Kunstwerkstätte Marmon

Die Kunstwerkstätte Marmon ist im Sigmaringer Stadtteil Gorheim ansässig. Heute liegt der Schwerpunkt im Bereich Restaurierung, früher war sie eine Bildhauer- und Altarbauwerkstatt, die in der zweiten Hälfte des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Kunstwerke überwiegend für die Ausstattung katholischer Kirchen in Südwestdeutschland und der Schweiz schuf.

Geschichte

1857 eröffnete Franz Xaver Marmon (1832–1878) eine Werkstatt für kirchliche Kunstarbeiten in Hechingen. 1858 verlegte er diese nach Sigmaringen an die Gorheimer Straße 22, ganz in der Nähe des Klosters Gorheim. Als er 1878 erst 46-jährig verstarb, führte seine Witwe Agatha die Kunstwerkstatt mit Hilfe der Meister Franz Joseph Simmler, Anton Warth und A. Schädler weiter, bis seine Söhne Alfons (1873–1928) und Franz Xaver (1879–1963) diese übernehmen konnten.

Die Kunstwerkstätte Marmon gehörte mit den Werkstätten von Josef Eberle (1839–1903) in Überlingen (später Eberle’sche Kunstwerkstätte Gebr. Mezger), Peter Paul Metz (1830–1912) in Gebrazhofen und Franz Joseph Simmler (1846–1926) in Offenburg zu den führenden Werkstätten sakraler Kunst in Südwestdeutschland in der zweiten Hälfte des 19. und dem frühen 20. Jahrhundert. In der Werkstatt waren bis zu 40 Bildhauer, Schreiner, Steinmetze, Fassmaler, Vergolder, Graveure und andere tätig.

1908 gründeten die Brüder in der Schweiz durch Übernahme der Werkstatt von Johann Nepomuk Neumann eine Zweigwerkstatt in St. Gallen-St. Georgen, die 1917 nach Übernahme der Werkstatt von Carl Glauner (1865–1916) nach Wil verlegt wurde, wo sie mit dem Mitarbeiter Anton Blank (1884–1971) als Mitinhaber unter dem Namen Marmon & Blank bis 1937 bestand.[1]

In der Werkstatt Marmon in Sigmaringen ging 1914 bis 1916 der Bildhauer Josef Henselmann (1898–1987) in die Lehre. Nach dem Ersten Weltkrieg widmete sich die Werkstatt vermehrt der Restaurierung sakraler Kunstwerke. Auf diesem Gebiet war hier auch der Sohn von Alfons, Fidelis Marmon (1906–1987), tätig.

Nach dem Tode von Franz Xaver Marmon erwarb der Bildhauer Ernst Lorch (1935–2018) die Werkstatt. Im vorderen Teil werden seit 2016 architektonische Kunstwerke entworfen. Das Atelier befindet sich weiterhin im Rückgebäude des Ensembles.[2] Dort wird auch heute an Kunst in der Kirche gearbeitet.[3] Seine Tochter Daniela ist in vierter Generation im Bereich der Restauration tätig.[4][5]

Werke

Freiburg, Münster, Altar der Beweinung Christi, 1869
Freiburg, Münster, Marienaltar, 1891

Die Werkstatt arbeitete zunächst in der Tradition der Nazarener insbesondere im neogotischen Stil, überwiegend für die Ausstattung katholischer Kirchen. Zu den frühen Hauptwerken zählen fünf Altäre für die Neugestaltung des Freiburger Münsters, geschaffen zwischen 1869 und 1891. Die Aufträge gehen vermutlich auf den Bruder von Franz Xaver Marmon, den Domkapitular und Dompfarrer Josef Marmon (1820–1885), zurück.[6]

Werke der Schweizer Filialwerkstatt Marmon bzw. Marmon & Blank

Literatur

  • Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 153–168 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Barbara Handke: Kirchenausstattungen in der Schweiz nach 1850. Die Wiler Altarbauer als Beispiel. In: Unsere Kunstdenkmäler. 33, 1982, S. 427–432 (Digitalisat); Briefkopf.
  2. Architekten
  3. Kunst Ḱirche
  4. Schulz Lorch
  5. Restauration
  6. Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1685-0, S. 261.
  7. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 167 Abb. 2.
  8. Hohenzollernsches Wochenblatt Nr. 3 vom 8. Januar 1862.
  9. St. Andreas Möhringen.
  10. Joseph Sauer: Die kirchliche Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden. Herder, Freiburg 1933, S. 99.
  11. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 480.
  12. Hohenzollernsche Blätter Nr. 156, 11. Juli 1868; Bild.
  13. Johannes Helm: Die existierenden, verschwundenen und aufgegebenen Kirchen und Kapellen im Markgräflerland und in den angrenzenden Gebieten des ehemals vorderösterreichischen Breisgaues sowie des hochstiftbaselischen Amtes Schliengen. 2. Auflage. Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 337.
  14. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 707.
  15. Hohenzollernsche Blätter Nr. 166 vom Juli 1867.
  16. Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1685-0, S. 261–263 Abb. 263.
  17. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1993, ISBN 3-422-03024-7, S. 712.
  18. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 674.
  19. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 159.
  20. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 739.
  21. Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1685-0, S. 263–265 Abb. 264.
  22. Paul Keppler: Württemberg's kirchliche Kunstalterthümer. Bader, Rottenburg 1888, Anhang S. 55.
  23. Hermann Brommer: Freiburg - St. Georgen. Schnell & Steiner, Regensburg 1979, S. 12.
  24. K.M.: Der neue Hochaltar in der Pfarrkirche zu Staufen. In: Christliche Kunstblätter. Organ des christlichen Kunstvereins der Erzdiöcese Freiburg, Nr. 174, 1879, S. 399–400.
  25. Paul Keppler: Württemberg's kirchliche Kunstalterthümer. Bader, Rottenburg 1888, Anhang S. 45.
  26. Paul Keppler: Württemberg's kirchliche Kunstalterthümer. Bader, Rottenburg 1888, Anhang S. 42.
  27. Johannes Helm: Die existierenden, verschwundenen und aufgegebenen Kirchen und Kapellen im Markgräflerland und in den angrenzenden Gebieten des ehemals vorderösterreichischen Breisgaues sowie des hochstiftbaselischen Amtes Schliengen. 2. Auflage. Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 391.
  28. Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1685-0, S. 265–266 Abb. 265–266.
  29. Mühlhausen – ein Dorf erzählt seine Geschichte. muehlhausen-kraichgau.de, abgerufen am 2. Juli 2016.; Manfred Tschacher, Rudi Kramer: Die St. Cäcilia-Kirche zu Mühlhausen im Kraichgau. kath-muehlhausen.de, abgerufen am 2. Juli 2016.
  30. Joseph Sauer: Die kirchliche Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden. Herder, Freiburg 1933, S. 584.
  31. Joseph Sauer: Die kirchliche Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden. Herder, Freiburg 1933, S. 319.
  32. Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1685-0, S. 261.
  33. Joseph Sauer: Die kirchliche Kunst der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Baden. Herder, Freiburg 1933, S. 340.
  34. Freiburger Münsterbauverein (Hrsg.): Das Freiburger Münster. Schnell & Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-1685-0, S. 266–268 Abb. 267.
  35. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 160.
  36. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 160; Kirche des Monats Oktober 2010: Die Klosterkirche St. Konrad in Hegne@1@2Vorlage:Toter Link/www.ebfr.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
  37. Johannes Helm: Die existierenden, verschwundenen und aufgegebenen Kirchen und Kapellen im Markgräflerland und in den angrenzenden Gebieten des ehemals vorderösterreichischen Breisgaues sowie des hochstiftbaselischen Amtes Schliengen. 2. Auflage. Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 404.
  38. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 573.
  39. Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Stadtkreises Mannheim (Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg). Deutscher Kunstverlag, Mannheim 1982, ISBN 3-422-00556-0, Band 1, S. 684.
  40. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 160. 166 Abb. 4.
  41. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg I. Die Regierungsbezirke Stuttgart und Karlsruhe (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1993, ISBN 3-422-03024-7, S. 218.
  42. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 337.
  43. Martin Mosebach: Häresie der Formlosigkeit. Die römische Liturgie und ihr Feind. 4. Auflage. Karolinger, Wien/ Leipzig 2002, ISBN 3-85418-102-7, S. 72–74.
  44. Dagmar Zimdars u. a.: Baden-Württemberg II. Die Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen (Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler). Deutscher Kunstverlag, München 1997, ISBN 3-422-03030-1, S. 805.
  45. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 161–162. 166 Abb. 6.
  46. Chronik von Kelkheim 1971.
  47. Witten Ansichten.
  48. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 162. 168 Abb. 7.
  49. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 162; Abbildung.
  50. Johannes Helm: Die existierenden, verschwundenen und aufgegebenen Kirchen und Kapellen im Markgräflerland und in den angrenzenden Gebieten des ehemals vorderösterreichischen Breisgaues sowie des hochstiftbaselischen Amtes Schliengen. 2. Auflage. Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 297.
  51. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 163.
  52. Heinrich Bücheler: Handwerker, Bildhauer und Theologen. Zur Geschichte der Familie Marmon. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 35, 1999, S. 163. 166 Abb. 8.
  53. Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Stadtkreises Mannheim (Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg). Deutscher Kunstverlag, Mannheim 1982, ISBN 3-422-00556-0, Band 1, S. 672.
  54. "Kunst im Kirchenraum Saarlouis 1100–1980, Entwicklung kirchlicher Kunst". Katalog zur Ausstellung im Städtischen Museum Saarlouis vom 18. Oktober–9. November 1980, hrsg. von der Kreisstadt Saarlouis, Saarlouis 1980, S. 19.
  55. Seelsorgeeinheit beim Titisee: "Münster St. Jakobus".
  56. Josef Stüble, Walter Schmider: Die katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius in Wolfach. Kunstverlag Peda, Passau 1994, ISBN 3-930102-58-7.
  57. Wolfgang Wirth: Das Kriegerdenkmal in der Kirche. In: Gesammelte Aufsätze zur Fridinger Geschichte. 19, 2005, S. 87–91.
  58. Johannes Helm: Die existierenden, verschwundenen und aufgegebenen Kirchen und Kapellen im Markgräflerland und in den angrenzenden Gebieten des ehemals vorderösterreichischen Breisgaues sowie des hochstiftbaselischen Amtes Schliengen. 2. Auflage. Müllheim/Baden 1989, ISBN 3-921709-16-4, S. 267.
  59. Barbara Handke: Kirchenausstattungen in der Schweiz nach 1850. Die Wiler Altarbauer als Beispiel. In: Unsere Kunstdenkmäler. 33, 1982, S. 430 Abb. 4 (Digitalisat)
  60. Klaus Engler: Die Altäre der Gebrüder Marmon in Horn (Memento vom 5. Juli 2016 im Internet Archive). 2004.
  61. Römisch-katholische Kirchenpflege Uster (Hrsg.): St. Andreas Uster 1966. Pfarreigeschichte und Festschrift zur feierlichen Weihe der römisch-katholischen Kirche von Uster. Uster 1966.
  62. Peter Niederhäuser, Flurina Pescatore: St. Peter und Paul. Die Mutterkirche von Katholisch-Winterthur. Winterthur 2006, S. 31–34.
  63. Maria Rast, Josef Jurt: Die Pfarrei Bruder Klaus Zürich 1933–1983. Zürich 1983, S. 10–11.

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Altar

Herkunft: Neugotischer Marienaltar, Marmon, Sigmaringen, 1875. Abbildung: Maria-Immaculata und die fünf Gesätze des freudenreichen Rosenkranzes.

Rechter Altarrand zeigt Halbbüste des 3. Erzbischoft Hermann von Vikari, 1843-1868 Standort 2019: südliche Kaiserkapelle im Freiburger Münster