Landesbischof
Landesbischof ist der Titel des geistlichen Leiters einiger evangelischer Landeskirchen in Deutschland. Der Begriff entstand durch die Einführung des landesherrlichen Kirchenregiments der Reformationszeit. Landesherren, die für ihr Land die Einführung des neuen Bekenntnisses durchsetzten, übten in der Folge alle Rechte eines Bischofs für ihr Herrschaftsgebiet aus, daher der Begriff Landesbischof, auch summus episcŏpus (lateinisch für: „oberster Bischof“). Mit dem Ende der Monarchie nach dem Ersten Weltkrieg entfiel 1918 das landesherrliche Kirchenregiment. Seither wählt in einigen Landeskirchen die Synode als zuständiges Gremium einen Theologen zum Landesbischof. Andere Landeskirchen kennen als leitendes geistliches Amt den Bischof, den Präses oder den Kirchenpräsidenten. Ende der 1980er Jahre wurden erstmals Frauen in Leitungsämter gewählt. In der Evangelischen Landeskirche in Württemberg besteht die Besonderheit, dass theoretisch auch ein Laie zum Landesbischof gewählt werden könnte.[1]
- Landesbischöfe gibt es in folgenden Kirchen:
- Evangelische Landeskirche in Baden
- Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Braunschweig
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers
- Evangelische Kirche in Mitteldeutschland
- Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens
- Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe
- Evangelische Landeskirche in Württemberg
- Bischöfe gibt es in folgenden Kirchen:
- Kirchenpräsidenten gibt es in folgenden Kirchen:
- Einen Präses gibt es in folgenden Kirchen:
- Einen Landessuperintendenten gibt es in folgender Kirche:
Frauen im geistlichen Leitungsamt
- Maria Jepsen war von 1992 bis 2010 Bischöfin im Sprengel Hamburg bzw. Hamburg-Lübeck, von 2001 bis 2004 zugleich Vorsitzende der Kirchenleitung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und damit leitende Bischöfin. Weitere Bischöfinnen in der NEK: Bärbel Wartenberg-Potter (Sprengel Holstein-Lübeck, 2001–2008), Kirsten Fehrs (Sprengel Hamburg-Lübeck, seit 2011).
- Margot Käßmann, von 1999 bis 2010 Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, von 2009 bis 2010 zugleich Ratsvorsitzende der EKD
- Ilse Junkermann, von 2009 bis 2019 Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
- Annette Kurschus, von 2012 bis 2023 Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen
- Kristina Kühnbaum-Schmidt, seit 2019 Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland
- Beate Hofmann, seit 2019 Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
- Dorothee Wüst, seit 2021 Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz
- Susanne Bei der Wieden, seit 2021 Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche
- Heike Springhart, seit 2022 Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden
- Christiane Tietz, seit 2025 Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
Weblinks
- Baden: Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden
- Bayern: Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
- Braunschweig: Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Braunschweig
- ELK-WUE: Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
- Pfalz: Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche)
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. § 4 Abs. 2 VollzugsVO z. KVerfG, dazu: Thomas Barth: Elemente und Typen landeskirchlicher Leitung.S. 135, mit weiteren Nachweisen.
- ↑ Bernd Kuschnerus bleibt leitender Theologe der bremischen Kirche. In: www.ekd.de. epd 21 Mai 2025
- ↑ Bis 2024 gab es in der Bremischen Evangelischen Kirche das Amt des Schriftführers. Der Schriftführer musste ein ordinierter Geistlicher sein, dem aber nur eingeschränkte Befugnisse kirchenleitender Art übertragen waren (Vorsitz bei der 2. theol. Prüfung, Ordination und Amtseinführung) (vgl. I. Kirchenverfassung, 5. Ausgestaltung des Bischofsamtes in den Gliedkirchen der EKD, Gutachten vom 22. Februar 2012, S. 87). In: Hans Michael Heinig, Hendrik Munsonius (Hrsg.): Göttinger Gutachten IV in den Jahren 2008–2020 erstattet vom Kirchenrechtlichen Institut der EKD (= Jus ecclesiasticum. 121). Mohr Siebeck, Tübingen 2020, ISBN 978-3-16-159855-5
In der kirchenrechtswissenschaftlichen Literatur wird aufgrund der besonderen Autonomie der Bremischen Kirchengemeinden bestritten, dass der Schriftführer ein leitendes geistliches Amt darstellt, siehe Thomas Barth: Elemente und Typen landeskirchlicher Leitung (= Jus ecclesiasticum. 53). Mohr Siebeck, Tübingen 1995, ISBN 3-16-146445-1, S. 138–139, mit weiteren Nachweisen.