Kreis Bütow

Das Kreisgebiet 1905

Der Kreis Bütow war ein preußischer Landkreis in Pommern, der zwischen 1846 und 1945 bestand. Seine Kreisstadt war die Stadt Bütow. Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Verwaltungsgeschichte

Der Kreis Bütow entstand am 1. Januar 1846 aus dem südlichen Teil des Lauenburg-Bütowschen Kreises, dem Distrikt Bütow. Der Lauenburg-Bütowsche Kreis war 1773 aus den Landen Lauenburg und Bütow hervorgegangen. Der Kreis gehörte zum Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Provinz Pommern. Zum Kreis gehörten 1871 die Stadt Bütow, 39 Landgemeinden und 25 Gutsbezirke.[1]

Nachdem im Januar 1920 gemäß dem Versailler Vertrag der Polnische Korridor entstanden war, kam es am 30. November 1920 im Bereich des Kreises Bütow zu einem Gebietsaustausch zwischen Polen und dem Deutschen Reich. Die Ortschaften Zukowken und Mühlchen, die zum westpreußischen Kreis Karthaus gehört hatten, kamen zum Kreis Bütow, während die Ortschaften Pommersch Prondzonka, Althütte bei Buchwalde und Schellews aus dem Kreis Bütow nach Polen wechselten. Dies bedeutete für den Kreis Bütow eine Gebietsabtretung von 8,36 km² an Polen bei einem gleichzeitigen Zugewinn von 15,35 km².[2][3]

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Bütow wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet von der Roten Armee besetzt. Sie stellte das Kreisgebiet unter die Verwaltung der Volksrepublik Polen, die in der Folgezeit die Bevölkerung aus dem Kreisgebiet vertrieb. Das frühere Kreisgebiet liegt seit 1999 innerhalb des Powiat Bytowski.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
184618.519[4]
187124.153[1]
189023.712[5]
190026.021[5]
191028.151[5]
192528.725[5]
193327.510[5]
193927.308[5]

Politik

Landräte

Kommunalverfassung

Der Kreis Bütow gliederte sich zunächst in die Stadt Bütow, in Landgemeinden und – bis zu deren Auflösung im Jahre 1929 – in selbstständige Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Amtsbezirke, Städte und Gemeinden

Amtsbezirke

Die Landgemeinden des Kreises waren in den 1930er Jahren in 15 Amtsbezirke gegliedert.[8] Die Stadt Bütow war amtsfrei.

  • Amtsbezirk Bernsdorf
  • Amtsbezirk Borntuchen
  • Amtsbezirk Damsdorf
  • Amtsbezirk Gersdorf
  • Amtsbezirk Groß Tuchen
  • Amtsbezirk Gustkow
  • Amtsbezirk Jassen
  • Amtsbezirk Kathkow
  • Amtsbezirk Massowitz
  • Amtsbezirk Meddersin
  • Amtsbezirk Platenheim
  • Amtsbezirk Polschen
  • Amtsbezirk Pomeiske
  • Amtsbezirk Sommin
  • Amtsbezirk Stüdnitz

Städte und Gemeinden

Nach den Gebietsreformen der 1920er Jahre umfasste der Kreis Bütow eine Stadt und 48 weitere Gemeinden. Die ab 1929 erfolgten Umbenennungen sind in der folgenden Liste nicht berücksichtigt:[5]

Namensänderungen

Von 1929 bis 1937 fanden im Kreis Bütow Änderungen von Ortsnamen statt. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, Übersetzungen oder freie Erfindungen:

  • Czarndamerow → Sonnenwalde
  • Jellentsch → Hirschfelde (Pom.)
  • Klonschen → Ulrichsdorf (Pom.)
  • Lonken → Friedrichssee
  • Lupowske → Grünenwalde
  • Oslawdamerow → Rudolfswalde
  • Polschen → Kniprode
  • Pschywors → Adolfsheide
  • Pyaschen → Franzwalde
  • Tschebiatkow → Radensfelde
  • Zukowken → Treuenfelde

Verkehr

Der Kreis Bütow wurde erst 1884 durch die Preußische Staatsbahn von Schlawe her an das Schienennetz angeschlossen. Es dauerte dann noch 17 Jahre, bis weitere Linien hinzukamen. Sie gingen alle von Bütow aus, und zwar

  • 1901 nach Berent in Westpreußen,
  • 1902 nach Lauenburg im Nordosten und
  • 1909 nach Rummelsburg im Südwesten.

Literatur

  • Johannes Hinz: Grenzen im Kreis Bütow. Kleiner historisch-geographischer Atlas. Pommerscher Greif, Greifswald 2007, ISBN 3-9809244-7-5.
  • Hermann Gribel: Statistik des Bütower Kreises, Druck von B. Lilienthal, Bütow 1858 (Google Books).
    • Anhang: Die Besitz- u. Eigenthumsverhältnisse der der Gemeinheitstheilung unterworfenen Ortschaften im Bütower Kreise zur Zeit der Gemeinheitstheilung. Dazu Beilage 1: Verzeichniß sämmtlicher Ortschaften im Bütower Kreise, nebst Angabe Anzahl der Gebäude, der Seelenzahl, des Viehstandes, der Abgaben und des Flächeninhaltes Ende 1855, incl. 18 Ortschaften des südlichen Theiles Bütower Kreises (Google Books).
  • Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Bütow. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Köslin: 2. Kreis Bütow. Berlin 1866, S. 1–19 (Google Books).
  • Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft: Der Kreis Bütow in der ehemaligen Provinz Pommern (2011).
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 132–132, Ziffer 12 (Google Books).

Weblinks

Commons: Kreis Bütow – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung 1871
  2. Erich Winguth: Verzeichnis der nichtstaatlichen Archive des Kreises Bütow, Bezirk Köslin. In: Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern. Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, abgerufen am 9. August 2017.
  3. territorial.de: Kreis Bütow
  4. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau’s in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. S. 316 (/books.google.de).
  5. a b c d e f g Michael Rademacher: Kreis Bütow. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. Reinhold Cramer: Geschichte der Lande Lauenburg und Bütow. Band 1: Die Geschichte. Königsberg 1858, Anhang S. 86. (Textarchiv – Internet Archive)
  7. Julius Scheunemann (1811–1886)?, Besitzer von Gut Seehof im Kreis Bütow, heute Gemeinde Kołczygłowy. Vergleiche dazu: Acta Borussica, Protokolle des Preußischen Staatsministeriums, Band 6/II, S. 702 und Emil Gohrbandt: Die Dörfer des Kreises Rummelsburg. studienstelleog.de (Memento desOriginals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.studienstelleog.de (PDF) abgerufen am 29. Juni 2015.
  8. Kreis Bütow (Memento desOriginals vom 1. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kreis-buetow.de im Informationssystem Pommern.
  9. Geburtsort von Paul Grawitz

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Provinz Pommern. Wappen der Provinz Pommern 1881.
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Ausschnitt einer Karte von Pommern.