Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften

Gedenkmedaille von Anton Schäffer, zur Gründung der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften, 1763
Titelblatt der Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Volumen VI Physicum, 1790
Die historische Sternwarte Mannheim

Die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften in Mannheim war die offizielle wissenschaftliche Vereinigung der Kurpfalz, die von 1763 bis 1803 bestand. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder war klein, daneben gab es außerordentliche und Ehrenmitglieder.

Geschichte

Die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften wurde auf Anregung des elsässischen Gelehrten Johann Daniel Schöpflin, von Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz,[1][2] durch Erlass vom 15. Oktober 1763, mit Sitz in Mannheim gestiftet. Sie entstand im Rahmen der europäischen Akademiebewegung und deren Gründungen im 17. und 18. Jahrhundert.[3]

Die Gründungssitzung fand am 20. Oktober 1763 in Mannheim statt und wurde vom kurpfälzischen Obersthofmeister Karl Anton Hyacinth von Gallean in Vertretung des Kurfürsten eröffnet. Zum Gründungspräsidenten wurde der Geheime Kriegsrat und Obrist Leopold Maximilian Baron von Hohenhausen bestellt und zum Ehrenpräsidenten Johann Daniel Schöpflin.[4] Ständiger Sekretär und Bibliothekar der Hofbibliothek wurde der elsässische Historiker Andreas Lamey (1726–1802). Zunächst war sie in zwei Sektionen aufgeteilt, die Abteilung Geschichte und Naturwissenschaften in Mannheim sowie das Collegium Anatomico-Chirurgicum in Düsseldorf. Im Jahr 1780 gründete der Herrscher die Societas Meteorologica Palatina als dritte Sektion der Akademie, die erste international tätige meteorologische Gesellschaft. Unter der Regierung des Kurfürsten konnte sich die kurpfälzische Residenzstadt Mannheim zu einem kulturellen Zentrum mit durchaus europäischer Bedeutung entwickeln.

Als ein Landesherr seiner Zeit stand Carl Theodor zwischen Absolutismus und Aufklärung. Er regierte vom 31. Dezember 1742 an als Pfalzgraf bzw. Kurfürst der Pfalz und Herzog von Jülich-Berg, ab 30. Dezember 1777 auch als Kurfürst von Bayern.

Die Politik des Herrschers hatte eine starke kultur- und bildungspolitische Intention. So habe er für die Förderung von Kunst und Wissenschaft in seiner Pfälzer Regierungszeit die Summe von 35 Millionen Gulden aufgewandt. Seine Regentschaft war von enormer Bedeutung für die kulturelle, ökonomische und infrastrukturelle Entwicklung des süddeutschen Raumes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Unter seiner mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Regierung wurde Mannheim zu einem Zentrum der Künste und Wissenschaften als Ausdruck seines fürstlichen Mäzenatentums.

Der Akademie angegliedert wurden weitere wissenschaftliche Institute wie das Naturalienkabinett im Schloss Mannheim[5], das Physikalische Kabinett, die Mannheimer Sternwarte und der Botanische Garten. Als künstlerisches Pendant gründete Kurfürst Karl Theodor 1769 auch die Mannheimer Zeichnungsakademie.

Nach der Vereinigung der Kurpfalz mit Bayern zu Kurpfalz-Bayern im Jahr 1777 erwuchs der Akademie in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ein Konkurrent um die finanziellen Mittel. 1803 verlor Kurpfalz-Bayern im Reichsdeputationshauptschluss den rechtsrheinischen Teil der Kurpfalz an Baden, während der linksrheinische Teil zuvor schon an Frankreich gekommen war. So ging die Mannheimer Akademie nach vierzigjährigem Bestehen am 7. Februar 1803 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften auf. Im Jahre 1909 wurde durch einen Privatmann die Heidelberger Akademie der Wissenschaften gestiftet, die nicht in der Traditionslinie der Mannheimer Akademie steht, sich aber dennoch gelegentlich auf diese Tradition beruft.

Publikationen

Das Mannheimer Schloss

Zwischen 1766 und 1794 veröffentlichte die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften ihre Forschungsberichte in den Acta Academiae Theodoro-Palatinae, von denen etwa alle drei Jahre ein Band erschien. Alle Bände enthalten vor den wissenschaftlichen Abhandlungen stets auch einen reichhaltigen Teil zur Akademiegeschichte, mit Benennung der neuen und Nachrufen auf verstorbene Mitglieder, dieser Teil erschien jeweils gleichlautend in den beiden Unterserien Historica und Physica. Ein großes Editionsprojekt der Akademie war die Herausgabe des Lorscher Codex in den Jahren 1768 bis 1770.

Namhafte Mitglieder

Siehe auch Kategorie:Mitglied der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften.

Literatur

  • Gerhard Bauer, Kai Budde, Wilhelm Kreutz, Patrick Schäfer (Hrsg. im Auftrag der Academia Domitor - Studienforum Johann Jakob Hemmer e. V.): „Di fernunft siget“. Der kurpfälzische Universalgelehrte Johann Jakob Hemmer (1733–1790) und sein Werk (= Jahrbuch für internationale Germanistik. Reihe A, Kongressberichte, Band 103). Peter Lang, Bern 2010, ISBN 978-3-0343-0445-0, S. 149–174. Online
  • Ludwig Eid: Die gelehrten Gesellschaften der Pfalz, Verlag der Jägerschen Buchhandlung, Speyer, 1926.
  • Ebersold, Günther: Rokoko, Reform und Revolution. Ein politisches Lebensbild des Kurfürsten Karl Theodor. Frankfurt a. M. 1985.
  • Fuchs, Peter: Kurfürst Karl Theodor von Pfalzbayern (1724–1799). In: Pfälzer Lebensbilder, Hrsg. Kurt Baumann, Band 3, Speyer 1977, S. 65–105.
  • Mörz, Stefan: Aufgeklärter Absolutismus in der Kurpfalz während der Mannheimer Regierungszeit des Kurfürsten Karl Theodor 1742–77. Stuttgart 1991.
Commons: Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Perlinger, Hans: Karl Theodor: Herr über sieben Länder. PDF, 71 kB
  2. Peter Fuchs: Karl (IV.) Theodor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 252–258 (Digitalisat).
  3. Studienführer Philosophie: Akademien der Wissenschaft
  4. Samuel Heinsius: Fortgesetzte neue genealogisch-historische Nachrichten, 35. Teil, Leipzig 1765, Seite 764. Online
  5. Schloss Mannheim: Naturalienkabinett (Memento desOriginals vom 9. September 2012 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schloss-mannheim.de
  6. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 3 Hist. 1773, S. 14, gleichlautend Bd. 3 Phys. 1775, S. 14.
  7. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 2 1770, S. 6.
  8. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 8.
  9. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 18.
  10. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 15.
  11. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 3 Hist. 1773, S. 2, gleichlautend Bd. 3 Phys. 1775, S. 2.
  12. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 2 1770, S. 6.
  13. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 3 Hist. 1773, S. 5, gleichlautend Bd. 3 Phys. 1775, S. 5.
  14. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 2 1770, S. 3.
  15. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 2 1770, S. 6.
  16. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 6 Hist. 1789, S. 12, gleichlautend Bd. 6 Phys. 1790, S. 12.
  17. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 3 Hist. 1773, S. 8, gleichlautend Bd. 3 Phys. 1775, S. 8.
  18. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 8.
  19. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 7 1794, S. 2.
  20. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 4 Hist. 1778, S. 10, gleichlautend Bd. 4 Phys. 1780, S. 10.
  21. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 5 Hist. 1783, S. 8, gleichlautend Bd. 5 Phys. 1783, S. 8.
  22. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 12.
  23. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 2 1770, S. 403.
  24. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 3 Hist. 1773, S. 5, gleichlautend Bd. 3 Phys. 1775, S. 5.
  25. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 7, 1794, S. 17.
  26. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 4 Hist. 1778, S. 8.
  27. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 3 Hist. 1773, S. 2, gleichlautend Bd. 3 Phys. 1775, S. 2.
  28. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 7.
  29. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 6 Hist. 1789, S. 13, gleichlautend Bd. 6 Phys. 1790, S. 13.
  30. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 8.
  31. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 5 Hist. 1783, S. 11, gleichlautend Bd. 5 Phys. 1784, S. 11.
  32. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 6 Hist. 1789, S. 13, gleichlautend Bd. 6 Phys. 1790, S. 13.
  33. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 6 Hist. 1789, S. 15, gleichlautend Bd. 6 Phys. 1790, S. 15.
  34. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 15.
  35. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 4 Hist. 1778, S. 8.
  36. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 6 Hist. 1789, S. 12, gleichlautend Bd. 6 Phys. 1790, S. 12.
  37. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 6 Hist. 1789, S. 19, gleichlautend Bd. 6 Phys. 1790, S. 19.
  38. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 1 1766, S. 17.
  39. Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Bd. 6 Hist. 1789, S. 11, gleichlautend Bd. 6 Phys. 1790, S. 11.

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Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften Mannheim, Titelblatt der Acta Academiae Theodoro-Palatinae, Jahresband 1790
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Medaille zur Gründung der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften, Mannheim, 1763, Abbildung auf öffentlicher Tourismustafel vor der Sternwarte Mannheim
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Das hauptsächlich von der Universität Mannheim genutzte Mannheimer Schloss im Jahr 2007, nach Wiederherstellung der historischen Dächer.