Kurt Heuser (Drehbuchautor)

Kurt Heuser (* 23. Dezember 1903 in Straßburg, Deutsches Reich; † 20. Juni 1975 in Ebersberg) war ein deutscher Drehbuchautor und Schriftsteller[1].

Leben

Sein Vater Ernst Heuser starb in der Nacht auf 20. März 1918 als Major vom Stabe des Armee-Oberkommando A.[2] Aus dem damaligen Reichsland Elsaß-Lothringen optierte die Familie Heuser nach Berlin.[3] Kurt Heusers Stiefvater Bankdirektor Johann Baptist Rath ("Onkel Bat") ermöglichte Kurt Heuser den Besuch an dem elitären Arndt-Gymnasium in Berlin-Dahlem zwischen 1919 und 1922.[4] Im Arndt-Gymnasium war Kurt Heuser in dessen Theater-Gruppe und im "Literarischen Verein".[5] Nach einer Banklehre und einem Jurastudium sollte Heuser eine Bank-Karriere machen, wie sein Stiefvater. Er entschied sich jedoch für eine Ausbildung zum Tropenlandwirt an der deutschen Kolonialschule in Witzenhausen und ging in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre nach Portugiesisch-Ostafrika. Als Baumwollpflanzer fand er dort zur Schriftstellerei. Seine Erfahrungen in der Kolonie gaben ihm Stoff für einige Romane und Erzählungen. Dazu gehörten Elfenbein für Felicitas (1928), Die Reise ins Innere (1931), Buschkrieg und der jenseits von Afrika in der Heimat geschriebene allegorische Gesellschaftsroman Abenteuer in Vineta (1932). Im Jahr 1974 folgte noch der als Lebenswerk geschriebene Afrika-Roman Malabella – Geschichte einer Pflanzung. Sein bekanntester Text ist der Liedtext für So oder So ist das Leben im UFA-Film Liebe, Tod und Teufel.

1930 kehrte Heuser aus Afrika zurück und wurde von Verlag und Familie Fischer freundlich aufgenommen. Schon während seiner Zeit in der Kolonie hatte die Neue Rundschau einige Werke abgedruckt. Im Nationalsozialismus begann Heuser dann eine Karriere als Drehbuchautor, die ihn schnell beliebt werden ließ. Seine Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus wird als ablehnend beschrieben, so z. B. von Carl Zuckmayer in seinem "Geheimreport" sowie Gottfried B. Fischer. Kurt Heuser hatte der jüdischen Familie Fischer zur Flucht verholfen[6] und das Angebot Joseph Goebbels, das Drehbuch für Jud Süß zu schreiben, abgelehnt. Marcel Reich-Ranicki bezeichnet dies in seinem Nachruf auf Heuser als "Historisches Nein".[7]

Dass seine Texte aber Anschlussfähigkeit an den Nationalsozialismus hatten, zeigen zum einen sein Erfolg im NS-Filmgeschäft mit Propagandafilmen wie "Achtung! Feind hört mit" und zum anderen sein Werk "Feldzug gegen England", dass für die Wehrmacht neu aufgelegt wurde[8]. Zusammen mit seinem Co-Autor Harald Bratt schrieb Heuser dem Schauspieler Emil Jannings die Rolle des Ohm Krügers in dem gleichnamigen NS-Propagandafilm nach dessen Vorstellungen auf den Leib, was Jannings in Widerspruch zu Joseph Goebbels Aufzeichnungen jedoch abstritt. Neue Recherchen von János Riesz legen Nahe, dass Goebbels das Drehbuch so entscheidend abänderte, dass es erst zu seiner antibritische Propaganda gelangte, die von Heuser nie so beabsichtigte gewesen sei. Das geht aus einer Rechtfertigung Heusers hervor[9], wobei jedoch ergänzt werden kann, dass die Stofftradition zu der Zeit in Deutschland an sich schon antibritisches Potential hatte.[10]

Nach 1945 war Heuser weiterhin als Drehbuchautor tätig. Er stand mit vielen deutschsprachigen Film- und Literaturschaffenden in Kontakt und nahm an den Tagungen der Gruppe 47 teil. Sein letztes Werk "Malabella" konnte nicht an seine ersten Erfolge als Autor anschließen, obwohl es z. B. von Christa Rotzoll in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hoch gelobt wurde.[11]

Drehbücher

Werke

  • Elfenbein für Felicitas, S. Fischer Verlag, Berlin 1928
  • Die Reise ins Innere, S. Fischer Verlag, Berlin 1931
  • Buschkrieg, S. Fischer Verlag, Berlin 1933
  • Abenteuer in Vineta, S. Fischer Verlag, Berlin 1933

Hörspielmusik

Ausstellungen

  • 2018: Kurt Heuser – Leben und Werk, Galerie im Rathaus, Ebersberg[12][13][14]

Literatur

  • Bermann Fischer, Gottfried: Nachruf auf Kurt Heuser (gest. am 27. Juni 1975), in: Die Neue Rundschau 86, 3, 1975, S. 543.
  • Schoepp, Sebastian: Die Reise ins Innere, in: Süddeutsche Zeitung, Landkreise, Ebersberg vom 4. Januar 1997, S. 2.
  • Heuser, Kurt, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 243
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 663.

Weblinks

Einzelnachweise

  • Artikel von Kaspar Heuser in der Ebersberger Zeitung vom 9./10. Juli 2005
  • FAZ, 27. Juni 1975 (Zitat aus dem Nachruf von Marcel Reich-Ranicki)
  1. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek http://d-nb.info/gnd/133374386
  2. Stadt Ebersberg: Sterbeurkunde vom 29. März 1918 des Armee-Arzt Armee-Abtlg. A in A.H.Qu.
  3. Kurt Heuser - Leben und Werk (1903 - 1975) Katalog zur Ausstellung im Rathaus Ebersberg 28.09.-30.11.2018 - Dokumente und Materialien zu Leben und Werk von Kurt Heuser - Vorgestellt und erläutert von János Riesz (Hg.), János Riesz, Verlag Lutz Garnies, Haar/München 2018, ISBN 978-3-926163-97-4, Seite 8
  4. Kurt Heuser - Leben und Werk (1903 - 1975) Katalog zur Ausstellung im Rathaus Ebersberg 28.09.-30.11.2018 - Dokumente und Materialien zu Leben und Werk von Kurt Heuser - Vorgestellt und erläutert von János Riesz (Hg.), János Riesz, Verlag Lutz Garnies, Haar/München 2018, ISBN 978-3-926163-97-4, Seite 8
  5. Kurt Heuser - Leben und Werk (1903 - 1975) Katalog zur Ausstellung im Rathaus Ebersberg 28.09.-30.11.2018 - Dokumente und Materialien zu Leben und Werk von Kurt Heuser - Vorgestellt und erläutert von János Riesz (Hg.), János Riesz, Verlag Lutz Garnies, Haar/München 2018, ISBN 978-3-926163-97-4, Seite 8
  6. Vgl. Bermann Fischer, Gottfried: Bedroht - Bewahrt. Der Weg eines Verlegers, Frankfurt a. M.: Fischer 1971, S. 73.
  7. Vgl. Reich-Ranicki, Marcel: Historisches Nein. Kurt Heuser gestorben, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 145 vom 27. Juni 1975, S. 21.
  8. Vgl. Ebner, Timm: Nationalsozialistische Kolonialliteratur. Koloniale und antisemitische Verräterfiguren „hinter den Kulissen des Welttheaters“, Paderborn: Wilhelm Fink 2016 (Genozid und Gedächtnis), S. 248–249.
  9. Vgl. Riesz, János (Hrsg.): Kurt Heuser. Leben und Werk (1903–1975), München: Verlag Lutz Garnies 2018, S. 131–133.
  10. Vgl. Parr, Rolf: Die Fremde als Heimat. Heimatkunst, Kolonialismus, Expeditionen, Konstanz: Konstanz University Press 2014, S. 108–114.
  11. Vgl. Rotzoll, Christa: Mit Schwung und Farbe. Kurt Heusers Roman „Malabella“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 281 vom 4. Dezember 1974, S. 26.
  12. https://www.ebersberg.de/deutsch/kultur-geschichte/galerien-im-rathaus.html
  13. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/ebersberg/vernissage-am-donnerstag-ein-schatz-ist-gehoben-1.4140178
  14. Kurt Heuser - Leben und Werk (1903 - 1975) Katalog zur Ausstellung im Rathaus Ebersberg 28.09.-30.11.2018 - Dokumente und Materialien zu Leben und Werk von Kurt Heuser - Vorgestellt und erläutert von János Riesz (Hg.), János Riesz, Verlag Lutz Garnies, Haar/München 2018, ISBN 978-3-926163-97-4