Kurthia
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Kurthia | ||||||||||||
Trevisan, 1885 |
Kurthia ist eine Gattung von Bakterien. Der Gram-Test ist positiv, sie zählt zu den Firmicutes. Die Gattung ist zu Ehren von Heinrich Kurth, einem deutschen Mikrobiologen benannt. Die zuerst beschrieben Art der Gattung (Typart) ist Kurthia zopfii.
Erscheinungsbild
Die Zellen sind stäbchenförmig mit gerundeten Enden. Die Zellen treten oft in Ketten auf. Diese Ketten sind häufig parallel zueinander angeordnet. Der Durchmesser beträgt ungefähr 0,6 bis 1,2 μm, die Länge variiert je nach Wachstumszeit zwischen 2 und 5 μm. Diese bilden meist Filamente aus. In älteren Kulturen (3–7 Tage) können bei einigen Arten kokkenförmige Zellen durch Teilung der stäbchenförmigen entstehen, in stationären Kulturen überwiegen meist sehr kurze Stäbchen. Sporen werden nicht gebildet. Die Zellen sind meist beweglich durch eine peritriche Begeißelung, aber auch nicht bewegliche Stämme treten auf.[1]
Stoffwechsel
Kurthia ist heterotroph. Die Arten sind strikt aerob, also auf Sauerstoff angewiesen.[1]
Systematik
Die Gattung Kurthia in der Familie der Caryophanaceae wird zu der Ordnung Bacillales in der Abteilung der Firmicutes gestellt. Vor 2019 wurde die Gattung zu der Familie der Planococcaceae gestellt, die hier geführten Gattungen wurden nach weiteren Untersuchungen zu der Familie Caryophanaceae überführt.[2]
Im März 2021 waren folgende Arten bekannt:[3]
- Kurthia gibsoniiShaw and Keddie 1983
- Kurthia huakuiiRuan et al. 2014
- Kurthia massiliensisRoux et al. 2013
- Kurthia populiFang et al. 2015
- Kurthia senegalensisRoux et al. 2016
- Kurthia sibiricaBelikova et al. 1988
- Kurthia zopfii(Kurth 1883) Trevisan 1885
Ökologie
Einige Arten von Kurthia sind psychrophil, so zeigt die Art Kurthia sibirica Wachstum bei 5–37 °C, die optimale Wachstumstemperatur liegt bei 20–25 °C. Kurthia zopfii und Kurthia gibsonii bevorzugen etwas wärmere Wachstumsbedingungen von 25 bis 30 °C. Bevorzugt werden Medien mit neutralem pH-Wert.[4]
Kurth isolierte den Typusstamm aus dem Darminhalt von Hühnchen, den er auf Gelatineplatten ausstrich. Später wurden sie auf Fleisch und Fleischprodukten aller Art, Kot (Fäzes), Abwasser, Milch und ähnlichen Substraten isoliert.
Nach Untersuchungen von verunreinigtem Schweinefleisch waren etwa 10 Prozent der Bakterienflora grampositive, stäbchenförmige, nicht sporenbildende Bakterien, die der Gattung Kurthia zugeordnet wurden. Arten der Gattung traten in höheren Anteilen nur auf Fleisch bei Zimmertemperatur (16 °C) auf, nicht bei Kühlhaus-Temperaturen (2 °C) oder auf tiefgefrorenem Fleisch. Eine Beteiligung am Verderb von Fleisch unter aeroben Bedingungen wird angenommen, allerdings gilt die Bedeutung der Gattung dafür als gering. Trotz der Isolierung aus Fäzes von Menschen sowie Wild- und Haustieren, darunter einige, die unter Durchfall litten, gilt die Gattung nicht als pathogen.[4]
Kurthia sibirica ist von einem im sibirischen Permafrost konservierten, subfossilen Mammutkadaver beschrieben worden. Kurthia massiliensis wurde im Kot eines gesunden Menschen gefunden[5]. Kurthia huakuii wurde aus Abwasser der Biogas-Produktion in China isoliert.[6]
Isolierung
Ähnlich wie schon bei der Erstbeschreibung, wird Kurthia noch heute vor allem durch Ausstreichen von Proben auf Gelatine- oder Agar-Platten isoliert. Die Kulturen sind meist durch ein charakteristisches, federförmiges Wachstumsmuster erkennbar. In der Regel werden dem Medium Fleischextrakt, Hefeextrakt und Kochsalz (Natriumchlorid) beigegeben. Von Bacillus-Arten mit ähnlichem Wachstumsmuster sind sie dadurch unterscheidbar, dass sie die Gelatine nicht aufzulösen vermögen. Die Bakterien tolerieren Kochsalzgaben, sind aber nicht obligat auf sie angewiesen.[4]
Einzelnachweise
- ↑ a b Paul Vos, George Garrity, Dorothy Jones, Noel R. Krieg, Wolfgang Ludwig, Fred A. Rainey, Karl-Heinz Schleifer, William B. Whitman: Bergey's Manual of Systematic Bacteriology: Volume 3: The Firmicutes. Springer-Verlag, New York 2009, ISBN 978-0-387-95041-9.
- ↑ Radhey Gupta und Sudip Patel: Robust Demarcation of the Family Caryophanaceae ( Planococcaceae) and Its Different Genera Including Three Novel Genera Based on Phylogenomics and Highly Specific Molecular Signatures In: Frontiers of Microbiology (2020), Band 10, S. 2821. doi:10.3389/fmicb.2019.02821
- ↑ Jean Euzéby, Aidan C. Parte: Genus Kurthia. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 16. März 2021.
- ↑ a b c Erko Stackebrandt, Ronald M. Keddie, Dorothy Jones: The Genus Kurthia (Chapter 1.2.15). In: Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): The Prokaryotes. A Handbook on the Biology of Bacteria, Volume 4: Bacteria: Firmicutes, Cyanobacteria. 3. Auflage. Springer-Verlag, New York 2006, ISBN 0-387-25494-3.
- ↑ V. Roux, K. El Karkouri, J. C. Lagier, C. Robert, D. Raoult: Non-contiguous finished genome sequence and description of Kurthia massiliensis sp. nov. In: Standards in genomic sciences. Band 7, Nummer 2, Dezember 2012, S. 221–232, ISSN 1944-3277. doi:10.4056/sigs.3206554. PMID 23407462. PMC 3569394 (freier Volltext).
- ↑ Z. Ruan, Y. Wang, J. Song, S. Jiang, H. Wang, Y. Li, B. Zhao, R. Jiang, B. Zhao: Kurthia huakuii sp. nov., a new member of the genus Kurthia isolated from biogas slurry in China, and emended description of the genus Kurthia. In: International journal of systematic and evolutionary microbiology. Oktober 2013, ISSN 1466-5034. doi:10.1099/ijs.0.056044-0. PMID 24108326.
Literatur
- Paul Vos, George Garrity, Dorothy Jones, Noel R. Krieg, Wolfgang Ludwig, Fred A. Rainey, Karl-Heinz Schleifer, William B. Whitman: Bergey's Manual of Systematic Bacteriology: Volume 3: The Firmicutes. Springer-Verlag, New York 2009, ISBN 978-0-387-95041-9.
- Erko Stackebrandt, Ronald M. Keddie, Dorothy Jones: The Genus Kurthia (Chapter 1.2.15). In: Martin Dworkin, Stanley Falkow, Eugene Rosenberg, Karl-Heinz Schleifer, Erko Stackebrandt (Hrsg.): The Prokaryotes. A Handbook on the Biology of Bacteria, Volume 4: Bacteria: Firmicutes, Cyanobacteria. 3. Auflage. Springer-Verlag, New York 2006, ISBN 0-387-25494-3, doi:10.1007/0-387-30744-3.