Laminariales
Laminariales | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Palmentang (Laminaria hyperborea), Illustration aus Köhler’s Medizinal-Pflanzen | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Laminariales | ||||||||||||
Mig. |
Die Laminariales sind ein Taxon der Braunalgen, deren Mitglieder unter Wasser im klaren, flachen Meer Tangwälder bilden. Im Deutschen werden sie, wie auch vielzellige Rot- und Grünalgen, allgemein als Tang bezeichnet, mehrere Gattungen auch mit dem aus dem Englischen übernommenen Wort Kelp. Zu diesen gehört der Riesentang (Macrocystis pyrifera), welcher mit dem Sporophyten eine Länge von bis zu 60 Metern erreicht.
Die Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft hat die Gattung Laminaria, die zu den Laminariales zählt, 2007 zur ersten Alge des Jahres gekürt.[1]
Merkmale
Die Laminariales zeigen einen heteromorphen Generationswechsel: Die Sporophyten sind ansehnliche bis sehr große, thallöse Algen (Tange). Die Gametophyten dagegen bestehen aus mikroskopisch kleinen, verzweigten Zellfäden. Bei den weiblichen Gametophyten sind auch die vegetativen Zellen deutlich größer als bei den männlichen, dafür ist ihre Anzahl geringer (bis hin zu einzelligen weiblichen Algen), sodass man von sekundären Geschlechtsmerkmalen sprechen kann.[2]
Der große Sporophyt der Laminariales (Makrothallus) hat eine thallöse Struktur und besteht aus dem Rhizoid, Cauloid und Phylloid. Das Rhizoid ist vergleichbar mit der Wurzel einer Pflanze. Bei den Laminariales besteht es aus sogenannten Hapteren (Krallen) mit deren Hilfe der Sporophyt sich an Steinen anheftet. Das Cauloid (bei Pflanzen die Sprossachse) bildet einen Stiel, von dem ein oder mehrere blattähnliche Wedel (Phylloide) ausgehen. Die Bezeichnung Phylloid deutet auf das Wort Phyllom hin, die wissenschaftliche Bezeichnung des Blattes der höheren Pflanzen. Am Ende des Cauloids einiger Arten findet man Gasblasen, sogenannte Pneumatocysten (auch als Aerocysten bezeichnet), die für den Auftrieb sorgen. Bei Arten der Gattung Nereocystis der Familie Laminariaceae bildet sich am Cauloid jeweils eine einzelne Gasblase, während man bei der zur gleichen Familie zählenden Gattung Macrocystis mehrere findet. Der Sporophyt der Laminariales besitzt ein Leitgewebe.
Wachstum
Das Wachstum geht bei dem Gametophyten von der apikalen Meristemzelle aus. Der Sporophyt hingegen besitzt ein sehr komplex organisiertes Gewebe, das interkalare Wachstum des Cauloids geht von einem teilungsfähigen Abschlussgewebe (Meristem) aus, welches man bei den Laminariales als Meristoderm bezeichnet. An der Basis des Phylloids findet sich ein weiteres Meristem, ebenfalls auch auf der Oberfläche der Rhizoiden.
Unterschiede zu anderen Braunalgen
Im Gegensatz zum heteromorphen Generationswechsel der Laminariales tritt bei anderen Braunalgen auch ein isomorpher Generationswechsel auf, z. B. bei den Ectocarpales (Gattung Ectocarpus) und bei den Dictyotales (Gattung Dictyota). Bei der Gattung Cutleria der Cutleriales ist im Gegensatz zu den Laminariales der Gametophyt weitaus ausgeprägter als der hierbei mikroskopisch kleine Sporophyt. Vertreter der Fucales hingegen kann man als diplont bezeichnen. Bereits der Sporophyt bildet die Gameten, ein Gametophyt ist somit nicht vorhanden.
Systematik
Die Laminariales wurden 1909 vonWalter Migula aufgestellt (In: Kryptogamen-Flora von Deutschland, Deutsch-Österreich und der Schweiz. Band II. Algen. 2. Teil. Rhodophyceae, Phaeophyceae, Characeae. pp. i-iv, 1-382, 122 (41 col.) pls. Gera: Verlag Friedriech von Zezschwitz). Sie wird in 34 Gattungen und etwa 129 Arten gegliedert (nach Guiry 2014).
- AgaraceaePostels & Ruprecht (syn. CostariaceaeC. E. Lane et al.), mit 3 Gattungen und 9 Arten:
- AgarumDumortier, mit 6 Arten
- CostariaGreville, mit der einzigen Art:
- Costaria costata(C.Agardh) de A.Saunders
- DictyoneurumRuprecht, mit 2 Arten
- AkkesiphycaceaeH. Kawai & H. Sasaki: mit der einzigen Art
- Akkesiphycus lubricumYamada & Tak.Tanaka
- AlariaceaeSetchell & Gardner: 7 Gattungen mit 21 Arten:
- AlariaGreville: 12 Arten, darunter der
- Flügeltang (Alaria esculenta(L.) Greville)
- EualariaAresch., mit der einzigen Art:
- Eualaria fistulosa(Postels & Ruprecht) M. J. Wynne
- Lessoniopsis Reinke, mit der einzigen Art:
- Lessoniopsis littoralis(Farlow & Setchell exTilden) Reinke
- PleurophycusSetchell & Saunders exJ. Tilden, mit der einzigen Art:
- Pleurophycus gardneriSetchell & Saunders exJ. Tilden
- PterygophoraRuprecht, mit der einzigen Art:
- Pterygophora californicaRuprecht
- UndariaSuringar, mit 4 Arten, darunter:
- Wakame (Undaria pinnatifida(Harvey) Suringar)
- UndariellaY. P. Petrov & O. G. Kusakin, mit der einzigen Art:
- Undariella kurilensisY. P. Petrov & O. G. Kusakin
- AlariaGreville: 12 Arten, darunter der
- AureophycaceaeH. Kawai & L. M. Ridgway mit der einzigen Art:
- Aureophycus aleuticusH. Kawai, T. Hanyuda, Lindeberg & S. C. Lindstrom
- ChordaceaeDumortier: mit der einzigen Gattung
- ChordaStackh., 4 Arten, darunter die
- Meersaite (Chorda filum(L.) Stackh.)
- ChordaStackh., 4 Arten, darunter die
- LaminariaceaeBory: 10 Gattungen mit 56 Arten:
- ArthrothamnusRuprecht, mit 2 Arten
- CymathereJ. Agardh, mit 2 Arten
- LaminariaJ. V. Lamour., perennierende Gattung (25 Arten), bekannte Vertreter sind der
- Fingertang (Laminaria digitata(Huds.) J. V. Lamour.) und der
- Palmentang (Laminaria hyperborea(Gunnerus) Foslie), die dichte Tangwälder bilden, z. B. im Felswattbereich von Helgoland oder der Atlantikküste der Bretagne.
- MacrocystisC. Agardh, mit der einzigen Art
- Riesentang (Macrocystis pyrifera(L.) C. Agardh)
- NereocystisPostels & Ruprecht, mit der einzigen Art:
- Nereocystis luetkeana (Mertens)Postels & Ruprecht
- PelagophycusAresch., mit der einzigen Art:
- Pelagophycus porra(Léman) Setchell
- PostelsiaRuprecht, mit der einzigen Art
- See-Palme (Postelsia palmaeformis)Ruprecht
- PseudolessoniaG. Y. Cho, N. G. Klochkova, T. N. Krupnova & Boo, mit der einzigen Art
- Pseudolessonia laminarioides(Postels & Ruprecht) G. Y. Cho, N. G. Klochkova, T. N. Krupnova & Boo
- SaccharinaStackh.: mit 21 Arten, beispielsweise
- Zuckertang (Saccharina latissimaC. E. Lane et al.)
- Japanischer Blatttang (Saccharina japonica(Aresch.) C. E. Lane et al.)
- StreptophyllopsisKajimura, mit der einzigen Art
- Streptophyllopsis kuroshioense(Segawa) Kajimura
- LessoniaceaeSetchell & Gardner: 5 Gattungen mit 31 Arten
- EckloniaHorn., mit 9 Arten
- EckloniopsisOkamura, mit der einzigen Art
- Eckloniopsis radicosa(Kjellm.) Okamura
- EgregiaAresch., mit 3 Arten
- EiseniaAresch., mit 7 Arten
- LessoniaBory de Saint-Vincent, mit 11 Arten
- PseudochordaceaeKawai & Kurogi: mit der einzigen Gattung
- PseudochordaYamada, Tokida & Inagaki, mit 2 Arten
- Familienzuordnung noch unklar (Laminariales familia incertae sedis):
- CostulariellaN. G. Kloczcova & T. A. Kloczcova, mit der einzigen Art
- Costulariella kurilensis(Petrov & Gussarova) N. G. Kloczcova & T. A. Kloczcova
- FeditiaYu. Petrov & I. Gusarova, mit der einzigen Art
- Feditia simuschirensisYu. Petrov & I. Gusarova
- PhyllariellaY. E. Petrov & Vozzhinskaja, mit der einzigen Art
- Phyllariella ochotensisPetrov & Vozzhinskaja
- TauyaN. G. Klochkova & T. N. Krupnova, mit der einzigen Art
- Tauya basicrassaN. G. Klochkova & T. N. Krupnova
- CostulariellaN. G. Kloczcova & T. A. Kloczcova, mit der einzigen Art
Nutzung
Kombu, wie Laminarien auf Japanisch heißen, wird in der japanischen Küche sehr häufig verwendet. Auch die russische Küche kennt diese als salatartige Beilage mit Öl-Dressing.
Literatur
- Günter Throm: Biologie der Kryptogamen. Band II: Algen - Moose. Haag und Herchen Verlag, Frankfurt am Main, 1997, ISBN 3-86137-581-8
- Christian van den Hoek, Hans M. Jahns, David G. Mann: Algen. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 1993, ISBN 3-13-551103-0
- Michael D. Guiry, G.M Guiry: Laminariales. In: AlgaeBASE - World-wide electronic publication, National University of Ireland, Galway, abgerufen am 7. November 2014 (Abschnitt Systematik)
Einzelnachweise
- ↑ Sektion Phykologie der Deutschen Botanischen Gesellschaft: Seetang Laminaria ist Alge des Jahres 2007. Deutsche Botanische Gesellschaft, Pressemitteilung 2007.
- ↑ Lehrbuch der Botanik für Hochschulen, 31. Auflage 1978, S. 584ff.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
(c) Brocken Inaglory, CC BY-SA 3.0
Sea Palm,Postelsia palmaeformis in California tidepool
(c) I, EncycloPetey, CC BY-SA 3.0
Bull kelp (Nereocystis luetkeana) in the Steinhart Aquarium at the California Academy of Sciences, San Francisco, California
Autor/Urheber: Sergey S. Dukachev, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Small laminaria hyperborea
Autor/Urheber: Pentecost, Allan [Artist] (2016), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Diagnostic Drawing: Laminariales
(c) I, EncycloPetey, CC BY-SA 3.0
Giant kelp (Macrocystis pyrifera) in the Steinhart Aquarium at the California Academy of Sciences, San Francisco, California
Autor/Urheber: Gabriele Kothe-Heinrich, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Zuckertang (Laminaria saccharina), Helgoland, angeschwemmt aus dem Felswatt
Autor/Urheber: Daderot, Lizenz: CC0
Exhibit in the National Museum of Nature and Science, Tokyo, Japan. Photography was permitted in the museum without restriction.
Palmentang. A junge, B alte Pflanze, verkleinert; 1 Stück des Stieles mit Querschnitt, nat. Gr.; 2 mikroskopischer Querschnitt aus dem äusseren Theile des Stieles, mit den Schleimhöhlen, vergrössert; 3 Sporenschläuche, desgl.; 4 Sporenschlauch mit Paraphyse, desgl.; 5 Schwärmsporen, desgl. Die Figuren 3, 4, 5 gehören der L. saccharina Lam. an.