La-Silla-Observatorium

Koordinaten: 29° 15′ 23″ S, 70° 44′ 17″ W

La-Silla-Observatorium
Vier Teleskope auf La Silla, von vorne nach hinten: 2,2-m-Schmidt; NTT, 3,6 m

Das La-Silla-Observatorium, etwa 600 Kilometer nördlich von Santiago de Chile auf dem 2400 m hohen Berg La Silla in der Kommune La Higuera gelegen, war das erste Observatorium der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile, zu dem inzwischen ein weiteres Observatorium auf dem Cerro Paranal hinzugekommen ist. Der Asteroid (2187) La Silla wurde nach dem Berg benannt.

Geschichte

Schon vor der offiziellen Gründung der ESO 1962 begann die Suche nach einem vielversprechenden Standort für ein astronomisches Observatorium auf der Südhalbkugel der Erde. Nach anfänglicher Suche in Südwestafrika (heute Namibia)[1] wandte sich aufgrund politischen Drucks das Interesse bald günstigeren Standorten nahe der Küste des nördlichen Chile zu. Schließlich entschied man sich für den etwa 160 km nördlich von La Serena gelegenen Cinchado, nach seiner Form auch La Silla (span. der Sattel) genannt, als Standort der ESO-Sternwarte. 1969 wurde die Sternwarte auf La Silla eröffnet.

Gegenwart

La Silla beherbergt viele Teleskope, die zum Teil von der ESO selbst, zum Teil von anderen Instituten und Universitäten betrieben wurden und werden. Viele kleinere Teleskope sind inzwischen stillgelegt worden, La Silla spielt aber auch im Zeitalter des Very Large Telescope des Paranal-Observatoriums der ESO noch eine wichtige Rolle.

Aktive Teleskope auf La Silla
TeleskopDurchmesserArtBemerkungen
ESO 3,6 m3,6 moptisch/InfrarotESO, seit 1976 (seit 2003 mit dem HARPS[2] ausgerüstet)
New Technology Telescope NTT3,5 moptisch/InfrarotESO, seit 1989
MPG/ESO 2,2 m2,2 moptisch/InfrarotLeihgabe der MPG, seit 1984
Danish 1,5 m1,5 mDänemark, 1979
Leonhard-Euler-Teleskop1,2 mSuche nach ExoplanetenSchweiz, seit 1998
Schmidt-Teleskop1 mESO, 1971, umgebaut 2009
DENIS1 mspeziell für Himmelsdurchmusterung im InfrarotenFrankreich
MASCARA Multi-site All-Sky CAmeRA5 Kameras mit 24 mm BrennweiteKomplette Himmelsabdeckung mit Weitwinkel-Aufnahmen in kurzem Abstandseit 2017
BlackGEM3 × 0,65 mArray von drei Teleskopen, erweiterbar auf 15 Teleskopegeplante Inbetriebnahme ab 2018, wurde auf 2020 und dann wegen der Coronapandemie auf 2022 verschoben. März 2022: Arbeiten wieder aufgenommen.[3]
ExTrA3 × 0,6 mSuche nach Exoplaneten im Infrarotbereich[4]seit 2017
TBT2[5]0,56 mTest-Bed Telescope 2 der ESA2021[6]
Ehemalige oder deaktivierte Teleskope auf La Silla
TeleskopDurchmesserArtBemerkungen
ESO 1,52 m1,52 mESO, seit 2002 außer Betrieb[7]
Coudé Auxiliary Telescope CAT1,4 mHilfsteleskop für den Coudéspektrograph des ESO 3,6 mESO, seit 2006 im Observatorium Lund
ESO 1 m1 mspeziell für PhotometrieESO, zum DENIS umgewidmet
MarLy 1m1 mEROS-ProjektFrankreich, außer Betrieb
Dutch 90 cm0,9 mNiederlande, 1979, außer Betrieb
Swiss T700,7 mseit Euler 1998 außer Betrieb
Bochum-Teleskop0,61 mUniv. Bochum, 1968, außer Betrieb
ESO 50 cm0,5 mESO, 1971, außer Betrieb
Danish 50 cm0,5 mDänemark, 1971, außer Betrieb
Grand Prism Objectif GPO0,4 (Prisma)ESO, 1968, außer Betrieb
Marseille 40 cm0,4 mFrankreich, außer Betrieb
Swedish ESO Submillimeter Telescope SEST15 mSubmillimeter/Millimeter ParabolantenneSchweden, ESO, 1987, außer Betrieb

Panorama

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Ein 360°-Panorama von La Silla

Siehe auch

Literatur

  • Hoimar von Ditfurth (Fotos: John Launois): „Astronomie: Das Forscherkloster La Silla.“ In: Geo-Magazin. Hamburg 1979, 7, S. 42–62. Informativer Erlebnisbericht: „Hoimar v. Ditfurth besuchte europäische Astronomen, die hoch in den Anden wie Mönche leben.“ Der Autor traf u. a. mit Hans-Emil Schuster zusammen. ISSN 0342-8311

Weblinks

Commons: La-Silla-Observatorium – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Star Gazing in Namibia - Star gazing at Hakis Guestfarm, IAS Gamsberg. Abgerufen am 20. Oktober 2022.
  2. HARPS: The Planet Hunter. ESO, abgerufen am 20. Oktober 2022.
  3. BlackGEM – Telescope array for detecting gravitational wave counterparts. In: BlackGEM Telescope Array, Radboud University. Radboud University, abgerufen am 24. April 2022 (amerikanisches Englisch).
  4. ExTrA ExTrA Exoplanets in Transits and their Atmospheres — Searching for nearby exo-Earths around cool stars. In: ESO > Das La-Silla-Observatorium. Europäische Südsternwarte ESO, abgerufen am 24. April 2022 (englisch).
  5. New telescope at ESO’s La Silla joins effort to protect Earth from risky asteroids. ESO, abgerufen am 11. April 2022 (englisch).
  6. Test-Bed Telescope, Tracking near-Earth objects from La Silla. Abgerufen am 11. April 2022 (englisch).
  7. ESO: The ESO 1.52m Telescope

Auf dieser Seite verwendete Medien

A 360 degree panorama of a unique cloudscape over La Silla.jpg
Autor/Urheber: ESO/F. Kamphues, Lizenz: CC BY 4.0
A 360 degree view of a rare cloudscape over La Silla, in the southern edges of the Atacama Desert, home of ESO's first observing site. Here ESO operates three major telescopes: the 3.6-metre telescope, the New Technology Telescope and the 2.2-metre Max-Planck-ESO telescope. They are equipped with state-of-the art instruments such as HARPS, the best extrasolar planet finder in the world. The dome in the centre of the image belongs to the ESO 3.6-metre telescope, commissioned in 1977 and completely upgraded in 1999, and to which HARPS is mounted. At the far right of the image is the 15-metre Swedish-ESO Submillimetre Telescope (SEST), built in 1987, decommissioned in 2003, and replaced by the Atacama Pathfinder Experiment (APEX) telescope on the 5100 m Chajnantor plateau.
Observatoire de LaSilla depuis la route de Las Campanas.jpg
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird Cfoellmi~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC BY 2.5
General view of the La Silla observatory, as seen from the road that leads to the Las Campanas Observatory.
Lasilla domes.jpg
Autor/Urheber: Cédric Foellmi, Lizenz: CC BY 2.5
Vue de l;observatoire de La Silla, où pour une fois, on voit très bien le NTT.