Lackenbach

Marktgemeinde
Lackenbach
WappenÖsterreichkarte
Wappen von Lackenbach
Lackenbach (Österreich)
Basisdaten
Staat:Österreich
Bundesland:Burgenland
Politischer Bezirk:Oberpullendorf
Kfz-Kennzeichen:OP
Fläche:18,11 km²
Koordinaten:47° 35′ N, 16° 28′ O
Höhe:313 m ü. A.
Einwohner:1.160 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte:64 Einw. pro km²
Postleitzahl:7322
Vorwahl:02619
Gemeindekennziffer:1 08 08
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Postgasse 6
7322 Lackenbach
Website:www.gemeinde-lackenbach.at
Politik
Bürgermeister:Christian Weninger (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2022)
(19 Mitglieder)
Insgesamt 19 Sitze
Lage von Lackenbach im Bezirk Oberpullendorf
Lage der Gemeinde Lackenbach im Bezirk Oberpullendorf (anklickbare Karte)DeutschkreutzDraßmarktFrankenau-UnterpullendorfGroßwarasdorfHoritschonKaisersdorfKobersdorfLackenbachLackendorfLockenhausLutzmannsburgMannersdorf an der RabnitzMarkt Sankt MartinNeckenmarktNeutalNikitschOberloisdorfOberpullendorfPilgersdorfPiringsdorfRaidingRitzing (Burgenland)Steinberg-DörflStoobUnterfrauenhaidUnterrabnitz-SchwendgrabenWeingrabenWeppersdorfBurgenland
Lage der Gemeinde Lackenbach im Bezirk Oberpullendorf (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap

Portal zum Schloss Lackenbach
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Lackenbach (ungarisch Lakompak, kroatisch Lakimpuh)[1] ist eine Marktgemeinde mit 1160 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) im Bezirk Oberpullendorf im Burgenland in Österreich.

Geografie

Die Gemeinde liegt im Mittelburgenland.

Nachbargemeinden

Sieggraben
(Bez. Mattersburg, Bgld.)
Rohrbach
(Bez. Mattersburg, Bgld.)
Sopron
(Ödenburg, Ungarn)
Weppersdorf
(Bez. Oberpullendorf, Bgld.)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigtLackendorf
(Bez. Oberpullendorf, Bgld.)
Markt Sankt Martin
(Bez. Oberpullendorf, Bgld.)
Unterfrauenhaid
(Bez. Oberpullendorf, Bgld.)

Geschichte

Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg.

Später unter den Römern lag das heutige Lackenbach dann in der Provinz Pannonia.

Zwischen 1548 und 1552 entstand in Lackenbach ein Kastell. Nach 1670/71 siedelten sich aus Wien vertriebene Juden hier an.

Seit dem 18. Jahrhundert gehörte Lackenbach zu den Fürstlich Esterházy’schen Siebengemeinden mit weitgehend autonomer innerjüdischer Verwaltung. 1869 lebten hier 770 Juden – 62 % der Einwohner. Im 20. Jahrhundert nahm ihre Zahl ab; 1934 gab es noch 346 Juden in der Gemeinde.

Lackenbach (Mitte oben) um 1880 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)

Nach dem Anschluss 1938 wurden die Lackenbacher Juden in Lastwagen nach Wien gebracht, 1942 wurde die Synagoge gesprengt. Der jüdische Friedhof ist bis heute erhalten und zählt über 1700 Grabsteine. Hier befindet sich das Grab von Markus Mordechai Schey, dem Großvater mütterlicherseits von Arthur Schnitzler, sowie von Philip Baron Schey von Koromla (* 20. September 1798 in Güns; † 26. Juni 1881 in Baden bei Wien), u. a. Stifter der Synagoge Güns, der am 3. März 1859 als der erste ungarische Jude in den österreichischen Adelsstand (als Edler von Koromla)[2] erhoben worden war.[3]

Der Ort gehörte, wie das gesamte Burgenland, bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Lakompak verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland (siehe auch Geschichte des Burgenlandes).

Auf dem Gemeindegebiet entstand 1940 das „Zigeuner-Anhaltelager Lackenbach“ auf einem ehemaligen esterházyschen Gutshof. Die Lagerinsassen, überwiegend Burgenland-Roma, mussten hier Zwangsarbeit leisten und wurden ab 1943 teilweise in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und dort ermordet. Ende März 1945 setzte sich die Lagerleitung beim Heranrücken der sowjetischen Armee ab, so dass es zu keinen opferreichen Todesmärschen kam.

Am 7. November 2012 wurde Lackenbach zur Marktgemeinde erhoben.

Norbert Blecha produzierte 2024 den Dokumentarfilm Lackenbach. Meine Kehillah über die jüdische Gemeinde Lackenbach mit Unterstützung des Landes Burgenland, ORF III und dem ORF Burgenland.[4]

Bevölkerungsentwicklung

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Katholische Pfarrkirche Lackenbach

Musik

  • Jugendmusik Lackenbach

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2022
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
63,53
(+5,91)
29,54
(−3,37)
6,93
(n. k.)
n. k.
(−9,48)
2017

2022

Gemeindeamt Lackenbach

Der Gemeinderat umfasst aufgrund der Anzahl der Wahlberechtigten insgesamt 19 Mitglieder.

Ergebnisse der Gemeinderatswahlen seit 1997
Partei2022[5]2017[6]2012[7]2007[8]2002[9]1997[9]
Sti.%M.Sti.%M.Sti.%M.Sti.%M.Sti.%M.Sti.%M.
SPÖ48663,531245057,621248759,251151259,951246358,171136847,798
ÖVP22629,54625732,91633540,75831336,65730938,82832041,566
FLL536,931nicht kandidiertnicht kandidiertnicht kandidiertnicht kandidiertnicht kandidiert
FPÖnicht kandidiert749,481nicht kandidiert293,400243,0208210,651
Wahlberechtigte11171098108210561016960
Wahlbeteiligung73,59 %79,33 %85,49 %85,32 %84,74 %88,33 %

Gemeindevorstand

Neben Bürgermeister Christian Weninger (SPÖ) und Vizebürgermeister Norbert Cserinko (SPÖ) gehören weiters Christian Janitsch (SPÖ), Christian Wimmer (ÖVP) und Franz Zarits (SPÖ) dem Gemeindevorstand an.[10]

Bürgermeister

Bürgermeister ist Christian Weninger (SPÖ), der am 27. Jänner 2012 die Nachfolge von Heinrich Dorner (SPÖ) antrat, der seit 1987 der Gemeinde vorstand.[7] Bei der Bürgermeisterdirektwahl am 1. Oktober 2017 wurde Weninger mit 64,98 % in seinem Amt bestätigt und übertraf damit das Ergebnis seiner SPÖ um 7,36 Prozentpunkte. Seine beiden Mitbewerber waren Peter Krail (ÖVP), der sich zum zweiten Mal zur Wahl stellte (28,66 %), und Markus Kraly (FPÖ, 6,37 %).[6]

Bei der Wahl 2022 konnte Christian Weninger im ersten Wahlgang 79,31 Prozent der Stimmen erreichen und blieb damit im Amt.[5]

Leiter des Gemeindeamts ist Stefan Horvath.[11]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

  • David Stössel (1848–1919), deutscher Rabbiner
  • Mida Huber (1880–1974), österreichische Schriftstellerin, Lyrikerin und Mundartdichterin
  • Julius Deutsch (1884–1968), österreichischer Sozialdemokrat und General im Spanischen Bürgerkrieg
  • Tobias Jakobovits (1887–1944), Rabbiner in Prag, NS-Opfer
  • Rudolf Sarközi (1944–2016), bekannter Roma-Vertreter

Mit der Gemeinde verbundene Persönlichkeiten

Bilderbogen von Lackenbach

Literatur

  • Erika Thurner: Kurzgeschichte des nationalsozialistischen Zigeunerlagers in Lackenbach (1940 bis 1945). Rötzer-Druck, Eisenstadt 1984, OBV.
  • Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Lackenbach. In: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Landesarchiv und Landesbibliothek (Hrsg.): Burgenländische Heimatblätter. Nr. 54, Eisenstadt 1992, S. 123–133, ZDB-ID 214233-8, OBV, zobodat.at [PDF]
  • Adonijahu Krauss: Lackenbach: eine kultur-historische Skizze einer jüdischen Gemeinde. S. n., Jerusalem 1950, OBV.
  • Uslu-Pauer Susanne: „Verdrängtes Unrecht“. Eine Auseinandersetzung mit den in Zusammenhang mit NS-Verbrechen an Roma und Sinti stehenden Volksgerichtsverfahren (1945–1955) unter besonderer Berücksichtigung des Lagers Lackenbach im Burgenland (Beschreibung – Analyse – Auswirkungen nach 1945). Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2002, OBV.

Weblinks

Commons: Lackenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erwin Schranz (Hrsg.): Orts-, Fluss- und Flurnamen im burgenländisch-pannonischen Raum. Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft, Oberschützen 2008, S. 84.
  2. Amtlicher Theil. In: Wiener Zeitung, Nr. 145/1859, 24. Juni 1859, S. 1, oben links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  3. Local-Nachrichten. (…) Baron Philipp Schey †. In: Badener Bezirks-Blatt, Nr. 27/1881 (I. Jahrgang), 2. Juli 1881, S. 5, Mitte oben. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/bbb
  4. Filmpremiere „Meine Kehillah“ über die jüdische Gemeinde Lackenbach. In: burgenland.at. Abgerufen am 5. April 2024.
  5. a b Gemeinderatswahlen 2022-10-02. Land Burgenland, abgerufen am 22. Oktober 2022.
  6. a b Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2017 in Lackenbach. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 29. Oktober 2017, abgerufen am 17. Januar 2020.
  7. a b Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2012 in Lackenbach. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 4. November 2012, abgerufen am 17. Januar 2020.
  8. Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2007 in Lackenbach. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 21. Oktober 2007, abgerufen am 17. Januar 2020.
  9. a b Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2002 in Lackenbach. Amt der Burgenländischen Landesregierung, 21. Oktober 2002, abgerufen am 17. Januar 2020.
  10. Gemeinderat. Marktgemeinde Lackenbach, abgerufen am 25. Dezember 2022.
  11. Gemeinde Mitarbeiter. Marktgemeinde Lackenbach, abgerufen am 7. März 2023.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Austria adm location map.svg
(c) Karte: NordNordWest, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de
Positionskarte von Österreich
Aufnahmeblatt 4957-3 Kobersdorf Lackenbach Neckenmarkt.jpg
historische Landkarte: Gradkartenblatt Zone 15 Colonne XV Section SW (später 4957/3). Kobersdorf, Ober Petersdorf, Ritzing, Neckenmarkt, Horitschon, Drassmarkt, Stoob, Lackenbach, Weppersdorf, St. Martin, Neudorf, Landsee, Kaisersdorf, Groß Warasdorf im Burgenland, Österreich und Westungarn. Franzisco-josephinische (3.) Landesaufnahme der österreichisch-ungarischen Monarchie. Aufnahmeblatt 1:25.000.
Karte A Bgld OP.svg
Karte des österreichischen Bundeslandes Burgenland, Oberpullendorf hervorgehoben
Lackenbach Pfarrkirche.jpg
Autor/Urheber: Steindy 10:37, 4. Nov. 2008 (CET), Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Lackenbach, römisch-katholische Pfarrkirche
Lackenbach Bahnhof Richtung Oberloisdorf.jpg
Autor/Urheber: Steindy, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Lackenbach, Bahnhof der Burgenlandbahn – Blick Richtung Oberloisdorf, hier zweigte früher auch die Anschlussbahn zum Sägewerk Esterhazy ab
Lackenbach-Zigeunermahnmal rechts.jpg
Autor/Urheber: Hadinger, Lizenz: CC BY-SA 3.0 at
Zigeunermahnmal
Lackenbach Schloss Tor zum Innenhof.jpg
(c) Steindy, CC BY-SA 2.0 de
Lackenbach, Tor zum Arkadenhof des Schlosses Lackenbach – dieses Tor bleibt den Besuchern verschlossen, da Besuchern der Zutritt zum Arkadenhof nicht gestattet wird
Lackenbach Schlossansicht von Osten.jpg
Autor/Urheber:

Steindy 10:58, 4. Nov. 2008 (CET).

Original uploader was Steindy at de.wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Lackenbach, Außenansicht des Schlosses Lackenbach von Osten
Lakompak légifotó3.jpg
Autor/Urheber: Civertan, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schloss Lackenbach, Burgenland, Österreich
Lakompak légifotó1.jpg
Autor/Urheber: Civertan, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schloss Lackenbach, Burgenland, Österreich (Luftbild)
Lackenbach im Bezirk OP.png
Bezirk Oberpullendorf
Lakompak légifotó2.jpg
Autor/Urheber: Civertan, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Lackenbach, Burgenland, Österreich (Luftbild)
Lakompak légifotó4.jpg
Autor/Urheber: Civertan, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schloss Lackenbach, Burgenland, Österreich (Luftbild)
Jüdischer Friedhof 67009 in A-7322 Lackenbach.jpg
Autor/Urheber: Robert Heilinger, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Jüdischer Friedhof in Lackenbach, Burgenland, Österreich
Lackenbach Wirtschaftstrakt im Schloss.jpg
(c) Steindy, CC BY-SA 2.0 de
Lackenbach, Wirtschaftstrakt im Schloss Lackenbach – dieser Bereich wurde zu einem Ausstellungs- und Eventbereich adaptiert
Lackenbach Bahnhof Richtung Deutschkreutz.jpg
Autor/Urheber: Steindy, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Lackenbach, Bahnhof der Burgenlandbah mit ehemaligem Gütermagazin – Blick Richtung Deutschkreutz, im Hintergrund rechts eine Labestation der „Draisinentour“ im Hintergrund links eine Werkstättenhalle der „Draisinentour“
Lackenbach Bahnhofgebäude.jpg
Autor/Urheber: Steindy, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Lackenbach, Bahnhofgebäude der Burgenlandbahn – der Personenverkehr wurde im Mai 2001 aufgelassen