Lagebedingter Erstickungstod

Der lagebedingte Erstickungstod ist eine zum Tode führende Form der Asphyxie, die auftritt, wenn sich eine Person in einer Körperhaltung befindet, die sie bei der Atmung behindert. Man nennt dieses Phänomen auch Positional Asphyxia Syndrom, kurz PAS.

Diese Art der Erstickung spielt in verschiedenen Situationen eine Rolle:

  • Personen sterben am lagebedingten Erstickungstod, weil sie sich selbst in eine Lage gebracht haben, die die Atmung behindert, aus der sie sich nicht mehr befreien können. Dies kann aufgrund von Unachtsamkeit oder wegen eines Unfalls sein.
  • Auch gewaltsam herbeigeführte Asphyxie, z. B. durch die Folter- und Tötungstechnik Burking spielt eine Rolle.
  • Kleine Kinder unter zwei Jahren haben ein erhöhtes Risiko, am lagebedingten Erstickungstod zu sterben.
  • Eine Anzahl von Personen stirbt, während sie von der Polizei, von Vollzugsbediensteten oder von Pflegepersonal gefesselt worden sind (Gewahrsamstod). Der lagebedingte Erstickungstod könnte einer der Faktoren in einigen dieser Fälle sein. Möglicherweise ist eine Person, die mit dem Gesicht nach unten gefesselt ist, stärker beim Atmen behindert, als wenn sie mit dem Gesicht nach oben liegt. Fast alle Personen, die während der Fesselung starben, haben sich über längere Zeit erheblich gegen die Fesseln gewehrt.

Beim lagebedingten Erstickungstod spielen körperliche Positionierung, Sauerstoffdefizit aufgrund unterschiedlichster Faktoren, Belastungen des Brustkorbs und andere Faktoren eine Rolle. Weitere Faktoren, die das Todesrisiko erhöhen, sind Übergewicht, Herz- oder Atemerkrankungen und Drogenmissbrauch.

Erkennungsproblematik

Der lagebedingte Erstickungstod spielt in der Selbstverteidigungsausbildung der Polizei eine zunehmend größere Rolle. Polizeibeamte werden inzwischen über die Problematik informiert und entsprechend ausgebildet. Jedoch ist es lt. Aussage von Prof. Penning, Uni München, nicht nur für einschreitende Polizisten, sondern selbst für Ärzte und medizinisches Personal sehr schwer zu erkennen, ob es sich bei einer Gegenwehr der betroffenen Person um „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ oder um einen Überlebenskampf handelt.

Der Betroffene verfällt beim Eintreten eines lagebedingten Erstickungstodes während des polizeilichen Einschreitens in einen sogenannten Teufelskreis, bei dem ein Faktor wiederum einen anderen, die Situation weiter verschlechternden auslöst. Dieser Teufelskreis besteht aus:

  • erhöhter Adrenalinausschüttung durch vorausgegangene Flucht oder Tätlichkeiten
  • erhöhtem Sauerstoffbedarf in Gehirn und Muskulatur
  • Atemnot durch die atmungshemmende Positionierung
  • Todesangst, welche wiederum einen Anstieg des Adrenalingehalts zur Folge hat.

Der Betroffene kämpft nun nicht mehr um seine Freiheit oder gegen die Polizei, sondern ringt schlichtweg um sein Leben. Dieser Umstand, in dem der Betroffene nun alle Kraft aufbietet, wird durch die Polizei sehr leicht als Gegenwehr gegen die Gefangennahme fehlinterpretiert, was in aller Regel die Verstärkung des unmittelbaren Zwangs zur Folge hat. Hierdurch fällt es dem Betroffenen noch schwerer zu atmen, bis er schließlich bewusstlos wird.

Im Regelfall wird den einschreitenden Beamten erst an diesem Punkt – und oft zu spät – bewusst, dass der Betroffene unter dem PAS leidet.

Literatur

  • T. Feltes, W. Mallach: Der Lagebedingte Erstickungstod (LET). Risiken und Nebenwirkungen im Polizeialltag, 2022.
  • J. Parkes: A Review Of The Literature On Positional Asphyxia As A Possible Cause Of Sudden Death During Restraint. In: British Journal Of Forensic Practice. 4(1), 2002, S. 24–30.
  • S. J. Stratton, C. Rogers, K. Brickett: Factors associated with sudden death of individuals requiring restraint for excited delirium. In: American Journal of Emergency Medicine. 19 (3), 2001, S. 187–191.
  • T. C. Chan, G. M. Vilke, T. Neuman, J. L. Clausen: Restraint Position and Positional Asphyxia. In: Annals of Emergency Medicine. 1997, 30(5) S. 578–586.