Lützelbach (Modautal)

Lützelbach
Gemeinde Modautal
Koordinaten: 49° 44′ 33″ N, 8° 46′ 4″ O
Höhe: 399 (394–430) m ü. NHN
Fläche:2,41 km²[1]
Einwohner:401 (30. Jun. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte:166 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1971
Eingemeindet nach:Brandau
Postleitzahl:64397
Vorwahl:06254
Lützelbach von Nordwesten

Lützelbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Modautal im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Lützelbach liegt im vorderen Odenwald. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3102.

Geschichte

Ortsgeschichte

Das Dorf wird im Jahre 1318 als Lucelenbach erstmals urkundlich genannt. Weitere Erwähnungen erfolgenden unten den Ortsnamen (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Lutzelnbach (1346), Luczelnbach und Luczilnbach (um 1400), Lutzelnbach (1433), Loczelnbach (1455) und Lützelbach (1653).

Im Jahr 1346 verkauft Heinrich von Rodenstein alles, was er zu Lützelbach und Brandau hat wiederkäuflich dem Grafen Wilhelm von Katzenelnbogen.
1433 verkaufen auch die Brüder Hermann und Konrad von Rodenstein ihren Teil an Lützelbach dem Grafen Philipp von Katzenelnbogen.
Im 16. Jahrhundert steht das Dorf den Junkern von Rodenstein zu, der Landgraf von Hessen hat die Cent- und Hohe Obrigkeit mit Gebot und Verbot. Im Jahr 1630 bildet Lützelbach mit Brandau eine Gemeinde[1]

Lützelbach lag im Gerichtsbezirk der Zent Oberramstadt. Die Zent war in sogenannte „Reiswagen“ eingeteilt, denen jeweils ein Oberschultheiß vorstand, die dem Zentgrafen unterstellt waren. Dieser Bezirk hatte einen Frachtwagen (Reiswagen) einschließlich Zugtiere und Knechten für Feldzüge bereitzustellen. Lützelbach gehörte zum „Brandauer Reiswagen“, dem auch noch die Orte Brandau Neunkirchen, Allertshofen, Hoxhohl, Herchenrod, Ernsthofen, Neutsch, Klein-Bieberau und Webern angehörten. Die gesamte Zent Oberramstadt war dem Amt Lichtenberg zugeteilt. Diese Einteilung bestand noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts.[3]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Lützelbach:

»Litzelbach (L. Bez. Reinheim) luth. Filialdorf; liegt an der Neunkircher Höhe, 212 St. von Reinheim, und hat 22 Häuser und 170 Einw., die bis auf 1 Kath. lutherisch sind; unter denselben sind 8 Bauern, 10 Handwerker und 11 Taglöhner. In der Nähe befindet sich die Brunnenstube, aus welcher das Wasser einst nach Lichtenberg geleitet wurde. – Heinrich von Rodenstein verpfändete 1346 diesen Ort an den Grafen Wilhelm II. von Katzenellenbogen. Diese Pfandschaft ist indessen nie abgelößt worden. Die von Rodenstein, die Kalben und Mosbach waren Gerichtsherrn.«[4]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde am 31. Dezember 1971 die bis dahin selbstständige Gemeinde Lützelbach auf freiwilliger Basis nach Brandau eingemeindet und kam am 1. Januar 1977 durch den Zusammenschluss der Gemeinde Brandau kraft Landesgesetz mit mehreren anderen Gemeinden zur Gemeinde Modautal.[5][6] Für Lützelbach wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Lützelbach lag:[1][8][9]

Gerichte

Lützelbach gehörte zum Zentgericht Oberramstadt. In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Starkenburg wurde das „Hofgericht Darmstadt“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen. Damit war für Lützelbach das Amt Lichtenberg zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Zentgerichte hatten damit ihre Funktion verloren.

Mit Bildung der Landgerichte im Großherzogtum Hessen war ab 1821 das Landgericht Lichtenberg das Gericht erster Instanz, zweite Instanz war das Hofgericht Darmstadt. Es folgten:[1]

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

• 1806:137 Einwohner, 19 Häuser[10]
• 1829:170 Einwohner, 22 Häuser[4]
• 1867:189 Einwohner, 29 Häuser[12]
Lützelbach: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2020
Jahr  Einwohner
1791
  
119
1806
  
137
1829
  
170
1834
  
180
1840
  
176
1846
  
206
1852
  
209
1858
  
181
1864
  
189
1871
  
193
1875
  
209
1885
  
240
1895
  
222
1905
  
211
1910
  
221
1925
  
215
1939
  
225
1946
  
422
1950
  
359
1956
  
306
1961
  
314
1967
  
318
1970
  
303
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2007
  
437
2010
  
432
2011
  
432
2015
  
408
2020
  
401
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; 1791[13]; Gemeinde Modautal[14]; Zensus 2011[15]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1829:169 lutheranische (= 99,41 %) und ein katholischer (= 0,59 %) Einwohner[4]
• 1961:277 evangelische (= 88,22 %), 29 katholische (= 9,24 %) Einwohner[1]

Politik

Für Lützelbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Lützelbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 ist Dieter Roßmann Ortsvorsteher.[16]

Literatur

Weblinks

Commons: Lützelbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Lichtenberg) und Verwaltung.
  3. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  4. Am 31. Dezember 1971 zur Gemeinde Brandau.
  5. Am 1. Januar 1977 als Ortsbezirk zur Gemeinde Modautal.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Lützelbach, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 24. August 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen im Juli 2019.
  2. Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2020.
  3. Ferdinand Dieffenbach: Das Großherzogthum Hessen in Vergangenheit und Gegenwart. Literarische Anstalt, Darmstadt 1877, S. 254 (online bei Google Books).
  4. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 147 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II Nr. 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318 ff., §9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  6. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 234.
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 36 kB) §; 6. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im Februar 2019.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 54 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 122 (Online bei HathiTrust’s digital library).
  14. Haushaltspläne 2017 bis 2019 (Vorbericht: Einwohner – Statistik). (PDF) In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, S. 30 ff, abgerufen im Juli 2019.
  15. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original;.
  16. Ortsvorsteher. In: Webauftritt. Gemeinde Modautal, abgerufen im November 2019.

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Blick von der Streiterhütte am Alemannenweg südostwärts auf Lützelbach; im Hintergrund rechts Neunkirchen