Kurhausstraße (Bad Kissingen)

Die Kurhausstraße befindet sich in Bad Kissingen, der Großen Kreisstadt des unterfränkischen Landkreises Bad Kissingen und beherbergt mehrere Baudenkmäler des Ortes.

Geschichte

Stolpersteine für Irma und Sally Mayer
Stolperstein für Sally Mayer

Die Kurhausstraße wurde als Ausfallstraße vom ehemaligen Unteren Tor der Stadt nach Würzburg angelegt. Der Name der Straße stammt vom nahe gelegenen, von Balthasar Neumann in der heutigen Prinzregentenstraße 6 errichteten Kurhausbad. Die Kurhausstraße verläuft parallel zur Prinzregentenstraße, die nach der Kurhausstraße die zweitwichtigste Achse des Kurviertels.[1] Während die Kurhausstraße zum Altbestand der Kissinger Typographie gehört und somit die ältere der beiden Straßen ist, entstand die Prinzregentenstraße ab etwa 1850 bis 1871.[1]

Unter der NS-Regierung wurde die Kurhausstraße in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. Nach Kriegsende wurde diese Benennung von der Militär-Regierung unter dem „Chef der Militär-Regierung“ Captain Merle A. Potter in Theodore-Roosevelt-Straße umbenannt.[2][3] Heimatforscher Edi Hahn datiert die Umbenennung der Straße in Theodore-Roosevelt-Straße auf den 9. April 1945.[2] Laut Kulturreferent Peter Weidisch übernahm Captain Merle A. Potter am 7. April 1945 die Macht in Bad Kissingen; als Datum für die Rücknahme der Benennung nach Adolf Hitler nennt Weidisch die konstituierende Sitzung vom 7. Juli 1945.[3][4] Wie Edi Hahn weiter ausführt, wurde die Roosevelt-Straße im Jahr 1959 wieder in Kurhausstraße umbenannt, als das hier gelegene „Steigenberger Kurhaushotel“ nach einer Sanierung wiedereröffnet werden konnte.[2]

Während der NS-Zeit wurden Sally Mayer und seine Frau Irma Mayer (Bewohner der Kurhausstraße 12) zunächst in das KZ Theresienstadt und später in das KZ Auschwitz deportiert sowie Felix Gutmann und seine Frau Erna Gutmann, geb. Haas (Bewohner der Kurhausstraße 37) in das Ghetto Izbica oder in das Ghetto Krasnystaw. Weitere Opfer des NS-Regimes wohnten in der Kurhausstraße 10.

Seitdem der nördliche Abschnitt um 1975 in eine Fußgängerzone umgewandelt wurde, wurde dieser in Am Kurgarten umbenannt. Anfang der 1990er Jahre wurde der Fußgängerzonenbereich in die heutige Kurhausstraße hinein erweitert.

FotoAdresseAnmerkung
Kurhausstraße 9Um 1874, ehemaliges Hotel de Russie, jetzt Kurklinik, Geburtsort von Schriftsteller Oskar Panizza
Kurhausstraße 10Wohngebäude um 1830 mit Ladenzeile bzw. Bazargebäude um 1900
Marinekurlazarett
(Adresse: Kurhausstraße 11)
Ehemaliges Kurhotel, dann ehemaliges Kurheim Buchenhof, dann ehemaliges Marinekurlazarett, 1905
Kurhausstraße 11aKurhotel, 1911/12
Kurhausstraße 16Wohn- und Geschäftshaus, um 1905
Kurhausstraße 24Kurvilla (wohl um 1905) mit Nebengebäude (um 1890)
Villa Hailmann
(Adresse: Kurhausstraße 26)
Ehemalige Villa Hailmann, jetzt Wasserwirtschaftsamt, mit Nebengebäude (beide 1901–03)
Kurhausstraße 27Ehemaliges Kurheim, bezeichnet „1891“
Kurhausstraße 31Ehemaliges Beamtenwohnhaus der deutschen Reichsbahngesellschaft, um 1925
Kurhausstraße 35Wohngebäude, um 1900
Kurhausstraße 37Villa Liberta, 1911/12
Kurhausstraße 39Ehemaliges Kurheim, bezeichnet „1908“
Kurhausstraße 43Wohnhaus, Architekt: Franz Krampf

Siehe auch

Literatur

  • Denis André Chevalley, Stefan Gerlach: Stadt Bad Kissingen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VI.75/2). Karl M. Lipp Verlag, München 1998, ISBN 3-87490-577-2, S. 46–50.
  • Klaus-Dieter Alicke: Lexikon der jüdischen Gemeinden im deutschen Sprachraum. Band 1: Aach – Groß-Bieberau. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2008, ISBN 978-3-579-08077-2 (Online-Version).
  • Hans-Jürgen Beck, Rudolf Walter: Jüdisches Leben in Bad Kissingen. Herausgegeben von der Stadt Bad Kissingen, Bad Kissingen 1. Auflage: 1990

Weblinks

Commons: Kurhausstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Denis André Chevalley, Stefan Gerlach: Stadt Bad Kissingen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VI.75/2). Karl M. Lipp Verlag, München 1998, ISBN 3-87490-577-2, S. 74–81.
  2. a b c Edi Hahn: Eine Führung durch die Kuranlagen, Bad Kissingen, 1989, ISBN 3-925722-03-3, S. 16f.
  3. a b Peter Weidisch: Das Weltbad Kissingen im 19. und 20. Jahrhundert, S. LVII, in: Denis André Chevalley, Stefan Gerlach: Stadt Bad Kissingen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band VI.75/2). Karl M. Lipp Verlag, München 1998, ISBN 3-87490-577-2, S. XXVI–LX.
  4. Stadtarchiv Bad Kissingen, Ratsprotokoll, 17. Juli 1945

Koordinaten: 50° 11′ 32,5″ N, 10° 4′ 41,2″ O

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Kurhausstraße 26 Villa (Bad Kissingen).JPG
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Ehemals Villa Hailmann; jetzt Wasserwirtschaftsamt, zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit abgeschnittenem Walmdach und Mittelrisaliten, der östliche mit Ädikulamotiv, in Formen der Neorenaissance, von Antony Krafft, 1901-03.
Bad Kissingen, Kurhausstraße 9, 005.jpg
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Bad Kissingen, Kurhausstraße 9
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Ehemals Kurheim; dreigeschossiger Massivbau mit flachem Walmdach, Ziergiebeln, Balkonen und Putzdekor, in Formen des Jugendstils, von Joseph Dölger, bezeichnet 1908.
Bad Kissingen, Kurhausstraße 35-003.jpg
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Bad Kissingen, Kurhausstraße 35
Kurhausstraße 11a (Bad Kissingen) – 20171119-001.JPG
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Building in the German spa town of Bad Kissingen in Lower Franconia (Bavaria) (Address: Kurhausstraße 11a).
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Kurvilla; dreigeschossiger Massivbau mit Krüppelwalmdächern mit Schwebegiebeln, Sandsteingliederung, sowie nordöstlichem Turm mit Spitzhelm, im Schweizerhausstil, um 1890, mit südlichem, eingeschossigen Satteldachanbau mit Verbindungssteg, wohl um 1905.
Bad Kissingen - Marinekurlazarett, Außenansicht seitl. re.JPG
Bad Kissingen - Marinekurlazarett, erbaut um 1910, ca. 15.000 m2, Außenansicht seitl. re., seit Jahren leerstehend, Kurhausstraße 11
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Wohn- und Geschäftshaus; dreigeschossiger Massivbau mit Walmdach, Erker mit Putzdekor und Zwerchhaus mit geschwungenem Giebel, barockisierender Späthistorismus, um 1905.
Kurhausstraße 27 (Bad Kissingen).JPG
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Ehemals Kurheim; dreigeschossiger Klinkerbau mit abgeschnittenem Walmdach, Zwerchhäusern mit Ziergiebeln und Sandsteingliederung, in Formen der Neorenaissance, von K. Weinschenk, bezeichnet 1891.
Sally und Irma Mayer, Stolperstein, Bad Kissingen.jpg
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Stolpersteine für das Ehepaar Dr. Sally Mayer (* 1889) und seine Ehefrau Irma, geb. Bretzfelder (* 1895)
Sally Mayer, Stolperstein, Bad Kissingen.jpg
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Stolperstein für Dr. med. Sally Mayer (* 1889) in Bad Kissingen
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Bad Kissingen, Kurhausstraße 31