Kurt Lisso

Schreiben Lissos als Leiter des Personalamtes an einen Mitarbeiter der Stadt Leipzig, 21. April 1938
Kurt Lisso als Vertreter der Stadt Leipzig ehrt Clemens Thieme anlässlich dessen 80. Geburtstages, 13. Mai 1941
Kurt, Renate und Regina Lisso nach ihrem Suizid vom 18. April in den Räumen des Neuen Rathauses, (Aufnahme von Lee Miller[1] 20. April 1945)

Ernst Kurt Lisso (* 7. März 1892 in Großbadegast; † 18. April 1945 in Leipzig) war ein Leipziger Jurist und ab 1933 ein nationalsozialistischer Lokalpolitiker, der vor allem durch Fotografien Bekanntheit erlangte, die nach seinem Suizid am 18. April 1945 zum Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden.

Leben

Lisso studierte bis 1914 Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig, von 1916 bis 1918 nahm er als Kompanieführer am Ersten Weltkrieg teil. Er wurde 1922 zum Thema Die Entwicklung des Jugendstrafrechts in Deutschland promoviert[2], anschließend war er als selbstständiger Jurist in Leipzig tätig.[3] Zum 1. Mai 1931 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 529.355).[4] Im Dezember 1933 wurde Kurt Lisso zum hauptamtlichen Stadtrat und Leiter des Personalamtes der Stadt berufen. Innerhalb der Stadtverwaltung war er einer der führenden Hauptakteure in Sachen antisemitischer Politik und Durchsetzung derselben. Im Jahr 1940 übernahm Lisso als enger Vertrauter des damaligen Leipziger Oberbürgermeisters Alfred Freyberg das Amt des Stadtkämmerers und das des stellvertretenden Stadtoberhaupts.

Tod

Am 18. April 1945 beging Kurt Lisso gemeinsam mit seiner Ehefrau Renate (* 12. April 1895, geb. Lübbert) und Tochter Regina (* 24. Mai 1924)[5][6] durch Einnahme von Zyanid-Kapseln in den Räumen des Neuen Rathauses in Leipzig Suizid, nachdem die 69. Infanteriedivision der US-Army in Leipzig ankam. Lee Miller, Margaret Bourke-White, Robert Capa und J. Malan Heslop[7] als Bildreporter und Angehörige der US-Armee hielten die Szenerie ab dem folgenden Tag fotografisch fest, zeitweise wurden die Bilder dem damaligen Oberbürgermeister Alfred Freyberg zugeordnet. Die am 20. April von Margaret Bourke-White angefertigten Aufnahmen wurden im bekannten US-amerikanischen Life-Magazin veröffentlicht und weltberühmt.[8] Die Fotografien mit der Familie Lisso werden häufig als bildliches Beispiel im Zusammenhang mit den Selbstmorden Deutscher im Rahmen des Kriegsendes 1945 verwendet.[9]

Kurt Lisso wurde zusammengesunken auf dem Schreibtisch im Amtszimmer des Oberbürgermeisters aufgefunden, umgeben von offiziellen Dokumenten wie beispielsweise seinem NSDAP-Mitgliedsausweis. Ehefrau Renate und Tochter Regina (mit einer Armbinde des DRK versehen) verübten ihren Suizid auf Sitzmöbeln vor dem Schreibtisch.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Lee Miller - Supermodel und Kriegsfotografin, Doku auf arte, abgerufen am 29. September 2024
  2. Eintrag im Online-Katalog der Universitätsbibliothek Leipzig. Abgerufen am 16. August 2017.
  3. beispielhaft: Leipziger Adressbuch 1925. Leipzig 1924, S. 571.
  4. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/26130716
  5. nachträglich beurkundeter Geburtsnachweis Regina Lissos. Abgerufen am 15. August 2017.
  6. nachträglich beurkundeter Todesnachweis Regina Lissos. Abgerufen am 15. August 2017.
  7. Fotografie Heslops vom 19. April 1945 im Bestand des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, Inv.-Nr.: F/1486/2010. Abgerufen am 8. Dezember 2022.
  8. Life. 18(1945), Nr. 20 vom 14. Mai, S. 32. (Seite auf Google Books, abgerufen am 19. August 2017).
  9. beispielhaft: Christian Goeschel: Der letzte Ausweg. In: ZEIT Geschichte. Nr. 1, 2015 (Artikel auf ZEIT Online [abgerufen am 19. August 2017]).

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Autor/Urheber: Kurt Lisso (7. März 1892 - 18. April 1945), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Schreiben Kurt Lissos als Leiter des Personalamts an einen Mitarbeiter des Fürsorgeamtes der Stadt Leipzig (1938)
Leipzigsuicide.jpg
Leipzigs stellvertretender Oberbürgermeister und Stadtkämmerer (seit 1940) Dr. jur. Ernst Kurt Lisso (* 7. März 1892; † 18. April 1945) am Schreibtisch, seine Frau Renate Stephanie geb. Lübbert (* 12. April 1895; † 18. April 1945) im Stuhl, und ihre Tochter Regina (* 24. Mai 1924;[1] † 18. April 1945[2]) nach ihrem Selbstmord durch Zyanid im Leipziger Neuen Rathaus nach der Einnahme der Stadt durch amerikanische Soldaten der 69. Infanterie- und 9. Panzerdivision. Regina Lisso trägt die Armbinde des Deutschen Roten Kreuzes. Im Neuen Rathaus fand man auch den toten Oberbürgermeister Alfred Freyberg und seine Frau und Tochter sowie den ehemaligen Oberbürgermeister und Volkssturm-Bataillonsführer (fälschlicherweise als „Volkssturmgeneral“ bezeichnet) Kurt Walter Dönicke sowie mehrere seiner Offiziere. Nach der offiziellen Historie des 777. Panzerjägerbataillons hätten die Amerikaner am 18. April wegen alter Karten das Rathaus verfehlt, und der Angriff begann am nächsten Morgen, dem 19. April. Amerikanische Panzer feuerten auf das Rathaus von 7.30 bis 9.10 Uhr, bis ein gefangen genommener deutscher Offizier nach einem Ultimatum die Kapitulation erklärte. Der Rathauskommandant bestätigte die Bedingungen um 9.30 Uhr. Die Amerikaner nahmen einen Generalmajor, 175 Soldaten und 13 Gestapo-Männer gefangen. Um 12.00 Uhr wurde über dem Rathaus die amerikanische Flagge gehisst. Das Szenario der Lisso-Selbstmorde wurde besonders intensiv von Robert Capa, Margaret Bourke-White und Lee Miller sowie der United States Army Signal Corps fotografiert. Aus Gründen, die unklar geblieben sind, wurde die tote Familie Freyberg nicht fotografiert.[3]
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Max Ellrich (1908-1943)

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Kurt Lisso als Vertreter der Stadt Leipzig ehrt Clemens Thieme (Architekt) anlässlich dessen 80. Geburtstages, 13. Mai 1941