Landgericht Nürnberg
Das Landgericht Nürnberg war ein von 1808 bis 1879 bestehendes bayerisches Landgericht älterer Ordnung mit Sitz in Nürnberg. Mit der Umbenennung des Landgericht in Amtsgericht wurde gleichzeitig ein neues Landgericht Nürnberg als Mittelinstanz errichtet, das bis 1932 bestand und vom Landgericht Nürnberg-Fürth abgelöst wurde.
Funktion
Die Landgerichte älterer Ordnung waren im Königreich Bayern Gerichts- und Verwaltungsbehörden, die 1862 in ihrer Funktion als Verwaltungsbehörden von den Bezirksämtern und 1879 in ihrer Funktion als Gerichte von den Amtsgerichten abgelöst wurden. Die ab 1879 gebildeten Landgerichte entsprachen den früheren bayerischen Appellationsgerichten bzw. ab 1857 den Bezirksgerichten als Gerichte zweiter Instanz.
Geschichte
Das Landgericht älterer Ordnung
Im Jahr 1808 wurde im Verlauf der Verwaltungsneugliederung Bayerns das Landgericht Nürnberg errichtet. Dieses gehörte zunächst zum Pegnitzkreis, mit dessen Auflösung im Jahr 1810 dann zum Rezatkreis.
Lage
Das Landgericht Nürnberg grenzte im Süden an das Landgericht Schwabach, im Osten an das Landgericht Altdorf, im Nordosten an das Landgericht Lauf, im Norden an das Landgericht Erlangen und im Westen an das Landgericht Cadolzburg.
Struktur
Im Jahr 1808 wurden 25 Steuerdistrikte gebildet, die von den Rentämtern Erlangen und Fürth verwaltet wurden. Im selben Jahr wurden Ruralgemeinden gebildet, die deckungsgleich mit den Steuerdistrikten waren:[1]
- Burgfarrnbach
- Dambach mit Oberfürberg und Unterfürberg
- Galgenhof mit Gibitzenhof, Hummelstein, Lichtenhof und Sandreuth
- Gärten bei Wöhrd
- Gärten hinter der Veste
- Gleißhammer mit Bleiweiß, Dürrenhof, Dutzendteich, Fallhütte, Flaschenhof, Forsthof, Hallerhütte, Hallerschloß, Gleißbühl, Glockenhof, Hadermühle, Kressengarten, Neubleiche, Sandbühl, St. Peter, Ställe vor dem Frauentorgraben, Tullnau, Vogelsgarten, Weichselgarten und Wölkershof
- Gostenhof
- Großreuth bei Schweinau mit Felsen bei Stein, Gebersdorf und Kleinreuth
- Höfen mit Eberhardshof, Gaismannshof, Leyh, Muggenhof und Weikershof
- Laufamholz mit Hammer, Malmsbach, Mittelbüg, Oberbürg, Schwaig und Unterbürg
- Mögeldorf mit Rehhof, Schmausenbuck, Valznerweiher und Zerzabelshof
- Oberasbach mit Altenberg, Kreutles, Neumühle und Unterasbach
- Poppenreuth
- Schniegling mit Doos
- Schweinau
- Stadeln mit Königsmühle und Mannhof
- Stein mit Oberweihersbuch, Spitzgarten und Unterweihersbuch
- Steinbühl mit Tafelhof
- St. Johannis mit Großweidenmühle und St. Sebastian
- Sündersbühl mit Bleiweißgarten, Deutschherrnbleiche, Himpfelshof, Kleinweidenmühle, Spitzgarten, St. Leonhard und Ställe vor dem Spittlertor
- Unterfarrnbach mit Atzenhof und Bremenstall
- Vach mit Flexdorf und Ritzmannshof
- Wetzendorf
- Wöhrd
- Zirndorf mit Alte Veste
1818 gab es im Landgericht Nürnberg 18697 Einwohner, die sich auf 4317 Familien verteilten und in 2192 Anwesen wohnten.[1] Im selben Jahr kamen Wöhrd und Gostenhof an die Stadt Nürnberg.
Am 1. Oktober 1825 wurden die Gemeinden Galgenhof (ohne Ortsteile), Gärten bei Wöhrd, Gärten hinter der Veste und St. Johannis nach Nürnberg eingegliedert, desgleichen Gleißbühl, Glockenhof, Hadermühle, Kressengarten, Neubleiche, Sandbühl, St. Peter, Ställe vor dem Frauentorgraben, Vogelsgarten, Weichselgarten und Wölkershof von der Gemeinde Gleishammer, Tafelhof von der Gemeinde Steinbühl und Bleiweißgarten, Deutschherrnbleiche, Himpfelshof, Kleinweidenmühle, Spitzgarten, und Ställe vor dem Spittlertor von der Gemeinde Sündersbühl.
1826 kamen folgende Gemeinden vom Landgericht Erlangen hinzu:
- Erlenstegen mit Mühlhof, Platnersberg, Schafhof, Spitalhof, St. Jobst und Vogelherd
- Großreuth hinter der Veste
- Kleinreuth hinter der Veste mit Neuhaus
- Rennweg mit Bretzengarten, Deumentenhof, Rechenberg, Schallershof, Schoppershof, Schübelsberg, Veilhof, Weigelshof, Winzelbürg und Wöhrder Kirchhof
- Thon
- Ziegelstein mit Herrnhütte
1840 war das Landgericht Nürnberg 43⁄4 Quadratmeilen groß. Es gab 15793 Einwohner, wovon 15156 Protestanten, 489 Katholiken und 148 Juden waren. Es gab 91 Ortschaften: 7 Pfarrdörfer, 1 Kirchdorf, 30 Dörfer, 30 Weiler und 23 Einöden. Insgesamt gab es 29 Landgemeinden:[2]
- Burgfarrnbach
- Dambach mit Oberfürberg und Unterfürberg
- Erlenstegen mit Mühlhof, Schafhof, Spitalhof, St. Jobst und Vogelherd
- Gibitzenhof mit Hummelstein, Lichtenhof und Sandreuth
- Gleißhammer mit Bleiweiß, Dutzendteich, Fallhütte, Forsthof, Hallerhütte, Hallerschloß und Tullnau,
- Großreuth bei Schweinau mit Felsen bei Stein, Gebersdorf und Kleinreuth bei Schweinau
- Großreuth hinter der Veste
- Höfen mit Eberhardshof, Gaismannshof, Leyh, Muggenhof und Weikershof
- Kleinreuth hinter der Veste mit Neuhaus
- Laufamholz mit Hammer, Malmsbach, Oberbürg, Schwaig und Unterbürg
- Mögeldorf mit Schmausenbuck und Blechenhäusle
- Oberasbach mit Altenberg, Kreutles, Neumühle und Unterasbach
- Poppenreuth
- Rennweg mit Bretzengarten, Deumentenhof, Rechenberg, Veilhof, Weigelshof und Winzelbürg
- Schniegling mit Doos
- Schwaig mit Malmsbach und Mittelbürg
- Schweinau
- Stadeln mit Königsmühle und Mannhof
- Stein
- Steinbühl
- Sündersbühl mit St. Leonhard
- Thon
- Unterfarrnbach mit Atzenhof und Bremenstall, Stadelhof
- Vach mit Flexdorf und Ritzmannshof
- Weihersbuch mit Oberweihersbuch und Unterweihersbuch
- Wetzendorf
- Zerzabelshof mit Valznerweiher
- Ziegelstein mit Herrnhütte
- Zirndorf mit Alte Veste
Als 1879 in Bayern eine Gerichtsorganisation nach dem Gerichtsverfassungsgesetz eingeführt wurde, trat an die Stelle des alten Landgerichts ein Amtsgericht.
Das Landgericht nach dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1879 bis 1932
Gleichzeitig wurde ein neues Landgericht Nürnberg als Landgericht nach dem deutschen Gerichtsverfassungsgesetz errichtet.[3] Das Landgericht Nürnberg-Fürth entstand durch schrittweise Zusammenlegung mit dem Landgericht Fürth ab dem Jahr 1914 (nach dem Bau des Nürnberger Justizpalastes) und war erst 1932 abgeschlossen.[4]
Siehe auch
Literatur
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 142–143 (Digitalisat).
- Karl Friedrich Hohn: Der Retzatkreis des Königreichs Bayern geographisch, statistisch und historisch beschrieben. Riegel und Wießner, Nürnberg 1829, OCLC 163343674, S. 245–253 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224 (Digitalisat).
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 62–63 (Digitalisat).
- Addreß-Handbuch für den Rezat-Kreis des Königreichs Baiern. Johann Baptist Reindl, Bamberg 1814, OCLC 894897947, S. 31–32 (Digitalisat).
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 542–543.
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Brügel’sche Officin, Ansbach 1856, OCLC 635005088, S. 251–260 (Digitalisat).
- Kreis bayerischer Gelehrter (Hrsg.): Oberfranken und Mittelfranken (= Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 3). Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1865, DNB 56034290X, OCLC 165629235, S. 1277–1278 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Landgericht Nürnberg. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 745–748 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 205–212 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise enthaltenen Ortschaften, S. 34f. des zweiten Teiles.
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. 1846, S. 205 ff.
- ↑ Königlich Allerhöchste Verordnung, die Bestimmung der Gerichtssitze und die Bildung der Gerichtsbezirke betreffend, vom 2. April 1879. Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt S. 355, 400 ff.
- ↑ Statistisches Jahrbuch für den Freistaat Bayern. Band 23, 1947, S. 47.