Kritisches Denken

Der Begriff Kritisches Denken (engl. Critical Thinking) bezeichnet vernünftiges reflektierendes Denken.[1] So ist insbesondere auch die Orientierung des Denkens von Laien an den methodischen Kriterien der Wissenschaft von Bedeutung. Dabei sind Laien besonders in ihrer Rolle als Bürger in einer Wissensgesellschaft gemeint.[2]

Begriff und Methode

Der Begriff kommt ursprünglich aus dem angelsächsischen Bildungssystem und umfasst dort sowohl eigenständige didaktische Inhalte (z. B. systematisches Assoziieren) als auch fachliche Arbeitsweisen, und zwar durchgängig von der Grundschule bis zum Abschluss der Universität. Bekannt wurde das Trainingsmodell Reflection, Reasons, Alternatives (RRA):

  • Vermeide schnelle Urteile, akzeptiere nicht jede erste Idee, die dir in den Kopf kommt, oder das, was in den Medien präsentiert wird. Denke erst einmal darüber nach.
  • Frage nach: Woher wissen Sie das? Was ist der Grund dafür? Was ist Ihre Informationsquelle?
  • Suche gezielt nach alternativen Hypothesen, Erklärungen und Ursachen, nach alternativen Plänen und Lösungen.

Nach Peter Facione[3] umfasst kritisches Denken die „bewusste, selbstregulative Urteilsbildung, die Interpretation, Analyse, Bewertung und Schlussfolgerung beinhaltet“. Wichtig dafür ist vor allem die Fähigkeit, selbstständig und ohne Kognitive Verzerrung (bias) nachzuforschen, also ohne Informationen zu bevorzugen, die der eigenen Meinung entsprechen (confirmation bias), und ohne Gegenpositionen abzuwerten (myside bias).

Hintergrund

Im kritischen Denken wird der Unterschied zwischen Wissenschaftlern und Laien fließend. Die Vorstellung der "Men as scientists" geht davon aus, dass Menschen in ihrem Bemühen, Irrtümer zu vermeiden, spontan die gleichen Denkwege wie Wissenschaftler einschlagen, nur eben weniger ausgearbeitet. Umgekehrt seien wissenschaftliche Ergebnisse sozusagen geronnenes wissenschaftliches Denken, das sie erschaffen hat, aber insofern auch beschränkt. Einer der Paten des Gedankens ist John Dewey, der in seinem Buch Democracy and Education: an introduction to the philosophy of education (dt. Demokratie und Erziehung) aus dem Jahr 1916 die Rolle des Bürgers in seiner Fähigkeit zu kritischer Partizipation begründet sieht.

Literatur

  • Aurelio Peiccei [Hrsg.]: Das menschliche Dilemma, Zukunft und Lernen. Bericht für den Club of Rome. Wien: Molden 1979. ISBN 978-3217010406.
  • Bernhard Kraak: Erziehung zum Kritischen Denken. In: Pädagogisches Handeln. Heft 1 2000.
  • Hermann Astleitner: Kritisches Denken: Basisqualifikation für Lehrer und Ausbilder. Innsbruck: Studien Verlag 1998.
  • Jonas Pfister: Kritisches Denken. Stuttgart: Reclam 2020.
  • Stiftung für Kritisches Denken: Deutscher Leitfaden unter criticalthinking.org (PDF).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert H. Ennis: The Nature of Critical Thinking. University of Illinois, abgerufen am 24. Juli 2018 (englisch).
  2. Definition in Lexikon online für Psychologie und Pädagogik (Memento vom 26. März 2014 im Internet Archive) abgerufen am 2. Juli 2014.
  3. Peter A. Facione: Critical Thinking: A Statement of Expert Consensus for Purposes of Educational Assessment and Instruction. Santa Clara University 1990 Download (PDF) (Memento vom 1. Februar 2017 im Internet Archive)