Kryry

Kryry
Wappen von Kryry
Kryry (Tschechien)
Basisdaten
Staat:Tschechien Tschechien
Region:Ústecký kraj
Bezirk:Louny
Fläche:3942,757[1] ha
Geographische Lage:50° 10′ N, 13° 26′ O
Höhe:304 m n.m.
Einwohner:2.369 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl:439 81 – 439 86
Kfz-Kennzeichen:U
Verkehr
Bahnanschluss:Plzeň–Duchcov
Struktur
Status:Stadt
Ortsteile:4
Verwaltung
Bürgermeister:Miroslav Brda (Stand: 2013)
Adresse:Hlavní 1
43981 Kryry
Gemeindenummer:566314
Website:www.kryry.cz
Lage von Kryry im Bezirk Louny

Kryry (deutsch Kriegern) ist eine Stadt im Okres Louny in Tschechien.

Geographische Lage

Panorama von Kriegern von der Schillerwarte aus gesehen

Die Stadt liegt in Westböhmen im Saazer Becken an der Blšanka (Goldbach) und am Fuß des Kirchbergs, ostsüdöstlich von Nepomyšl (Pomeisl).

Geschichte

Stadtkern (2018)
Pfarrkirche Mariä Geburt, (2015)
Aussichtsturm Schillerwarte
Burggraben der abgetragenen Ruine von Schloss Kriegern

Kriegern war ehemals Herrschaftssitz, die Burg wurde jedoch bereits im 14. Jahrhundert zerstört. Anschließend gelangte die Ansiedlung in den Besitz der Liebsteinsky von Kolowrat. 1653 erhielt Kriegern das Marktrecht, das Braurecht und eine eigene Gerichtsbarkeit.

Die erste Pfarrkirche bestand bereits im Jahr 1384. Während der Hussitenkriege verließ der letzte katholische Geistliche die Stadt, welche bis 1664 von protestantischen Geistlichen betreut wurde. Erst 1664 wurden die Seelsorge wieder mit einem katholischen Geistlichen besetzt. Die Kirche Mariä Geburt wurde 1722 im Stil des Barock erbaut. Zum Pfarrbezirks Kriegern gehören nach dem Kirchenbuchverzeichnis die Pfarrorte: Kriegern, Rebitschka-Mühle; zeitweise: Golleschau, Kleintschernitz, Neue Mühle, Oberklee, Pschesnitz, Strojeditz, Tschentschitz, Wiessen. Mehrere Unglücke suchten die Stadt heim. Durch Großbrände wurden Teile der Stadt in den Jahren 1664, 1791 und 1820 eingeäschert. Die Überschwemmungen von 1762, 1779, 1789, 1795, 1852 und 1855 richteten ebenfalls größere Schäden an.

In Kriegern waren eine bedeutende Glasfabrik, eine große Porzellanfabrik, eine Bierbrauerei, zwei Mühlen, fünf Ziegeleien, das Sägewerk Siegel sowie ein Elektro-Werk ansässig. im Umland wurde Hopfen angebaut.[3] Seit 1875 bestand die Saazer Aktien-Rübenzucker-Fabrik. Die Glasfabrik Kupfer & Glaser aus Wien nahm 1908 ihren Betrieb auf. Aufgrund der günstigen Bodenbeschaffenheit ließen sich mehrere Ziegelwerke in der Stadt nieder. Zu nennen sind hier: Ziegelei Vinzenz Kaiser, Karl Kaiser, Rudolf Zimmermann. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Kriegern 1919 der neu geschaffenen Tschechoslowakei zugeschlagen.

Nach dem Münchner Abkommen rückte am 10. Oktober 1938 die deutsche Wehrmacht in der Stadt ein. Von 1938 bis 1945 gehörte Kriegern zum Landkreis Podersam, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland des Deutschen Reichs.

Pogrom bei Kriegern. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden am 7. Juni 1945 im Rahmen einer von Tschechen am Elementenwald bei Podersam durchgeführten Vergeltungsaktion 68 Bewohner ermordet und verscharrt.[4]

Nach Kriegsende wurde die deutschböhmische Bevölkerung enteignet und vertrieben. Der historische Stadtkern samt Rathaus wurden in der Folgezeit abgetragen und zum Teil neu bebaut.

Seit dem 23. Januar 2007 besitzt Kryry wieder Stadtrechte.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
JahrEinwohnerAnmerkungen
17850 k. A.106 Häuser[5]
18300838in 145 Häusern[6]
18431011in 159 Häusern[7]
18691430
18801926
18902121davon 2092 deutsche Einwohner[8]
19002237deutsche Einwohner[3]
19102571
19212541davon 2200 deutsche Einwohner[9]
19302550[10]
Einwohnerzahlen seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Jahr1950196119701980199120012011
Einwohner1606177417411957200320151901

Ortsgliederung

Die Stadt Kryry besteht aus den Ortsteilen Běsno (Wießen – 511 Einwohner im Jahr 1890), Kryry (Kriegern), Stebno (Steben) und Strojetice (Strojetitz – 690 Einwohner im Jahr 1890)[11], die zugleich auch Katastralbezirke bilden.[12] Zu Kryry gehören außerdem die Ansiedlungen Březnice (Pschesnitz) und Nový Mlýn (Neumühle).

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche Mariä Geburt (Kostel Narození Panny Marie) – Barockkirche von 1722, erneuert 1780[7], seit 1958 Kulturdenkmal der Tschechischen Republik
  • Schillerwarte (Schillerova rozhledna), errichtet 1905/06 auf dem ehemaligen Burgberg Kozihrady (383 m), seit 2004 Kulturdenkmal der Tschechischen Republik

Söhne und Töchter der Gemeinde

Weblinks

Commons: Kryry – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/obec/566314/Kryry
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. a b Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 11, Leipzig und Wien 1907, S. 660.
  4. Exzesse gegen Sudetendeutsche: Als das Pendel der Gewalt zurückschlug. Massaker im Elementenwald im Juni 1945 Süddeutsche Zeitung vom 10. Februar 2011, abgerufen am 3. Januar 2019
  5. Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 7: Saatzer Kreis, Prag und Wien 1787, S. 107–108, Ziffer 4).
  6. Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 199, Ziffer 15).
  7. a b Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 14: Saazer Kreis, Prag 1846, S. 271, Ziffer 3).
  8. K. K. Statistische Central-Commission (Hrsg.): Special-Orts-Repertorium von Böhmen. Wien 1893, S. 540.
  9. Genealogie-Netz Sudetenland
  10. Michael Rademacher: Landkreis Podersam (tschech. Podborany). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  11. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/566314/Obec-Kryry
  12. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/566314/Obec-Kryry

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Blick von der Schillerwarte auf Kriegern (Kryry)
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