Kumarbi

Kumarbi (in Ugarit: kmrb, kmrw) ist der Korngott in der hurritisch-hethitischen Mythologie, der den Beinamen „Vater der Götter“ trägt.[1] Er ähnelt dem griechischen Kronos. Seine Kultstadt war Urkeš.

Aufgaben und Familie

Kumarbi, der Gott der Gerste,[2] war eine panhurritische Gottheit.[3] Er war für alle Arten von Katastrophen, für Kriege, Hungersnöte, Seuchen, Erdbeben und Sturmfluten verantwortlich, mit denen er den Götterkönig Teššub herausforderte.[4]

Die Gattin des Kumarbi war die Göttin Šalaš oder Šaluš.[5] Als Wesir des Kumarbi diente der Gott Mukišanu, der nach dem Landnamen Mukiš benannt ist, einem früheren Namen der Region um Alalaḫ.[6]

Mythos

Kumarbi stürzte nach neun Jahren als Mundschenk den zweiten Götterkönig Anu. Dabei biss er die Genitalien des Anu ab und wurde dadurch mit den Göttern Teššub (hethitisch Tarḫunna), Aranzaḫ und Tašmišu (heth. Šuwaliyat) geschwängert. Kumarbi spie das Sperma des Anu auf dem Berg Kanzura aus, der daraufhin die Flussgöttin Aranzaḫ gebären konnte. Teššub entstieg jedoch dem Schädel des Kumarbi. Daraufhin verlangte der Gerstengott Kumarbi seinen Sohn Teššub zum Fraß, erhielt stattdessen jedoch den kukunuzzi-Stein, an dem er sich die Zähne ausbrach.

Um Teššub, der ihm als Götterkönig nachfolgte, wieder zu stürzen, hatte Kumarbi verschiedene Kinder, die als Götterfeinde auftraten, jedoch immer wieder besiegt wurden. Mit einer Menschenfrau hatte Kumarbi den Götterfeind „Silber“, hurritisch Ušḫuni, der sich als Gefahr für die Götter erwies, doch wahrscheinlich von Ištar, hurritisch Šawoška, unschädlich gemacht wurde. Kumarbi heiratete die Tochter des Meeres, Šertapšuruḫi, mit der er den Meeresdrachen Ḫedammu, hurritisch einfach Apše („Schlange“), zeugte. Auch Ḫedammu wurde von Ištars Verführungskünsten besiegt. Kumarbi schwängerte sodann noch einen Felsen mit dem Steindämon Ullikummi, den die Irširra auf die Schulter des Weltenriesen Ubelluri setzten. Ištar war es nicht möglich, den blinden und tauben Ullikummi zu besiegen, doch dem Gott Eya (Ea) gelang dies.

Nach dem endgültigen Sieg Teššubs über Kumarbi verbannte dieser Kumarbi und die ihn umgebenden Götter in die Unterwelt, verwehrte ihnen die Opfer von Rindern und Schafen und stimmte nur minderwertigeren Vogelopfern zu.[7]

Gleichsetzungen

Kumarbi wurde mit verschiedenen Gottheiten gleichgesetzt. Seine mesopotamische Entsprechung war Enlil. In Syrien wurde er mit dem Gott Dagan identifiziert. Ansonsten wurde er auch dem ugaritischen Gott El gleichgesetzt. In hethitischen Texten wurde Kumarbi mit dem Namen Ḫalki belegt, der eigentlich der hethitischen Getreidegöttin gehörte. Ebenso wie sie wurde er auch mit dem Sumerogramm DNISABA geschrieben.[8]

Spätere Verehrung

Kumarbi wurde auch noch in neo-hethitischer Zeit verehrt. Die hieroglyphen-luwischen Quellen erwähnen ihn unter dem Namen Kumarma[9] und geben ihm den Beinamen „Gute Gottheit“.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Society of Biblical Literature, Atlanta 2012, ISBN 978-1-58983-269-5.
  • Volkert Haas, Heidemarie Koch: Religionen des alten Orients: Hethiter und Iran. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-525-51695-9.
  • Evamaria Bilban-Schwarz: Der Gott Kumarbi in den literarischen Texten Altvorderasiens. Diplomarbeit. Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 2005.
  • Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Harrassowitz, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-05885-8.
  • Maciej Popko: Völker und Sprachen Altanatoliens. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05708-0.
  • Volkert Haas: Die hethitische Literatur. Walter de Gruyter, Berlin 2006, ISBN 3-11-018877-5, S. 123 ff., 130 ff., 144f., 147 ff., 153 ff., 158 ff., 169 f.

Einzelnachweise

  1. Volkert Haas, Heidemarie Koch: Religionen des alten Orients: Hethiter und Iran. Göttingen 2011, S. 225.
  2. Volkert Haas, Heidemarie Koch: Religionen des alten Orients: Hethiter und Iran. Göttingen 2011, S. 181.
  3. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 119.
  4. Volkert Haas, Heidemarie Koch: Religionen des alten Orients: Hethiter und Iran. Göttingen 2011, S. 192.
  5. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 127.
  6. Alfonso Archi: The West Hurrian Pantheon and Its Background; in: Beyond Hatti; Atlanta (2013). ISBN 978-1-937040-11-6. Seite 15
  7. Volkert Haas, Heidemarie Koch: Religionen des alten Orients: Hethiter und Iran. Göttingen 2011, S. 198.
  8. Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia. Wiesbaden 2009, S. 127.
  9. Maciej Popko: Völker und Sprachen Altanatoliens. Wiesbaden 2008, S. 80.
  10. Annick Payne: Iron Age Hieroglyphic Luwian Inscriptions. Atlanta 2012, S. 105.

Weblinks