Land of Confusion

Land of Confusion
Genesis
Veröffentlichung10. November 1986
Länge4:45
Genre(s)Rockmusik
TextMike Rutherford
MusikPhil Collins, Tony Banks, Mike Rutherford
AlbumInvisible Touch

Land of Confusion ist ein Song der englischen Rockband Genesis von ihrem Studioalbum Invisible Touch aus dem Jahr 1986. Das Lied ist das dritte Stück auf dem Musikalbum und die dritte Singleauskopplung des Albums.[1] Die Rockmusik wurde von der gesamten Band komponiert, den englischsprachigen Liedtext verfasste der Bandgitarrist Mike Rutherford.[2] Der englische Liedtitel Land of Confusion bedeutet übersetzt „Land der Verwirrung“.

Komposition und Liedtext

Das Lied ist in der Tonart es-Moll im 4/4-Takt komponiert und hat ein Tempo von 115 Beats per minute.

Der Liedtext thematisiert das politische Klima aus Angst und Aggression und „einem drohenden nuklearen Inferno“[3] während des Kalten Krieges in der Ära von ReaganThatcherGorbatschow. Phil Collins beschrieb das Lied als “A political song about the mess we have landed in.[4] Mike Rutherford bezeichnete das Stück als „80er-Jahre-Protestsong“ und gab zu, „so offen wie in diesem Song habe ich mich nie wieder öffentlich erklärt. Meine Kommentare sind sonst kurz und beiläufig.“[3] Er bewertete den von ihm verfassten Liedtext wie folgt:

“It’s about how we live in a very nice world, and what a mess we’re making of it. How it should all be so easy and it’s all so difficult.”

„Hier geht es darum, dass wir in einer sehr schönen Welt leben und diese zu Grunde richten. Wie alles so einfach sein könnte und wie schwierig doch alles ist.“[4]

Musikvideo

Bekannt wurde das Lied maßgeblich durch das dazugehörige Musikvideo, das ausgiebig vom Musiksender MTV gesendet wurde und entsprechend viel Airplay bekam. In dem Musikvideo spielen Karikatur-Puppen aus Latex von der britischen Fernsehshow Spitting Image.[3] Nachdem Sänger und Schlagzeuger Phil Collins die Karikaturfigur von sich in der Fernsehsendung gesehen hatte, beauftragte er die Show-Erfinder Peter Fluck und Roger Law, auch von den anderen beiden Bandmitgliedern Puppen anfertigen zu lassen. Die Regie des Musikvideos führten der britische Fernsehproduzent John Lloyd und der US-amerikanische Regisseur Jim Yukich. John Blair produzierte das Stück.

Handlung

Das Video beginnt mit den Spitting-Image-Figuren von US-Präsidenten Ronald Reagan und dessen Ehefrau Nancy Reagan sowie einem Schimpansen (eine Parodie auf Reagans Spielfilm Bedtime for Bonzo[5] aus dem Jahr 1951), die um 16:30 zusammen ins Bett gehen. Nancy ist vertieft in die unautorisierte Biografie His Way[6] von Kitty Kelley über den US-amerikanischen Entertainer Frank Sinatra (1915–1998), in dem dessen Verhältnis mit der Schauspielerin Nancy (damals mit Nachnamen) Davis vor ihrer Hochzeit mit Ronald Reagan thematisiert wird.

Ronald schläft mit einem Teddybär im Arm ein und erlebt einen Albtraum, der den Rahmen für das restliche Video bildet. Das Video zeigt mit Unterbrechungen marschierende Stiefel, die eine durch den Sumpf stapfende Armee illustrieren (eine Anspielung auf den Horrorfilm Hotel zur Hölle aus dem Jahr 1980). Karikaturversionen der Bandmitglieder werden gezeigt, wie sie ihre Instrumente auf einer Konzertbühne spielen: Tony Banks hinter einer Anordnung mehrere Synthesizer (sowie einer Registrierkasse voller Kekse), Mike Rutherford an einer Vierhalsgitarre (eine Parodie auf dessen Doppelrolle als Lead- und Bassgitarrist) und zwei Phil-Collins-Puppen: je eine am Schlagzeug und am Mikrofon.

Während der zweiten Strophe zeigt das Video verschiedene Staatsführer, wie sie eine Rede auf einer großen Videoleinwand vor einem Massenpublikum halten. Das Video zeigt die Staatsführer Benito Mussolini, Ayatollah Chomeini, Michail Sergejewitsch Gorbatschow mit seinen Gehilfen (die wie Sinatras Rat Pack erscheinen), und Muammar al-Gaddafi. Währenddessen zieht Reagan ein Superman-Kostüm an und rennt damit los, während Collins singt:

Oh Superman where are you now
When everything’s gone wrong somehow
The men of steel, the men of power
Are losing control by the hour.

Oh Superman, wo bist du jetzt
Da alles irgendwie schiefgelaufen ist
Die Männer aus Stahl, die Männer mit Macht
Verlieren stündlich mehr die Kontrolle

Zwischendrin wird der schlafende Reagan gezeigt, wie er in seinem eigenen Schweiß ertrinkt, während ein Quietscheentchen vorbeitreibt.

Während der Bridge schauen der als Superman kostümierte Reagan und ein Monoclonius-artiger Dinosaurier eine Fernsehsendung mit verschiedenen Videoclips (vermutlich aus der Spitting Image-Show selbst), darunter der Fernseh-Entertainer Johnny Carson, der Nachrichtensprecher Walter Cronkite, US-Präsident Richard Nixon, der Schauspieler Leonard Nimoy als Mr. Spock mit einem Zauberwürfel und der Entertainer Bob Hope – der erste sichtbare Clip ist ein Kuriosum, er zeigt wie Erich Honecker von Helmut Kohl mit einer Banane geschlagen wird.

Dies geht über in eine Sequenz, die vermutlich in prähistorischen Zeiten angesiedelt ist. Ein Monoclonius-artiger und ein theropodartiger Dinosaurier (eine Krawatte tragend) treffen sich mit Ronald und Nancy Reagan, ein eher seltsames Säugetier isst ein Ei und liest eine Tageszeitung. Am Ende der Sequenz wirft der Affe vom Prolog einen Knochen in die Luft, eine Anspielung auf den Science-Fiction-Film 2001: Odyssee im Weltraum aus dem Jahr 1968. Als der Knochen wieder zu Boden fällt, gibt es einen Schnitt und Collins fängt einen Telefonhörer auf, den er nutzt, um die Person am anderen Ende der Leitung darüber zu informieren: “won’t be coming home tonight, my generation will put it right” , während die Figur von Prince sich seine Zunge mit Senf und Ketchup bestreicht und zu essen versucht. Eine Karikatur des britischen Musikers Pete Townshend von The Who wird Gitarre spielend gezeigt, der seinen Daumen anerkennend hebt für die vermeintliche Erwähnung ihres Lieds My Generation.

Bei der Textstelle “we’re not just making promises” verfehlt der Knochen Mick Jagger und trifft die Musiker David Bowie und Bob Dylan. Reagan reitet den Monoclonius durch die Straßen und trägt dabei einen Cowboyhut und -Anzug (eine Referenz auf Reagans bodenständige Lebensweise auf dessen Ranch).

Kurz bevor das Video seinen Höhepunkt erreicht, gibt es periodisch Szenen von einem Chor aus Berühmtheiten wie Tina Turner, Michael Jackson, Madonna, Bill Cosby und Hulk Hogan, die zusammen im Stile des Lieds We Are the World singen, während Papst Johannes Paul II. die Gruppe auf einer E-Gitarre begleitet.

Am Ende des Videos erwacht Reagan aus seinem Albtraum und taucht aus seinem Schweiß auf, während Nancy bereits einen Schnorchel trägt. Nachdem er sich einen Drink ins Gesicht schüttet, fummelt er nach einem Knopf neben seinem Bett. Er will den Rufknopf für die Krankenschwester („nurse“) drücken, doch trifft versehentlich eine Taste mit der Aufschrift „nuke“, wodurch eine Kernwaffenexplosion gezündet wird. Reagan reagiert darauf mit den lakonischen Worten: “Man, that’s one heck of a nurse!” (deutsch: „Donnerwetter, na das ist mir mal 'ne Krankenschwester!“), woraufhin Nancy ihn mit einem Schnorchel prügelt.

Nominierungen und Auszeichnungen

Bei den Grammy Awards 1988 gewann das Video in der Kategorie Bestes Konzept-Musikvideo (Best Concept Music Video).[7] Das Musikvideo war auch bei den MTV Video Music Awards in der Kategorie Video of the Year nominiert, unterlag aber dem Video zu Sledgehammer des britischen Musikers Peter Gabriel, dem vorherigen Frontmann von Genesis.

Single-Auskopplungen

Das Album Invisible Touch erschien am 9. Juni 1986, die Single-Auskopplung von Land of Confusion am 10. November 1986. Dessen Frontcover zeigt eine Schwarzweißfotografie der Spitting-Image-Köpfe der drei Bandmitglieder im Stile des zweiten Studioalbums With the Beatles der Beatles. Eine neu gemasterte Version („digitally remastered“) kam am 1. Juni 2007 in den Handel.

7": Virgin / GENS 3 (GB)

  1. „Land of Confusion“ – 4:45
  2. „Feeding the Fire“ – 5:54

7": Atlantic / 7-89336 (USA)

  1. „Land of Confusion“ (LP Version) – 4:45
  2. „Feeding the Fire“ – 5:54

12": Virgin / GENS 3–12 (GB)

  1. „Land of Confusion“ (Extended Remix) – 6:55
  2. „Land of Confusion“ – 4:45
  3. „Feeding the Fire“ – 5:54

12": Virgin / 608 632-213 (Deutschland)

  1. „Land of Confusion“ (Extended Remix) – 6:55
  2. „Land of Confusion“ – 4:45
  3. „Feeding the Fire“ – 5:54

CD: Virgin / SNEG 3–12 (GB)

  1. „Land of Confusion“ – 4:45
  2. „Land of Confusion“ (Extended Remix) – 6:55
  3. „Feeding the Fire“ – 5:54
  4. „Do the Neurotic“ – 7:08

12": Atlantic / PR 968 (USA)

  1. „Land of Confusion“ (Extended Remix) – 6:55
  2. „Land of Confusion“ – 4:45

7": Atlantic / 7-89336 promo (USA)

  1. „Land of Confusion“ (Special Edited Remix) – 3:53
  2. „Land of Confusion“ (Album Version) – 4:45

* Remixes by John Potoker

Besetzung

Live-Auftritte

Genesis spielten das Lied auf den fünf Konzerttourneen Invisible Touch (1986–87),[8] The Way We Walk,[9] Calling All Stations[10] (1997–1998 mit Ray Wilson als Sänger), Turn It On Again: The Tour (März–Oktober 2007)[11] und The Last Domino? (September 2021–März 2022). Es erschien zudem auf den zwei Livealben The Way We Walk, Volume One: The Shorts und Live over Europe 2007 sowie auf den drei Live-Video-DVDs Live at Wembley Stadium (1.–4. Juli 1987), The Way We Walk – Live in Concert (2002) und When in Rome 2007 (14. Juli 2007).

Popkulturelle Rezeptionen

Land of Confusion wurde in der letzten Episode (5×22, Letzter Auftrag / Freefall) der US-amerikanischen Fernsehserie Miami Vice (1984–1989), in der Phil Collins wiederholt kleinere Gastauftritte hatte, verwendet. Das Lied setzt mitten in einer Observierung der zwei Hauptcharaktere Sonny Crockett (Don Johnson) und Tubbs (Philip Michael Thomas) und dramatisiert die Vertracktheit der finalen Folge. Auch der Spielfilm American Psycho mit Christian Bale aus dem Jahr 2000 verwendet das Lied.[12]

Coverversionen

Mehrere Bands der unterschiedlichsten Musikrichtungen haben Coverversionen von dem Lied veröffentlicht:

  • Der ehemalige Genesis-Gitarrist Daryl Stuermer modifizierte das Lied in eine Smooth-Jazz-artige Version für sein Instrumental-Album Another Side of Genesis aus dem Jahr 2000.[13]
  • Das Lied ist seit Entstehung auch Teil der Konzerte von Rutherfords Band Mike & the Mechanics. Früherer Sänger war Paul Young, jetzt wird das Lied von Tim Howar gesungen.
  • Die schwedische Melodic-Death-Metal-Band In Flames coverte den Song für ihre 2003er EP Trigger.[14]
  • Die schwedische Eurodance-Gruppe Alcazar adaptierte 2004 den Refrain für ihr Mashup This Is the World We Live In.
  • Die US-amerikanische Metal-Band Disturbed veröffentlichte 2005 auf ihrem dritten Studioalbum Ten Thousand Fists eine Coverversion, die auch erfolgreich als Single ausgekoppelt wurde. Der kanadisch-amerikanische Comickünstler Todd McFarlane[15] produzierte 2006 dazu ein Musikvideo im Zeichentrickfilm-Stil.[16] Diese Coverversion läuft während des Abspanns des Dokumentarfilms Bigger, Stronger, Faster*.
  • Die kanadische Sängerin Nelly Furtado machte für ihre 2010er Mi Plan Tour aus dem Lied von Genesis und ihrer Single Powerless (Say What You Want) eine Mashup-Version.
  • Die norwegische Popband Katzenjammer coverte 2011 den Song in einer ungewöhnlichen Instrumentierung für ihr Album A Kiss Before You Go. Das zu dem Cover gedrehte Musikvideo wurde im Mai 2012 auf CD/DVD veröffentlicht.
  • Die deutsche Punkrockband Hard Attack coverte den Song 2003 für die fünfte Auflage der Punk Chartbusters-Reihe des Musiklabels Wolverine Records.

Rezeption

Kommerzieller Erfolg

Das Lied erreichte Platz 4 in den US-amerikanischen Billboard Hot 100,[17] Platz 14 in den UK Singles Charts Ende 1986[17] und Platz 8 in den niederländischen Nederlandse Top 40.

Chartplatzierungen
ChartsChart­plat­zie­rungenHöchst­platzie­rungWo­chen
 Deutschland (GfK)[17]7 (15 Wo.)15
 Österreich (Ö3)[17]27 (2 Wo.)2
 Schweiz (IFPI)[17]8 (10 Wo.)10
 Vereinigtes Königreich (OCC)[17]14 (12 Wo.)12
 Vereinigte Staaten (Billboard)[17]4 (21 Wo.)21

Kritiken

„Die Eindringlichkeit des marschierenden Stücks wird konterkariert durch das schlecht gealterte Spitting-Image-Video mit Hauptdarstellern wie Gorbatschow, Gaddafi und, äh, Prince. Der Song dreht sich um den Kalten Krieg, richtet sich gegen Reagans Atompolitik. Diverse Metal-Bands haben die quasi-militärische Härte des Stücks verstanden und es gecovert.“

Sassan Niasseri: Rolling Stone[18]

“Although Hugh Padgham contends the album was made up of bits of jams, taped together, this sounds like a well conceived, complete entity. Drums rap out a staccato military tattoo while a synth bass keeps the mills of war grinding.”

Chris Welch: Genesis: The Complete Guide to Their Music[19]

Land of Confusion is the most rock oriented song on the first side built with Rutherford’s guitar riff and a synth bass arpeggio by Banks. The fine bridge section also brings this song closest to the classic Genesis of years earlier.

Ric Albano: Classic Rock Review[20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ryne Carman: The Top 10 Genesis Songs From The Peter Gabriel And Phil Collins Eras. In: Odyssey. 8. November 2016, abgerufen am 2. Januar 2017 (englisch).
  2. Anil Prasad: Genesis: Turning it on again. In: Innerviews.org. 2007, abgerufen am 31. Oktober 2016 (englisch).
  3. a b c Günter Schneidewind: Hits und Storys – Land of Confusion. In: SWR1. 30. Januar 2016, abgerufen am 2. Januar 2017.
  4. a b Land of Confusion by Genesis. In: Songfacts. Abgerufen am 2. Januar 2017 (englisch).
  5. Bedtime for Bonzo bei IMDb
  6. Kitty Kelley: His Way: The Unauthorized Biography of Frank Sinatra. Bantam, New York 2010, ISBN 978-0-553-38618-9, S. 688 (englisch).
  7. Dawn Marie:Grammy Awards – 1987. (Memento vom 21. September 2005 im Internet Archive) In: 80music.about.com.
  8. Invisible Touch. genesis-movement.org.
  9. We Can’t Dance. In: genesis-movement.org.
  10. Calling All Stations. In: genesis-movement.org.
  11. Studio & Misc. In: genesis-movement.org.
  12. American Psycho bei IMDb
  13. Jonathan Widran: Daryl Stuermer – Another Side of Genesis. In: Allmusic. All Media Network, 14. März 2000, abgerufen am 12. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  14. In Flames – Trigger EP. AllMusic. All Media Network, abgerufen am 22. Januar 2017.
  15. Chris Harris: Todd McFarlane to make Genesis ‚Confusion‘ clip even more disturbed. In: MTV. 3. Oktober 2006, abgerufen am 22. Januar 2017 (englisch).
  16. Disturbed: Land of Confusion bei IMDb
  17. a b c d e f g Chartquellen: DE AT CH UK US
  18. Sassan Niasseri: Die 25 besten Songs von Phil Collins und Genesis. In: Rolling Stone. 24. Januar 2015, abgerufen am 31. Oktober 2016.
  19. Chris Welch: Genesis: Complete Guide To Their Music. Omnibus Press, London 2005, ISBN 1-84449-868-9, S. 127 (englisch).
  20. Ric Albano: Invisible Touch by Genesis. In: Classic Rock Review. 9. Juni 2016, abgerufen am 22. Januar 2017 (amerikanisches Englisch).

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