Lancia Dedra

Lancia
Lancia Dedra Limousine (1989–1994)
Lancia Dedra Limousine (1989–1994)
Lancia Dedra Limousine (1989–1994)
Dedra
Produktionszeitraum:1989–2000
Klasse:Mittelklasse
Karosserieversionen:Limousine, Kombi
Motoren:Ottomotoren:
1,6–2,0 Liter
(55–124 kW)
Dieselmotor:
1,9 Liter (66 kW)
Länge:4340–4343 mm
Breite:1700 mm
Höhe:1430–1446 mm
Radstand:2540 mm
Leergewicht:1060–1330 kg
VorgängermodellLancia Prisma
NachfolgemodellLancia Lybra
Heckansicht

Der Lancia Dedra (interne Bezeichnung: 835) ist ein Modell der Marke Lancia; es wurde von April 1989 bis Januar 2000 gebaut. Vorgängermodell war der seit Ende 1982 gebaute Prisma. Der Dedra war das Schwestermodell der ab Frühjahr 1993 gebauten zweiten Generation des Delta. Dedra und Delta haben die gleiche Bodengruppe wie die Modelle Fiat Tipo, Fiat Tempra und Alfa Romeo 145, Alfa Romeo 146, Alfa Romeo 155.

Geschichte

Zunächst gab es den Dedra von Frühjahr 1989 bis Mitte 1994 ausschließlich als Stufenhecklimousine. Mit der Überarbeitung Mitte 1994 wurde das Fahrzeug auch als Kombi unter der Bezeichnung Dedra Station Wagon (kurz SW) produziert.

Das Serienausstattungsniveau übertraf den damals üblichen Umfang. Lancia erhob den Anspruch, einen Konkurrenten zu Mercedes 190, BMW 3er und Audi 80 geschaffen zu haben. In der Praxis jedoch sahen Kunden den Dedra (auch wegen des vergleichsweise günstigen Anschaffungspreises) eher als Alternative zu VW Golf/Vento, Opel Astra und Ford Escort/Focus.

Bei Modelleinführung war der Wagen fahr- und sicherheitstechnisch vergleichsweise gut ausgestattet, u. a. mit ABS (in allen Fahrzeugen mit Motoren ab 1,8 l Hubraum serienmäßig), Sicherheitsfahrwerk und vier Kopfstützen. Mit der Überarbeitung im Sommer 1994 erfuhr er weitere aufwendige Verbesserungen im passiven (Seitenaufprallschutz, den Karosserieversteifungen, durch das Fire-Prevention-System, stärkere Bremsen) und in der aktiven Sicherheit (Airbag, Gurtstraffer usw.). Diese Ausstattungsmerkmale zählten damals nicht zum Klassenstandard. Ein Beifahrer-Airbag konnte allerdings bis zum Ende der Produktion nicht geliefert werden.

Im September 1999 wurde der Lancia Lybra als Nachfolger des Dedra eingeführt. Wie dieser war er als Stufenhecklimousine sowie als Kombi erhältlich.[1]

Zum Stichtag 1. Januar 2022 waren in Deutschland laut KBA noch 177 Lancia Dedra angemeldet.[2]

Motoren

Die Motorenauswahl durchlief zahlreiche Änderungen, insbesondere die Ottomotoren waren in vielen Varianten und Ausbaustufen erhältlich. Als Basis wurden Ottomotoren mit 1,6 Litern Hubraum, 1,8 Litern Hubraum, 2,0 Litern Hubraum ohne und mit Abgasturbolader verbaut. Alternativ konnte auch ein Turbodiesel-Motor mit 1,9 Liter Hubraum bestellt werden.

Ottomotoren ohne Katalysator
ModellZylinder/
Ventile
HubraumMax. LeistungMax. DrehmomentLeergewichtVmaxBauzeitraum
1.6 i. e.4/81581 cm³65 kW (88 PS) bei 5800 min−1128 Nm bei 3500 min−11060 kg180 km/h04/1989–04/1990
1.8 i. e.1756 cm³80 kW (109 PS) bei 6000 min−1142 Nm bei 3000 min−11150 kg192 km/h04/1989–04/1990
2.0 i. e.1995 cm³86 kW (117 PS) bei 5750 min−1162 Nm bei 3300 min−11170 kg200 km/h04/1989–04/1990
Ottomotoren mit Katalysator
ModellZylinder/
Ventile
HubraumMax. LeistungMax. DrehmomentLeergewichtVmaxBauzeitraum
1.6 i. e.4/81581 cm³57 kW (78 PS) bei 6000 min−1124 Nm bei 3000 min−11108 kg170 km/h08/1989–03/1993
55 kW (75 PS) bei 6000 min−1125 Nm bei 3000 min−11100 kg172 km/h04/1993–06/1994
66 kW (90 PS) bei 5750 min−1127 Nm bei 2750 min−11140 kg180 km/h07/1994–12/1997
1.6 i. e. 16V4/1676 kW (103 PS) bei 5750 min−1144 Nm bei 4000 min−11175 kg186 km/h01/1998–01/2000
1.8 i. e.4/81756 cm³77 kW (105 PS) bei 6000 min−1140 Nm bei 3000 min−11200 kg187 km/h08/1989–03/1993
66 kW (90 PS) bei 6000 min−1128 Nm bei 3250 min−1180 km/h04/1993–06/1994
74 kW (101 PS) bei 6000 min−1142 Nm bei 2500 min−1185 km/h07/1994–02/1996
1.8 i. e. 16V4/161747 cm³83 kW (113 PS) bei 5800 min−1154 Nm bei 4400 min−11235 kg195 km/h03/1996–07/1997
1.8 i. e. 16V GT96 kW (130 PS) bei 6300 min−1164 Nm bei 4300 min−11255 kg203 km/h03/1996–01/2000
2.0 i. e.4/81995 cm³83 kW (113 PS) bei 5250 min−1156 Nm bei 3300 min−11180 kg195 km/h08/1989–06/1994
2.0 i. e. automatic85 kW (115 PS) bei 5600 min−1162 Nm bei 3300 min−11210 kg190 km/h03/1993–12/1997
2.0 i. e. 16V4/16102 kW (139 PS) bei 5750 min−1180 Nm bei 4500 min−11260 kg210 km/h07/1994–02/1996
2.0 i. e. 16V Integrale102 kW (139 PS) bei 5750 min−1180 Nm bei 4500 min−11395 kg195 km/h07/1994–01/1997
2.0 i. e. HF Turbo4/8119 kW (162 PS) bei 5500 min−1274 Nm bei 3000 min−11245 kg215 km/h04/1991–06/1994
2.0 i. e. HF Integrale124 kW (169 PS) bei 5500 min−1265 Nm bei 3000 min−11345 kg215 km/h11/1990–06/1994
Dieselmotoren
ModellZylinder/
Ventile
HubraumMax. LeistungMax. DrehmomentLeergewichtVmaxBauzeitraum
1.9 turbo ds4/81929 cm³66 kW (90 PS) bei 4100 min−1186 Nm bei 2400 min−11200 kg(1)180 km/h04/1989–07/1999
1.9 turbo ds Kat66 kW (90 PS) bei 4200 min−1186 Nm bei 2500 min−11240 kg04/1993–01/2000
(1) 
Ab 1993: 1240 kg

(Die Messwerte in obiger Auflistung sind für die Limousinen-Ausführung gültig, außer: 2.0 16V Integrale – diese Modellvariante war nur als Station Wagon erhältlich)

Technik

Alle Dedras hatten serienmäßig ein 5-Gang-Schaltgetriebe, mit Ausnahme des 2.0 i. e. Automatic, der ein 4-Stufen-Automatikgetriebe aus dem VW-Konzern erhielt.

Entwickelt war der Dedra als Fronttriebler. Allradantrieb konnte in der ersten Serie in Kombination mit dem 2-Liter-Turbomotor als Integrale geliefert werden, in der zweiten Serie dagegen nur noch als Kombi mit 2.0-16V-Motor. Die Allradtechnik basierte im Wesentlichen auf dem Delta HF Integrale und gilt als sehr robust. Neben dem Dedra findet sich der baugleiche Antrieb auch im Fiat Tempra 4×4 oder dem Alfa 155 Q4.

Außergewöhnlich war das wahlweise erhältliche elektronisch geregelte Fahrwerk (computergesteuerte Dämpfereinstellung zwischen weich und hart, je nach Fahrbahn und Fahrsituation), daneben auch das auf Wunsch digitale (optoelektronische) Armaturenbrett oder die automatische Leuchtweitenregulierung. Im Laufe des Produktionszyklus wurden jene Ausstattungsmöglichkeiten jedoch nach und nach aus den Zubehörlisten beziehungsweise der Serienausstattung gestrichen.

Dimensionen

Abmessungen (die Integrale-Versionen weisen ein kleineres Kofferraumvolumen und eine abweichende Spurweite an der Hinterachse auf):

  • Fahrzeuglänge über alles: 4343 mm
  • Fahrzeugbreite (ohne Spiegel): 1700 mm
  • Fahrzeughöhe (Limousine mit Originalfahrwerk): 1430 mm
  • Fahrzeughöhe (SW mit Originalfahrwerk): 1446 mm
  • Spurweite vorn: 1436 mm
  • Spurweite hinten: 1415 mm
  • Radstand: 2540 mm
  • Überhang vorn: 881 mm
  • Überhang hinten: 922 mm
  • Kofferraumvolumen Limousine: 480 Liter
  • Kofferraumvolumen SW: 448 Liter/803 Liter

Modellhistorie

  • 04/89: Vorstellung des Lancia Dedra mit den Motoren 1.6, 1.8, 2.0 und 1.9 tds
  • 01/90: Am 2. Januar erfolgte die Einführung auf dem deutschen Markt
  • 11/90: Einführung des Integrale
  • 04/91: Einführung des Turbo
  • 05/92: Einführung des Dedra Automatic
  • 10/92: erste kleinere Modellüberarbeitung mit diversen Detailverbesserungen
  • 01/93: Sicherheitspaket (Airbag, Gurtstraffer, Seitenaufprallschutz, Karoserieverstärkungen)
  • 07/94: große Modellpflege (Serie II); neue Motoren, Entfall der Turbo-Motoren, neue Kombivariante Station Wagon, neue Rückleuchten (jetzt rot/weiß/rot), neue Stoffe, Türverkleidungen aus dem Lancia Delta II (836), neue Ottomotoren, diverse Karosserieversteifungen, Radvollblenden im neuen Design
  • 01/95: Wegfahrsperre serienmäßig
  • 11/95: kleine Modellpflege, Ersatz der automatischen Leuchtweitenregulierung durch eine manuelle geregelte
  • 03/96: 2.0 16V wird nicht mehr angeboten, als Ersatz hat der 1.8 jetzt 96 kW (131 PS)
  • 01/97: die Produktion des 2.0 16V Integrale wird eingestellt
  • 05/97: neue Stoffe und Teppiche im Innenraum
  • 07/97: die Produktion des 1.8 mit 83 kW (113 PS) wird eingestellt
  • 12/97: Große Modellpflege (Serie III), neuer Ottomotor (1,6 16V), neue Vorderachse (wie im Fiat Marea, Bravo, Brava und Coupé), Rückleuchten jetzt komplett rot, Scheinwerfer und Blinker vorn schwarz getönt, Armaturenbrett vom Lancia Delta II (836), neue Leichtmetallräder, lackierte Stoßfänger und weitere äußerliche Retuschen, weiterhin kein Beifahrer-Airbag oder ESP.
  • 01/00: Einstellung der Produktion

Modelle auf gleicher Plattform: Fiat Tipo/Tempra, Fiat Bravo/Brava, Fiat Coupé, Lancia Delta II, Alfa Romeo 155, Alfa Romeo 145, Alfa Romeo 146, Alfa Romeo GTV und Alfa Romeo Spider.

Technisch, wenn auch nicht optisch, hat das Fiat Coupé die meisten Gemeinsamkeiten mit dem Lancia Dedra, dicht gefolgt von Fiat Tempra und Lancia Delta II.

Quellen

  • Betriebsanleitung, deutsch (Lancia Dedra, ab 1990)
  • Betriebsanleitung, deutsch (Lancia Dedra, ab 1995)
  • Zusatzanleitung, deutsch (Lancia Dedra Station Wagon, ab 1995)
  • Kaufberatung (PDF) von Christoph W. aus dem viva Lancia-Forum
  • ePER 2.5.0 Ersatzteil-DVD
Commons: Lancia Dedra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Roland Hildebrandt: Lancia Dedra (1989-2000): Klassiker der Zukunft? In: de.motor1.com. 2. Juni 2024, abgerufen am 2. Juni 2024.
  2. Kraftfahrt-Bundesamt - Produkte der Statistik - Bestand nach Herstellern und Typen (FZ 6). Abgerufen am 29. Dezember 2022.
Zeitleiste der Lancia- und Autobianchi-Modelle seit 1945
TypLancia, bis 1969 unabhängig1969 von Fiat gekauft, seitdem Typennummernkreis von Fiat
Autobianchi, JV zwischen Bianchi, Fiat und Pirelliab 1967 100 % Teil des Fiat-Konzernsim Ausland als Lancia, in Italien als Autobianchi
1940er1950er1960er1970er1980er1990er2000er2010er2020er
56789012345678901234567890123456789012345678901234567890123456789012345678901234
KleinstwagenBianchinaGiardiniera
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AureliaFlaminiaGamma Coupé/GT (830)Kappa Coupé
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MinivanMusa (350)
VanZeta (220)Phedra (179)Voyager

[1] auch bei Seat in Spanien gebaut
[2] auch als Saab Lancia 600 in Skandinavien verkauft

  • Unter der Marke „Autobianchi“ vertrieben
  • In Italien unter der Marke „Autobianchi“, im Ausland als „Lancia“ vertrieben
  • Lancia-Modelle, gemeinsam mit PSA entwickelt und bei SEVEL auch als Peugeot, Citroën und Fiat gebaut
  • Lancia-Modelle, aus der Kooperation mit Chrysler, als Lancia in Europa vertrieben
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