Kritische Justiz

KJ – Kritische Justiz

BeschreibungJuristische Zeitschrift
VerlagNomos Verlagsgesellschaft
Erstausgabe1968
Erscheinungsweisevierteljährlich
Verkaufte Auflage1.700 Exemplare
ChefredakteurEva Kocher, Andreas Fischer-Lescano
HerausgeberBoris Burghardt, Sonja Buckel, Isabel Feichtner,
Andreas Fischer-Lescano,
Felix Hanschmann, Tanja Hitzel-Cassagnes,
Eva Kocher, Nora Markard, Kolja Möller,
Cara Röhner, Dana Schmalz, Thilo Scholle, Maria Wersig, Tim Wihl, Ingeborg Zerbes
Weblinkwww.kj.nomos.de
ISSN (Print)

Die Kritische Justiz. Vierteljahresschrift für Recht und Politik (KritJ oder KJ) ist eine juristische Fachzeitschrift, die seit 1968 vierteljährlich mit einer Auflage von 1.700 Exemplaren erscheint.[1] Die KJ erscheint heute in der Nomos Verlagsgesellschaft, die zur C. H. Beck Verlagsgruppe gehört.[2]

Geschichte

Die Zeitschrift wurde 1968 von Studenten der Rechtswissenschaft aus dem Umfeld des Zivilrechtlers Rudolf Wiethölter, die der Frankfurter Schule um Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, den Studentenbewegungen der 1968er und der sich herausbildenden außerparlamentarischen Opposition nahestanden, als rechtspolitische Zeitschrift gegründet.[3][4][5] Wichtige Förderer der Gründung waren der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer und der Präsident des Hessischen Landesarbeitsgerichts Hans Gustav Joachim.[6] Die KJ war ein Forum für die Neuen sozialen Bewegungen, die sich in dieser Zeit formierten.[3]

Von Anfang an wurden darin kritische Beiträge zur Rechtstheorie und Rechtsgeschichte veröffentlicht. Behandelt wurden damals vor allem gesellschaftskritische Themen.[4] In den ersten Ausgaben der Kritischen Justiz wurden außerdem Beiträge zur marxistischen Rechtstheorie, Kritik der Privatautonomie und der „bürgerlichen Rechtsgeschichte“ publiziert sowie die repressive Funktion des Strafrechts in Frage gestellt. Darüber hinaus enthielten die Hefte Aufsätze zu Berufsverboten und Arbeitskampf, zu Solidarität und juristischer Strategie in politischen Prozessen, zu Versammlungsfreiheit und Polizei- und Ordnungsrechten sowie kritische Urteilsrezensionen.

Ein Schwerpunkt der Kritischen Justiz lag von Anfang an in der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit in Gesellschaft, Rechtswissenschaft und Justiz. Martin Borowsky zeigte allerdings in einem Aufsatz, der in der KJ 2022 erschien, dass Hans Gustav Joachim in seiner 1939 erschienenen Dissertation nationalsozialistisches Gedankengut verarbeitet hatte. Joachim war in den Jahren 1959 bis 1961 Richter am Bundesarbeitsgericht gewesen. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte im Jahr 1978 darüber berichtet.[7][8][9]

Inhalt

Die Zeitschrift enthält Aufsätze und Berichte aus allen Rechtsgebieten und informiert über die derzeitigen Rechtsentwicklungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Betrachtung des gesellschaftlichen Hintergrunds sowie des ökonomischen und politischen Kontextes. Die Zeitschrift wendet sich nicht nur an Juristen, sondern auch an die Angehörigen anderer Fachrichtungen.[10] Die Kritische Justiz ist demokratischen Werten verpflichtet.

Im Online-Archiv stellt der Verlag zu jedem Heft mindestens einen Beitrag im Volltext zum Download bereit.

Redaktion und Herausgeber

Die Zeitschrift wird von Boris Burghardt, Sonja Buckel, Isabel Feichtner, Andreas Fischer-Lescano, Felix Hanschmann, Tanja Hitzel-Cassagnes, Eva Kocher, Nora Markard, Kolja Möller, Cara Röhner, Dana Schmalz, Thilo Scholle, Maria Wersig, Tim Wihl und Ingeborg Zerbes herausgegeben.

Die Redaktion liegt bei Tanja Hitzel-Cassagnes und Felix Hanschmann.

Rezeption

Rudolf Walther beschrieb die Zeitschrift in einem Bericht für die taz als „ein Relikt der 68er-Bewegung“, das es verstanden habe, sich „generationenübergreifend zu erneuern“.[11] Alexandra Kemmerer bescheinigte der Kritischen Justiz anlässlich deren 50. Geburtstag in der FAZ, sie habe einen „Generationswechsel vollzogen, ihr Themenspektrum [...] erweitert, [sei] internationaler und vielstimmiger geworden“.[12]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Mediadaten 2021 des Nomos-Verlags für die Zeitschrift Kritische Justiz, abgerufen am 25. November 2020.
  2. Stephan Rehmke: Unsere Altachtundsechzigerin – Die Kritische Justiz feiert ihren vierzigsten Geburtstag. (PDF; 140 kB) In: Forum Recht. 04/2008, S. 133.
  3. a b Sonja Buckel, Andreas Fischer-Lescano, Felix Hanschmann: Die Geburt der Kritischen Justiz aus der Praxis des Widerständigen. (PDF; 131 kB) in: Kritische Justiz, Heft 3/2008, S. 236.
  4. a b Stephan Rehmke: Unsere Altachtundsechzigerin – Die Kritische Justiz feiert ihren vierzigsten Geburtstag. (PDF; 140 kB) In: Forum Recht. 04/2008, S. 133.
  5. Alexandra Kemmerer: Unselds öffentliches Recht. Wie das "Kursbuch für Juristen" scheiterte. In: Zeitschrift für Ideengeschichte. Band XIV, Nr. 3. C.H. Beck, München 2020, S. 91–102.
  6. Alexandra Kemmerer: Praktiker des Wortes. Fritz Bauer und die Kritische Justiz. In: Katharina Rauschenberger / Sybille Steinbacher (Hrsg.): Fritz Bauer und "Achtundsechzig". Wallstein, Göttingen 2020, ISBN 978-3-8353-3845-6.
  7. Aktiver NS-Gegner? In: Spiegel. https://www.spiegel.de/politik/aktiver-ns-gegner-a-e49a39a5-0002-0001-0000-000040617437, 30. April 1978.
  8. Martin Borowsky: Die NS-Belastung des Bundesarbeitsgerichts – vorläufige Bilanz zur personellen Kontinuität. In: Kritische Justiz. Band 55, Nr. 4, 2022, ISSN 0023-4834, S. 399–411, doi:10.5771/0023-4834-2022-4-399 (nomos-elibrary.de [abgerufen am 29. Dezember 2022] auch hier als PDF abrufbar).
  9. Rainer Erd: Der Glaube an die Untadeligkeit. Die „Kritische Justiz“ untersucht die nationalsozialistische Vergangenheit eines ihrer Gründungsmitglieder. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 29. Dezember 2022, S. 6 (im Ressort Staat und Recht).
  10. Kritische Justiz. Startseite; abgerufen am 6. September 2010: „Die Zeitschrift ‚Kritische Justiz‘ wendet sich an JuristInnen, Jura-StudentInnen, ReferendarInnen, Rechts- und SozialwissenschaftlerInnen, GewerkschaftssekretärInnen, SozialarbeiterInnen, PädagogInnen, ÖkonomInnen, UmweltwissenschaftlerInnen.“
  11. Rudolf Walther: Kritische Justiz zwischen Aufruhr und Mainstream. In: taz.de vom 27. Oktober 2008
  12. Alexandra Kemmerer: Zeitschriftengründung 1968: Frankfurter Rechtsschule. In: FAZ.NET. 16. Oktober 2018, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 4. Dezember 2023]).