Kumbh Mela
Austragungsorte der Kumbh Mela |
Kumbh Mela (Hindiकुंभ मेलाkumbh melā, m., von Kumbh = „Krug“ und Mela = „Fest“, also „Fest des Kruges“) gilt als das größte religiöse Fest des Hinduismus und der Welt.
Mythologie
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Der Name „Fest des Kruges“ hat seinen Ursprung in der Legende vom „Quirlen des Milchozeans“. Der Milchozean wurde von Devas (Götter) und Asuras (Dämonen) am Anfang der Zeit mit Hilfe der Schlange Vasuki als Seil und dem Götterberg Meru gequirlt, um den Nektar der Unsterblichkeit herauszufiltern. Dieser wurde von Dhanvantari in einem runden Krug aus dem Milchozean getragen. In dem entbrennenden Streit zwischen Göttern und Dämonen fielen vier Tropfen des Unsterblichkeitsnektars (Amrita) aus dem Krug auf die Erde. An den vier Stellen sind heute die Orte Prayagraj, Haridwar, Ujjain und Nashik, an denen jeweils die Kumbh Mela stattfindet. Immer wenn die Gestirne Jupiter, Sonne und Mond in bestimmten Aspekten präzise zueinander stehen, manifestiert sich im Glauben der Menschen Amrita in den Wassern des Ganges an den jeweiligen Stellen des Flusses und die Pilger nehmen dann ein Bad in Unsterblichkeit. Generell gilt, dass das Bad an sogenannten Tirthas von Sünden befreit. Das Baden an diesen astrologisch günstigen Tagen gilt um ein Millionenfaches mehr sündenbefreiend. Vier Städte beteiligen sich im Rotationssystem an der Ausrichtung. Fünf verschiedene Arten des Festes gibt es und sie finden in einem Drei-Jahres-, Sechs-Jahres-, Zwölf-Jahres- bzw. 144-Jahres-Rhythmus statt.
Geschichte
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Die Kumbh Mela[2] wird schon seit Langem gefeiert; die erste schriftliche Erwähnung findet sich jedoch erst in den Aufzeichnungen des chinesischen Reisenden Xuanzang im 7. Jahrhundert, der den Herrscher Harsha Vardhana im Jahr 644 zur Kumbh Mela nach Prayag begleitete. Er beobachtete Hindus wie auch Buddhisten und Jaina-Mönche am Triveni. Die nächste Erwähnung ist dann erst wieder 1822 durch Bahadur Singh Bhatnagar, als die Kumbh Mela wegen einer Pilgersteuer von nur wenigen besucht wurde. Angaben über die Menge der badenden Pilger finden sich ab dem Jahr 1906, als 2,5 Millionen am Mauni Amavashya waren. Im Jahr 1918 waren es 3 Millionen, 1930 4 Millionen, 1942 jedoch nur noch 1,2 Millionen; im Jahr 1954 waren es wieder 6 Millionen und 7 Millionen im Jahr 1966, 1977 10 Millionen, 1989 15 Millionen, 2001 30 Millionen und 2013 34 Millionen.[3]
Im Jahr 2017 wurde die Kumbh Mela in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[4]
Im April 2021 wurde die auf Basis astrologischer Regeln festgelegte Kumbh Mela in Haridwar trotz der aktuellen COVID-19-Erkrankungswelle ohne Einschränkungen durchgeführt.[5] Dies wird als ein Grund dafür angesehen, dass die zweite Welle der Pandemie in Indien ab Anfang Mai mit teilweise mehr als 400.000 Neuerkrankungen an einem Tag so stark ausgefallen ist.[6]
Tradition und Praxis
Die Große Kumbh Mela symbolisiert das beständige Streben der Menschheit nach Wissen und Erkenntnis. Manche „Wissende“ leben so zurückgezogen, dass man sie nur alle zwölf Jahre während der großen Kumbha Mela in Haridwar sieht. Der eigentliche Zweck der Mela liegt in der rituellen Waschung an einem besonders heiligen Ort zu einer besonders günstigen Zeit. Zu diesen Waschungen finden an den jeweiligen Hauptbadetagen sogenannte „Königliche Prozessionen“ (Shahi Snan) der Sadhus statt. So badeten am Hauptbadetag, dem Mauni Amavashya (Neumondtag im Januar), in Allahabad öffentlich geschätzte 30 Millionen Pilger am Zusammenfluss von Ganges und Yamuna, dem sogenannten Triveni Sangham (Triveni: wo sich drei Flüsse treffen – zu Ganges und Yamuna trifft der unterirdische mythologische Fluss Sarasvati).
Die Versammlung von Sadhus (heiligen indischen Mönchen, die während der ganzen Kumbh Mela zugegen sind und aus den entlegensten Orten Indiens zusammenkommen) gilt neben den Waschungen als Hauptattraktion der Kumbh Mela. Für viele der hinduistischen Orden ist die Kumbha Mela zudem der Ort für Einweihungen und Aufnahme von Schülern in ihre Gemeinschaft. Traditionell sind die ersten Waschungen den Naga Babas (das heißt: mit nichts als einem Lendenschurz und heiliger Asche bekleideten Sadhus) vorbehalten. Hier gab es vereinzelt Zwischenfälle in Form von Kämpfen zwischen den Naga Babas und denen, die vor ihnen ins Wasser wollten. Die Naga Babas sind traditionell Kriegermönche, die zur Verteidigung des Glaubens, unter anderem gegenüber dem Islam, halfen.
Gleichzeitig werden auch Podien gehalten, der Dalai Lama spricht und es wird Politik gemacht. Die Yogalehrer Indiens protestierten im Jahr 2010 geschlossen gegen die von der indischen Regierung geplanten monumentalen Staudammprojekte, die den Ganges und dessen Zuflüsse zu einem Rinnsal werden zu lassen drohen.
Ort (Bundesstaat) | Fluss | Monat | Purna | Ardh |
---|---|---|---|---|
Prayagraj (Uttar Pradesh) | Ganges und Yamuna | Magha माघ (Jan./Feb.) | 1977, 1989, 2001, 2013 2025 | 1983, 1995, 2007, 2019 |
Haridwar (Uttarakhand) | Ganges | Chaitra चैत्र (Mrz./Apr.) | 1974, 1986, 1998, 2010 2021 | 1980, 1992, 2004, 2016 |
Ujjain (Madhya Pradesh) | Shipra | Vaishakha वैशाख (Apr./Mai) | 1980, 1992, 2004, 2016 2028 | – |
Nashik (Maharashtra) | Godavari | Bhadrapada भाद्रपद (Aug./Sep.) | 1980, 1992, 2003, 2015 2027 | – |
Literatur
- Pilger: Das Fest der Nektarschale. In: Geo. 4/1977. Verlag Gruner + Jahr, Hamburg 1977, S. 42–54
- Kama Maclean: Pilgrimage and Power: The Kumbh Mela in Allahabad, 1765–1954 (2008)
Weblinks
- Jonas Scheu/Philipp Eyer: Amrit Nektar der Unsterblichkeit, Dokumentarfilm über die Kumbh Mela 2010 in Haridwar
- Kumbh Mela, Mythologie und Arten, von Dr. Bernhard Peter
- Kumbh Mela Project 2001
- Simhasta Ujjain 2004
- Video Ardh Kumbh Mela 2007, Allahabad
- An den Ufern der heiligen Flüsse, Dokumentarfilm über die Kumbh Mela 2013
- Kumbh Mela 2019 at Prayagraj : photo documentary of the one of the world's largest religious gatherings.
Einzelnachweise
- ↑ amritfilm.net
- ↑ Shuddhabrata Sengupta: Kumbh 2021: Astrology, Mortality and the Indifference to Life of Leaders and Stars. In: thewire.in. 20. April 2021, abgerufen am 9. Mai 2021.
- ↑ Tote und Verletzte beim größten Hindu-Pilgerfest. In: tagesschau.de. 11. Februar 2013, archiviert vom am 11. Februar 2013; abgerufen am 11. Februar 2013.
- ↑ Kumbh Mela. UNESCO Intangible Cultural Heritage, 2017, abgerufen am 20. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Shuddhabrata Sengupta: Kumbh 2021: Astrology, Mortality and the Indifference to Life of Leaders and Stars. In: thewire.in. 20. April 2021, abgerufen am 9. Mai 2021.
- ↑ Corona-Pandemie in Indien: Das Virus wütet nun auf dem Land. In tagesschau.de, 14. Mai 2021, abgerufen am 14. Mai 2021.
- ↑ Nityananda Misra: Kumbha – The Traditionally Modern Mela (2019), 2. Venues and Dates
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Autor/Urheber: AshwiniKalantri, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Location map of India. Equirectangular projection. Strechted by 106.0%. Geographic limits of the map: * N: 37.5° N * S: 5.0° N * W: 67.0° E * E: 99.0° E Made with Natural Earth. Free vector and raster map data @ naturalearthdata.com.
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Haridwar April 14th 2010: Pilgrims gather at the third Shahi Snan in Har ki Pauri to take the Royal Bath in the Ganges. Video still from the documentary "Amrit Nectar of Immortality"
Autor/Urheber: Der ursprünglich hochladende Benutzer war Devinasch in der Wikipedia auf Englisch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
The 2001 Prayag Kumbh Mela, Allahabad
"Depicts The Churning of the World. This remarkably detailed painting shows the Samudramanthana episode. At the centre of the composition is mount Mandara, identified by an inscription in English. As usual in South Indian painting, at the top of the mountain a temple's golden kalasha is visible. Just above it, Viṣṇu is emerging half bust from a cloud, carrying the amrita vessel in his hands. The densely forested Mandara, inhabited by gandharvas playing musical instruments, rests on the Kurma, duly identified by an inscription: 'Kurm raja'. Coiled around the mountain is the serpent Vasuki, identified as 'Vasuka', whose tail end is held by the dikpalas, here identified as 'Asuras' and the head by the asuras, here labelled 'Suras'. Both dikpalas and asuras stand in the ocean's water filled with fish. The dikpalas are headed by Indra easily recognizable by the vajra in his hand and by the thousand eyes on his body. He is followed by the two-headed Agni, the bushy-moustached Yama, and by Nirriti, Varuna, Vayu, Kubera, Ishana, Surya and Candra. On the opposite side are nine asuras, enveloped by the dark fumes spewed out by Vasuki. In the foreground are the many precious objects which emerged from the depths of the sea: the horse Uchchaihshravas, here depicted with only one instead of the usual seven heads, the white elephant Airavata, a throne(?), the fire, the tulsi plant, a chariot, the goddess Lakshmi seated on a lotus , identified by an inscription: 'Lakshmee, goddess of abundance', the parijata tree, Surabhi, Soma, a portly man seated on a throne carrying a book, identified by an inscription as 'Daruma god of water', possibly Varuna?, five precious stones, yet another tree, possibly the kalpavriksha, the apsaras, one of whom, Tilottama is immediately carried away by the asura brothers Sunda and Upasunda, and finally a goddess with a broom, possibly Jyeshtha or Alakshmi, sister of Lakshmi and goddess of misfortune. It should be noted that the list of the objects retrieved from the ocean varies according to the texts. The variety presented here is especially large, as it includes the throne, the fire, the tulsi, the chariot, and last but not least Alakshmi. It is also unusual to find the story of Tara, Sugriva and Vali hinted at in this context. Yet another remarkable feature is the presence of Varuna (?). It is generally Varuni the goddess of wine who appears in the renderings of this incident, and another strange omission is that of Dhanvantari, the physician of the gods, who appears with the amrita vessel in his hands. As noted above, in this painting it is Viṣṇu who carries the amrita to the devas. In the left upper corner of the painting Viṣṇu as Mohini, identified by an inscription 'Narayana', is doling out the amrita to the assembled gods seated opposite the asuras. While she is busy she is distracted by the asuras clamouring for their share. In that moment, Rahu seated among the devas, and anxious to get his share of amrita, is discovered and decapitated by Viṣṇu's cakra. The story continues in the upper right corner: the gods and the asuras are engaged in a fight, and immediately to the left, Śiva swallows the hahahala poison, shown as a blue line on his throat, under the watchful gaze of the gods and of Parvati."