Kunstgattung

Gattung nennt man in den Kunstwissenschaften die auf das künstlerische Ausdrucksmedium bezogenen Formen der Schönen Künste.

Grundlegende Gattungen der Kunst, die sich auf das Ausdrucksmedium beziehen, sind die Bildende Kunst, die Darstellende Kunst, die Musik und die Literatur.

Gattung, Genre, Stil und Epoche

Stil bezieht sich auf die Formensprache, Epoche auf die räumlich-zeitliche Zuordnung, Genre auf den thematisch-motivischen Inhalt, und Gattung auf das Ausdrucksmedium der Kunst.

  • Für viele Gattungen ist ein gewisses Genre typisch: Porträt der darstellenden Künste, Biografie der Literatur oder Dokumentation in Film und Hörspiel.
  • Die Epochen der Kunst sind teils in allen Gattungen der Künste zu finden (Renaissance), teils aber gattungsspezifisch (etwa die im deutschen Kulturkreis kontemporären Biedermeier der darstellenden Kunst, Vormärz der Literatur als Teil der umfassenderen Romantik)
  • Die Stile der Kunst – in weiten Bereichen als Epochenstil auch Epochenbegriff (Hellenismus, Barock, Jugendstil) – äußern ihre Gemeinsamkeiten in jeder Gattung unterschiedlich, so findet sich das Prachtvoll-Verspielte des Barock in den Verzierungen der Architektur ebenso wie in der Musik und der Sprache.

Einteilung der Kunst in Gattungen

Die Grundgattungen unterteilen sich in weitere Untergattungen und etliche Kleinformen, die ihr eigenständiges Medium gefunden haben, beispielsweise Aquarell, Bildhauerei und Druckgraphik der Bildenden Kunst, Tanz der Darstellenden Kunst, Kammermusik und Lied der Musik, Poesie der Literatur.

Untergattungen sind teilweise mehreren Gattungen angehörig, etwa Schauspiel der Darstellenden Kunst und der Literatur, Tanz der Darstellenden Kunst und der Musik, während die Oper trotz schauspielerischer Aspekte, und das Lied trotz poetischer Aspekte primär unter Musik geführt wird, und dort insbesondere eine musikalische Form darstellt. Die Musik steht teils neben den darstellenden Künsten, teils in ihnen.

Probleme des Gattungsbegriffs

Wie viele Gattungsbegriffe sind auch die der Kunstwissenschaften nur grobe Sortierungen und müssen sich neuen Entwicklungen anpassen:

  • So ist etwa die Photographie (aus dem frühen 19. Jh.) noch der Bildenden, aber der Film, der viele Gemeinsamkeiten mit den bildenden, werkorientierten Künsten hat, der Darstellenden Kunst zugeordnet.
  • Seit dem mittleren 20. Jahrhundert beginnt sich der klassische Gattungsbegriff aufzulösen, Formen wie Happening, Fluxus oder Performance lassen sich nicht eindeutig einer Gattung zuordnen. Mit dem Aufkommen der „Computerkunst“ (neuen Medien) bildete sich der bisher wenig präzisierte Gattungsbegriff Medienkunst, um die rasante und innovative Entwicklung zu erfassen. Diese umfasst mediale Weiterführungen aller klassischen Gattungen und Weiterentwicklungen wie Videokunst und Computerkunst, sowie mediale Kunstformen, die sich eigenständig auf Grundlage digitaler Technik entwickelten, wie etwa Digitale Kunst.
  • In Begriffen der ethnischen Kunst und des kulturellen Stils erweist sich die Trennung in Gattung und Genre in vielen Bereichen als unzulänglich.

Weblinks

Literatur

  • Meyers kleines Lexikon. Kunst, Mannheim 1986 (Bibliographisches Institut) ISBN 3-411-02655-3