Von Mai 1897 bis April 1899 erschienen insgesamt 24 monatliche Ausgaben mit jeweils vier Grafiken und von Alfons Mucha gestalteten Umschlägen. Alle sechs Monate wurde ein zusätzliches Blatt herausgegeben, insgesamt also 100 Blätter. Die Zeitschrift ist besonders bekannt für ihre hochwertigen Farblithografien, die von führenden Künstlern der Zeit geschaffen wurden.
Blindstempel bzw. Prägestempel, L’Estampe Moderne.
Jedes Exemplar der Lithografien hat einen Blindstempel eines Frauenkopfes in der rechten unteren Ecke, der die Echtheit der Ausgabe belegt. Die von den Herausgebern Charles Masson und Henri Piazza Texte sind ausgewählte Auszüge aus Poesie oder Literatur, die sich auf das jeweilige Bild beziehen. Die jeweiligen Lithografien sind 34,5 × 12,5 cm groß und auf dickem cremefarbenem Papier durch L’Imprimerie Champenois in Paris gedruckt. Die Auflage betrug 2000 Exemplare der regulären Ausgabe auf Velinpapier und 150 Exemplare auf Japanpapier.
Auf dem Einführungsprospekt wurde die erste Ausgabe zum Preis von 3,50 Francs angekündigt, womit die einzelne Druckgrafik weniger als einen Franc pro Stück kostete. Das Jahresabonnement betrug 40 Francs, und der Abonnent erhielt zwei „Planches de prime“ (Prämienblätter – die erste wurde von Alfons Mucha gezeichnet). Die ersten vier Grafiken waren: Femme du Riff von Louise-Auguste Girardot, Marchande de lacets von Louis Malteste, Automne von René Ménard und Corinne von Maurice Réalier-Dumas.
L’Estampe Moderne war eine Zusammenarbeit zwischen dem jungen italienischen Verleger Henri Piazza und dem Kunstkritiker und späteren Direktor des Musée du Luxembourg, Charles Masson (1858–1931). Ziel war es, die Kunst der Druckgrafik zu fördern, indem man Motive bei bekannten Jugendstilkünstlern wie Alphonse Mucha, Louis Rhead, Marcel-Lenoir, Henri Boutet, Henri Fantin-Latour, Edward Burne-Jones und Théophile Steinlen in Auftrag gab.
Die Redaktion der Zeitschrift befand sich am Sitz der Druckerei F. Champenois in Paris am Boulevard Saint-Michel, wo auch die Herstellung stattfand. Die ausgewählten Künstler kamen aus Frankreich und dem Ausland. Die Gestaltung des Titelbildes stammte von Alfons Mucha.
Gordon N. Ray: The Art of the French Illustrated Book, 1700–1914 (Bände I und II), The Pierpont Morgan Library / Cornell University Press, London, 1982
Janine Bailly-Herzberg: Dictionnaire de l'estampe en France (1830 - 1950). Paris, 1992.