Krzysztof Walczak (Politiker)
Krzysztof Walczak (* 9. September 1994 in Toruń, Polen[1]) ist ein polnisch-deutscher Politiker der Alternative für Deutschland (AfD) und Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft in der 22. Wahlperiode. Walczak war langjähriger stellvertretender Vorsitzender der heute vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuften Jugendorganisation „Junge Alternative für Deutschland“[2] sowie Vorsitzender der „Jungen Alternative Hamburg“.
Herkunft und Ausbildung
Krzysztof Walczak ist der Sohn eines Lastwagenfahrers und lebt seit seinem Geburtsjahr in Deutschland.[3] Nach dem Abitur 2013 in Niedersachsen[4] zog er nach Lübeck, dann nach Hamburg. Walczak studierte Rechtswissenschaft an der Bucerius Law School in Hamburg und an der Bar-Ilan-Universität im Bezirk Tel Aviv, Israel. 2019 wurde ihm der akademische Grad Bachelor of Laws (LL.B.) verliehen.[5]
Funktionen in der AfD
Walczak gehörte diversen Führungsgremien der rechtspopulistischen, in Teilen rechtsextremen Partei „Alternative für Deutschland“ und dessen Jugendorganisation „Junge Alternative für Deutschland“ an. Seit 2016 ist Walczak ununterbrochen Teil des Landesvorstandes der AfD Hamburg, zunächst als Schriftführer, seit 2020 als stellvertretender Landesvorsitzender.[6] Der Jugendorganisation „Junge Alternative für Deutschland“ gehörte er mehrere Jahre als stellvertretender Bundesvorsitzender an. Als Vorsitzender der Jungen Alternative Hamburg trat Walczak im Februar 2019 aus der Jugendorganisation aus.[7] Im Jahr 2019 bewarb sich Walczak für einen AfD-Listenpaltz für das EU-Parlament, wurde aber nicht gewählt. Am 23. Februar wurde Walczak über die Liste der AfD Hamburg in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt.[8] Er begleitet in der Fraktion das Amt des Parlamentarischen Geschäftsführers und sitzt u. a. in den Fachausschüssen für Wirtschaft und Innovation, für die Zusammenarbeit der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein und für Europapolitik.[9]
Verdrängung gemäßigter Mitglieder aus der „Jungen Alternative“
Als stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Alternative war Walczak in der ersten Hälfte des Jahres 2015 stark in die innerparteilichen Macht- und Richtungskämpfe der damals noch jungen Mutterpartei und ihrer Jugendorganisation involviert. Hierbei positionierte sich Walczak gegen die Anhänger des damaligen Bundessprechers der AfD Bernd Lucke und seine gemäßigten „Weckruf“-Anhänger, die bis dahin auch noch die Jugendorganisation prägten. Das „Hamburger Bündnis gegen rechts“ berichtet, Walczak habe in einer geheimen Facebookgruppe maßgeblich die Absetzung des damaligen gemäßigten Bundesvorsitzenden der JA, Philipp Meyer, vorangetrieben.[10] So enthob der Bundeskonvent im Mai 2015 tatsächlich den gemäßigten JA-Bundesvorsitzenden Philipp Meyer des Amtes, wie dessen Stellvertreter Walczak im Auftrag des Konvents den Mitgliedern in einem Newsletter mitteilte. Als Grund nannte Walczak Meyers öffentliche Äußerungen, in denen er „erkennbar gegen den Willen des übrigen Bundesvorstands“ gehandelt habe. Gemeint waren hier unter anderem mehrere Interviews, in denen Meyer das Amtsenthebungsverfahren gegen den thüringischen AfD-Landesvorsitzenden und Rechtsextremisten Björn Höcke gutgeheißen hatte. Höcke stand bereits 2015 wegen relativierender Äußerungen zur NPD kurz vor der Bürgerschaftswahl in Bremen in der Kritik.[11]
Kritik an multikultureller Gesellschaft
Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, vertrat Walczak bereits im Jahr 2016 migrationskritische Positionen. Den Abendblatt-Repoertern sagte Walczak: „Ich habe ein sehr großes Problem mit einer multi-kulturellen Gesellschaft. Aber ich habe kein Problem mit einer multi-ethnischen Gesellschaft. Wie die definiert wird, ist offen – über Kirchgang und Essen von Schweinefleisch dürfte es kaum funktionieren. Vielleicht über das Singen der Nationalhymne.“ Das Abendblatt zitierte in diesem Zusammenhang den Politikwissenschaftler Kai-Uwe Schnapp, der Walczaks Ideen mit der Identitären Bewegung in Verbindung brachte, der es als Reaktion auf das Buch von Thilo Sarrazin „nicht mehr in erster Linie um eine ethnische, wohl aber um eine kulturelle Homogenität“ gehe.[12]
Inhaltlich trat Walczak in seiner JA-Zeit u. a. für ein Abtreibungsrecht nach polnischen Maßstäben sowie für den Kampf für „Hochkultur“ und „Nationalstolz“ gegen „Multi-Kulti-Mischmasch“ ein. Sexuelle Vielfalt bezeichnete Walczak als einen „Kampfbegriff der Linken“.[13]
Flüchtlingskritische Positionen
Walczaks erklärte am 16. September 2020 in der Hamburgischen Bürgerschaft während einer von seiner Fraktion angemeldeten Debatte zum Thema „Moria – Altparteien setzen falsches Signal für Migranten und Schleuser!“ kurzerhand die „Streichholzschachtel zum neuen Einreisevisum“. Zuvor war bekannt geworden, dass einzelne Migranten das Flüchtlingscamp in Brand gesetzt hatten, um die Weltöffentlichkeit auf ihre humanitäre Notlage hinzuweisen. Walczaks Äußerungen lösten einen Sturm der Entrüstung aus.
Zur Bundestagswahl 2017 trat Walczak auf Platz 5 der Hamburger AfD-Liste an. Walczak warb als Kandidat für ein Abtreibungsrecht nach polnischen Maßstäben und verkündete, mit „Hochkultur“ und „Nationalstolz“ gegen „Multi-Kulti-Mischmasch“ anzutreten.
LSBTI*- und gleichstellungskritische Positionen
Walczak, der selbst für den bekennenden homosexuellen AfD-Landtagsabgeordneten Sven Tritschler[14] arbeitet[1] und dem Lifestylemagazin Schwulissimo im Vorfeld des Bürgerschaftswahlkampfes 2020 ein Interview gab,[15] trat mit öffentlichen Forderungen hervor, welche die LSBTI*-Gemeinde und Vertreter der Hamburger Politik gegen ihn aufbrachten.
Im Bürgerschaftswahlkampf 2020 positionierte sich Walczak als entschiedener Gegner des „Equal Pay Day“, den er als „krampfhaften Versuch“ ablehnte, „eine künstliche Ergebnisgleichheit herzustellen“. Die unterschiedliche Bezahlung von Frauen und Männern basiere laut Walczak auf einem „Mythos“, da „sämtliche Unterschiede bei der Bezahlung von Männern und Frauen“ mit den „freiwilligen sozioökonomischen Entscheidungen von Männern und Frauen“ statistisch erklärt werden könnten. „Staatlich verordnete Gesinnungstage“ lehnte Walczak grundsätzlich ab.[15]
Wenige Monate nach seinem Einzug in die Hamburgische Bürgerschaft kritisierte Walczak einen interfraktionellen Antrag von SPD, Grünen und Linken für eine Aufnahme des Schutzes der sexuellen Identität vor Diskriminierung ins Grundgesetz. Walczak erklärte, mit dem Begriff „sexuelle Identität“ würde auch eine grundgesetzliche Anerkennung von Zoophilie oder Pädophilie drohen. Anschließend unterstellte er den Grünen unter Hinweis auf die rund 40 Jahre zurückliegende Haltung einzelner Grünen-Politiker zur Pädophilie, dass der Verdacht bestehe, dass sie mit dem Antrag „weiterhin auf eine Dekriminalisierung der Pädophilie hinarbeiten“. Die Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) warf Walczak im Anschluss „Diskriminierung im großen Stil“ vor. Sie finde es unerträglich, „wie Sie Menschen ihr Geschlecht, ihre Identität absprechen“. Auf Antrag der Grünen trat zudem der Ältestenrat zusammen, um Walczaks Verhalten zu erörtern.[16][17]
Die deutsche Queer-Gemeinde kritisierte Walczak im April 2021, weil dieser auf dem AfD-Bundesparteitag in Dresden für ein Verbot von geschlechtsanpassenden Maßnahmen bei trans Kindern und Jugendlichen warb.[18]
Diffamierung von Repräsentanten der parlamentarischen Demokratie
Walczaks Politikstil ist geprägt durch radikale Positionen und rhetorische Provokationen. Während der Covid-19-Pandemie warf Walczak der Bundesregierung und Bundeskanzlerin Angela Merkel wiederholt totalitäre Tendenzen vor. So behauptete er, die Corona-Gefahren würden von einer „konzentrierten Macht von Regierungen, Parteien und Medien“ nur dazu genutzt, um die Politik mit Maßnahmen wie dem Lockdown in eine „üble autoritäre Richtung“ zu lenken.[19] In einem Twitter-Beitrag vom 2. Februar 2021 warf Walczak Bundeskanzlerin Angela Merkel vor, eine „Corona-Impfapartheid“ vorzubereiten und bezichtigte sie einer „zutiefst grundgesetzfeindlichen Gesinnung“.[20] Über die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit (SPD) sagte Walczak, sie zeige „autoritäre, undemokratische Züge“, weil es keinen Vizepräsidenten-Posten für die AfD gab.[21] In diesem Zusammenhang unterstellte Walczak der Bürgerschaftspräsidentin, von dieser ob seiner polnischen Wurzeln als „geringerer Mensch“ angesehen zu werden. Zudem würde die Geschäftsordnung mit der Nichtberücksichtigung „vergewaltigt“.[22]
Noch heftiger kritisierte Walczak die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Claudia Roth, die er als „Rechtsbrecherin“ bezeichnete, die „mit Schimpf und Schande abgesetzt“ gehöre.[23]
Bewertung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz
Das Bundesamt für Verfassungsschutz kritisiert in seinem Gutachten zur „Alternative für Deutschland“ aus dem Jahr 2019 ein vom damaligen Bundesvorsitzenden der „Jungen Alternative“ Markus Frohnmaier gemeinsam mit seinem damaligen Stellvertreter Krzysztof Walczak veröffentlichtes Positionspapier, in welchem „die Unabhängigkeit des Bundesverfassungsgerichts und die Rechtmäßigkeit seiner Entscheidungen“ angezweifelt wird. So fordern Frohnmaier und Walczak in dem 2016 veröffentlichten Positionspapier die Höchstfreiheitsstrafe von derzeit 15 Jahren auf 25 Jahre zu erhöhen. Lebenslange Freiheitsstrafen müssten auch wirklich lebenslang abgesessen werden. Für Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren müsse die Anwendung des Erwachsenenstrafrechts absolutes Muss werden und minderjähriger Straftäter dürften "nicht nur Sozialstunden schieben", sondern müssten "bereits beim ersten Vergehen als Warnschuss in Arrest gesteckt werden". Eltern solle das Sorgerecht für minderjährige Straftäter entzogen werden, wenn sie der kriminellen Karriere "nicht Einhalt gebieten" könnten.[24] Im Bereich der Ausländerkriminalität solle das Strafrecht massiv verschärft werden. Demnach seien Straftäter schon bei der ersten Straftat unverzüglich nach Verbüßung einer etwaigen Gefängnisstrafe abzuschieben, und zwar unabhängig vom Alter. „Sollten aufgrund der politisch beeinflussten und linksideologisch gefärbten Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Verfassungsänderungen notwendig sein, müssen diese vorgenommen werden. Alternativ ist das Bundesverfassungsgericht mit Richtern zu besetzen, die beim Lesen der Verfassung nicht irgendwelche ‚Rechte‘ in den Text halluzinieren, von denen 1949 im Parlamentarischen Rat gar nicht die Rede war.“[24]
Durch diese Aussage werden, so das Bundesamt für Verfassungsschutz, nicht nur die Entscheidungen des höchsten deutschen Gerichts in Frage gestellt, sondern es wird gefordert, das Gericht mit Richtern zu besetzen, die die in Bezug auf die Auslegung des Grundgesetzes offenbar sehr restriktive Rechtsauffassung des JA-Vorsitzenden vertreten. Damit wird die für das Rechtsstaatsprinzip unabdingbare Unabhängigkeit der Gerichte in Frage gestellt.[25]
Kontroversen um Walczaks Wirken als Berufspolitiker
Mehrfach wurde Walczak in der AfD dafür kritisiert, dass er ohne abgeschlossenes Hochschulstudium und insbesondere ohne jegliche Berufserfahrung hochdotierte Mandate oder Funktionen in der Partei anstrebte. Hintergrund dieser Kontroversen war, dass die AfD sich in scharfem Kontrast zu den traditionellen Parteien dezidiert gegen „die sich fortsetzende Tendenz zum Berufspolitikertum“ ausgesprochen hatte.[26] So zweifelte der Delegierte Denis Joschko auf der Europawahlversammlung der AfD im November 2018 Walczaks Eignung für ein Mandat im EU-Parlament mit dem Argument an, dass dieser doch erstmal Berufserfahrung sammeln solle, bevor er sich für das EU-Parlament aufstellen lasse.[27]
Walczak gab in seiner Bewerbungsrede an, zwar noch keinen Studien-Abschluss zu besitzen aber für einen Bundestagsabgeordneten zu arbeiten und berufliche Erfahrung in diversen Nebentätigkeiten an der Uni gesammelt zu haben. Dies nahm der AfD-Kandidat für die EU-Wahl und der Fraktionsvorsitzende im baden-württembergischen Kreistag Enz-Kreis Christoph Wichardt zum Anlass, Walczaks Kandidatur in seiner Bewerbungsrede scharf anzugreifen und die AfD-Position gegen das Berufsolitikertum zu verteidigen:
„Wir waren mal gegen das Berufspolitikertum. […] Ich trete hier gegen einen Kandidaten an, der mit 24 Jahren weder über Lebens- noch über Berufserfahrung verfügt. Es ist so. Er ist ein brillianter Redner aber wir haben in unsere Satzung geschrieben, dass man fünf Jahre Berufserfahrung haben soll. Und Nebentätigkeiten an der Uni sind keine Berufserfahrung. Und pünktlich irgendwo zu erscheinen, ist keine Berufserfahrung, sondern eine Selbstverständlichkeit. Wir werfen den anderen Parteien immer vor: Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal. Wenn wir diesen Kandidaten aufstellen, machen wir uns lächerlich und unglaubwürdig. Wir verraten unsere eigenen Ideale und ich weiß nicht, wie es so weit kommen konnte. […] Einen Berufsunerfahrenen in Anbetracht unserer Satzung ins EU-Parlament zu schicken, wäre parteischädigend.“[28]
Tatsächlich hatte sich die AfD bereits in ihrer Gründungszeit in ihre Bundessatzung geschrieben, dass Parteimitglieder vor einer Kandidatur für ein Mandat mindestens fünf Jahre in einem Beruf tätig gewesen sein sollen; bezahlte Tätigkeiten in der Politik oder einer Partei gelten nach dieser Satzung ausdrücklich nicht als anrechenbare Berufserfahrung.[29] Später verurteilte die AfD das Streben nach Mandaten ohne Berufserfahrung noch deutlicher. In ihrem Grundsatzprogramm aus dem Jahr 2016 schrieb sie:
„Es hat sich eine politische Klasse von Berufspolitikern herausgebildet, deren vordringliches Interesse ihrer Macht, ihrem Status und ihrem materiellen Wohlergehen gilt. […] Die sich fortsetzende Tendenz zum Berufspolitikertum hat der Monopolisierung der Macht Vorschub geleistet und die unübersehbare Kluft zwischen dem Volk und der sich herausgebildeten politischen Klasse vergrößert. Vetternwirtschaft, Filz, korruptionsfördernde Strukturen und verwerflicher Lobbyismus sind die Folge.“[30]
Für zusätzliche Irritationen auf der EU-Wahlversammlung hatte Walczak gesorgt, indem er sich in seiner Bewerbungsrede als „Jurist“ bezeichnete, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal einen Baccalaureus of Law vorzuweisen hatte.[27] Tatsächlich besitzt Walczak bis heute weder ein abgeschlossenes Erstes noch ein Zweites Juristisches Staatsexamen; Walczak ist weder Diplom- noch Volljurist und hat keine Zulassung als Rechtsanwalt.
In der anschließenden Stichwahl um den aussichtsreichen Listenplatz 13 zur EU-Wahl unterlag Walczak dann überaus deutlich der promovierten Volljuristin und Rechtsanwältin Verena Wester aus Nordrhein-Westfalen mit 126 zu 240 Stimmen.[31]
Ungeachtet der innerparteilichen Kritik, die sich Walczak aufgrund seiner mangelnden Berufserfahrung in der Partei gegenübersah, hatte er seit 2017 konsequent seine Karriere als Berufspolitiker mit mehreren zeitgleichen Anstellungen in mehreren Parlamenten forciert. Hierzu verhalfen ihm die engen Kontakte zu den damaligen JA-Vorsitzenden Markus Frohnmaier und Sven Tritschler zu gut dotierten Anstellungen, bei Frohnmaier als dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag sowie bei Tritschler als dessen Fachreferent im Landtag NRW.[1]
Obwohl Walczak als Berufspolitiker gemäß Bundessatzung der AfD kein politisches Mandat für die AfD hätte anstreben dürfen, trat er Ende 2019 erneut bei einer Aufstellungsversammlung der Hamburger AfD zur Wahl der 22. Hamburgischen Bürgerschaft an. Hierzu konnte er als enger Vertrauensmann des hoch umstrittenen und wegen Betrugs verurteilten Geschäftsführers der Hamburger AfD-Fraktion Thorsten Prenzler auf ein entsprechendes Unterstützernetzwerk zählen.
In seiner Bewerbungsrede versprach Walczak den Parteitagsteilnehmern, seine Tätigkeit als Referent für den Bundestagsabgeordneten Markus Frohnmaier aufzugeben, falls er in die Bürgerschaft gewählt würde, um sich dann voll auf sein Mandat konzentrieren zu können. Dieses Versprechen löste Walczak nach seiner Wahl in die Bürgerschaft vom 23. Februar 2020 jedoch nicht ein, wie aus den Angaben zu den Verhaltensregeln gemäß § 26 Abs. 1 des Hamburgischen Abgeordnetengesetzes hervorgeht.[1] Auch seine Anstellung bei dem Landtagsabgeordneten Sven Tritschler behielt Walczak nach der Wahl in die Bürgerschaft.[1] Obwohl Walczak als Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Bürgerschaftsfraktion ab 2020 ein herausgehobenes und zeitfüllendes Mandat wahrnahm[32] und nach Auskunft der Hamburger Bürgerschaftskanzlei in zwölf Ausschüssen der Bürgerschaft sitzt,[1] ist er somit in insgesamt drei Parlamenten gleichzeitig tätig. Auch gegen solche Tendenzen des Berufspolitikertums hatte sich die AfD in Kontrast zu den „Altparteien“ immun machen wollen, indem sie in ihrer Satzung zur Verhinderung von zeitintensiven Nebentätigkeiten und Lobbyismus festlegte:
„Sie sollen ihre vor dem Beginn des Mandats ausgeübte Tätigkeit auf ein angemessenes Maß reduzieren, um sich überwiegend ihrer Abgeordnetentätigkeit widmen zu können.“[29]
Walczak verkörpert somit in prototypischer Weise die Rolle des reinen, ausschließlich von der Politik lebenden Berufspolitikers ohne außenpolitische Berufserfahrung, die in diamentralem Widerspruch zur Satzung und zum Grundsatzprogramm seiner eigenen Partei steht.[26]
Kritik von Medienvertretern
Die wiederholten rhetorischen Provokationen Walczaks brachten ihm die Kritik politischer Medienberichterstatter ein. So porträtierte die BILD-Zeitung Walczak in einem Artikel als „neuen Scharfmacher“, dessen „neuer offensiver Rechtspopulismus“ in der Bürgerschaft „auf Abscheu“ treffe: „Seit Walczak in die Bürgerschaft gewählt wurde, weht ein Sturm populistischer Übertreibung durch das Parlament. Hamburgs AfD, sonst eher behäbig volkstümelnd, hat plötzlich einen echten Scharfmacher! […] Pöbeln, giften, runtermachen. Das ist Walczaks Welt. Und er weiß genau, was er tut: Abi mit 1,0, „Bucerius Lawschool“, hochintelligent.“[33]
Auch das Hamburger Abendblatt befasste sich in einem längeren Artikel kritisch mit dem Jungpolitiker Walczak. Darin wird Walczak „maßgeblich“ für „die Verschärfung des Tons“ innerhalb der AfD-Fraktion und indirekt für den Rücktritt des ehemaligen moderaten AfD-Bürgerschaftsabgeordneten Detlef Ehlebracht verantwortlich gemacht. Das Abendblatt problematisiert auch Walczaks Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter für den früheren Bundesvorsitzenden der "Jungen Alternative" Markus Frohnmaier, über den es in einem Gutachten des Bundesamtes für Verfassungsschutz heißt, dieser legitimiere „Angriffe auf das staatliche Gewaltmonopol“ und habe „Verbindungen zu rechtsextremistischen Verlagen/Publizisten“ sowie zur „islamfeindlichen German Defence League“.[34]
Walczak als gleichzeitiger Abgeordneter und Mitarbeiter in drei Parlamenten
Walczak bekleidet als parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Bürgerschaftsfraktion ein herausgehobenes Mandat[35]. Gleichzeitig ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag sowie als fachkundiger Assistent in Sachen Rechtsfragen im Landtag von Nordrhein-Westfalen beschäftigt.[1]
Aufsehenerregende Aussagen
In einer vielfach kritisierten Parteitagsrede beschimpfte Walczak den für sein Engagement gegen Rechtsextremismus vom Jüdischen Museum Berlin mit dem „Preis für Verständigung und Toleranz“ ausgezeichneten Siemens-Chef Joe Kaeser als „Gesinnungsterroristen“ und als „Schande für Deutschland“.[36][37][38]
Weblinks
- AfD Hamburg: Krzysztof Walczak
- Hamburger Morgenpost: 50 Protestler vor dem Gebäude AfD-Mann traut sich nur mit Polizei in Ottenser Schule
- Hamburger Abendblatt: AfD-Mann Walczak nennt Siemens-Chef "Gesinnungsterrorist"
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Abgeordnetenprofil von Krzysztof Walczak. Hamburgische Bürgerschaft, abgerufen am 18. Mai 2021.
- ↑ Mett-Kreuze und "Deutschland erwache"-Rufe: Ein Tag mit der AfD-Jugend. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Hamburger Abendblatt - Hamburg: Krzysztof Walczak und Delphine Thiermann: Die Junge Alternative. 15. Juli 2016, abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ Northeimer ist der zweitbeste Abiturient Niedersachsens. 4. Juli 2013, abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Krzysztof Walczak | AfD-Fraktion Hamburg. Abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ Krzysztof Walczak. Abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ AfD löst sich von Jugendorganisation. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ 123 Abgeordnete im Überblick - Hamburgische Bürgerschaft. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Krzysztof Walczak | AfD-Fraktion Hamburg. Abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ AfD will bei Jugendorganisation den Geheimdienst austricksen - keine-stimme-den-nazis.org. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Tilman Steffen: Alternative für Deutschland: AfD-Nachwuchs kickt Lucke-Anhänger raus. In: Die Zeit. 23. Mai 2015, abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Jens Meyer-Wellmann: Ein Blick hinter die Fassade: Der große AfD-Report. 15. Juli 2016, abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ AfD will bei Jugendorganisation den Geheimdienst austricksen - keine-stimme-den-nazis.org. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ "Rebellion ist rechts!" 8. März 2016, abgerufen am 18. Mai 2021.
- ↑ a b Wahlprüfsteine - Bürgerschaftswahl 2020 in Hamburg. Abgerufen am 18. Mai 2021.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Bürgerschaft: Schutz der sexuellen Identität im Grundgesetz. Abgerufen am 18. Mai 2021.
- ↑ Hamburg für Schutz der sexuellen Identität im Grundgesetz. Abgerufen am 18. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ Micha Schulze: AfD-Wahlprogramm: Noch queerfeindlicher als geplant. Abgerufen am 18. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Bürgerschaft befürwortet Lockdown. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ #Merkel bereitet im Interview die #Corona-Impfapartheid vor: ... Abgerufen am 6. Mai 2021. , auf twitter.com
- ↑ Rathaus intern: Die AfD hat einen neuen Scharfmacher. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Mathias Adler: Coronakrise kostet nur halbe Köhlbrandquerung, Kontaktsperren bleiben, AfD sorgt immerhin für Unterhaltung, HSV meldet offiziell Kurzarbeit an. In: Tagesjournal. 1. April 2020, abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ Verdachtsfälle: Krzysztof Walczak und Marco Schulz. 14. Januar 2020, abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ a b Facebook Eintrag Markus Frohnmaier vom 23. Juni 2016. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Andre Meister: Prüffall: Wir veröffentlichen das Verfassungsschutz-Gutachten zur AfD. Abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ a b Grundsatzprogramm für Deutschland, auf afd.de
- ↑ a b Facebook Watch - Eintrag vom 19. November 2018
- ↑ Facebook Watch - Eintrag vom 19. November 2019
- ↑ a b Bundessatzung, auf afd.de
- ↑ Programm für Deutschland., auf afd.de
- ↑ Verena Wester, auf abgeordnetenwatch.de
- ↑ Fraktionsvorstand, auf afd-fraktion-hamburg.de
- ↑ Rathaus intern: Die AfD hat einen neuen Scharfmacher. Abgerufen am 6. Mai 2021.
- ↑ Peter Ulrich Meyer: Hamburger Bürgerschaft: Schwund auf Rechtsaußen. 5. Dezember 2020, abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ Krzysztof Walczak | AfD-Fraktion Hamburg. Abgerufen am 18. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ Hamburger Abendblatt - Hamburg: AfD-Mann Walczak nennt Siemens-Chef Joe Kaeser "Gesinnungsterrorist". 11. Januar 2020, abgerufen am 6. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ AfD Hamburg wählt Vorstand: Neues Vorstandsmitglied hetzt gegen Siemens-Chef. 11. Januar 2020, abgerufen am 18. Mai 2021 (deutsch).
- ↑ Auf Parteitag: Neuer AfD-Vize bepöbelt Siemens-Chef. Abgerufen am 18. Mai 2021.
Personendaten | |
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NAME | Walczak, Krzysztof |
ALTERNATIVNAMEN | Walczak, Krzysztof Rafal (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | polnisch-deutscher Politiker (AfD) |
GEBURTSDATUM | 9. September 1994 |
GEBURTSORT | Toruń, Polen |