La Chapelle-en-Vercors

La Chapelle-en-Vercors
StaatFrankreich
RegionAuvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.)Drôme (26)
ArrondissementDie
KantonVercors-Monts du Matin
GemeindeverbandRoyans-Vercors
Koordinaten44° 58′ N, 5° 25′ O
Höhe900–1524 m
Fläche45,27 km²
Einwohner724 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte16 Einw./km²
Postleitzahl26420
INSEE-Code

Blick auf La Chapelle-en-Vercors

La Chapelle-en-Vercors ist eine französische Gemeinde mit 724 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2020) im Département Drôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpes (vor 2016: Rhône-Alpes); sie gehört zum Arrondissement Die.

Geografie

La Chapelle-en-Vercors liegt etwa 41 Kilometer ostnordöstlich von Valence. Umgeben wird La Chapelle-en-Vercors von den Nachbargemeinden Échevis im Norden, Saint-Martin-en-Vercors im Norden und Nordosten, Saint-Andéol im Osten, Saint-Agnan-en-Vercors im Osten und Südosten, Vassieux-en-Vercors im Süden, Bouvante im Westen und Südwesten sowie Saint-Laurent-en-Royans im Westen und Nordwesten.

Bevölkerung

Jahr19621968197519821990199920062013
Einwohner738722675653628662674699
Quellen: Cassini und INSEE

Geschichte

Frühgeschichte

Im Jahr 1885 wurden bei Arbeiten an der Straße in Bobache behauene Feuersteine freigelegt.

Zwei Siedlungen in Felsunterständen wurden 1904 ausgegraben: Eine Siedlung von Jägern – Hinweise auf Jagd nach Murmeltieren, Steinböcken und Hasen sowie eine Siedlung von Fischern. Zwei Epochen sind nachgewiesen: das späte Magdalénien (13.000-10.000 v. Chr.) und das Epipaläolithikum (Azilium, 8.000 v. Chr.)

Im Gebiet von La-Chapelle-en-Vercors siedelte der gallische Stamm der Voconcen[1][2]

Antike

Aus der Zeit der römischen Besetzung Galliens keine Spuren römischer Besiedlung im Raum La-Chapelle-en-Vercors nachgewiesen. Vermutlich war der Landstrich aus Sicht der Römer zu abgelegen oder zu unwirtlich.[3]

Vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution

Im Mittelalter war La Chapelle-en-Vercors Hauptort eines Lehens, das zunächst „Rousset und Ravel“, ab 1318 dann „Rivosico und Ravello“ und später „Bâtie de Vercors“ genannt wurde.

Dieses Land gehörte wahrscheinlich zuerst den Grafen von Die, um dann später auf die Dauphiné überzugehen. 1253 wiederum erwarb der Bischof von Die das Land, welches dann bis zur Französischen Revolution im Besitz des Bistums verblieb.[4] Vor 1790 war La Chapelle-en-Vercors ein Wahlbezirk von Montélimar, und zugleich eine Pfarrei der Diözese von Die.

Zweiter Weltkrieg

La Chapelle-en-Vercors gehört, neben dem benachbarten Vassieux-en-Vercors, zu den wesentlichen Schauplätzen von Vergeltungsmaßnahmen der Deutschen Wehrmacht gegen Widerstandskämpfer, die sich ab 1943 in Form der sogenannten „Maquis“ an verschiedenen, strategisch günstig gelegenen Plätzen im Vercors versammelt hatten. Das Vercors hatte aufgrund seiner Abgeschiedenheit und der günstigen Topographie eine überregionale Anziehungskraft auf Mitglieder der Résistance entwickelt, und insbesondere in Erwartung einer zeitnahen Landung der Alliierten an der Mittelmeerküste hatte dies im ersten Halbjahr 1944 zu einer merklichen Organisation des Widerstands gegen die Besatzer, aber auch das Regime von Vichy geführt.

Die Wehrmacht befürchtete deshalb, dass das Vercors insgesamt eine „Landeplattform“ für die Alliierten im Hinterland des besetzten bzw. aus Vichy kontrollierten Frankreich werden könnte und beschloss daher eine militärische Aktion gegen die Résistance unter dem Codenamen „Operation Bettina“ ab Juli 1944.

Ab dem 1. Juli 1944 starteten deutsche Soldaten verschiedene Offensiven – von Grenoble aus auf dem Landwege, aber insbesondere auch in Form von Luftlandeoperationen aus dem Rhonetal heraus – gegen die Widerstandskämpfer, wobei infolge von Kriegsverbrechen der beteiligten Truppen auch zivile Bewohner des Vercors Opfer der Gewalt wurden.

Auch in La Chapelle-en-Vercors suchten Soldaten nach Waffen und Widerstandskämpfern. Sie forderten die Zusammenarbeit von Bürgermeister Élie Revol und Pater Pitavy, was diese ablehnten.

Am 25. Juli 1944 brannten deutsche Soldaten hundert Häuser in La Chapelle-en-Vercors nieder. Die Bevölkerung wurde in zwei Gruppen geteilt: eine aus jungen Männern, die andere aus älteren Männern, Frauen und Kindern. Während letztere in der Schule des Ortes eingesperrt wurden, kam es am selben Abend zur Erschießung von sechzehn jungen Männer im Hof der „Ferme Albert“. Der Hof wurde im Anschluss in Brand gesetzt.

Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurde im erhaltenen Rest des Innenhofes der Ferme Albert eine Erinnerungsstätte eingerichtet, der sogenannte „Hof der Füsilierten“. Hier erinnern eine ältere Plakette aus den fünfziger Jahren und eine neuere Glasstele aus dem 21. Jahrhundert an das Verbrechen, welches auf der älteren Tafel noch als „durch die Deutschen“, auf der neueren aber als „von den Nazis“ ausgeübt differenziert wird.

Die Namen und Alter der sechzehn Opfer dieses Kriegsverbrechens lauten:[5]

  • Jean Allouard (18)
  • Aimé Bouvet (17)
  • René Bayoud (19)
  • Pierre Benevène (36)
  • Georges Borel (37)
  • René Chabert (18)
  • Jules Fontanabona (23)
  • Nello Fontanabona (20)
  • Paul Morin (19)
  • Robert Rochas (19)
  • Léopold Rolland (19)
  • Maurice Rolland (17)
  • Fernand Rome (37)
  • Roger Revol (28)
  • Philippe Saint-André (35)
  • Stanislas Sitarz (38)

Auf deutscher Seite an den Verbrechen mittelbar beteiligt waren unter anderem:

Nahezu der gesamte Ort wurde im Zuge der verübten Kriegsverbrechen niedergebrannt, so dass nach dem Krieg ein weitgehend neu gestalteter Ortskern entstand, der zwar versucht, sich im Baustil an die Bebauung vor dem Kriege zu orientieren, aber dennoch auffällig einheitlich und dadurch auf den Betrachter ein wenig eintönig wirken kann.

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche Mariä Himmelfahrt
  • Höhle von La Draye Blanche
  • Kapelle Saint-Antoine
  • Kapelle Notre-Dame-des-Lumières im Ortsteil Loscence

Persönlichkeiten

Weblinks

Commons: La Chapelle-en-Vercors – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abbé Jean-Louis Alexis Fillet: La Chapelle-en-Vercors (réédition du livre Histoire religieuse du canton de la Chapelle-en-Vercors). In: Le Livre d'histoire. ISBN 2-7399-5026-8, S. 2.
  2. Michel de la Torre, Drôme, le guide complet de ses 371 communes, Paris, Deslogie-Lacoste, 1992 (ISBN 2-7399-5026-8), La Chapelle-en-Vercors.
  3. Abbé Jean-Louis Alexis Fillet, La Chapelle-en-Vercors (réédition du livre Histoire religieuse du canton de la Chapelle-en-Vercors), Le Livre d'histoire (ISBN 2-7399-5026-8), Kapitel I, S. 2.
  4. J. Brun-Durand, Dictionnaire topographique du département de la Drôme, Paris, Imprimerie nationale, 1891 (lire en ligne [archive]), S. 68
  5. http://museedelaresistanceenligne.org/media4420-Mur-des-fusillA#zoom-tab

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La Chapelle en Vercors, dans le Vercors Dromois. Les hauts plateaux sont visibles derriere le village.

Auteur: Sybren Bakker