Krodo

Erste Erwähnung, Abbildung und Deutung der Krodofigur, Sachsenchronik Conrad Bothes, 1492
Krodo-Statue an der Harzburg

Krodo war laut Conrad Bothes Sassenchronik von 1492 ein Gott der germanischen Sachsen, der dem römischen Saturnus ähnlich gewesen und dessen Standbild im Jahr 780 auf der Harzburg von Karl dem Großen bei Besiegung der Ostsachsen niedergeworfen worden sei. Aus anderen Quellen ist davon nichts bekannt.

Die Sassenchronik zeigt und beschreibt Krodo als Mann, der auf einer Säule auf einem großen Fisch steht und in der Rechten ein Gefäß mit Blumen, in der Linken ein emporgerichtetes Rad hält. Bothe deutet die einzelnen Details moralisch auf die Einheit und Stärke des Sachsenvolks. Da die Sassenchronik die einzige Quelle bleibt, wird ein vorchristlicher Krodo-Kult heute grundsätzlich bezweifelt, ähnlich wie bei anderen Pseudogottheiten fragwürdiger Herkunft[1] wie Ostara, Biel, Stuffo oder Lollus.

Der sogenannte Krodoaltar in Goslar, der wohl aus dem Jahre 1040 stammt, wurde erst in der frühen Neuzeit im Volksmund mit Krodo in Verbindung gebracht und nach ihm benannt.[2] In der Volkssage wurde die Erzählung vom „Götzen Crodo“ anscheinend als Motiv auf die Gegend der Dörfer Götzenthal und Grotenleide (Crotenlaide) beim sächsischen Meerane übertragen.[3]

Friedrich Georg Weitsch malte 1798 das Historiengemälde Das Opferfest des Krodo.

Mit der Figur des Krodo als Maskottchen wirbt heute das Heilbad Bad Harzburg.

Literatur

  • Wolfram Janzen: Ein Sachsengott »Krodo«? Eine literarische, kunst- und religionsgeschichtliche Spurensuche. In: Harz-Zeitschrift für den Harz-Verein für Geschichte und Altertumskunde 69, Jahrgang 2017, S. 31–47 (online)
  • J.A.E. Köhler: Das Sagenbuch des Erzgebirges, 1886
  • Wilhelm Vollmer: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 302.

Weblinks

Commons: Krodo – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Albert Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen 1839 I. S. 2
  2. harzburger-wanderseite.de
  3. Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2, Dresden 21874, S. 26–27

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KrodoHarzburg.jpg
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Krodo-Statue auf dem Großen Burgberg bei Bad Harzburg
Earliest appearance of Krodo Sachsenchronik 1492.jpg
Erste Erwähnung und Beschreibung von "Krodo", einer angeblichen vorchristlichen Gottheit der Sachsen (1492)
Ick vinde in der schrifft dat hyr in ostsassen to der harteßborch gestan hadde eyn affgode na saturno · vnd den heten de lude vnde dat meyne volck krodo Vnde dusse affgode stond vppe eyner sulen vnd vppe eynem barse dat dudde dat se wolden stan vppe vasten voten · wente de affgode stod baruet vppe dem barse · dat bedudde dat de sassen scholden ghan baruot vppe schermesten · er se sick scholden eighen geuen · wente de affgode was gegort mit eyner lynen schorten · dat bedudde dat se fry weren van örem gode saturno · vnde scholden sick struuen teghen öre voruolger · alse de barß iegen den heket · Vnde de affgodde hadde in syner lochteren hant eyn rad · dat bedudde dat sick de sassen scholden vast besluten in eyn · vnd in der vorderen hant eynen water aymer · dat bedudde dat he were eyn moder der kulde · und de rosen in dem aymer bedudde dat he were eyn borne der fruchte so anbedden se syner macht vppe dat öne der frost orer fruchte neynen schaden dede · De konigh karl quam in dat lant vnd bekorde de ostsassen do sprack he · we is iuwe got · do rep dat meyne volck · krodo krodo is vnse got Do sprack konigh karl · het krodo iuwe got dat het de kroden duuel · van deme worde quam dat bose wort mangk den sassen · vnd do toch konigh karle to der hartesborch unde vorstorde krodo den affgot vnde leyde den dom to saligenstidde dat nu osterwick het in de ere sunte steffen
"Ich finde in der Schrift, dass hier in Ostsachsen bei der Harzburg gestanden hat ein Abgott nach Saturn. Und den hießen die Leute und das gemeine Volk Krodo. Und dieser Abgott stand auf einer Säule und auf einem Barsch. Das bedeutete, dass sie wollten auf festen Füßen stehen. Dass der Abgott barfuß auf dem Barsch stand, das bedeutete, dass die Sachsen barfuß auf Schermessern gehen sollten, ehe sie sich sollten (einem Herrn) zu eigen geben. Dass der Abgott gegürtet war mit einem leinenen Schurz, das bedeutete, dass sie frei wären von ihrem Gott Saturn und sollten sich sträuben gegen ihre Verfolger wie der Barsch gegen den Hecht. Und der Abgott hatte in seiner linken Hand ein Rad. Das bedeutete, dass sich die Sachsen sollten fest zusammenschließen in eins. Und in der rechten Hand einen Wassereimer. Das bedeutete, dass er wäre eine Mutter der Kälte; und die Rosen in dem Eimer - bedeutete, dass er wäre ein Born der Früchte. So beteten sie seine Macht an, auf dass ihnen der Frost an ihren Früchten keinen Schaden täte. Der König Karl kam in das Land und bekehrte die Ostsachsen. Da sprach er: Wer ist euer Gott? Da rief das gemeine Volk: Krodo, Krodo ist unser Gott. Da sprach König Karl: Heißt Krodo euer Gott? Das heißt: der Kröten Teufel. Von dem Wort kam das böse Wort unter die Sachsen. Und da zog König Karl zur Harzburg und zerstörte Krodo den Abgott und gründete den Dom zu Seligenstadt, das nun Osterwieck heißt, zur Ehre von St. Stephan."