Kulturspur

Alte Trasse des San Bernardino-Passes von der Ostschweiz ins Tessin.

Der Begriff Kulturspur bezeichnet in der heutigen Kulturlandschaft erhaltene Elemente von Landschaftsformationen, Landwirtschaft, der Baukultur bzw. Architektur, des Verkehrswesens oder des Gesellschaftslebens sowie alte gewerbliche Nutzungsformen, die von Menschen geschaffen wurden.[1][2] Im Gegensatz zu anderen Spuren menschlichen Wirkens werden Kulturspuren oft nicht vom Denkmal- oder Naturschutz erfasst oder sie sind noch nicht als Kulturgut klassifiziert bzw. belegt.[3][4] Eine Kulturspur ist Zeichen eines kulturellen Erbes. Eine größere Menge von ähnlichen Kulturspuren ist Ausdruck einer Kultur bzw. Zivilisation.

Allgemeine Bedeutung

Kulturspuren sind Zeugnisse einer zivilisatorischen Entwicklung und damit wichtiger Teil der Geschichte einer Landschaft. Der Begriff wird überwiegend mit regionalen oder lokalen Bezügen verwandt. Diese, noch heute in der Landschaft ablesbaren, Spuren sind Teil der Geschichte, Sie zeugen vom Leben und Wirken vorheriger Generationen und können als Stationen einer historischen Entwicklung angesehen werden. Kulturhistorische Sehenswürdigkeiten bzw. Kulturlandschaftselemente sind Ausdruck einer Kulturspur. Ihre Erfassung, Dokumentation und Aufbereitung für eine breite Öffentlichkeit bedeutet aktive Auseinandersetzung mit der Geschichte und bietet die Möglichkeit, die Bedeutung eines Kulturraumes in Erinnerung zu rufen.[1] Die Auseinandersetzung mit Kulturspuren fördert das Geschichtsbewusstsein und kann Identität stiften.[1][4] Das Suffix "-spur" soll dabei verdeutlichen, dass das Kulturelement Teil eines historischen Kontextes ist.

Förderung

Kulturspurensuche wird u. a. durch das LEADER-Projekt, ein EU-Projekt zur Regionalförderung, bezuschusst. Dies steht im Zusammenhang mit verschiedenen übergeordneten EU-Initiativen, wie z. B. das Europäische Kulturerbe-Siegel, die kulturelle Vielfalt Europas zu dokumentieren.

Beispiele

Die Objekte einstiger menschlicher Aktivitäten sind äußerst vielfältig.

Beispiele: Burgruinen, Weinbergterrassen, Ackerterrassen, Floßländen, Wohnhöhlen, Höhenwege, Weiher und Teiche, Kopfweiden, Straßenpflaster, Haustafeln, Haus-, Flur- und Gemarkungsnamen, Siedlungsreste, Steinbrüche, Bergwerke, Sandgruben, Baggerseen, Feier- und Opferstätten, Galgenberge, Kasematten, Eiskeller, Alleen, Knüppeldämme, Stollen, Mühlen, Gilde- und Zunftsymbole, Schiffswracks, Trassen von Verkehrswegen, Spuren militärischer Handlungen, Streuobstwiesen, Krautgärten, Flur- und Feldkreuze, Kriegerdenkmale, ehemalige Känale, Brunnen, versandete Häfen, Aufstauungen, Wasserspeicher, Entwässerungsgräben, Furten, Hohlwege oder Kapellen.[3]

Bisweilen werden Kulturfunde auf Wanderungen oder auch Wattwanderungen bei Ebbe zufällig entdeckt.[5]

Erhalt und Erforschung der Kulturspuren im Nordfriesischen Wattenmeer widmet sich auch der Erschließung solcher zivilisatoren Zeugnisse. Dabei geht es der Küstenarchäologie um die Dokumentation des Kulturerbes im Grabungsschutzgebiet des nordfriesischen Wattenmeeres.[6] Im heutigen nordfriesischen Wattenmeer bilden zahlreiche Kulturspuren, wie Warften, Sodenbrunnen, Deichreste, Flurformen oder Spuren des Salztorfabbaus, wichtige Zeugen der vergangenen Kulturlandschaft, die durch die Gewalten der Sturmfluten wieder zur Natur wurde.[7]

In den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg läuft seit 2013 ein Projekt zum Schutz der Kulturspuren durch die Universität Augsburg (Lehrstuhl für Humangeographie und Geoinformatik).[8][9][10]

Ein Spezialgebiet sind Kulturspuren, als Hinterlassenschaft von Kolonialmächten in ehemaligen Kolonien. Objekte sind hier Vereine, Clubs, Architektur, Schulen, Krankenhäuser oder Handelskontore.

Wissenschaftliche Bedeutung

In der Archäologie, Küstenarchäologie, Ethnologie und der Geografie werden Kulturspuren systematisch z. B. in Datenbanken, Karten und Katalogen erfasst[3], auf ihre Bedeutung hin ausgewertet und, je nach Bedeutung, zum Kulturgutschutz vorgeschlagen. Diese Erkenntnisse können zum Beispiel auch bei der Bauplanung herangezogen werden.[4] Eine Kulturspur erhaltender Elemente kann Ableitungen ihrer einstigen Bedeutung vermitteln. Mobile Gegenstände, wie Werkzeuge, Gebrauchsgüter etc. werden zur Veranschaulichung einer kulturellen Bedeutung als Anschauungsobjekte in Museen ausgestellt. Die wissenschaftliche Sicherung ist auch deswegen so wichtig, weil die heutige Kulturlandschaft teilweise die alten Artefakte verschwinden lässt.[4]

Weitere Bedeutungen

Für den Tourismus haben Kulturspuren eine zunehmende Bedeutung zur Aufwertung einer Region. Sie werden z. B. auf Hinweisschildern erklärt, um die Kulturspur vor Ort zu erläutern. Auch das Brauchtum bzw. Kulturpflege (z. B. Volksliedgut etc.), Sprachpflege (z. B. Rätoromanisch, Provenzalisch, Baskisch, Sorbisch etc.), separate oder untergegangene Kulturinseln (z. B. Baskische Kultur oder Katharer), oder regionale Trachten (siehe Sorbische Trachten und andere) sind Ausdruck von Kulturspuren, insbesondere dann, wenn nur noch eine kleine Gruppe sich dieser traditionellen Kulturpflege widmet. In einem weiter gefassten Begriff zählen auch die Einflüsse und Prägungen historischer Persönlichkeiten oder Künstler zu den Kulturspuren.[11]

Vergänglichkeit

Es gehört zum Wesen von Kulturspuren, dass neuere Kulturspuren häufiger auftreten als ältere. Der wesentliche Grund ist der natürliche Verfall durch Verwitterung, Erosion etc. Natürlich sind Kulturspuren durch Überbauung gefährdet. Oft werden Objekte vor einer Baumaßnahme archäologisch gesichert. Für einen zukünftigen Erhalt sind die Anerkennung als Denkmal (Wertbeimessung), Schutz- und Sicherungsmaßnahmen und begleitende Instandhaltung notwendig. Bewegliche Artefakt, wie z. B. Werkzeuge, Waffen, Schmuck oder Grabbeigaben werden in Museen gesichert.

Galerie mit Beispielen aus unterschiedlichen Perspektiven

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Kulturspuren in der Landschaft. Abgerufen am 2. Februar 2020.
  2. Kulturspuren im Wittelsbacher Land - Wittelsbacher Land Verein. Wittelsbacher Land e. V., abgerufen am 4. Februar 2020.
  3. a b c Forscher suchen nach frühen Kulturspuren im Landkreis Augsburg. 4. Juli 2018, abgerufen am 2. Februar 2020.
  4. a b c d Schwabmünchen – Spuren der Vergangenheit: Universität sucht Kulturspuren der 7000-jährigen Besiedelung im Landkreis Augsburg. In: Focus Online. 29. Juni 2018, abgerufen am 3. Februar 2020.
  5. Redaktion: Kulturspuren im Schlick verborgen | shz.de. Nordfriesland Tageblatt, 7. Juli 2011, abgerufen am 2. Februar 2020.
  6. Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein: Erhalt und Erforschung der Kulturspuren im Nordfriesischen Wattenmeer. Landesregierung Schleswig-Holstein, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 2. Februar 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.schleswig-holstein.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Sturmfluten und Kulturspuren - Küstenarchäologie in Schleswig Holstein | Dr. Dirk Meier. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Februar 2020; abgerufen am 4. Februar 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuestenarchaeologie.de
  8. Kulturspuren auf Wegen und Fluren. In: Abendschau. Bayerischer Rundfunk, 25. März 2019, abgerufen am 3. Februar 2020.
  9. „Kulturspuren“. In: My Heimat. Abgerufen am 3. Februar 2020.
  10. Jeder soll Kulturspuren suchen. In: Aichacher Zeitung. 23. November 2012, abgerufen am 3. Februar 2020.
  11. Kulturspuren bekannter Deutscher. In: DW.com (Deutsche Welle). 19. August 2011, abgerufen am 2. Februar 2020.

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Eingemeißelte Spurrillen auf dem römerzeitlichen Straßenzug der «Via Julia Augusta» in Federaun, Stataturstadt Villach, Kärnten, Österreich, EU
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The famous neolithic menhirs near Carnac, Brittany, France. The Carnac stones are an exceptionally dense collection of megalithic sites around the village of Carnac, in Brittany, consisting of alignments, dolmens, tumuli and single menhirs. More than 3,000 prehistoric standing stones were hewn from local rock and erected by the pre/proto-Celtic people of Brittany, and are the largest such collection in the world.[1] Most of the stones are within the Breton village of Carnac, but some to the east are within La Trinité-sur-Mer. The stones were erected at some stage during the Neolithic period, probably around 3300 BC, but some may date to as old as 4500 BC.
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This photograph of British mortars bombing the German trenches looks over the devastated landscape of shattered trees and shell-pocked earth, apparently extending to the horizon. This typifies the desolation of 'No Man's Land', the area between the trenches of the two sides.

At the end of the war, the French had to face the task of restoring this trenched and cratered landscape. Hidden in the mud were remains of shells, miles of wire, wrecked equipment and the bodies. Eighty years after the end of the war, remains are still being found.
[Original reads: 'Bombarding the German trenches.']

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