Landgericht Herzogenaurach
Das Landgericht Herzogenaurach war ein von 1812 bis 1879 bestehendes bayerisches Landgericht älterer Ordnung mit Sitz in Herzogenaurach im Rezatkreis (ab 1838 Mittelfranken).
Lage
Das Landgericht Herzogenaurach umfasste Gebiete des heutigen Landkreis Erlangen-Höchstadt und der kreisfreien Stadt Erlangen. Es grenzte damals im Westen an das Landgericht Neustadt an der Aisch, im Südwesten an das Landgericht Markt Erlbach, im Süden an das Landgericht Cadolzburg, im Osten an das Landgericht Erlangen und im Norden an das Landgericht Höchstadt und das Landgericht Forchheim.
Struktur
1818 gab es im Landgericht Herzogenaurach 50 Orte (1 Stadt, 9 Pfarrdörfer, 2 Kirchdörfer, 23 Dörfer, 9 Weiler, 1 Einöde und 5 Mühlen) mit insgesamt 8873 Einwohnern, die sich auf 1980 Familien verteilten und in 1405 Anwesen wohnten.[1] Es bestand ursprünglich aus 10 Steuerdistrikten und 22 Gemeinden (1 Munizipal- und 21 Ruralgemeinden).[2] 1829 war es 51⁄2 Meilen groß und hatte 9600 Einwohner mit einem hohen Anteil an jüdischer Bevölkerung.[3]
Steuerdistrikte
1811 wurden im Landgericht 10 Steuerdistrikte gebildet, die vom Rentamt Erlangen verwaltet wurden:[1]
- Büchenbach mit Alterlangen, Häusling, Kosbach, Neumühle und Steudach
- Frauenaurach mit Hüttendorf, Kriegenbrunn, Neuses und Schallershof
- Hammerbach mit Beutelsdorf, Mittelmembach, Nankendorf, Obermembach, Reinersdorf, Reuth und Welkenbach
- Hannberg mit Dannberg, Großdechsendorf, Großenseebach, Heßdorf, Klebheim, Kleindechsendorf, Neuenbürg, Niederlindach, Röhrach und Untermembach
- Hemhofen mit Zeckern
- Herzogenaurach mit Eichelmühle, Haundorf, Heinrichsmühle, Lohhof und Niederndorf
- Neuhaus mit Heppstädt
- Möhrendorf mit Kleinseebach, Kleinseebacher Mühle und Oberndorf
- Röttenbach mit Hausen, Oberheroldsbach, Reihendorf und Weihermühle
- Thurn mit Kübelmühle
Ruralgemeinden
1811 entstanden die Ruralgemeinden. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) erhielten die Ruralgemeinden mehr Befugnisse. Zugleich wurden einige der bis dahin bestehenden Gemeinden aufgespalten, so dass es 1 Munizipal- und 21 Ruralgemeinden gab:[2]
- Büchenbach
- Frauenaurach mit Neuses und Schallershof
- Großdechsendorf mit Kleindechsendorf
- Großenseebach
- Hammerbach mit Nankendorf und Wölkenbach
- Hannberg mit Dannberg, Klebheim, Niederlindach und Röhrach
- Haundorf mit Beutelsdorf
- Hausen mit Oberheroldsbach
- Hemhofen mit Zeckern
- Heppstädt
- Herzogenaurach
- Heßdorf mit Fallhütte, Mittelmembach, Obermembach und Untermembach
- Hüttendorf
- Kleinseebach mit Kleinseebacher Mühle
- Kosbach mit Alterlangen, Häsuling und Stäudach
- Kriegenbrunn
- Möhrendorf mit Oberndorf
- Neuhaus
- Niederndorf mit Lohhof
- Reinersdorf mit Neuenbürg
- Röttenbach mit Weihermühle und Reihendorf
- Thurn mit Kübelmühle
Weitere Entwicklung
Der Umfang des Landgerichtes änderte sich in den folgenden Jahren beträchtlich.[4]
Hinzugekommen sind:
- 22. Oktober 1814 vom Landgericht Cadolzburg: Fluranteile südlich der Aurach der Gemeinden Herzogenaurach und Niederndorf
- 12. Februar 1827 vom Landgericht Neustadt an der Aisch: die Gemeinden Biengarten, Boxbrunn, Hesselberg, Kairlindach, Oberlindach, Rezelsdorf, Sauerheim, Weisendorf
- 16. September 1832 vom Landgericht Cadolzburg: die Gemeinde Burgstall
- Landgericht Markt Erlbach: die Gemeinden Falkendorf, Münchaurach, Neundorf, Oberreichenbach, Puschendorf, Unterreichenbach und Zweifelsheim. 1. April 1836 vom
Abgegeben wurden:
- 20. Januar 1813 ans Landgericht Neustadt an der Aisch: Weisendorf
- Landgericht Forchheim: Oberheroldsbach 3. April 1819 ans
- 12. Juli 1827 ans Landgericht Erlangen: Frauenaurach, Hüttendorf, Kleinseebach, Kriegenbrunn und Möhrendorf
- 1. Oktober 1857 ans Landgericht Forchheim: die Gemeinden Hausen und Thurn
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes am 1. Oktober 1879 kam es zur Errichtung eines Amtsgerichts in Herzogenaurach, dessen Sprengel aus dem Bezirk des gleichzeitig aufgehobenen Landgerichts Herzogenaurach gebildet wurde.
Siehe auch
Literatur
- Addreß-Handbuch für den Rezat-Kreis des Königreichs Baiern. Johann Baptist Reindl, Bamberg 1814, S. 25 (Digitalisat).
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 129 (Digitalisat).
- Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 49–50 (Digitalisat).
- Hanns Hubert Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB 452071143 (Digitalisat).
- Karl Friedrich Hohn: Der Retzatkreis des Königreichs Bayern geographisch, statistisch und historisch beschrieben. Riegel und Wießner, Nürnberg 1829, S. 177–182 (Digitalisat).
- Kreis bayerischer Gelehrter (Hrsg.): Oberfranken und Mittelfranken (= Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 3). Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1865, DNB 56034290X, S. 710–713 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Landgericht Herzogenaurach. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 588–589 (Digitalisat).
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 484–485 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).