Land-Reitgras

Land-Reitgras
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0

Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos)

Systematik
Commeliniden
Ordnung:Süßgrasartige (Poales)
Familie:Süßgräser (Poaceae)
Unterfamilie:Pooideae
Gattung:Reitgräser (Calamagrostis)
Art:Land-Reitgras
Wissenschaftlicher Name
Calamagrostis epigejos
(L.) Roth

Das Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos(L.) Roth), auch als Sand-Reitgras, Sandrohr, Landrohr, Landschilf oder Waldschilf genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Reitgräser (Calamagrostis) in der Familie der Süßgräser (Poaceae).

Beschreibung

Illustration
Land-Reitgras auf der Lichtung eines Kiefernforstes
Stängel mit Blattscheide und Blatthäutchen
Ährchen mit Hüllspelzen (Glu), Deckspelze (Lem) mit in der Mitte entspringender Granne und Haaren am Grund und Vorspelze (Pal).

Das Land-Reitgras ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 80 und 150 cm erreicht. Es bildet lange, unterirdisch kriechende Ausläufer. Die kräftigen Halme sind in der oberen Hälfte rau. Die blau- bis graugrünen Blattspreiten werden bis zu 70 cm lang und 2 cm breit und sind oberseits sehr rau mit einem scharfen Rand. Die bis zu 9 mm langen Blatthäutchen (Ligulae) sind kräftig.

Die Blütezeit reicht von Juli bis August. Später im Jahr, nach der eigentlichen Blütezeit, sind die Blütenstände immer noch gut zu sehen. Die rispigen Blütenstände sind schmal und stehen aufrecht. Die dicken Rispenäste werden bis zu 10 cm lang, sind aufrecht und ebenfalls rau. Die Ährchen werden zwischen 5 und 7 mm lang und sind einblütig. Die Hüllspelzen sind linealisch geformt und grannenartig spitz. Die mit einem Haarkranz versehenen Deckspelzen sind dreinervig. Die Granne über der Mitte der Deckspelze ist rückenständig und überragt diese um mehr als ein Drittel.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28, 42 oder 56.[1]

Ökologie

Das Land-Reitgras ist mäßig anspruchsvoll und überdauert den Winter als teils wintergrüner Geophyt und Hemikryptophyt. Als Wurzelkriechpionier kann es in Kahlschlägen die Waldverjüngung hemmende Herden ausbilden. Die Vegetative Vermehrung erfolgt sehr zahlreich durch die sehr langen, dünnen, unterirdischen Rhizome. Das Land-Reitgras ist ein Rhizom-Geophyt, der bis 2 m tief wurzelt.[1] Die Wurzeln sind sehr stärkereich; die Stärkekörner sind zusammengesetzt.

Blütenbiologisch handelt es sich um den „Langstaubfädigen-Typ“. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind.

Es liegen sogenannte „Spelzfrüchte“ vor. Die Ausbreitungseinheit (Diasporen) sind die von den Spelzen umhüllten Karyopsen, die sich als Schirmchenflieger, Wasser- und Kletthafter ausbreiten. Die Fruchtreife erfolgt von August bis Oktober.

Vorkommen

Das Land-Reitgras kommt in den gemäßigten Zonen Eurasiens und in Afrika vor.[2] Es kommt in ganz Deutschland vom Tiefland bis in mittlere Gebirgslagen vor (in Österreich meist in Höhenlagen von bis zu 1140 Meter). In den Allgäuer Alpen steigt es in Vorarlberg an der Kirche von Schröcken bis zu 1270 Metern Meereshöhe auf.[3]

Es ist an trockenen bis mäßig frischen, häufig in der Tiefe wasserzügigen oder wasserstauenden, humosen oder auch rohen, meist tiefgründigen, vorzugsweise sandig-kiesigen Lehmböden zu finden. Vor allem in lichten Laub- und Nadelwäldern, auf Waldschlägen, an Weg- und Feldrändern, auf Küsten- und Binnendünen sowie an feuchten Flussufern kommt die Art häufig vor. Im Osten Nordamerikas tritt die Art als Neophyt auf. Es gedeiht optimal in Gesellschaften der Ordnung Atropetalia, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Molinion, Salicion albae oder der Klassen Artemisietea oder Agropyretea vor.[1]

Der Gewöhnliche Strandhafer (Ammophila arenaria(L.) Link) bildet durch Kreuzung mit dem Land-Reitgras einen Gattungsbastard, den Baltischen Strandhafer (Calammophila baltica(Flüggé ex Schrad.) Brand, Syn.: Ammocalamagrostis baltica(Flüggé ex Schrad.) P. Fourn.).

Trivialnamen

Für das Land-Reitgras bestehen bzw. bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Hügelrohr, Reid und Siegrühr (Siebenbürgen im Rauthal).[4]

Verwendung

Das Land-Reitgras ist als Streugras und zur Dünenbepflanzung verwendbar.

Literatur

  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1. (Abschnitt Ökologie)
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7

Einzelnachweise

  1. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 254.
  2. Rafaël Govaerts (Hrsg.): Calamagrostis epigejos. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 3. November 2016.
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 162.
  4. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 71, online.

Weblinks

Commons: Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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CalamagrostisEpigejos2.jpg
(c) Christian Fischer, CC BY-SA 3.0
Blütenrispen des Land-Reitgrases (Calamagrostis epigejos).
Calamagrostis epigejos sl12.jpg
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Stängel mit Blattscheide und Blatthäutchen

Taxonym: Calamagrostis epigejos ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Neue Donau, Wien-Floridsdorf - ca. 160 m ü. A.

Standort: Uferbereich
Calamagrostis-epigejos-02.jpg
Landreitgras in der Zauche, einem Wald südlich von Ferch im Landkreis Potsdam-Mittelmark, Brandenburg.
Calamagrostis epigejos sl19.jpg
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ährchen

Glu = Hüllspelzen
Lem = Deckspelze mit in der Mitte entspringender Granne und Haaren am Grund
Pal = Vorspelze
Taxonym: Calamagrostis epigejos ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Neue Donau, Wien-Floridsdorf - ca. 160 m ü. A.

Standort: Uferbereich