammengeschlossen
  • Zschiesewitz, 1936 zu Jüdenberg

Literatur

  • Emil Obst: Beschreibung und Geschichte des Kreises Bitterfeld. Bitterfeld 1888 (Digitalisat)

Weblinks

Commons: Landkreis Bitterfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Landkreis Bitterfeld Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 15. April 2014.

Einzelnachweise

  1. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Merseburg 1816, S. 333.
  2. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Merseburg, S. 344 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. Handbuch der Provinz Sachsen. Rubachsche Buchhandlung, Magdeburg 1843, Neustadt-Magdeburg, S. 185 (Digitalisat [abgerufen am 6. Juni 2016]).
  4. Königlich Statistisches Büro Preußen (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen. Verlag d. Königl. Statist. Bureaus, Berlin 1873 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  5. a b c d e f g Michael Rademacher: Landkreis Bitterfeld. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Volkszählung 1946

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