Kunsthistorischer Studierendenkongress

73. KSK in Berlin

Der Kunsthistorische Studierendenkongress (KSK, bis 1995: Kunsthistorische Studentenkonferenz) wird von Studierenden der Kunstgeschichte und -wissenschaft organisiert. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Kongresses wird Studierenden des deutschsprachigen Raumes die Möglichkeit geboten, sich auszutauschen und zu vernetzen, hochschulpolitische Themen zu diskutieren und zu wechselnden Themen erste wissenschaftliche Vorträge zu halten.

Ziele

Wichtigste Ziele neben den forschungsrelevanten Inhalten sind der institutsübergreifende Austausch und die Vernetzung der Studierenden über die Grenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hinweg. Satzungsmäßiges Ziel des KSK ist es, semesterweise einen Kongress zu veranstalten, der zugleich als Vollversammlung des KSK gilt. Dabei wechseln sich die Institute als Gastgeber ab.

Geschichte

In Reaktion auf den 11. Deutschen Kunsthistorikertag, dem Kongress des Verbands Deutscher Kunsthistoriker (VDK), im Oktober 1968 in Ulm gründete sich der Ulmer Verein (UV) als Vertretung des sogenannten Mittelbaus (Assistenten, Volontäre, wissenschaftliche Mitarbeiter sowie Hilfskräften etc.) und der Studierendenschaft, da sich diese beiden Gruppen nicht durch den VDK vertreten sahen und ihr Anträge und Vorstellungen von einer Diskussion der aktuellen Hochschulreformthemen auf dem Deutschen Kunsthistorikertag nicht berücksichtigt wurden.

Gründung der Kunsthistorischen Studentenkonferenz (KSK)

Im Januar 1969 gründete die Studierendenschaft in Bonn parallel zur Tagung des Ulmer Vereins ein eigenes Forum, die Kunsthistorische Studentenkonferenz (KSK), die einmal jährlich stattfinden sollte. Als deren Ziele werden vorrangig ein Informationsaustausch, das Vorantreiben der Studienreform und die Vertretung der studentischen Interessen nach außen vereinbart.

Die KSK war in den folgenden Jahren vornehmlich ein hochschulpolitisches Diskussionsforum, das als Vertretungsorgan der Studierendenschaft ein Überdenken der Inhalte und Methoden der Kunstgeschichte forderte. Sogenannte „Aktivgruppen“ machten sich ab 1971 zum Ziel, kunstwissenschaftliche Alternativen zu erarbeiten, die zur Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche führen sollten.

Ab 1971 arbeiteten der Ulmer Verein und die KSK noch enger zusammen und veranstalteten gemeinsame Treffen. Zusammen wollten sie Alternativen zu den konservativen Strukturen der Institute sowie des VDK erarbeiten. Den Studierenden wurde nun ermöglicht, Mitglied im Ulmer Verein zu werden.

Anschluss an die VDS

Auf dem KSK 1972 in Frankfurt am Main wurde der Beitritt zum Verband Deutscher Studentenschaften (VDS) beschlossen. Man erhoffte sich neben der Finanzierung größere Wirkungsmöglichkeiten, neue Impulse und eine klarere Organisationsstruktur. Doch die KSK wurde zur „Sektion Kunstwissenschaft der VDS-Fachkonferenz Kunst und Medien“ umbenannt und ging in der großen Dachorganisation zunehmend verloren. Inhaltliche Arbeit wurde von Theoretischem überlagert, was teilweise zu chaotischen Tagungsverläufen führte. Nachdem dann der Kontakt zur VDS-Geschäftsstelle in Bonn und damit auch die Finanzierung abbrach, fand der KSK einige Jahre lang nur noch in kleinem Rahmen und durch das Engagement Weniger statt.

Die KSK 1983 in Kiel stellte schließlich einen Wendepunkt dar. Es begann eine Reanimierung der KSK hinsichtlicher neuer Gedanken, Organisation und inhaltlicher Mitarbeit. 1984 wurde in Hamburg beschlossen, der Zusammenkunft der kunsthistorischen Studierenden wieder den Namen KSK zu geben und erneut Kontakt mit der VDS aufzunehmen, was aber durch die Auflösung der VDS 1990 beendet wurde. Die KSK etablierte sich und fand in den folgenden Jahren regelmäßig statt. Im November 1994, auf der KSK in Bochum kam erneut starkes Interesse an der Frage nach dem Selbstverständnis der KSK auf. Man wollte diese Fragestellung auf der darauffolgenden KSK in Marburg zu einer Sektion erheben. Auch sollte der KSK bekannter gemacht werden, insbesondere in den kaum vertretenen neuen Bundesländern.

Umbenennung in Kunsthistorischer Studierendenkongress (KSK)

Auf der Konferenz im Mai 1995 in Marburg wurde schließlich eine formale Umbenennung der Kunsthistorischen Studentenkonferenz (die KSK) in den Kunsthistorischen Studierendenkongress (der KSK) beschlossen, da es sich bei der Tagung weniger um eine beratschlagenden Versammlung (Konferenz) einer ständig bestehenden Institution handele, sondern um ein mehrtägiges (zwischen drei und fünf Tagen) fachgerichtetes politisches Beschlussgremium (Kongress), das außerhalb des Tagungsrahmens nicht beschlussfähig sei. Zudem wurde ein zentraler KSK-Ordner angelegt, die Satzung novelliert und erstmals die Möglichkeiten des Internets für den KSK in Betracht gezogen.

Eine leichte Akzentverschiebung des Tagungsformats erfolgte auf dem 69. KSK in Berlin (2005). In einem Seminar zum Porträt unter der Leitung von Philipp Zitzlsperger an der Humboldt-Universität bildete sich eine Gruppe von Studierenden, die zusammen mit Zitzlsperger als Vorstandsmitglied des Ulmer Vereins den KSK als wissenschaftliche Tagung ausrichtete. Unter dem Motto „Von Studenten für Studenten – das porträt05“ wurde ein Call for papers publiziert, der auf rege Resonanz stieß. Die vorgetragenen studentischen Forschungsergebnisse zum Porträt von der Frühneuzeit bis zur Gegenwart wurden 2007 publiziert. Das Format der wissenschaftlichen Tagung unter Beibehaltung eines beratschlagenden und hochschulpolitischen Plenums hat dem KSK neuen Schwung gegeben.

Seit Beschluss der Einführung der BA-/MA-Studiengänge ist besonders dieses Thema immer wieder Gegenstand der Diskussionen auf den KSK, so etwa schon auf dem 64. KSK im WS 2000 in Bochum, in Tübingen im WS 2006 oder auch in Berlin im WS 2007.

Kongressorganisation

Das Thema des Kongresses wird von den organisierenden Studierenden selbst bestimmt. Ein Call for Papers (und Call for Workshops) wird ausgeschrieben. Aus den eingegangenen Abstracts werden die Referenten (und Workshopleiter) ausgewählt. Um die vollständige Organisation und Durchführung sowie Finanzierung des Kongresses kümmern sich allein die organisierenden Studierenden. Unterstützt werden sie dabei vom Ulmer Verein, ohne dass dabei jedoch die Autonomie der studentischen Organisationsform des KSK in Frage gestellt wird.

Auf der Vollversammlung des jeweils aktuellen Kongresses wird der kommende Kongress vorgestellt und der Veranstaltungsort des übernächsten gewählt.

Vorgesehen ist auch die Dokumentation und/oder Publikation eines jeden Kongress in Form eines (Online-)Tagungsbands oder einer Materialsammlung, die an die Studierenden(vertretungen) ausgegeben und an das KSK-Archiv weitergeleitet werden soll.

Bisherige Kongresse (Auswahl)

ZahlDatumTagungsortThemaBesonderheit(en)
1. KSKJanuar 1969Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität BonnGründung des KSK
[…]
35. KSK1. bis 3. November 1985Universität HamburgKunstgeschichte und EDV
[…]
67. KSK9. bis 12. Mai 2002Universität TrierPorta(l) epochal – Kunstgeschichte illusTRIERen
[…]
69. KSK6. bis 9. Oktober 2005Humboldt-Universität zu Berlinporträt05Tagungsband
70. KSK25. bis 28. Mai 2006Philipps-Universität MarburgIdeale
71. KSK1. bis 3. Dezember 2006Eberhard Karls Universität TübingenGrenzgänge
72. KSK17. bis 20. Mai 2007Martin-Luther-Universität Halle-WittenbergRäumlichkeiten
73. KSK29. November bis 2. Dezember 2007Berlin (Humboldt-Universität zu Berlin, Freie Universität Berlin und Technische Universität Berlin)kunst macht öffentlichkeitTagungsband und Podcast
74. KSK29. Mai bis 1. Juni 2008Westfälische Wilhelms-Universität MünsterKunst wettstreitet
75. KSK4. bis 7. Dezember 2008Universität Wienbarrierefrei1. KSK in Österreich
76. KSK4. bis 7. Juni 2009Universität zu KölnSelbstinszenierung. Selbstdarstellung in Kunst, Kunsthandel und Kunstvermittlung
77. KSK26. bis 29. November 2009Universität HamburgArt will save us
78. KSK27. bis 30. Mai 2010Friedrich-Schiller-Universität JenaLichtbilder
79. KSK25. bis 28. November 2010Ruhr-Universität Bochum„Ich sehe was, was Du nicht siehst!“ Über das Verschwinden und das Unsichtbare (in) der Kunst
80. KSK26. bis 29. Mai 2011Johannes Gutenberg-Universität MainzIn vier Tagen um die Welt – Kunst und ihre Wege
81. KSK24. bis 27. November 2011Universität SiegenPeripherieTagungsband
82. KSK31. Mai bis 3. Juni 2012Otto-Friedrich-Universität BambergBrücken
83. KSK29. November bis 2. Dezember 2012Universität WienFleisch. Material, Objekt, Denkfigur
84. KSK13. bis 16. Juni 2013Universität ZürichEntfremdung und Aneignung. Kunst in Bewegung1. KSK in der Schweiz
85. KSK21. bis 24. November 2013BerlinGanz glatt und wie geleckt?! – Kunstgeschichte auf dem Laufsteg
86. KSK15. bis 18. Mai 2014Ludwig-Maximilians-Universität MünchenPräsentation als Form und Inhalt
87. KSK27. bis 30. November 2014Ruprecht-Karls-Universität HeidelbergAnsichtssache
88. KSK4. bis 7. Juni 2015Universität TrierNacht
89. KSK19. bis 22. November 2015Heinrich-Heine-Universität DüsseldorfAlles im Fluss
90. KSK25. bis 29. Mai 2016Universität KasselBreitengrade – Entdecken. Erforschen. Erleben.
91. KSK24. bis 27. November 2016Universität LeipzigVermeintlich anders
92. KSK15. bis 18. Juni 2017Westfälische Wilhelms-Universität MünsterProjekt, das
93. KSK2. bis 5. November 2017Universität BernFrouäsach – Frauen in der Kunst
94. KSK29. Juni bis 1. Juli 2018Universität HamburgDimensionen
95. KSK15. bis 18. November 2018Universität zu KölnHässlich
96. KSK4. bis 7. Juli 2019Universität Duisburg-Essen und Folkwang Universität der KünsteReise und Migration
97. KSK28. November bis 1. Dezember 2019Berlin (Humboldt-Universität zu Berlin und Freie Universität Berlin)Exzess
Im Sommersemester 2020 fand auf Grund der Corona-Pandemie kein Kongress statt.
98. KSK1. bis 4. Oktober 2020Universität StuttgartDas Erste Mal1. digitaler KSK
99. KSK20. bis 23. Mai 2021Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am MainBildproteste2. digitaler KSK
100. KSK17.–20. Februar 2022Ludwig-Maximilians-UniversitätVerwandlungen3. digitaler KSK
101. KSK26.–29. Mai 2022Otto-Friedrich-Universität BambergBlendwerk & Trugbilderstmals nach der Corona-Pandemie wieder in Präsenz stattfindender Kongress
102. KSK9.–12. Februar 2023Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität BonnUrsprünge
103. KSK26.–29. Mai 2023Georg-August-Universität GöttingenKünstler*innen. FLINTA* in der Kunst

Kongressbände

  • Objekt der Begierde: Das Kunstwerk im Rampenlicht. Beiträge des 60. Kunsthistorischen Studierendenkongress in Heidelberg, 19. – 22. November 1998, hrsg. von Thomas Niederbühl, Heidelberg 2000.
  • das portrait – Eine Bildgattung und ihre Möglichkeiten. Beiträge des 69. Kunsthistorischen Studierendenkongress in Berlin, 6. – 8. Oktober 2005, hrsg. von Martin Steinbrück, München/Berlin 2007, ISBN 978-3-422-06752-3.
  • kunst macht öffentlichkeit. Beiträge des 73. Kunsthistorischen Studierendenkongress in Berlin, 30. November – 2. Dezember 2007, hrsg. von Stefanie Bräuer et al., Berlin 2008.
  • Peripherie. Beiträge des 81. Kunsthistorischen Studierendenkongress in Siegen, 24. – 27. November 2011, hrsg. von Ludwig Andert und Anne Röhl, Emsdetten/Berlin 2013, ISBN 978-3-942810-13-5.

KSK-Archiv in Hamburg

Das KSK-Archiv ist das Archiv des Kunsthistorischen Studierendenkongress. Seit 2010 entsteht das studentisch organisierte Projekt am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg. Das KSK-Archiv sammelt alle Unterlagen, die mit der Geschichte, Organisation und Durchführung des KSK verbunden sind. Die Archivalien werden neben der materiellen Aufbereitung langfristig in eine digitale Datenbank eingespeist.

Die Idee für ein Archiv entstand in den 1990er Jahren im Kontext der wissenschaftshistorischen Diskurse um eine „Geschichte von unten“. Auf dem 73. KSK in Berlin wurde 2007 die Gründung eines Archivs beschlossen. Eine erste Ansammlung von Material in Marburg legte den Grundstein für das Projekt, das nach dem 77. KSK 2009 in Hamburg einen festen Standort erhielt.

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Autor/Urheber: Torben Förster, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Kunsthistorischer Studierendenkongress, Berlin 2007