Lüneburg-Klasse

FRG Naval Ensign
Kleiner Versorger
(Typ 701)
Offenburg A1417 NewYork 1986.jpeg
Geschichte
Schiffsklasse:Kleiner Versorger Typ 701
Typschiff:Lüneburg
Entwicklungs-/Bauwerften:

Bremer Vulkan AG, Bremen
Aktiengesellschaft „Weser“, Bremen
Blohm + Voss AG, Hamburg
Thyssen Nordseewerke GmbH, Emden
Howaldtswerke-Deutsche Werft AG, Kiel

Baukosten:65 Mio. DM
Kiellegung:1963 bis 1966
Stapellauf:1965 bis 1966
Indienststellung:1966 bis 1968
Daten
Einsatzverdrängung:

3770 t (A)
3483 t (B)
3770 t (C)
3710 t (D)
3984 t (E)

Länge über alles:104–118 m
Breite über alles:13,23 m
Höhe:

H-Deck 7,30 m
B-Deck 9,85 m

Tiefgang:ca. 4,2 m
Antrieb:

2 Maybach Viertakt
16-Zylinder
Dieselmotoren
je 2800 PS/2060 kW

Propeller:

2 vierflügelige Escher-Wyss
Verstellpropeller
je 2,60 m Durchmesser

Ruderanzahl:1 Doppelschweberuder
Geschwindigkeit:

Marsch: 12 Knoten
Höchst: 17 Knoten

Besatzung:ca. 82 Mann
Bewaffnung
Schiffsgeschütze:40-mm-Flak L/70 Breda in zwei MDL (Marine-Doppel-Lafetten)
STINGER (Fliegerfaust 2)
Düppelwerfer:
Torpedoabwehrsystem:NIXIE

Die Lüneburg-Klasse (Klasse 701) war eine Klasse von acht kleinen Versorgungsschiffen der Bundesmarine. Jedes Schiff der Klasse trug den Namen einer deutschen Stadt, der auf -burg endete.

Die Einheiten waren nicht alle baugleich, und sie wurden zunächst nach 701 A und 701 B unterschieden. Zum Typ 701 B zählte nur die Coburg, da sie neben Dieselkraftstoff auch Schweröl (NATO-Code: F82) mitführen konnte.[A 1]

Aufgaben

(c) Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY 3.0
Die Saarburg im Sommer 1981 in der Ostsee

Die Versorgungsschiffe der Deutschen Marine dienen der Einsatzversorgung (logistischen Unterstützung) von Einheiten in See. Sie versorgen die Kampfeinheiten (Zerstörer, Fregatten, Schnellboote, Minenabwehrfahrzeuge, U-Boote etc.) mit Betriebsstoffen, Verbrauchs- und Gebrauchsgütern, Proviant und Munition, um deren Einsatzfähigkeit zu gewährleisten, ihren Einsatzradius zu vergrößern und sie unabhängig von Häfen zu machen.

Die Versorger der Lüneburg-Klasse waren bestimmten Einheiten oder Verbänden zugeordnet und für deren Versorgung in See ausgerüstet. Sie konnten Güter, Flüssigkeiten und Personal während der Fahrt von Schiff zu Schiff übergeben. Die acht Schiffe waren zeitweise Bestandteil der Versorgungskette, so dass auch im Hafen die Versorgung der zugeordneten Schiffe und Boote über diese Versorger erfolgte.

Umbauten und Typenzusätze

In den 1970er Jahren wurden neue Seeziel-Waffensysteme für Kampfeinheiten eingeführt, was zur Folge hatte, dass auch die Versorgungseinheiten für die Lagerung und den Transport dieser neuen Systeme modifiziert werden mussten. Da die bisherige Struktur der Schiffe dazu nicht hinreichend geeignet war, wurden im Zeitraum von 1975 bis 1984 fünf Versorger der Klasse 701 bei MWB in Bremerhaven umgebaut und erhielten den Typenzusatz C, D bzw. E.

Die fünf Versorger wurden nicht alle auf die gleiche Art umgebaut:

  • Bei den Einheiten Coburg, Glücksburg, Saarburg und Meersburg wurde zwischen den Abteilungen VI und VII eine neue Sektion VI a von 10,5 m Länge eingefügt.
  • Die Freiburg wurde an gleicher Stelle sogar um 14,3 m verlängert, da man auf der Schanz ein Hubschrauber-Landedeck errichtete.

Da die Schiffe bereits vor dem Umbau schlechte Manövriereigenschaften besaßen,[A 2] wurden nacheinander alle acht Einheiten des Typs mit einer Querschubanlage (Bugstrahlruder) im Vorschiff und mit einer neuen Ruderanlage ausgestattet.

Ausrüstung

Aktive Schlingerdämpfungsanlage

Die Schiffe dieser Klasse besaßen eine aktive Schlingerdämpfungsanlage, die das Schiff insbesondere bei Versorgung in See stabilisieren sollte. Sie wurde in der Regel jedoch nicht genutzt, da bei dichter Annäherung oder gar einer Kollision die Gefahr bestand, dass die ausgefahrenen Elemente das zu versorgende Schiff beschädigten.

Datenverarbeitung

Die Schiffe wurden ab 1973 (beginnend mit der Freiburg) mit „mittlerer Datentechnik“ der Firma Nixdorf Computer ausgestattet. Sie erlaubte eine damals hochmoderne Soll- und Bedarfsberechnung der mitgeführten Versorgungsgüter.

Weitere Ausrüstung

  • 2 Motorkutter,
  • 1 Dingi,
  • 7 Rettungsinseln,
  • 1 Schlauchboot,
  • 2 Bordkräne 3–7 t,
  • 1 Schwergutbaum 3 t,
  • 2 Buganker in Decksklüsen,
  • 1 Heckanker in Ankertasche

Versorgungskapazität

  • 1100 t Versorgungsgüter aller Art,
  • 1200 m³ Brennstoff,
  • 200 m³ Frischwasser und
  • 400 t Munition

Einheiten, Verbandszugehörigkeit und Standorte

Ken­nungNameTypVerbandStandortAußerdienst­stellungVerbleibBild
A1411LüneburgA1. VersorgungsgeschwaderFlensburg2. Juni 1994Kolumbien als ARC Cartagena de Indias,
außer Dienst am 20. Dezember 2017
ARC Cartagena de Indias.jpg
A1412CoburgB/D1. VersorgungsgeschwaderKiel25. Sep. 1991Griechenland als HS Axios (A464)20080702-Faliron-A464-Axios.jpg
A1413FreiburgETrossgeschwaderWilhelmshaven17. Dez. 2003Uruguay als General Artigas (ROU04)Rou04.jpg
A1414GlücksburgCTrossgeschwaderWilhelmshaven1. Nov. 2001Ägypten als ENS Shalatein (A230)
A1415SaarburgC1. VersorgungsgeschwaderOlpenitz14. Apr. 1994Griechenland als HS Aliakmon (A470)
A1416NienburgA4. MinensuchgeschwaderWilhelmshaven26. März 1998Kolumbien als ARC Buenaventura (BL162)ARC Buenaventure (BL 162).jpg
A1417OffenburgA1. VersorgungsgeschwaderKiel30. Juni 1993SpanienOffenburg W Kiel 03-09-1972 (2).jpg
A1418MeersburgC1. UbootgeschwaderEckernförde22. Dez. 2004MArs Wilhelmshaven

Weitere Informationen auf der Seite des jeweiligen Schiffs.

Verbleib

Die Coburg als griechische Axios im Juli 2008

Mittlerweile sind alle Einheiten des kleinen Versorgers der Klasse 701 außer Dienst gestellt. Nach der meist um die 30 Jahre dauernden Dienstzeit konnten sie den wachsenden Ansprüchen der Flotte nicht mehr gerecht werden. Ihre Aufgaben werden heute zum Teil von den Tendern der Elbe-Klasse, vornehmlich jedoch von den Einsatzgruppenversorgern (EGV) der Berlin-Klasse (Klasse 702) wahrgenommen.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Lüneburg-Klasse – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Ursprünglich war der Schweröltransport (F82) für alle 8 Einheiten vorgesehen. Dies wurde aber nicht umgesetzt, da F82 nur im 1. Zerstörergeschwader benötigt wurde, dem die Coburg zugeteilt war.
  2. Die Propeller waren derart angeordnet, dass sie das Ruder nicht anströmten. Zudem war das Ruder recht klein, so dass die Ruderwirkung insbesondere bei geringen Fahrtstufen sehr mäßig war. Weiterhin wirkte der große Schornstein wie ein Besansegel, was Manöver bei starkem Wind zusätzlich erschwerte.

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1981-saarburg-01-2000.jpg
(c) Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY 3.0
Das Marine-Versorgerschiff Saarburg der Lüneburg-Klasse (Klasse 701) liegt im Sommer 1981 in der Ostsee
ARC Cartagena de Indias.jpg
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ARC Cartagena de Indias of the Colombian Navy and the MSC Madeleine container ship of the Mediterranean Shipping Company in the Cartagena harbour
Offenburg A1417 NewYork 1986.jpeg
Crew members aboard the West German Navy Type 701 Lüneburg-class support ship FGS Offenburg (A 1417) man the rails during the International Naval Review at New York harbour (USA) on 4 July 1986.
Offenburg W Kiel 03-09-1972 (2).jpg
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Offenburg 1972 in Kiel
ARC Buenaventure (BL 162).jpg
A special forces team comprised of Peruvian navy sailors approaches the Colombian ship ARC Buenaventura (BL 162) in a rigid hull inflatable boat while engaging in visit, board, search and seizure exercises during Fuerzas Alidas PANAMAX 2007 while under way in the Pacific Ocean Sept. 1, 2007. The U.S. Southern Command joint, multinational training exercise brings together military and civil forces from 19 countries to promote interoperability to counter threats to the Panama Canal. (U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 3rd Class Damien Horvath) (Released)
20080702-Faliron-A464-Axios.jpg
Autor/Urheber: Copyright ©2008, K. Krallis, SV1XV, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Lueneburg (701C) class Fleet Replenishment Ship Axios (A464), of the Hellenic Navy in Phaleron Bay. From 1968 to 1991 the Axios was in service as the German Coburg (A1412).
Rou04.jpg
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Popa Rou04 (Stern & helipad of the ROU 04 Gral. Artigas)